Was kauft man sich zuerst fürs Studio? Richtig: Equipment! Danach überlegt man mal, wo man den ganzen Kram unterbringt und den Audiorechner hinstellt. Die Nutzung ist danach meistens mit irgendwelchen Workarounds verbunden, weil das Outboard dann zu weit weg steht, um es zu bedienen oder vielleicht deshalb auch gar nicht erst angeschlossen ist. Klar, richtig gute Studiotische sind teuer, im Handling oft unflexibel, nicht erweiterbar und einfach gesagt: klobig. Modern und schön sehen sie sowieso nicht aus! Dass es allerdings auch anders geht, zeigt das Sessiondesk-Duo Sebastian und Lars von Brönner. Ihre Studiotische und Racks überzeugen mit einem coolen Design, Flexibilität und Modularität sowie einem angemessenen Preis. Das Frankfurter Unternehmen legt jetzt nach und stellt mit der Basics-Serie neue Studiotische vor, ohne Anpassungs- und Erweiterungsmöglichkeiten, aber dafür in einem schicken Design für den kleineren Geldbeutel.
Sebastian und Lars von Brönner sind gelernte Toningenieure und die Geschäftsführer von Sessiondesk, einem 2016 gegründeten Unternehmen, dass sich das Entwickeln von modularen und flexiblen Studiotischen auf die Fahne geschrieben hat. Sie selbst bezeichnen sich als »Brüder von unterschiedlichen Müttern«. Bei Sessiondesk übernimmt Sebastian das Marketing und den Sales-Part. Lars, der durch seine frühere Arbeit in einer Schreinerei Erfahrungen in der Holzverarbeitung besitzt, ist als Produkt-Manager für die Produkt-Entwicklung, das Design der Studiotische und die Herstellung verantwortlich. Produziert wird in einer Industrieschreinerei in Deutschland und seit Neuestem auch in Portugal! Es gibt auch noch eine Schwester, Henrike von Brönner, mit der Lars die Designs gestalterisch vor der Produktion durchgeht. Sie hat das Auge für die Ästhetik der Tische, bestätigen die beiden.
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Das Unternehmen Sessiondesk sitzt in Frankfurt am Main in der Brönnerstraße. Ihr habt’s gemerkt! Diesen Marketing-Gag ziehen die beiden Geschäftsführer einfach durch, und er findet sich selbst auf ihren Visitenkarten wieder. Wie sie wirklich heißen? Spielt keine Rolle! Die beiden stellen ihre Studiotische in den Fokus, und im Interview merkt man, mit welcher Passion sie hinter ihrer Arbeit stehen! Über Skype sitzen mir die beiden in ihrem Support-Lager gegenüber.
Woher kam die Idee zu Sessiondesk?
Lars: Die Idee zum Sessiondesk-System wurde 2012 geboren. Da habe ich den ersten Bleistiftstrich gezeichnet. 2013 waren wir dann mit dem Tisch zum ersten Mal auf der Musikmesse. Zu Beginn war es wirklich eine klassische Schnapsidee, und ich habe die ganze Sache alleine gemacht.
Viele kommen in ihr Studio, schauen sich um und sind irgendwie mit dem Abhörplatz noch nicht ganz zufrieden. Dafür wollte ich einfach eine Lösung finden! Ich habe auch das Schreinern gelernt und Messestände designt. Mit diesem Hintergrund habe ich dann begonnen, das vollmodulare Konzept unserer Tische zu entwickeln.
Sebastian: Ich kam 2015 dazu. Wir haben dann 2016 die Firma zusammen gegründet. Ich komme auch aus dem tontechnischen Bereich und habe zusätzlich noch einen Umweg übers Marketing gemacht. Das Produkt hat mich einfach überzeugt, und da dachte ich: »Jetzt müssen wir mal Gas geben!«
Was ist das besondere an euren Studiotischen?
Bei unserem klassischen Sessiondesk-System ist die Modularität ein großer Punkt! Es ist sehr flexibel und ausbaufähig, man kann es so erweitern, wie man möchte! Die Auswahl der Materialien und die Verarbeitung spielen natürlich eine große Rolle für uns. Die Materialien, die wir verwenden, sind sehr hochwertig und eben kein lackierter Scheiß! Wir verwenden keine lackierten Spanplatten, sondern es sind alles hochwertige Oberflächen. Das Material ist aus nachwachsenden Rohstoffen, und unsere weißen Oberflächen sind aus Hochdruck-Laminat, was man eigentlich eher aus der Innenarchitektur von Arztpraxen kennt und das sehr kratzfest ist.
Auch die Ergonomie am Arbeitsplatz ist für uns ein großes Thema. Da ist vieles aus den Erfahrungen zurückzuführen, die Lars in seinem eigenen Studio gemacht hat. Die Ergonomie ist an die klassischen Abläufe beim Mixing, beim Mastering, beim Recording oder auch beim Songwriting, wo man viel mit Keyboard oder Gitarre arbeitet, angepasst. Natürlich stehen auch die Akustik und das ästhetische Design im Fokus, denn ich finde, dass die Tische einfach sehr gut aussehen. Die meisten kommen auch erst einmal wegen des Designs auf uns zu und fragen dann erst, was sie überhaupt können.
Welche Materialien verwendet ihr?
