Eins für alles

EZmix 2 Amp Packs – Native Mix-Amp-Plug-ins im Test

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»One Plugin for all your mixing needs«, tönt der Hersteller in seinem Produktvideo. Die Intension der EZmix-Line ist klar. Mit einem Mausklick soll sofort der passende Sound gefunden werden. Egal ob Gitarrensound oder Mix-Preset — alles steht, ohne sich in endlosen Parametern zu verlieren. Klingt nach viel Zeitersparnis! Heute soll es mehr um die Amp Packs gehen, die Toontrack optional anbietet. Aber das eine schließt bei diesem System das andere nicht aus …

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Viele werden die Firma Toontrack von der EZdrummer- und Superior-Line her kennen. Diese Drum-Plug-ins sind fürs Arrangieren bis hin zum Mix äußerst nützliche Tools, ohne die ich meinen Arbeitstag gar nicht mehr bestreiten wollte. Ebenso scheint sich das Konzept der EZmix-Line zu präsentieren. Und trotzdem ist es recht eigen, oder besser gesagt globaler: Egal ob Mastering-, Mixingoder Amp-Packs, alles wird über die EZmix-2- GUI abgerufen, ohne dass man dabei den Überblick verliert. Aber eins nach dem anderen.

Installation 

Das Plug-in gibt es sowohl für Mac OS X 10.6 und höher als auch für Windows 7 oder höher in 16 oder 32 Bit. Mit Audio-Unit, VST, AAX und RTAS sind alle gängigen Formate abgedeckt. Getestet habe ich es mit meinem 27″ iMac (3,4 GHz Intel Core i7, 32 GB RAM) und dem Mac Book Pro (3,1 GHz Intel Core i7, 16 GB RAM) mit Logic Pro X und Reaper als DAWs in 32 Bit. Für die Installation muss man sich von der Hersteller-Website den »Toontrack Product Manager« runterladen. Mit diesem Tool wird nicht nur die Installation und Registrierung zum Kinderspiel, sondern man wird auch gleich auf Updates von schon gekauften Plug-ins wie zum Beispiel EZdrummer hingewiesen. Sehr praktisch! Nach ein paar Minuten ist alles »Ready to use«, wie es im Manager so schön heißt.

Alles in einem 

Die Bedienoberfläche von EZmix 2 ist sehr übersichtlich gehalten. Auf der linken Seite sind die Browser, wobei man das obere Preset-Filter auch mit dem kleinen, darüber liegendem Button unsichtbar machen kann, sodass nur noch der untere Browser bleibt und dabei den Platz von beiden einnimmt. Grundsätzlich kann man zwischen Presets und Favorites hin und her schalten. Das macht das Arbeiten natürlich schneller, da die eigens zusammengestellten Favoritenlisten im Normalfall kürzer sein sollten als die komplett angebotenen.

Der Preset-Filter-Browser unterteilt sich in folgende Kategorien: Instrument Group, Effect, Type, Genre, Preset Pack. Man kann die jeweilige Kategorie anwählen und je nach Wunsch auch noch ein Zweite, Dritte oder mehr. Es ist also kein Entweder/oder-Prinzip! Im unteren Browser werden dann die jeweiligen verfügbaren Presets angezeigt. Mit einem Mausklick ist das Preset angewählt und man kann hören, ob es passt oder eben nicht. Das funktioniert bei den Favoriten genauso, nur eben schon von eigener Hand vorsortiert.

