Black Lion Audio Revolution 2×2 – Audio-Interface im Test
von Dr. Andreas Hau,
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(Bild: Dr. Andreas Hau)
Black Lion Audio begann als Werkstatt für Gerätemodifikationen, insbesondere von Audio-Interfaces. Inzwischen bietet der Hersteller aus Chicago eine große Palette an eigenen Produkten an, ein Audio-Interface gehörte jedoch nicht zum Portfolio – bis jetzt! Das brandneue Revolution 2×2 verspricht Boutique-Qualität right out of the box!
Äußerlich wirkt das Revolution 2×2 eher konservativ als revolutionär: Das handliche Audio-Interface kommt in einem soliden Metallgehäuse von 222 x 43 x 150 mm bzw. 170 mm inklusive der Knöpfe und Anschlussbuchsen. Die Ausstattung mit zwei analogen Ein- und Ausgängen ist typisch für ein einfaches Desktop-Interface; preislich ist das Revolution 2×2 indes im mittleren Segment angesiedelt. Das macht sich in der soliden Verarbeitung und einer gediegenen Haptik mit geschmeidig laufenden Potis bemerkbar – sowie in einem hochwertigen Innenleben, das wir uns später genauer anschauen werden.
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Rundgang
Bleiben wir erst einmal an der Oberfläche. Für ein Gerät dieser Größe ist das Revolution 2×2 recht schwer, was in Kombination mit den GummiPads auf der Unterseite einen rutschfesten Stand garantiert. Auf der Front sind links zwei Combobuchsen jeweils mit fest zugeordnetem Gain-Poti angeordnet. Per Drucktaster kann der Klinkeneingang wahlweise als Line- oder Instrument-Input betrieben werden. Im Line-Modus beträgt die Eingangsimpedanz 14 kOhm (symmetrisch), im Instrument-Modus arbeitet der Klinkeneingang unsymmetrisch mit einer Impedanz von 1 Megaohm. Den Mikrofon-Input erreicht man, wie üblich, durch Belegung der Combobuchse mit einem XLR-Stecker. Die Eingangsimpedanz ist mit 3 kOhm spezifiziert, ein praxisgerechter Wert. 48-Volt-Phantomspeisung für Kondensatormikrofone kann über einen Button zugeschaltet werden, jedoch nur für beide Eingänge gleichzeitig. Als Hilfe zur korrekten Aussteuerung verfügen beide Inputs über eine einzelne LED, die bei drohenden Verzerrungen von Grün auf Rot umspringt. Unter dem 48V-Button befindet sich ein weiterer Taster, der mit Input-Select beschriftet ist. Damit wird von den analogen Mic/Line/Instrument-Eingängen auf den rückseitigen Digitaleingang im coaxialen S/PDIF-Format umgeschaltet.
Für den Ausgangspegel gibt es ein ausgewachsenes VU-Meter in Form zweier Acht-Segment-LED-Ketten, die Pegel von –40 bis +12 dBu visualisieren. Diese zentral angeordnete Pegelanzeige greift vor dem daneben angeordneten Volume-Poti für die rückseitigen Analogausgänge. Rechts neben dem großen Lautstärkeregler befindet sich ein Mix-Poti, das zwischen den analogen Eingangssignalen und dem DAW-Signal überblendet, sodass man sich im Handumdrehen einen latenzfreien Monitor-Mix einstellen kann, um Overdubs zu bestehenden Spuren aufzunehmen. Dieses Überblend-Poti wirkt ausschließlich auf den Kopfhörerausgang. Gleiches gilt für den darunter liegenden Mono-Button, der auch nur auf die analogen Eingangssignale wirkt; das DAW-Signal wird weiterhin stereo wiedergegeben. Ein Schwachpunkt des Revolution 2×2 ist vielleicht, dass es nur einen einzigen Kopfhörerausgang gibt; das erschwert ein gemeinsames Musizieren.
