Das richtige Studio-Mikrofon an den Toms – 36 Mikrofone im Klangvergleich
von Stephan Lembke,
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Die Mikrofonwahl nimmt bei der Abnahme der Toms einen großen Einfluss auf den späteren Klang der Trommeln im Mix. Je nach Frequenzgang des Mikrofons und dynamischer Ansprache werden die Aspekte des Trommelklangs auf unterschiedliche Weise herausgestellt. In diesem Vergleich könnt ihr euch die Beispiele für 36 Mikrofone verschiedener Hersteller an der Hänge- und der Standtom anhören. Für eine bessere Übersicht untergliedern wir die Mikrofone nach Bauart in dynamische und Kondensatormikrofone. Zudem wird der Vergleich gesondert an der großen und der kleinen Tom vorgenommen.
Bei den Toms sind die klanglichen Elemente ähnlich zu denen der Bassdrum eines Schlagzeug-Sets. Der Grundton ist je nach Stimmung und Kesselgröße im unteren Mittenbereich angesiedelt, während die Resonanzfrequenz der Trommel etwas darüber liegt. Auch bei den Toms ist der Anschlag in den oberen Mitten des Frequenzspektrums vorhanden (≈ 3-5kHz). Aufgrund der Tatsache, dass das Material der Schlagzeug-Sticks nicht wie bei einem Bassdrum-Schlägel variiert, ist der Klang relativ konstant. Hier spielen die Wahl des Schlagzeug-Fells und die Stimmung eine wichtigere Rolle und beeinflussen den Attack-Sound stärker als die Sticks selbst. Die Beschaffenheit des Schlagzeugs nimmt somit schon einen großen Einfluss auf den späteren Klang der Aufnahme. Durch die Mikrofonauswahl und –Positionierung können wir diesen jedoch in verschiedenste Richtungen lenken.
Bei den Aufnahmen wurden vorhandene Einstellmöglichkeiten bei allen Mikrofonen in neutraler Stellung belassen. Die Toms wurden ausschließlich am Schlagfell abgenommen und die Positionierung blieb für alle Beispiele gleich. Zudem wurden beide Toms immer gleichzeitig aufgenommen, was die Übersprechungen zur Folge hat, die schon im Einzähler auftreten. Alle Beispiele wurden im Gotteswegstudio A in Köln über den sehr transparent klingenden Millennia HV-3R Mikrofonvorverstärker aufgezeichnet, den wir für alle Mikrofon-Vergleichssessions verwenden. Um ein genaueres Bild der Aufnahmesession zu bekommen empfehle ich euch den Drum-Recording Artikel in der aktuellen Ausgabe von Sound & Recording.
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Mixpraxis: Rik Simpson mischt Coldplay – Hymn For The Weekend uvm.
Zunächst vergleichen wir die Mikrofone an der Hängetom. Dabei findet eine Unterteilung in dynamische und Kondensatormikrofone statt. Die Gruppe der Kondensatormikrofone ist in diesem Fall recht weit gefasst und schließt eine Reihe unterschiedlicher Kapselgrößen – von 1“ Großmembranmikrofonen über Kleinmembran-Kondensatormikrofone bis hin zu Clip-Mikrofonen mit Miniaturkapseln. Allerdings sind die Übertragungsbereiche ähnlich, weshalb diese grundsätzliche Einteilung gewählt wurde.
Dynamische Mikrofone – Racktom
Klangbeispiele:
Kondensatormikrofone – Racktom
Die Floortom
Der Klangvergleich der Mikrofone fand an der Standtom auf gleiche Weise statt. Aufgrund des größeren Kessels ist der Grundton der Standtom um einiges tiefer und es sind andere Übersprechungen wahrzunehmen, da die Standtom ja an einer anderen Stelle im Schlagzeug stand.
Klangbeispiele:
Dynamische Mikrofone – Floortom
Kondensatormikrofone – Floortom
Die folgende Liste stellt Mikrofone vor, die uns während der Session besonders aufgefallen sind. In unsere Top-5 haben es diese Mikrofone geschafft:
Bild: Stephan Lembke
• Sennheiser MD421N: Das MD421 ist als Kult-Mikrofon und absoluter Standard an den Toms zu nennen. Druckvolle Mitten und schöner Attack! Hier gefällt uns die aktuelle Version des Mikrofons erheblich besser als der „vintage“ Vorfahre.
Bild: Stephan Lembke
• DPA 2011C: Auch an den Toms kann uns ein Winzling von DPA durch voluminösen Klang überraschen. Diesmal handelt es sich um das DPA 2011C, das aufgrund seiner Größe perfekt an jedem Drumkit positioniert werden kann (hängen die Becken auch noch so tief!).
Bild: Stephan Lembke
• Beyerdynamic M201: Das Arbeitstier M201 ist öfter im Live-Bereich als in der Studiosituation anzutreffen. Zu Unrecht wie wir finden! Aufgrund der Richtcharakteristik der Hyperniere sind die Übersprechungen mit den anderen Instrumenten des Schlagzeugs recht gering. Der Klang hat uns überzeugt!
Bild: Stephan Lembke
• Telefunken M81: Das dynamische Mikrofon M81 von Telefunken weist einen natürlichen Attack-Sound auf. Der Klang ist sehr flexibel und lehnt nicht zu stark in eine bestimmte Richtung.
Bild: Stephan Lembke
• Josephson e22S: Der amerikanische Hersteller gilt eher als Geheimtipp. Das Modell e22S wurde in Zusammenarbeit mit Steve Albini entwickelt, der es immer für seine Tom-Mikrofonierung einsetzt. Aufgrund der side-address Bauweise ist die Positionierung allerdings manchmal etwas komplizierter. Der Klang ist ausgeglichen und der Anschlag setzt sich durch, ohne unnatürlich zu wirken. Zudem wirkt der Grundton schön rund und die Übersprechungen der anderen Instrumente klingen angenehm.
Kondensator- oder dynamisches Mikrofon – klanglich fangen die Unterschiede schon bei der grundlegenden Bauart des Mikrofons an. Während die dynamischen Mikrofone den Frequenzgang eher stärker verändern und den Klang recht unterschiedlich herausstellen, so klingen die Kondensatormikrofone oft etwas natürlicher. Allerdings weisen viele der Kondensatormikrofone einen stärkeren Attack-Sound auf, was auf den erweiterten Frequenzgang zurückzuführen ist. So kann der Klang der Tom schon recht stark beeinflusst werden, was je nach Stil der Produktion schnell eine Grundsatzdiskussion auslösen kann. Die Top-5 Liste zu erstellen war jedenfalls nicht einfach, da es keine wirklich universelle Lösung gibt. Aber genau dafür gibt es eben unseren Lauschangriff! Bildet euch mit Hilfe der Klangbeispiele eine eigene Meinung zu den Mikrofonen und probiert eure Favoriten nach Möglichkeit selbst aus. Je nach Schlagzeuger kann es bei der Mikrofonpositionierung nämlich auch zu Problemen kommen, da einfach nicht genügend Platz sein kann, um ein entsprechend großes Mikrofon an einer Tom zu positionieren. Das Handling der Mikrofone kann also je nach Einsatzbereich eine große Rolle spielen und teilweise den Klang sogar übertreffen.
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