Lars: Alle Bauteile unseres klassischen Modular-Systems, in denen sich das Outboard befindet, sind aus Betoplan gefertigt. Betoplan hat einen ähnlichen Strukturaufbau wie Birke-Multiplex, nur dass die Oberflächen mit Phenolharz überzogen sind. Das Material kommt eigentlich aus dem Betonbau und ist ein relativ unverwüstliches Material. Viele kennen es auch von Flight-Cases, dort ist die verwendete Stärke allerdings viel geringer. Die weißen Oberflächen sind mit einer HPL-Schichtstoffplatte verpresst. Hinzu kommt eine gepolsterte Lederkante. Wenn du da mal mit der Gitarre gegen stößt, dankt es dir die Gitarre. Außerdem hat es auch einen schönen optischen Effekt, schont die Handgelenke, und man hat das Gefühl, man sitzt an etwas Mischpult-artigem!
Haben diese Materialien eine akustische Auswirkung?
Die Materialien sind weniger signifikant für die Auswirkungen auf die Akustik als die Anordnung, die Winkel und die Oberflächenbeschaffenheit der Elemente. Die Rückseiten sind deshalb auch geschlitzt, weil dadurch die Doppelfunktion gegeben ist, dass die Geräte, die verbaut sind, auch atmen können. Trotzdem hast du bei einem Blick über 360 Grad in dein Studio ein aufgeräumtes Arbeitsumfeld, weil du alle Kabel verstecken kannst. Das hat mich bei anderen Tischen immer gestört. Roh sahen sie gut aus, und wenn dann das Outboard eingebaut war, flogen überall Kabel herum. Hinter dem Tisch sah es dann immer aus wie Kraut und Rüben.
Worauf setzt ihr bei der Produktentwicklung den Fokus?
Sebastian: Das kommt natürlich auf das Produkt an. Das Sessiondesk Modular-System ist eben wirklich sehr komplex. Du kannst dir die einzelnen Rack- und Tischkomponenten eben so zusammenstellen, wie du sie in deinem Studio brauchst. Es gibt mehrere hundert Kombinationsmöglichkeiten bei nur einer Farbe. Das erfordert wirklich sehr viel Erklärungsarbeit, und die Kunden verstehen das Konzept erst im zweiten Blick und kommen dann auch selbst mit Ideen.
Jetzt, wo wir dieses komplexe Produkt haben, was für den Pro-Audio-Bereich entwickelt wurde und sich in einem hohen Preissegment befindet, wollten wir eine ganz einfache Serie entwickeln, die aufs Wesentliche reduziert ist. Zu dieser neuen Basics-Serie, die zur Musikmesse erscheint, gehören drei verschiedene Tische: Gustav, Oktav und Quintav! Das sind drei verschiedene Größen und jeweils ein komplettes, kompaktes und fertiges System. Bei der Entwicklung haben uns natürlich die Erfahrungswerte aus den Verkäufen unserer bestehenden Serien Duo, Solo, Trio oder Trapez geholfen. Mit der neuen Serie wollten wir auch diejenigen erreichen, denen unsere Modular-System zu teuer ist. Die können eben aus diesen drei kostengünstigeren Varianten der Basics-Serie wählen.
Diese Serie besteht ausschließlich aus Betoplan. Der Quintav ist der kleinste Tisch und basiert auf unserem Duo-Model. Optional kann noch eine Keyboard-Lade montiert werden, und ansonsten ist er wirklich fix. Der Oktav ist eine Trio-Adaption, bei der man die mittlere Tischplatte in der Höhe verstellen kann. Das gleiche gilt auch für den Gustav, den Bruder der modularen Trapez-Variante, auch hier lässt sich die Höhe der mittleren Tischplatte verstellen. Es ist wirklich total simpel. Auch das Design ist wieder super schön geworden.
Lars: Nicht jeder kann zwei- bis dreitausend Euro für einen Studiotisch ausgeben. Und die Basics-Serie besticht durch absolute Einfachheit. Sie sind aus nur einem Material gefertigt, und es gibt keine Lederkante. Damit wollen wir auch nochmal eine andere Zielgruppe erreichen.
Sebastian: Neben der Basics-Serie stellen wir auf der Musikmesse auch das modulare Rack Alea vor, welches auch aus Betoplan besteht. Der Fuß kann entweder auf Rädern oder Füßen stehen. Auf den Sockel kannst du das Rack entweder als Face-up, wie es im Mastering oft verwendet wird, mit der Öffnung nach oben positionieren oder mit der Öffnung nach vorne, als normales Side Rack. Stellt man zwei Aleas links und rechts neben unseren Duo oder den Solo, hat man schon ein ordentliches Setup. Diese Racks lassen sich natürlich auch beliebig kombinieren. Mit einer zusätzlichen Tischplatte wirkt es optisch auch einheitlich.
Modulares Fazit
Begeistert erzählen mir die Von-Brönner-Brüder, wie ihre Tische in der Branche ankommen. »Viele rufen uns an, um uns zu sagen, wie geil ihr Studio jetzt aussieht, und kommen direkt schon mit Ideen, welche Komponenten und Racks sie noch brauchen, um ihren Workflow zu verbessern.«
Zur Tonmeistertagung 2016 haben uns die beiden für unseren Showroom einen Sessiondesk-Trio zur Verfügung gestellt. Ich war überrascht, wie schnell sich das modulare System zusammenbauen ließ. Innerhalb 15 Minuten stand der Tisch. Ich weiß nur, dass ich bei schwedischen Möbeln länger brauche.
Auch das Design überzeugt und fällt auf. Klar, die weißen Oberflächen sind nicht jedermanns Sache, haben aber auf jeden Fall einen ästhetischen Reiz. Und Lars hat Recht: Man hat wirklich das Gefühl, als säße man an einem Mischpult.