Streicher
Berlin Con Sordino Strings (Orchestral Tools)
Die bekannten deutschen Sample-Fachleute von Orchestral Tools haben in diesem Jahr die große Bibliothek der Berlin-Serie um eine weitere Streicher-Farbe erweitert. Für diese neue Library wurden von allen Streichern die gedämpften Artikulationen (con Sordino) aufgenommen. Diese klingen viel zurückgenommener und eignen sich z. B. für ruhigere Passagen.
Die Sample-Aufnahmen der einzelnen Ensembles wurden wieder in der Teldec Scoring Stage erstellt und damit passen sie nahtlos zu den anderen Libraries der Berlin-Serie. Enthalten sind Geigen (erste und zweite Geigen getrennt), Bratschen, Celli und Bässe.
Die Auswahl an Spielweisen, die man mit jedem Ensemble bekommt, ist wirklich beeindruckend. Die Sustains sind detailliert in bis zu sechs Varianten vorhanden (darunter das wunderschön warme Sul Tasto), viele mit einstellbarem Vibrato. Natürlich gibt es auch kurze Artikulationen wie Pizzicato und Staccato, aber auch Tremolo, Portato, Rips und Swells (jeweils kurz und lang).
Wichtig sind natürlich die Legatos. Spezielle Patches bieten dafür gleich drei eingebaute Modi: schnelles Legato („fingered“), expressives Legato („slurred“) und für ganz schnelles Spielen bei Läufen: das „Runs“-Legato. Sie werden je nach Spielweise automatisch aufgerufen. Das Verhalten kann aber angepasst und auch bei anderen Spielweisen aktiviert werden. Vergleichbares kennt man bereits von den anderen Libraries der Berlin-Series.
Die „Specials“ ergänzen das Ganze um weitere ungewöhnlichere Artikulationen wie Arpeggio in Dur, Moll und 5th, Harmonics in unterschiedlichen Varianten oder die besonders leisen und fragilen „Hotel mute“- Patches. Schließlich gibt es noch einige Louré-Spielweisen, bei denen gespielte Wiederholungen aufgenommen wurden, um diese noch natürlicher klingen zu lassen. Diese passen sich wir die Arpgeggios dem Tempo des Projekts an.
Wie bei Orchestral Tools üblich, sind Instrumente einzeln erhältlich, unterteilt in reguläre und spezielle Artikulationen. Es kann auch jederzeit auf das gesamte Bundle upgegraded werden. Und selbst dann muss man im SINE Player nur die Signale laden, die man wirklich benötigt und kann sogar über „Mic-Merge“ eine persönliche Mischung als neues Signal ressourcenschonend abspeichern. Sehr vorbildlich!
Hersteller: Orchestral Tools (https://www.orchestraltools.com/store/collections/con-sordino-strings)
Plattform: SINE Player (kostenfrei)
Preis / Größe: rund 600€ / 125 GB (unkomprimiert)
Besonderheiten: einzelne Instrumente erhältlich (ab 36€), Bundle-Rabatte sind möglich
Fractured Strings (Spitfire Audio)
Ein weiterer großer Player im Sample-Business ist Spitfire Audio aus London. Das mittlerweile beinahe erschlagende Angebot wird jedes Jahr um viele Titel erweitert. Gerade bei den klassischen Streichern gibt es eine große Auswahl. Trotzdem fällt der Neuzugang „Fractured Strings“ etwas aus der Reihe. Zum einen findet man in diesem Plug-in ausschließlich Geigen und Celli. Zum Zweiten baut der Kern der Library auf Intervallen auf. Trotzdem würde ich es nicht als Phrasen-Library bezeichnen, da es sich nur kleine Bausteine (quasi Mini-Performances) handelt.
Entstanden ist die Library zusammen mit Bleeding Fingers und Hans Zimmer und ist verwoben mit der Entstehung des Soundtracks zu BBCs „Frozen Planet 2“.
Die Library besteht zum einen aus den beiden 4er-Ensembles der Geigen und Celli. Diese spielen verschiedene Artikulationen in unterschiedlichen Intervallen, entweder nach oben oder nach unten (z. B. Splinter, Statement und Rotation). Pfiffig wird das Ganze durch den „Scale Mode“, der nur Noten (und damit die zugehörigen Intervall-Samples) zulässt, die in eine Tonart gehören. Dies macht beim Improvisieren viel Spaß, aber man muss manchmal erst überlegen, welche Notenfolgen man nun eigentlich spielt. Die Einstellungen zur Tonart macht man auf einer separaten Seite des GUIs.
