»Gestatten, Feedback Communicator. Darf ich Ihnen auf der Suche nach originären Klängen behilflich sein?« Zum Glück spricht er nicht, aber er klingt! Mal fett bassig, mal verspielt und dann wieder multidimensional verzwirbelt.
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Peter Edwards ist nicht nur ein kreativer Schaltungs-Designer, sondern lässt auch bei seinen Live-Sets nichts anbrennen. Daher verwundert es nicht, dass er bei seinen Schöpfungen Wert auf intuitive und präzise Kontrolle legt. Anders als bei vielen Mini- und Mikrosynths, die lediglich Potischäfte als Bedienelemente haben, sind bei seinen Instrumenten Schieberegler oder Potis mit vernünftig großen Potiknöpfen verbaut. Auch beim Softpop SPII kommen 35-mm-Fader für die Hauptfunktionen und etwas kürzere für die statischeren Parameter wie Fine-Tune, Resonance, Pop-Effekt sowie Ein- und Ausgang zum Einsatz. Der Kompakt-Synth mit den Ausmaßen eines Taschenbuchs hat dazu noch ein Steckfeld mit 36 Ein- und Ausgängen, und das Gehäuse aus robustem Epoxyd-Platinen-Material macht das Gerät knapp ein Pfund leicht.
Auch ohne das beiliegende Faltblatt sind die meisten Infos stets verfügbar, denn man hat diese kurzerhand auf Seitenflächen und die Rückseite des Instruments gedruckt! Das Online verfügbare Manual zu studieren ist allerdings sehr zu empfehlen, wenn man das ganze Potenzial des Synths ausreizen möchte.
Der SPII kommt mit einem Micro-USB Kabel für die Energieversorgung. Zudem liegen dem Gerät selbstklebende Gummifüße und eine Handvoll Patchkabel bei. Spielend loslegen. Ohne weitere Steckverbindungen haben wir bereits eine wohlklingende Analog-Stimme mit einer Rechteck-Schwingung, die durch ein State-Variable-Filter mit umschaltbarem Low- Band- und Hi-Pass sowie Attack-Decay-Envelope gebildet wird. Als Modulationsquellen sind Sample&Hold auf Pitch und die Hüllkurve auf das Filter über Trennklinken normalisiert.
Neben der Steuerung via MIDI gibt es drei Betriebs-Modi: Im Cycle-Modus wird der Envelope geloopt und erreicht Geschwindigkeiten bis in den Audiobereich. Die Umschaltung von ENV auf DRONE öffnet den VCA, um Klangflächen zu erzeugen. Schließlich ist da noch der potente Sequenzer, der mit dem PLAY-Taster aktiviert wird. Alle drei Modi lassen sich kombinieren, was zu interessanten, gerne auch chaotischen Ergebnissen führen kann.
Modulations-Verarbeitung
Bastl hat auch an den Einsteiger ohne Modular-Peripherie gedacht und dem Gerät fünf Käbelchen beigelegt. Die Ein- und Ausgänge sind beim Einbau in ein Rack mit den üblichen Kontroll-Spannungen kompatibel. Ein 16-Pin-Connector ist vorhanden, das Gerät verlangt allerdings 5 V mit 250 mA vom Bussboard.
Die weiß unterlegt beschrifteten Ausgänge können theoretisch mit sämtlichen CV-Eingängen kombiniert werden. Da ist z. B. der regelbare Eingang, der ordentlich Gain und Saturation liefern kann. Das Signal wird parallel zum VCO durchs Filter geleitet und steht zudem am AMP-Ausgang bereit. Zusätzlich liefert der Dynamics-Ausgang ein Hüllkurvensignal, das aus dem Eingangssignal gewonnen wird.
Oszillator, Filter und Envelope
Der Oszillator, dessen Pulsbreiten-modulierbares Rechtecksignal auf das Filter normalisiert ist, überstreicht einen weiten Frequenzbereich von etwa 4 Sekunden pro Impuls bis zur Note B-6 und liefert dem Filter obertonreiche Angriffsfläche bis hinunter zu einzelnen Filter-Pings und Schmatzern. Das Filter selbst ist als resonanzfreudiges State-Variable-Design ausgelegt, das im Hoch- und Tiefpass mit 12 dB und im Bandpass mit 6 dB wirkt. Der namensgebende Softpop-Regler bringt Filtermodulation von der Dreieckschwingung des Oszillator ins Spiel, der dem Signal weitere Oberton-Ripples zufügt, die zwischen »Soft« und »Pop« Vokal-ähnliche Sounds erzeugen können.
Bewegt man den Fader weiter über die Mitte Richtung Pixel, kommen Rechteck-Anteile dazu, welche das Filter abrupt in einen unstabilen Zustand bringen, der aber besonders bei Klangfutter im höheren Frequenzbereich erstaunlich »digitale« Lofi-Klänge und Modem-Geräusche hervorbringt.
