Austrian Audio: Hi-X15 & Hi-X25BT – Kopfhörer im Test
von Dr. Andreas Hau,
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Innerhalb kürzester Zeit ist es Austrian Audio gelungen, sich mit drei hochwertigen Studiokopfhörern im professionellen Markt zu etablieren. Nun nehmen die Österreicher die Einsteiger und Consumer ins Visier mit zwei sehr preisgünstigen geschlossenen Kopfhörern – einer davon mit Bluetooth.
Man merkt, dass die Neulinge eigentlich alte Hasen sind – mit AKG-Vergangenheit. Denn das Tempo, mit dem Austrian Audio neue Produkte auf den Markt bringt, ist atemberaubend. Seit der letzten Ausgabe wurden außer den heutigen Testkandidaten auch noch zwei Bühnen-Gesangsmikrofone und ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon gelauncht. Da haben wir Tester noch einiges abzuarbeiten!
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Fangen wir also gleich an mit den neuen Kopfhörern: Schick sehen sie aus. Im Gegensatz zu den bisherigen Modellen im grau-schwarzen Profilook hat man den beiden Neuzugängen Muschelaufhängungen in der Austrian-Audio-Akzentfarbe Weinrot-Metallic gegönnt. Sieht nobel aus! Umso mehr überrascht das Preisetikett: nur 99 Euro kostet der kabelgebundene Hi-X15, 149 Euro das Bluetooth-Modell Hi-X25BT, das wahlweise auch mit Kabel betrieben werden kann.
En Detail
Geliefert werden beide Modelle in einer ganz ähnlichen Pappverpackung wie die teureren Studiokopfhörer. Beigelegt sind ein Stoffbeutel und ein abnehmbares Kabel. Letzteres ist beim Hi-X15 ein übliches analoges Kabel mit 3,5-mm-Miniklinkenstecker und Adapter auf 6,3-mm-Klinke, das an der linken Muschel über eine verriegelbare 3,5-mm-Klinke eingesteckt wird. Beim Hi-X25BT gibt es stattdessen eine USB-C-Buchse an der rechten Muschel. Außer einem USB-C-Kabel mit Adapter auf USB-A liegt ein zweites Kabel für den Analog-Betrieb bei mit USB-C auf Miniklinke, wieder mit Adapter auf Großklinke. Leider sind alle Kabel etwas kurz: Die Analog-Kabel messen 1,4 m, das USB-Kabel gar nur 1,2 m. Ansonsten blutet mein Ökoherz ob des unnötigen Verpackungsmülls in Form von Schutzfolien und »Plastikbechern« für die Hörermuscheln. Braucht keiner!
Grundsätzlich gleicht das Design der neuen Modelle dem der teureren Studiokopfhörer. Wie gehabt sind die Muscheln oval, sodass sie trotz moderater Abmessungen viel Platz für die Ohren bieten. Erst bei genauerem Vergleich bemerkt man, dass die Memory-Foam-Polster etwas breiter sind als beim Hi-X55 bzw. Hi-X65 und sich im Innern weniger verjüngen. Der Innenraum ist demnach etwas kleiner, aber immer noch mehr als groß genug für die allermeisten Lauscher. Auch bei den preisgünstigen Modellen sind die Muscheln dreh- und schwenkbar aufgehängt, sodass sie sich der individuellen Kopfform bestens anpassen. Das Kopfband ist etwas schmaler gefertigt und liegt im Bereich der Polsterung nicht so breit auf wie bei den teureren Modellen. Dennoch wirkt die Konstruktion robust; die mechanisch beanspruchten Teile bestehen aus Metall. Auch die neuen Austrian-Audio-Hörer lassen sich zum Transport platzsparend falten. Anders als die teureren Modelle, die in Wien gefertigt werden, kommen die preisgünstigen Neulinge aus China. Nichtsdestoweniger ist die Verarbeitung vorbildlich sauber und ohne jeden Makel.
Die Schallwandler sind ähnlich aufgebaut wie die der teureren Studiokopfhörer. Es handelt sich um dynamische »High Excursion«-Treiber mit 44 mm Durchmesser. Wie bei den bisherigen Modellen arbeiten sie sehr niederohmig mit einer Impedanz von nur 25 Ohm. Die Sensitivity ist mit 113 dB-SPL/V angegeben; das sind zwar 5 dB weniger als beim Hi-X55, ist aber immer noch ein hoher Wert.
Bluetooth
Wie angesprochen, lässt sich der Hi-X25BT drahtlos nutzen. Unterstützt wird Bluetooth Version 5.0 mit dem Audio Codec SBC. Gespeist wird die Elektronik von einem Lithium-Ionen-Akku, der voll aufgeladen bis zu 30 Stunden Wiedergabe ermöglichen soll – was nach meinen Tests durchaus realistisch erscheint. Eingeschaltet wird die Bluetooth-Funktion über einen Knopf an der rechten Muschel. Durch unterschiedlich langes Drücken wird zwischen verschiedenen Funktionen und Modi gewechselt. Ein weiteres Bedienelement ist die Touch-Control auf der rechten Treiberabdeckung. Fährt man mit dem Finger rauf bzw. runter, wird die Lautstärke angehoben bzw. abgesenkt. Durch einmaliges bzw. mehrmaliges Tippen lässt sich die Wiedergabe steuern (Pause, vor/zurück). Man muss sich ein bisschen disziplinieren, die Touch-Control nicht unabsichtlich zu berühren. Sogar telefonieren ist über Bluetooth möglich; ein Mikrofon ist eingebaut.