Zusätzlich dazu bekommt man einige spezielle Arps, die von einem Solo-Violinisten und einen Solo-Cellisten beigesteuert werden, Insgesamt ist vieles beim Spielen des Instruments ungewohnt. Dies liegt aber an der Art der Samples und man muss sich erst mal darauf einlassen. Man wird dann aber auch durch tolle Performances belohnt. Natürlich werden die rhythmischen Artikulationen an das Tempo der DAW angepasst.
Ein weiteres sehr komplexes Feature ist das EVO-Grid, das man schon aus vielen Spitfire-Libraries kennt. In diesem Fall dreht sich hier alles um Akkorde, die auf teilweise kreative Art aus den Samples entstehen – mit viel Einfluss durch den Komponisten, aber auch viel kreativer Zufall ist am Werk. Hier kann man sich richtig verlieren. Abgerundet wird das Paket schließlich durch einige kurze Spielweisen, die einzeln, also ohne Intervalle geliefert werden.
Wie viele Instrumente von Spitfire Audio wurden auch hier die Aufnahmen in den AIR-Studios erstellt, was sie gut mit anderen Libraries kombinierbar macht, wie z. B. den „Originals Cinematic Frozen Strings“. Wegen der ähnlich kleinen Ensembles passen auch Albion NEO oder die Chamber Strings gut dazu. Da beide aber – anders als Fracture Strings – in Kontakt laufen, muss man trotzdem etwas ausprobieren, bis man den Klang angepasst hat. Zudem bietet Spitfire – wie bei neueren Produkten jetzt häufig – eine für meinen Bedarf etwas zu große Auswahl an Mikrofonen bzw. Signalen an (hier 15). Das macht die Library rund 80 GB schwer. Leider muss man auch immer das komplette Paket installieren. SINE und VSL bieten mittlerweile bessere Optionen an: Man installiert nur die benötigten Bestandteile einer Library auf die SSD und spart so viel Platz.
Fractured Strings ist sicherlich nicht die erste Streicher-Library, die man sich kaufen sollte. Wer aber die besonderen Details sucht, die man sonst nicht bekommt, sollte hier einmal reinhören.
Hersteller: Spitfire Audio (https://www.spitfireaudio.com/fractured-strings)
Plattform: eigenes Plug-in
Preis / Größe: 300€ / 81 GB (unkomprimiert)
Besonderheiten: Evo-Grid, Scale Mode
Weitere interessante Releases bei den Streichern:
Sordino Strings (Sonokinetic)
Divisi Streicher-Library mit gedämpftem Klang, 94 GB, 100€
https://www.sonokinetic.net/products/classical/sordino-strings/
Tokyo Scoring Strings (Impact Soundworks)
Umfangreiche Streicher-Bibliothek von japanischen Musikern, 84 GB, 450$
https://impactsoundworks.com/product/tokyo-scoring-strings/
Nørdic Cello (Have Audio)
Skandinavische Solo-Cello Library mit Charakter und vielen Möglichkeiten, 14 GB, 180€
https://haveaudio.com/collections/envision-instruments/products/nordic-cello
Featherstone Strings (Wrongtools)
Zwei Geigen und je eine Viola und ein Cello mit zusätzlichem Sounddesign, einer arktischen Note und viel ungewöhnlichen Klängen. 6 GB, 150€
https://wrongtools.com/kontakt-instruments/feathersome-strings/
Woodwinds und Brass
Synchron World Woodwinds (Vienna Symphonic Library)
Dies ist eine Sammlung abseits der gängigen Holzbläser des klassischen Orchesters. Hier findet man eine Auswahl von neun „archaischen Kostbarkeiten“, wie sie der Hersteller selbst betitelt. Es handelt sich um eine Reihe von Blasinstrumenten, die aus aller Welt stammen. Am bekanntesten ich vielleicht das Duduk, ein Instrument mit einer sehr langen Tradition armenischen Ursprungs. Es wurde bereits in vielen Soundtracks verwendet, sobald eine traditionelle, vielleicht folkloristische Farbe benötigt wurde. Sie gehört sogar zum UNESCO-Kulturerbe.
Aber auch die anderen Instrumente bringen interessante Facetten und Assoziationen in die Kompositionen. Die zwar beide aus Bambus gefertigten Bansuris und Dizis klingen trotzdem sehr unterschiedlich. Die Gajdica aus der Slowakei kommt ursprünglich aus Kultur der Hirten, woher auch die Koncovka und die Fujara (s. u.) kommen. In den asiatischen Raum gehören ursprünglich die Shakuhachi und die Hulusi. Die türkischen Instrumentenbauer haben noch die laute Zurna beigesteuert und aus dem britischen Raum stammen die „Tin Whistles“ – da werden direkt die Hobbits in der Vorstellung lebendig.
