Waschen, schneiden, legen

Elysia Skulpter 500 – Preamp im 500er-API-Format im Test

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Elysia-Skulpter500(Bild: Dr. Andreas Hau)

Bekannt geworden ist der deutsche Hersteller Elysia mit innovativen Dynamik-Tools wie dem alpha compressor, dem nvelope und dem mpressor; daneben umfasst das Portfolio auch EQs und Sättigungstools. Kaum zu glauben, aber mit dem Skulpter 500 stellt das 2005 gegründete Unternehmen erstmals einen Preamp vor. Aber Elysia wäre nicht Elysia, wenn es einfach »nur« ein Preamp wäre.

Die meisten seiner Produkte hat Elysia zuerst als 19-Zoll-Rackgerät auf den Markt gebracht und später ein preisgünstigeres, API-500-kompatibles Modul »nachgeschoben«. Anders beim Skulpter: Der »Sound Shaping Preamp« kommt gleich in Modulform auf den Markt. Vielleicht auch ein Beleg für die ungebrochene Popularität der API-500-Plattform; der Anwender von heute liebt eben das Mix&Match-Konzept. Dabei ist der Skulpter 500 eigentlich gar nicht auf die Mithilfe weiterer Module angewiesen, um einen vollständigen Channelstrip zu bilden. EQ und Kompression hat er nämlich schon mit an Bord. Aber der Reihe nach …

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Konzept

Der Skultper 500 kommt als kompaktes API-500-Modul mit einer Slotbreite. Wie von Elysia nicht anders gewohnt, ist die Verarbeitung äußerst penibel und sauber. Eine Abdeckung hat die Platine nicht. Die wäre wohl auch unnötig, denn auf der weitgehend in SMD-Technik bestückten Platine befinden sich keine sonderlich einstreuempfindlichen Bauteile. Der Skulpter 500 arbeitet eingangs- wie ausgangsseitig übertragerlos. Im Wesentlichen ist die Schaltung diskret aufgebaut, d. h., die aktiven Bauteile sind einzelne Transistoren − und zwar eine ganze Menge. Eine Handvoll IC-Opamps einfacher Bauart sind dennoch zu finden, sie dienen aber wohl nur niederen Diensten wie der Aussteuerungsanzeige.

Rein mit dem Teil ins API-500-Rack (in meinem Fall ist das ein Bento 10 von Fredenstein). Nach dem Anschalten leuchtet der Elysia-Schriftzug in einem kleinen, kreisrunden Fensterchen auf der tiefblauen Frontplatte. Gemessen am Funktionsumfang ist die Anzahl der Bedienelemente erstaunlich gering: vier Regler und vier Taster − Halleluja! Der oberste Knopf ist ein Endlos-Drehregler, der das Gain auf digitaler Ebene steuert. Die digitale Steuerung über Widerstände, die über Relais bzw. elektronische Schalter angesteuert werden, erlaubt eine präzisere Gain-Kontrolle als ein gewöhnliches Poti, gleichzeitig erlaubt sie feinere Abstufungen (40 an der Zahl) als ein analoger Drehschalter (maximal 24). Eine integrierte Druckknopffunktion schaltet die daneben liegende LED-Anzeige um, die wahlweise die Verstärkung (3 bis 65 dB) oder den Ausgangspegel visualisiert.

Die folgenden drei Regler sind (analoge) Rasterpotis. Das erste steuert die Shape-Funktion, die sich über den ersten der vier Taster weiter unten zwischen Shape 1 und Shape 2 umschalten lässt. Laut Manual ist Shape 1 primär für Instrumente gedacht. Je weiter man das Poti aufdreht, desto mehr werden die zentralen Mittenfrequenzen hervorgehoben, während Tiefbässe und die Höhenfrequezen sanft zurückgenommen werden. Gleichzeitig wird der Sound um harmonische Verzerrungen angereichert, aber nicht brachial, sondern sanft wie bei einer Röhrenschaltung, die abhängig vom Eingangspegel allmählich in Sättigung gerät.

Shape 2 reichert den Sound ebenfalls um harmonische Verzerrungen an; die Frequenzbetonung ist aber ganz anders: Shape 2 ist primär für Vocals gedacht und betont recht breitbandig die oberen Mitten um 4,5 kHz, wo das menschliche Gehör am empfindlichsten ist. Das soll der Stimme zu mehr Durchsetzungskraft im Mix verhelfen. Auch bei Shape 2 werden die Bässe unterhalb 100 Hz sanft zurückgenommen.

Für gezieltes Entschlacken der tiefen Frequenzen, auch bei ungenutzter Shape-Funktion, gibt es darüber hinaus ein variables Low-Cut-Filter, das von 10 bis 375 Hz durchstimmbar ist. Mit 12 dB/Oct liegt die Flankensteilheit im mittleren Bereich.