Der Hi-X25BT lässt sich auch kabelgebunden betreiben, und zwar auf zwei Arten: analog, über das beigelegte Kabel mit USB-C auf Klinke, oder digital, wenn man ihn über das USB-C-Ladekabel mit dem Rechner verbindet. Bei deaktiviertem Bluetooth wird der Hi-X25 an Mac und PC ohne Treiberinstallation als Soundkarte erkannt – allerdings nur ausgangsseitig; das integrierte Mikrofon zum Telefonieren ist im USB-Betrieb deaktiviert.
Praxis
Nicht nur in ihrer Konstruktion, sondern auch im Klang orientieren sich die beiden Neuen an Austrian Audios geschlossenem Studiokopfhörer Hi-X55. Typisch »Wiener Schule« sind die etwas zurückgenommenen unteren Mitten. Im direkten Vergleich wirken Hi-X15 und Hi-X25BT im Bass weniger wuchtig, während der Präsenzbereich breitbandig angehoben ist. Damit eignen sich die Neuen gut zum Aufspüren von Störfrequenzen und Editing-Fehlern. Wobei die preisgünstigen Hörer nicht ganz so verzerrungsarm agieren wie die teureren Studiokopfhörer von Austrian Audio. Sehr gut gefallen hat mir der Hi-X15 (bzw. Hi-X25BT im Analog-Betrieb) als Monitoring-Kopfhörer für Gesangsaufnahmen. Über geschlossene Kopfhörer wirkt die eigene Stimme immer etwas fremd; das ist hier weniger der Fall, u. a. aufgrund der etwas zurückgenommenen Bässe, die Tiefenmulm unterbinden (wie er gerade bei Close-Miking aufgrund des Nahbesprechungseffekts auftritt). Die Präsenzanhebung ist ebenfalls von Vorteil, weil man die eigene Stimme mit besonderer Klarheit hört, was der Intonation zugutekommt. Unpraktisch fürs Musiker-Monitoring ist jedoch das kurze Kabel. Im Stehen reicht es nicht einmal bis auf den Boden, sodass die dicke Kabelbuchse der zwingend erforderlichen Kopfhörerverlängerung den Hörer nach unten zieht. Für 19 Euro bietet Austrian Audio ein robusteres 3-Meter-Kabel an, wie es beim Hi-X55 mitgeliefert wird.
Der Hi-X25BT scheint mir ein sehr guter und preisgünstiger Kompromiss, wenn man einen Kopfhörer zum Musikgenuss sucht, der sich bei Bedarf auch im Studio einsetzen lässt. Die Klangqualität ist trotz des verlustbehafteten SBC-Codecs auch im Drahtlosbetrieb sehr gut. Im Studio wird man dennoch – schon wegen der Latenz – den Hi-X25BT analog anschließen. Wobei es hier schwierig sein dürfte, ein längeres Kabel aufzutreiben. USB-C auf Analog-Klinke ist ja kein gängiges Format, und es gibt keinen Klinkenanschluss an der Hörermuschel für das oben genannte 3-Meter-Kabel.
Aufgrund der niederohmigen Treiber benötigen der Hi-X15 und der Hi-X25BT (im Analogbetrieb) einen umso niederohmigeren Kopfhörerverstärker, optimalerweise unter 3 Ohm. In der Praxis genügen auch Kopfhörerausgänge mit 20–30 Ohm, wie man sie an vielen Audio-Interfaces findet. Am 100-Ohm-Ausgang meines Drawmer MC2.1 klangen die Austrian-Audio-Hörer jedoch blechern. Es lohnt sich, einen Blick in die Spezifikationen der Geräte zu werfen, an denen man solch niederohmige Hörer betreiben möchte. Die gute Nachricht ist, dass die preisgünstigen Hi-X15 und Hi-X25BT gerade auch mit preisgünstigen Audiogeräten bestens harmonierten. An meinem kleinen Olympus-Recorder/Diktiergerät klangen sie sogar richtig klasse.
Der Tragekomfort der beiden Hörer ist fast so gut wie bei den teureren Modellen von Austrian Audio. Die Ohrpolster aus Memory-Foam sind ähnlich weich und anschmiegsam; der Anpressdruck ist nicht zu hoch und verteilt sich gleichmäßig. Nur das etwas simpler und schmaler gestaltete Kopfband verursacht bei mir eine leichte Druckstelle; das mag aber von der Kopfform abhängen. Wie immer empfiehlt sich ein individuelles Probehören.
Fazit
Die beiden neuen Kopfhörer von Austrian Audio überzeugen mit gutem Klang und hochwertiger Verarbeitung zum günstigen Preis. Der Hi-X15 empfiehlt sich vor allem als Monitoring-Kopfhörer. Für Mixing oder gar Mastering scheint mir das Klangbild nicht ausreichend neutral. Die Präsenzen und Höhen sind deutlich angehoben. Aber für einen Kopfhörer, der auch solche höheren Aufgaben meistert, muss man generell ein Vielfaches ausgeben – und auch eher zu einem offenen Kopfhörer greifen. Sehr gute Dienste leistet der Hi-X15 dagegen beim Editing; Fehler und Nebengeräusche werden klar aufgezeigt. Die Schallisolation gegenüber der Außenwelt liegt im mittleren Bereich, d. h., man kann in Ruhe arbeiten, ist aber nicht vollständig abgeschottet.
Der Hi-X25BT bietet den gleichen Sound, erweitert aber den Aktionsradius um drahtloses Musikhören und Telefonieren. Das macht ihn besonders interessant für alle, die den einen Kopfhörer für alle Gelegenheiten suchen: morgens Musikhören in der Bahn, tagsüber telefonieren, abends klangschrauben im Homestudio, danach noch einen Podcast zum Einschlafen im Bett. So vielseitig ist kaum ein anderer Kopfhörer. Das Preis/Leistungs-Verhältnis beider Kopfhörer ist ausgezeichnet!