Rückseite
Die bereits angesprochenen Analogausgänge sind für den Direktanschluss von aktiven Studiomonitoren vorgesehen und daher mit »Monitor Out« beschriftet. Die symmetrischen Klinkenbuchsen geben einen Pegel von maximal 12 dBu aus. Das sind rund 10 dB weniger, als die meisten Profi-Interfaces durch die Buchsen drücken, was aber kein Problem ist, da praktisch jeder Studiomonitor über Pegelsteller verfügt, um die Eingangsempfindlichkeit zu justieren. Das etwas niedrigere Pegelniveau erklärt sich durch Art der Speisung: Das Revolution 2×2 arbeitet ohne Netzteil und muss sich daher mit der Energie begnügen, die ein USB-2.0-Port liefert. Das ist nicht so wahnsinnig viel, sodass Stromsparen angebracht ist. Da sind mitunter Kompromisse nötig, wie eben der Verzicht auf hohe Ausgangspegel.
Wie bereits angesprochen, verfügt das Revolution auch über digitale Audioanschlüsse in Form koaxialer S/PDIF-Buchsen. Der S/PDIF-Input kann alternativ (aber nicht gleichzeitig) zu den Analogeingängen verwendet werden. Der S/PDIF-Output spiegelt das Signal der analogen Ausgänge, wird aber vom Volume-Poti nicht geregelt; der S/PDIF-Out läuft also immer mit vollem Pegel.
Der USB-Anschluss des Revolution 2×2 kommt im modernen Type-C-Format, arbeitet aber »nur« mit USB-2.0-Protokoll. Was für die wenigen Ein- und Ausgangskanäle auch locker ausreicht, selbst bei höheren Abtastraten. Zum Lieferumfang gehören zwei Kabel, eins mit USB-C-Stecker an beiden Enden und eins mit USB-A-Gegenstecker. Somit kommt man an Mac und PC ohne einen Adapter aus.
Innenansichten
Bis heute gehören Gerätemodifikationen zum Geschäft von Black Lion Audio; der Fokus liegt hier auf Audio-Interfaces, insbesondere der darin verbauten Analogelektronik. Ausgetauscht werden vor allem die Operationsverstärker und die Kondensatoren im Signalweg. Entsprechend gespannt war ich, welche Komponenten Black Lion Audio beim ersten eigenen Audio-Interface verbaut.
Ein Blick ins Innere zeigt, dass durchgängig sehr hochwertige Opamps vom Typ AD8512 und OPA1656 der Premium-Hersteller Analog Devices und Texas Instruments/Burr Brown Verwendung finden. Die einzige Ausnahme ist der OPA2810 für den Kopfhörerausgang – ein in Audiokreisen bislang wenig bekannter, extrem »schneller« Operationsverstärker mit einer wahnwitzigen Slew Rate von 192 V/μs – das ist 10 bis 20 Mal mehr als für Audio-ICs üblich. Alle Opamps sind mit je zwei Polyester-Folienkondensatoren des deutschen Herstellers Wima entkoppelt. Diese sorgen für ein Energiereservoir für kurzzeitige Signalspitzen, um Transientenverzerrungen zu vermeiden. Auffällig sind außerdem die in audiophilen Kreisen geschätzten Nichicon Elkos der Premium-Serien FW und KW. Als AD/DA-Wandlerbaustein kommt der CS4272 Codec von Cirrus Logic zum Einsatz, der eine Dynamik von bis zu 114 dB verspricht.
Die interne Verarbeitung wirkt sehr sauber. Getreu dem Firmennamen ist die Platine schwarz – sieht zwar keiner, aber wahre Schönheit kommt bekanntlich von innen!
Inbetriebnahme
Das Revolution 2×2 läuft an Mac und PC. Für Windows stellt der Hersteller eine Treibersoftware zur Verfügung; den Treiber programmiert hat übrigens die Firma Thesycon aus Ilmenau. Über die Systemanforderungen konnte ich auf der Website keine Infos finden; soweit ich feststellen konnte, läuft der Treiber ab Windows 7. Unter macOS ist keine Treiberinstallation erforderlich; das Revolution 2×2 wird als Class Compliant Device sofort erkannt. Das unter Windows mit installierte Mixer-Panel gibt es unter macOS folglich nicht; es ist aber auch nicht wirklich nötig, da sich ein Monitoring-Mix ja am Gerät selbst einstellen lässt.