Praktischerweise hat die Pop-Schaltung auch einen Modulations-Eingang. Der Softpop-Slider arbeitet dann als Attenuator des CV-Signals und ermöglicht präzise Steuerung des Wirkbereichs.
Der Attack-Decay Envelope lässt sich recht clever mit zwei Fadern bedienen: Der linke steuert im Cycle-Betrieb die Geschwindigkeit der geloopten Hüllkurve, während dieser im Sequenzer- und MIDI-Betrieb die Gesamtlänge der Hüllkurve bestimmt. Der rechte Fader regelt das Verhältnis von Attack zu Decay, von knackigem Anspringen über ein Auf- und Abschwellen bis zum Anschwellen mit abruptem Abriss.
Sequenzer, MIDI und alle weiteren digitalen Verwaltungsfunktionen stehen der analogen Seite in Sachen Innovation und cleverer Umsetzung in nichts nach. Václav Peloušek hat ganze Arbeit geleistet!
Der Sequenzer speichert Envelope-Gate, Slide-Gate und Oscillator-Pitch auf acht Bänken zu je acht Patterns mit jeweils acht Steps. Der Speichervorgang sichert auch die Scales, Tempo, Divider und MIDI-Settings. Patterns innerhalb einer Bank können während der Laufzeit beliebig kombiniert werden, indem man bei gedrückter Pattern-Taste mehrere Gates nacheinander drückt. Dabei kann man jederzeit mittels Pattern/Slide temporär in den Aufnahmemodus wechseln und so mehrere Patterns hintereinander aufnehmen. Zusätzlich gibt es acht Play-Modi, welche die Sequenz rückwärts abspielen oder bestimmte Steps innerhalb des 8-Step-Rasters wiederholen können (z. B.: 12312312).
Die Scale-Funktion erleichtert nicht nur das Einspielen einer Sequenz mit dem Pitch-Slider, sondern kann ebenfalls in der beschriebenen Weise sequenziert werden. Scales können selbst definiert werden, und Funktionen wie Copy-Paste oder Transposition erleichtern die Programmierung aller Sequenzer-Parameter.
Der SPII spielt dank vollformatiger MIDI-Buchse auch gerne in-Sync mit der DAW. Es bedarf lediglich eines Kabels vom MIDI-Gate zum TRIG-Eingang. Zusätzlich können Velocity-Werte auf der CV-Buchse ausgegeben werden, die dann über den Accent-Eingang den VCA steuern können. Der MIDI-Clock-Ausgang kann weitere Geräte synchronisieren.
Spielwiese der Spielweisen
Der Fokus liegt beim Feedback Communicator eindeutig beim intuitiven, spielerischen Umgang. Aber man sollte schon die wichtigsten Tasten-Kombis memorieren, um das Gerät flüssig bedienen zu können. Hält man z. B. die TRIG-Taste gedrückt, erzeugen die acht Gate-Taster acht Temporary-FX, die da wären: Tremolo, Fast-Retrigger, Retrigger, Arpeggio, Pitch-Envelope, Long-Slew, Noise und Silencer. Die Effekte lassen sich beliebig untereinander kombinieren, indem man mehrere Gates gleichzeitig drückt. Die Ereignisse werden quantisiert, bis zu 64 Steps und Overdubs sind möglich. Das Ganze lässt sich auch aufzeichnen, indem man zusätzlich die Play-Taste drückt. Diese Effekte bleiben bei Pattern-Wechsel erhalten, werden aber nicht gespeichert.
Fazit
Die Fusion der Ideen von Bastl und Caspar hat mal wieder ein wunderbares Instrument hervorgebracht. Der Softpop SPII ist ein wahrer Feedback Communicator der vom analogen Bass über verspielt skurrile Klänge bis zum digitalen Noise-Inferno viele Dialekte beherrscht. Ohne Euro-Rack Peripherie sollte man auf jeden Fall mindestens fünf weitere Patch-Kabel zukaufen, um die Patchbay voll nutzen zu können. Wer einen kompakten und leistungsfähigen Mini-Synth sucht, der ausgetretene Pfade verlässt und dabei mit einer Fülle von Patch-Möglichkeiten und Klängen immer wieder zu überraschen weiß, sollte den Softpop SPII unbedingt antesten.
Dieses optische “Kratzerdesign” empfinde ich als aggressiv-störend, null Orientierung für die Schiebepotis, kopfkatz? Vielleicht muss man dafür zugekift sein, um damit klarzukommen ;-)?
Dieses optische “Kratzerdesign” empfinde ich als aggressiv-störend, null Orientierung für die Schiebepotis, kopfkatz? Vielleicht muss man dafür zugekift sein, um damit klarzukommen ;-)?