Hi-end zum Mid-price

Avantone Planar – Studiokopfhörer im Test

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Avantone Planar
Avantone Planar (Bild: Dr. Andreas Hau)

Seit dem Aufstieg des Kopfhörers zum Wiedergabesystem Nummer Eins feiern auch erlesene Schallwandlersysteme eine Renaissance. Allen voran Magnetostaten, die eine höhere Impulstreue versprechen als übliche Tauchspulensysteme. Leider sind solch hochentwickelte Schallwandler für viele unerschwinglich. Abhilfe verspricht Avantone mit dem Planar, einem ausgewachsenen Magnetostaten für weniger als 500 Euro.

Die Firma Avantone aus Talman im Bundesstaat New York hat sich immer wieder mit intelligenten Produkten hervorgetan, die sich typischen Problemen der modernen Musikproduktion widmen – meist zu einem vergleichsweise günstigen Preis. Neben Mikrofonen liegt dabei der Fokus vor allem auf Wiedergabesystemen. Eines der ersten Produkte von Avantone war der Mix Cube, eine modernisierte Version der berühmt-berüchtigten Auratones – jenen Mini-Speakern, auf denen viele Hit-Alben gemischt wurden. Auch eine in Zusammenarbeit mit Chris Lord Alge entwickelte Reproduktion der schon lange nicht mehr erhältlichen Yamaha NS10M gehört zum Lieferprogramm. Neustes Mitglied der Avantone-Produktfamilie ist der Studiokopfhörer Planar.

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What’s in a name?

Der Name verdankt sich seinem Wandlersysytem. Magnetostaten haben viele Bezeichnungen: Fostex spricht von »orthodynamisch« bzw. »regular phase«, andere bevorzugen »isodynamisch«; in der angelsächsischen Welt geläufig ist vor allem die Bezeichnung »planar magnetic«. Obwohl auch Magnetostaten nach dem dynamischen Prinzip arbeiten, d. h. auf elektromagnetischer Induktion basieren, unterscheidet sich ihre Konstruktion markant von der üblicher Tauchspul-Schallwandler.

In den allermeisten Kopfhörern kommen Treiber zum Einsatz, die ganz ähnlich aufgebaut sind wie Lautsprecher: Auf der Rückseite der Membran befindet sich eine Tauchspule, die in einem unbeweglichen Magnetspalt frei schwingen kann. Wird ein Tonsignal in Form eines Wechselstroms auf die Spule gegeben, bewegt sich die daran befestigte Membran in Folge elektromagnetischer Induktion. Auch Magnetostaten basieren auf elektromagnetischer Induktion, aber die Spule ist flach auf die Membran aufgebracht, beispielsweise in Form von geätzten Leiterbahnen. Diese Membran befindet sich zwischen zwei gelochten oder geschlitzten Flachmagneten – daher die Bezeichnung »planar-magnetisch«.

Im Prinzip ist der Aufbau also ähnlich wie bei einem elektrostatischen Gegentakt-Schallwandler, nur eben mit elektromagnetischem Antrieb, weshalb man hierzulande meist von Magnetostaten spricht. Die Membran eines Magnetostaten ist aufgrund der aufgebrachten Flachspule zwar nicht ganz so massearm wie die eines Elektrostaten, aber deutlich leichter als die eines üblichen dynamischen Tauchspulen-Schallwandlers. Die geringere Masseträgheit verspricht eine höhere Impulstreue und geringeres Nachschwingen. Sehr erfolgreich am Markt etablieren konnten sich die Magnetostaten von Audeze und Dan Clark Audio (vormals »Mr. Speaker«). Deren günstigste Kopfhörer liegen bei knapp 1.000 Euro – der Avantone Planar verspricht ähnlich hochwertigen Sound für etwa die Hälfte.