Der letzte Regler »Comp« steuert den integrierten Kompressor. Dieser arbeitet mit einer festen Ratio von 3:1 und kommt dank Soft-Knee-Charakteristik mit nur einem Regler aus. Die Ansprechzeit optimiert eine spezielle Auto-Fast- Automatik, die den Attack bei starken Impulsen auf die kleinstmögliche Zeit verkürzt. Außerdem betont der Hersteller, dass der diskret aufgebaute VCA in der Gegenkopplung des nachfolgenden Operationsverstärkers arbeitet und somit nur dann Teil des Signalwegs sei, wenn er tatsächlich aktiv ist. Was einen Bypass-Schalter erübrigt.

Die vier Taster am unteren Ende der Frontplatte sind der bereits angesprochene Umschalter für die Shape-Funktion, ein Ein-/Ausschalter für die Phantomspeisung (mit Mute-Automatik während des Schaltvorgangs), ein Phasenumkehrschalter sowie ein Mute-Button.

Links neben den vier Tastern befindet sich ein DI-Eingang zum Direktanschluss von Instrumenten. Der DI-Input arbeitet mit einer hohen Eingangsimpedanz von 1 Megaohm, damit Instrumente mit Passiv-Tonabnehmern wie E-Gitarre, E-Bass und Rhodes-Piano ihre Brillanz behalten. 1 Megaohm entspricht dem üblichen Wert eines Gitarrenbzw. Bassverstärkers. Anders als übliche DI-Inputs kann der des Skulper 500 auch symmetrisch genutzt werden. Das kann helfen, Nebengeräusche zu reduzieren, wenn man z. B. mit elektronischen Klangerzeugern arbeitet. Mit anderen Worten, der Skulpter 500 versteht sich nicht »nur« als Mikrofonvorverstärker, sondern als Universal-Preamp und Klangformer für Signale aller Art.

Elysia-Skulpter500
Die Platine ist äußerst sauber verarbeitet. Die Class-A-Schaltung ist diskret aufgebaut, d. h., statt integrierter Schaltkreise kommt eine Vielzahl von Einzeltransistoren zum Einsatz. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Praxis

Als Mikrofonvorverstärker überzeugt der Skulpter 500 vor allem in Verbindung mit Kondensatormikrofonen. In besonderer Weise profitieren dabei tendenziell linear abgestimmte Mikrofone wie das Neumann U 87, denn über die Shape-2- Funktion lassen sich Höhen und Präsenzen nach Wunsch herausarbeiten. Wobei ich den Regler selten mehr als ein Viertel aufgedreht habe, d. h., es gibt noch große Reserven für tendenziell dumpf klingende Mikrofone.

Ein häufigeres Problem sind heutzutage Mikrofone, die von Haus aus eher scharf bis schrill klingen. Das betrifft insbesondere preisgünstige Mikrofone aus Fernost. Hier erweist sich der eigentlich für Instrumente gedachte Shape-1-Modus als nützlich, um die Schärfe in den oberen Frequenzen, insbesondere im Bereich der Zischlaute, zu reduzieren. Bei typischen China-Mikros kann man gerne bis 70 % aufdrehen. Der Shape-1-Modus eignet sich aber auch für hochwertige Mikrofone wie das Neumann TLM 103, das bei geschmeidigen Stimmen großartig klingt, aber bei etwas kantigen Stimmen wieder gar nicht. Der Skulpter 500 macht solche Mikros deutlich vielseitiger einsetzbar. Mit etwa 40 % Shape 1 klingt das TLM 103 wirklich smooth und elegant; zudem reichern die harmonischen Verzerrungen den sehr cleanen TLM-Sound auf angenehme Weise an. Das Klangbild wird runder, charaktervoller und dichter.

In Verbindung mit dynamischen Mikrofonen hat mich der Skulpter 500 nur bedingt überzeugt. Dabei ist das Klangverhalten sehr hochwertig, auch bei höherer Verstärkung. Leider tritt aber in Verbindung mit besonders ausgangsschwachen dynamischen Mikrofonen ein gewisses Grundrauschen zutage. Denn anders als bei ausgangsstarken Kondensatormikros spielt bei dynamischen Mikros das Eingangsrauschen des Preamps eine entscheidende Rolle. Hörbar wird das vor allem bei Tauchspulmikros mit besonders niedriger Empfindlichkeit wie dem dem Sennheiser MD 441 oder dem Shure SM7B sowie den meisten Bändchenmikrofonen (außer natürlich bei sehr lauten Quellen wie Bläsern und Gitarrenverstärkern). Ausreichend rauscharm arbeitet der Skulpter 500 erst ab einer Mikrofonempfindlichkeit von etwa 2 mV/Pa (z. B. Beyerdynamic M88 oder Sennheiser MD 421). Das ist ein bisschen schade, denn gerade das Shure SM7B (1,12 mV/Pa) klingt ansonsten wirklich fantastisch am Skulpter 500.