Nach Registrierung erhält man Lizenzen für ein wirklich hochklassiges Softwarepaket. Dazu gehört die DAW Studio One Artist von Presonus. Dabei handelt es sich um die mittlere Version zwischen Prime und Professional, mit unbegrenzten Spuren und VST/AU-Plug-in-Support. Damit kann man schon ernsthaft arbeiten. Dazu kommen hochkarätige Plug-ins, nämlich der Preamp/EQ 6X-500 von Lindell Audio und der Mastering-EQ Brainworks bx_digital V3. Abgerundet wird das Softwarepaket durch die iZotope Elements Suite inklusive Nectar, Neutron, Ozone und RX (jeweils in der Elements-Version).
Praxis
Betrachten wir zunächst die technische Performance. Im Loop-Test gemessen, d. h. Ausgang mit Eingang verbunden, erreicht das Revolution 2×2 einen Dynamikumfang von knapp 104 dB. Das ist absolut ausreichend, aber durchaus etwas weniger als in dieser Preisklasse heute üblich. Der Hersteller weist in seinen Spezifikationen darauf hin, dass die Komponenten ganz bewusst nicht im Hinblick auf niedrigstes Rauschen, sondern im Sinne des besten Klangs gewählt wurden.
Das Klirrspektrum sieht sehr sauber aus; nur die klanglich unbedenklichen ersten Harmonischen K2 und K3 ragen mit jeweils ca. –110 dBFS nennenswert aus dem Grundrauschen. Die Gesamtverzerrungen liegen bei 0,0008 %. Auch Brummstörungen sind nicht zu erkennen. Die Frequenzgänge sind vorbildlich glatt, ohne jene bei neueren Wandlertypen häufig auftretende Welligkeit im Bereich der Grenzfrequenz. Bei 44,1 bzw. 48 kHz reicht der Übertragungsbereich bis zur Grenzfrequenz; für die höheren Abtastraten wurde sinnvollerweise ein etwas weicheres Ausgangsfilter gewählt. In allen Abtastraten beträgt der Pegelabfall bei 20 kHz nur etwa 0,2 dB.
Für die analogen Schaltungsteile gilt ebenfalls die Philosophie »Klang vor Technik«. Das zeigt sich am deutlichsten an den Preamps. Das Eingangsrauschen wird von Black Lion Audio nicht weiter spezifiziert. Im Test mit pegelschwachen dynamischen Mikros wie dem Shure SM7B rauschen die Vorstufen des Revolution 2×2 etwas mehr als die anderer hochwertiger Interfaces. Im Vergleich zu einem extrem rauscharmen Preamp wie meinem True Systems PT2-500, den ich diesbezüglich als Benchmark verwende, beträgt der Unterschied etwa 6 dB. Das ist ein bisschen schade, weil durchaus genügend Gain zur Verfügung steht. Zwar beziffert der Hersteller die maximale Verstärkung mit nur 55 dB; wie angesprochen liegt aber das Pegelniveau insgesamt niedriger, sodass man auch Bändchen oder das angesprochene SM7B auf Arbeitspegel bekommt. In Verbindung mit pegelstarken Kondensatormikrofonen bzw. aktiven Bändchenmikros ist das Eingangsrauschen von untergeordneter Bedeutung; hier dominiert das Eigenrauschen des Mikrofons, sodass man auch mit dem Revolution 2×2 sehr rauscharme Aufnahmen machen kann. Die Phantomspeisung arbeitet übrigens spezifikationskonform, was bei Bus-gespeisten USB-Interfaces nicht immer der Fall ist.
Bei einer Abtastfrequenz von 44,1 kHz bleibt der Frequenzgang bis
über 20 kHz linear und zeigt keinerlei Ripple nahe der Grenzfrequenz.
Bei einer Abtastrate von 96 kHz arbeitet das Ausgangsfilter weicher,
was dem subjektiven Klang zugutekommt.
In der maximalen Abtastrate von 192 kHz hat das Ausgangsfilter eine
noch weichere Charakteristik. Der –3-dB-Punkt ist bei etwas über
60 kHz erreicht.
Die Gesamtverzerrungen liegen bei 0,0008 %. Nur die klanglich unbedenklichen ersten Harmonischen K2 und K3 ragen mit jeweils
ca. –110 dBFS nennenswert aus dem Grundrauschen.