Der magnetostatische Schallwandler unter den abnehmbaren Polstern misst stolze 70 × 95 mm und erreicht eine vergleichsweise hohe Sensitivity von 104 dB/mW. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Inaugenscheinnahme

Geliefert wird der Planar in einer relativ schmucklosen Transportbox aus Pappe. Der Hörer selbst wirkt sehr groß – das hat er mit vielen anderen Magnetostaten gemeinsam, denn diese Schallwandler erfordern sehr starke Magneten und eine relativ große Membranfläche, um eine praxisgerechte Sensitivity zu erreichen. Die rechteckigen Hörermuscheln messen 110 × 80 mm und sind inklusive Polster etwa 50 mm tief. Die Rückseite besteht aus gelochtem Blech mit einem Wabenmuster, ist also akustisch offen. Der Planar arbeitet nämlich nach dem offenen Prinzip, d. h., die Schallwandler sind akustische Dipole, die nach vorne und hinten gleichermaßen Schall abgeben. Zwar sind geschlossene Kopfhörer heute bei vielen Anwendern beliebter, aber wenn es um optimalen Klang, eine lineare Frequenzdarstellung und höchste Impulstreue geht, sind offene Systeme ganz klar im Vorteil.

Der Planar besteht größtenteils aus Metall. Die Hörermuscheln sitzen in Gabelaufhängungen, die von einem Bügel aus Federstahl gehalten werden. Darunter befindet sich ein breites Kopfband aus Kunstleder, das das Gewicht von 480 g sanft abfedert. Für Tragekomfort sorgen auch die großen, weichen Polster aus Memory Foam mit einem Überzug aus Veloursstoff. Unser Testexemplar ist komplett schwarz (»Planar Black«); alternativ bietet Avantone auch eine Version mit roten Muschelabdeckungen an (»Planar Red«) – alle übrigen Komponenten sind auch hier schwarz gehalten. Technisch sind beide Versionen identisch.

Mit einer Impedanz von nur 32 Ohm ist der Avantone Planar ein sehr niederohmiger Kopfhörer. Seine Sensitivity ist mit 104 dB/mW recht hoch für einen Magnetostaten, was daran liegen mag, dass die Schallwandler mit Maßen von 70 × 95 mm sehr groß ausfallen. Laut Hersteller können sie bis zu 5 Watt verarbeiten – das ist sehr viel für einen Kopfhörer!

Die Kabelzuführung ist trickreich gelöst. An beiden Hörermuscheln befinden sich unten 3,5-mm-Klinkenbuchsen. Obwohl in der Produktbeschreibung nur von einem Kabel die Rede ist, sind tatsächlich zwei beigelegt: ein Y-Kabel, das an beiden Muscheln eingesteckt wird, und ein einfaches Kabel, das nur einseitig eingesteckt wird. Dabei ist es egal, welchen Stecker man links oder rechts einsteckt; der linke Kanal landet immer auf der linken Muschel, der rechte auf der rechten. Beide Kabel sind mit einem Nylongeflecht umwoben und etwa 2 Meter lang. Ein wenig störend ist, dass sich mechanische Geräusche auf die Muscheln übertragen, insbesondere beim Y-Kabel, wenn die beiden Adern gegeneinander reiben. Denn das Nylongeflecht wirkt zwar sehr widerstandsfähig, tendiert aber zu vernehmlichen Schabgeräuschen. Am anderen Ende münden die Kabel jeweils in einen 3,5-mm-Miniklinkenstecker; ein Adapter auf 6,3-mm-Großklinke liegt bei. Wer sich nun fragt, wo der Sinn eines zusätzlichen Y-Kabels liegt, wenn doch ein einfaches Kabel ausreicht: Die beidseitige Signalzuführung verbessert die Kanaltrennung ein wenig, weil die Masseleitung nun für beide Schallwandler gleich lang ist. Da es sich um ein sehr niederohmiges System handelt, macht sich das durchaus hörbar bemerkbar.