Was außer am sauberen Gain-Staging wohl auch an der besonders hohen Eingangsimpedanz liegt. Diese entspricht mit 13,6 kOhm dem maximal möglichen Wert für einen Mikrofoneingang mit zuschaltbarer Phantomspeisung, denn die beiden 6,8-kOhm-Speisewiderstände liegen in Serie zwischen den beiden Signaladern (2x 6,8 kOhm = 13,6 kOhm). Von der besonders hohen Eingangsimpedanz des Skulpter 500 profitieren nicht nur dynamische Mikros in Form höherer Brillanz und Transparenz, sondern auch Kondensatormikros in Form geringerer Verzerrungen bzw. eines erhöhten Grenzschalldruckpegels, weil deren Ausgangsstufe entlastet wird.

Ein besonderes Lob verdient der variable Low-Cut, der wirklich sehr transparent arbeitet und das Nutzsignal nicht hörbar beeinträchtigt. Das ist längst nicht immer der Fall! Auch der integrierte Kompressor ist sehr gelungen. Obwohl er nur einen Knopf hat, vermisst man nichts: Um das Eingangssignal zu verdichten, dreht man einfach soweit auf, bis die rote LED unterhalb des VU-Meters bei Signalspitzen kurz aufleuchtet − fertig!

Low-Cut, Shape und Kompressor erlauben gerade auch in Verbindung mit dem DI-Input eine breite Klangpalette. DI-Signale klingen ja bisweilen etwas steril; dem lässt sich mit der Shape-Funktion sehr gut entgegenwirken. Wobei auch der eigentlich für Gesangsaufnahmen vorgesehene Shape-2- Modus überzeugen kann, um etwa einer Stratocaster zusätzliche, fast akustisch klingende Brillanzen abzugewinnen. Der Kompressor sorgt unauffällig für die nötige Dichte, ohne die Spieldynamik einzuebnen. Für E-Bass empfiehlt sich der Shape-1-Modus, um die knurrenden Mittenfrequenzen herauszuarbeiten, die für die Hörbarkeit im Mix essenziell sind. Auch E-Pianos und Synthesizer-Sounds verleiht der Skulpter 500 im Handumdrehen mehr »Beef«. Gerade bei Letzteren erweist sich zudem der variable Low-Cut als extrem nützlich, um kaum hörbare, aber störende Subfrequenzen herauszufiltern.

Fazit

Der Skulpter 500 macht richtig Spaß! Klar, die meisten seiner Sound-Shaping-Funktionen kann man so ähnlich auch mit anderen Hardwarekomponenten bzw. einem Arsenal an Plug-ins nachbauen. Aber der Skulpter 500 macht das eben mit gerade mal vier Reglern: nicht lange schrauben, sondern einstöpseln, 10 Sekunden (echte!) Knöpfe drehen, fertig. Was rauskommt, klingt so hochwertig und »fertig«, dass man sich fragt, warum man sonst so lange rumfummelt, bis es passt. Mit anderen Worten, der Skulpter 500 ist ein Preamp für Kreative, die kreativ bleiben möchten. Leichte Abzüge in der B-Note gibt’s für das nicht ganz optimale Rauschverhalten in Verbindung mit ausgangsschwachen dynamischen Mikros. Für die Arbeit mit Kondensatormikros spielt das aber keine Rolle (da dominiert das Eigen – rauschen des Mikrofons). Richtig klasse ist der Skulpter 500 nicht zuletzt als DI mit Klanggestaltungsmöglichkeiten. Wer häufig Gitarre, Bass, E-Pianos und Synthesizer auf direktem Weg aufnimmt, findet hier auf kleinstem Raum alles, was er/sie für durchsetzungsfähige, charakterstarke, vor allem aber nicht langweilige DI-Sounds benötigt. Kurzum: Der Skulpter 500 hält, was er verspricht!

Elysia-Skulpter500(Bild: Dr. Andreas Hau)

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variabler Sound von sauber bis crunchy
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extrem einfache Bedienung
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hochwertige Technik
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sehr saubere Verarbeitung

leicht erhöhtes Rauschen mit dynamischen Mikros

Hersteller/Vertrieb: Elysia
UvP/Straßenpreis: 689,− Euro

www.elysia.com

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