Klanglich können die Preamps überzeugen; den Sound würde ich als offen und feingliedrig bezeichnen. Besonders gefallen hat mir der Instrument-Modus der Preamps, welcher E-Gitarren und Bässe sehr frisch, definiert und druckvoll einfängt. Im Instrument-Modus arbeiten die Preamps zudem sehr rauscharm.
Ein Vorzug des Revolution 2×2 ist die extrem einfache Bedienung. Über den Mix-Regler lässt sich ein Kopfhörer-Mix aus Eingangssignal und DAW-Return-Signal direkt am Gerät einstellen. Zu beachten ist allerdings eine recht starke Pegeldämpfung in der Mitte des Regelwegs, die man über den Volume-Regler des Kopfhörerausgangs ausgleichen muss. Man sollte daher vorzugsweise einen »lauten« Kopfhörer mit hoher Empfindlichkeit und niedriger Impedanz verwenden, um genügend Lautstärkereserven zu haben. Die Klangqualität des internen Kopfhörerverstärkers ist überdurchschnittlich, zumal für ein Audio-Interface mit Bus-Speisung.
So richtig Spaß macht ein Audio-Interface bekanntlich nur, wenn sich praxisgerecht niedrige Latenzen für Software-Instrumente und Audio-Input-Processing (wie Amp-Modeling) realisieren lassen. An meinem MacBook Pro (late 2016, 4x 2,7 GHz, 16 GB RAM, Catalina) vermeldete Cubase Pro 11 im kleinsten Puffer-Setting von 32 Samples eine Eingangslatenz von 4,04 ms und eine Ausgangslatenz von 3,83 ms – das sind die typischen Werte eines Class Compliant Device. In dieser Einstellung lief das Revolution 2×2 bereits recht performant. Für die vollen 16 Stimmen im DIVA-Test (s. Kasten »Latenz-Benchmarking «) war jedoch das 64-Samples Setting erforderlich, dessen Latenzwerte von 4,76 bzw. 4,56 ms indes nur unwesentlich höher liegen. Das ist nicht ultraschnell, aber mit einer Roundtrip-Latenz unter 10 ms ist für ein direktes Spielgefühl gesorgt.
An meinem Windows-PC (Intel Core i9 9900K, 64 GB RAM, Windows 10 64 Bit) lief das Revolution 2×2 bereits im kleinsten Puffersetting von 8 Samples sehr performant, sodass sich alle 16 maximal möglichen DIVA-Voices ohne Dropouts spielen ließen. Mein Studio-PC ist mit seinem Achtkernprozessor allerdings bedeutend rechenstärker als das oben genannte MacBook Pro. Die von Cubase gemeldeten Ein- und Ausgangslatenzen betrugen 1,68 bzw. 2,49 ms. Auf kleineren Rechnern empfiehlt sich das 64-Samples-Setting, zumal bis hierhin nur die Eingangslatenz auf 2,95 ms ansteigt; die Ausgangslatenz verharrt bei 2,49 ms und steigt erst bei noch größeren Puffer-Einstellungen. Die Windows-Treiber sind demnach sehr performant.
Fazit
Mit dem Revolution 2×2 präsentiert der Boutique-Hersteller Black Lion Audio ein Audio-Interface, das sich von der Konkurrenz in einigen Punkten deutlich abhebt. Weniger allerdings in Sachen technischer Messwerte, die teils eher Mittelmaß sind. Der Fokus liegt eindeutig auf dem subjektiven Klang, den man als sehr definiert und »offen« beschreiben kann. Ein Blick ins Innere zeigt, dass die verwendeten Bauteile sehr hochwertig sind, aber, wie der Hersteller selbst anmerkt, nicht im Hinblick auf minimales Rauschen, sondern nach klanglichen Kriterien ausgewählt wurden. Punkten kann das Revolution 2×2 auch mit einer extrem einfachen Bedienung; alles lässt sich direkt am Gerät einstellen. Dass es bis dato keine richtige Bedienungsanleitung gibt, fällt kaum auf, denn das Revolution 2×2 erschließt sich intuitiv. In Zeiten, in denen alles immer komplizierter zu werden scheint, erinnert uns das Black Lion Audio Revolution 2×2 daran, wie einfach das Leben sein könnte. Dieser Revolution mag man sich gerne anschließen!