Die Blasinstrumente kommen wie üblich mit einer Vielzahl von Mikrofonpositionen und durch die Aufnahme in der bekannten Synchron Stage passen sie klanglich gut zum Rest der Synchron-Reihe. Die Spieltechniken (Artikulationen) sind ebenso vielfältig und reichen von Shorts und lang gespielten Noten über Triller, Flatterzunge, Glissandi und viele mehr – je nachdem, was auf dem jeweiligen Instrument möglich ist. Alle Blasinstrumente sind einzeln ab 55 € zu haben oder in dem großen „World Winds Bundle“ ab knapp 600 €.
Wunderbar ergänzen kann man diese Klang-Sammlung durch ein oben schon erwähntes Instrument, das zur Free Instruments-Serie von VSL gehört. Die Fujara ist kostenfrei auf der Website zu bekommen und passt wunderbar in dieses Bundle.
Hersteller: VSL (https://www.vsl.co.at/de/Synchron_Package/Synchron_World_Winds)
Plattform: Vienna Synchron Player (inklusive)
Preis / Größe: ab 55€ / 1-15 GB (Bundle: 600 € bzw. 850 € / 37 GB / 64 GB (installiert))
Besonderheiten: zusätzlich kostenfrei erhältliche Fujara Flöte (https://www.vsl.co.at/de/Free_Instruments/Fujara_Flute)
Atlas Flutes (Sonora Cinematic)
Passend zum Thema ethnischer Blasinstrumente ist auch das ganz neue Toolkit von Sonora Cinematic, die in Zusammenarbeit mit dem deutschen Komponisten Christoph Zirngibl diese Flöten-Sammlung geschaffen haben. Sie besteht sechs unterschiedlichen Flöten: einer Kaval (stammt aus dem bulgarisch/rumänischem Raum), einer Quenacho (Ursprung in den Anden), einer Alt- und einer Bassflöte sowie einer Pan- und einer westafrikanischen Flöte.
Alle Instrumente stellen je nach Möglichkeiten eine vergleichbare Auswahl an Spielweisen bereit wie Staccato, Staccatissimo, Marcato, Swells und Flutter-Techniken. Die Alt- und Bassflöten haben zusätzlich noch die sogenannten Jets, eine Art überblasene Swells mit im Portfolio. Insgesamt stehen die kurzen und fast percussiven Klänge und ungewöhnliche Artikulationen im Vordergrund. Longs und Legatos findet man hier nicht.
Eine weitere Besonderheit ist der Performance-Mode, der alle Artikulationen über Key-Switches bereitstellt. Mit etwas Einarbeitung kann man damit seinen Workflow optimieren.
Besonders gut gefallen mir auch die „Textures“, eine Sammlung von sieben Sounddesign-Patches, die kreativ über ein XY-Pad gesteuert werden und so exzessive Klangcollagen entstehen lassen. Fast schon ein fertiger Underscore.
Ein Hall und ein Delay mit jeweils verschiedenen Modi steht in allen Instrumenten zur Verfügung.
Hersteller: Sonora Cinematic (https://sonoracinematic.com/collections/atlas-flutes/products/sonoracinematic-atlas-flutes)
Plattform: Kontakt 6 (free Player)
Preis / Größe: ca. 120€ / 4 GB
Besonderheiten: NKS-kompatibel
Weiterer interessante Releases bei den Holz- und Blechbläsern:
1987 Alto Flute Savana (Soundpaint)
Eine von mehreren frisch erschienen Instrumente für die Soundpaint-Engine von 8Dio. Alle diese Bläser-Libraries unterstützen das neu entwickelte H.A.L. (Hyper Acoustic Legato). Weitere Details dazu haben wir hier im November-Update vorgestellt: https://www.soundandrecording.de/equipment/neuigkeiten-undempfehlungen-zum-apple-silicon/ (23 GB, 20€)
https://soundpaint.com/products/alto-flute
Forhorn (Spitfire Audio LABS)
LABS ist die kostenlose Serie von Sample-Libraries und eigentlich immer eine Empfehlung. Es werden monatlich neue Instrumente hinzugefügt und oft sind es Klänge, die einen besonderen Twist haben. So auch dieses Nebelhorn, das mit etwas Wohlwollen in die Kategorie „Brass“ passt. 12 Patches wurden aus den Aufnahmen des Foghorns und dessen Technik erstellt, einige stammen aus der Feder des Sounddesigners Venus Theory. (1 GB, 0€)
https://labs.spitfireaudio.com/foghorn
Braaas (UJAM)
Als neuer Teil der Symphonic Elements Reihe liefert Braaas – nach Drums und Striiings – auch epische Blechbläser-Phrasen aus dem Arsenal des großen Soundtrack-Meisters Hans Zimmer. Überzeugende Ergebnisse in kurzer Zeit mit Blockbuster-Wucht sollen hiermit möglich sein. (6 GB, 169€)
https://www.ujam.com/symphonic-elements/braaass/