Praxis

In der Praxis überzeugt der Avantone Planar mit einem ausgewogenen Klangbild. Der Bass kommt sehr trocken und definiert, die Höhen sind keineswegs überzeichnet, sondern sehr natürlich und tendenziell eher weich. Die wichtigen Mittenfrequenzen, die einen Großteil der musikalischen Information tragen, werden gut aufgelöst. Kein Bereich wirkt unterrepräsentiert. Das Klangbild ist in gewisser Weise Lautsprecherähnlich. Die Stereobühne ist nicht übermäßig breit, und der Avantone Planar wirkt auch nicht übertrieben detailverliebt. Das Gesamtbild bleibt immer im Fokus. Das empfiehlt ihn besonders für Mixing-Aufgaben. Tatsächlich erkennt man beim Musikhören über den Planar sehr schnell, wie gut die Aufnahmen gemischt wurden. Auch fürs Mastering eignet sich der Avantone, und zwar insbesondere zur Beurteilung der Frequenzverteilung. Zum Aufspüren von Störgeräuschen und Editing-Fehlern scheint mir der Planar etwas zu gutmütig; dafür würde ich einen unbarmherzigen Hörer mit scharf abgestimmten Höhen bevorzugen.

Was der Avantone Planar unbedingt benötigt, ist ein guter Kopfhörerverstärker. Dabei ist die erreichbare Lautstärke nicht das Problem: Dank der hohen Sensitivity und der niederohmigen Bauweise spielt der Planar selbst an den meisten batteriebetriebenen Mobilgeräten ausreichend laut. Kritischer ist die Ausgangsimpedanz des Kopfhörerausgangs. An Ausgängen mit relativ hoher Impedanz kann der Planar sein volles Klangpotenzial nicht entfalten. An meinem Drawmer Monitorcontroller MC2.1 mit einer Ausgangsimpedanz von über 100 Ohm klingt der Planar mittig; die Bässe wirken schlapp, die Höhen matt. Mit seiner sehr niedrigen Impedanz von 32 Ohm sollte der Avantone Planar optimalerweise an einem Kopfhörerverstärker mit möglichst niedriger Ausgangsimpedanz (unter 4 Ohm) betrieben werden. Hier lohnt sich ein Blick ins Manual des entsprechenden Geräts.

Wenig zu bemängeln gibt es beim Tragekomfort. Trotz seines recht hohen Gewichts trägt sich der Planar auch über längere Zeit bequem. Trotzdem lohnt sich eine individuelle »Anprobe«, denn die Aufhängung der Muscheln lässt sich nur sehr begrenzt eindrehen, wodurch der Planar möglicherweise nicht jeder Kopfform optimal folgen kann. Auf meinem Kopf saß er jedoch perfekt. Der Anpressdruck ist gerade richtig: fest genug, um nicht zu verrutschen, und sanft genug, um nicht zu nerven.

Fazit

Der Avantone Planar ist ein sehr interessanter Kopfhörer für alle, die sich ein Lautsprecher-ähnliches Klangbild wünschen bzw. aufgrund ihrer Wohnsituation auf Lautsprecherwiedergabe verzichten müssen. Der Planar überzeugt mit einer harmonischen, ausgewogenen Frequenzdarstellung und einer unaufgeregten Natürlichkeit. Hier werden keine »geheimen« Klangdetails unters Mikroskop gelegt, auch wird die Stereobühne nicht künstlich verbreitert. Der Avantone Planar bleibt stets auf die Musik und das Gesamtbild fokussiert. Damit empfiehlt er sich besonders fürs Mixing, aber auch zum Nachjustieren der Frequenzbalance beim Mastering. Fürs Musiker-Monitoring sollte man lieber einen geschlossenen Kopfhörer verwenden. Als offener Hörer bietet der Planar wenig Isolation; für laute Umgebungen ist er ungeeignet, und da er selbst nach außen ordentlich Schall abgibt, kann er Unbeteiligte im selben Raum nerven. Aber fürs Arbeiten spätnachts im Mietshaus ist er ideal. Natürlich auch für den Musikgenuss!

Avantone Planar
Avantone Planar (Bild: Dr. Andreas Hau)

Hersteller/Vertrieb: Avantone Pro / Audiowerk

Preis: 456,– Euro

Internet: www.avantonepro.com

Unsere Meinung:
+++ natürliches, ausgewogenes Klangbild
+++ trockener Bass, hohe Impulstreue
+++ für einen Magnetostaten vergleichsweise günstig
– beide Kabel nur 2 Meter lang

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