Unter den Browsern befindet sich das Fenster zur Steuerung einiger Parameter, was sich aber wirklich nur aufs Wesentlichste beschränkt! So lässt sich das Input-Volumen per Drehregler einstellen und sogar Preset-unabhängig arretieren. Output ist ebenso regelbar, allerdings ohne die Lautstärke festlegen zu können, was auch keinen wirklichen Sinn machen würde. Der Pegel wird von einer LED-Kette veranschaulicht. Neben dem Input-Potentiometer liegen zwei mit Pfeilen versehene Knöpfe zum Durchscrollen der Presets vom unteren Browser. Daneben zeigt ein Fenster den Namen des Presets noch mal an, was beim Arbeiten sehr nützlich ist. Der mit dem Stern+ bezeichnete Taster schiebt das gerade angewählte Preset in den Favoriten-Ordner oder löscht es bei Nichtgefallen wieder aus selbigem. Außerdem lassen sich da – mit die favorisierten Presets mit neuen Namen versehen, was im Alltag ein unbezahlbares Feature ist. Denn jeder hat ja sein eigenes »Denk- und Merksystem«.

Im unteren Teil des Fensters sind noch zwei große Regler zu sehen, welche unterschiedliche Parameter regulieren. Das ist jedoch von Preset zu Preset unterschiedlich und pro Preset auch festgelegt. So verliert man sich nicht in Details, sondern probiert kurz, und entweder es passt, oder man nimmt das nächste. Was es zu regeln gibt, wird ebenso wie beim Namen in den gelb/orange unterlegten Fenstern angezeigt.

Auf der rechten Seite der GUI, die optisch an Lagerräume größerer Studios erinnert, sieht man dann von 19-Zoll-Units über Effektpedale bis hin zum Gitarren-Amp Geräte, die ein schattiges Dasein führen und nur erleuchtet werden, wenn sie im angewählten Programm Verwendung finden. Man kann sie allerdings nicht anklicken bzw. ein- oder ausschalten. Es soll ja schließlich EZ bleiben! Ein Plakat an der Wand verrät, in welchem Pack man sich gerade tummelt.

EZmix 2 bildet ähnlich wie beim EZdrummer 2 die Basis, zu der man sich verschiedene Packs kaufen und somit seine soundliche Vielfalt erweitern kann. Es werden auch verschiedene Bundles angeboten, wofür einige namenhafte Musiker bzw. Produzenten wie Randy Staub oder Andy Sneap ihr Know-how haben einfließen lassen. So kann jeder selbst bestimmen, was für ihn Sinn macht. Jetzt aber zu den Amps …

Amp-Packs 

Für diesen Test hab ich die Klassiker unter den Gitarren benutzt. Les Paul, Stratocaster und Telecaster sind gitarristische Standards, die seit vielen Jahren auf unendlich vielen Songs zu hören und somit quasi echt gängige Aufnahmetools sind. Wie fast immer spiele ich meine DI-Signale über die Avalon U5-DIBox in das RME Fireface 800.

Im Großen und Ganzen werden mit den verschiedenen Packs alle Bereiche abgedeckt. Bei den Titulierungen wie Classic Amps, Country Guitars oder Indie Guitars weiß man gleich, was man bekommt. Und es wird auch sehr stark an die Jungs der härteren Gangart gedacht, indem man verschiedene Metal-Sounds ins Spiel bringt, die auch (man muss fast schon »endlich« sagen!) mal den Ansprüchen der moderneren Metal-Genres gerecht werden. Bei solch einem großen Angebot kann ich jetzt natürlich nicht auf jeden Sound einzeln eingehen, dafür sind es schlicht und ergreifend zu viele! Also werde ich ein paar Presets aus verschiedenen Packs erörtern.

Der »Adam Cobra« aus dem Metal Guitar Gods 3 ist ein echtes Metalbrett! Für diese Art Sound ist er insgesamt sehr ausgewogen. Es könnte untenrum noch ein wenig mehr Hub geben und bei ca. 3,6 kHz müsste man meines Erachtens schmalbandig ziehen. Denn wenn ich davon vier Spuren spiele, was nicht unüblich bei dieser Art Musik ist, pfeift es, vor allen bei offenen Akkorden schon gewaltig. Aber mit dem Sound kann man definitiv gut arbeiten!

Als Nächstes führe ich mir vom Indie Guitars Pack den »Backwards Tremolo Pitch« zu Gemüte. Hohe Linien auf zwei Saiten machen schöne Atmosphären, die durch den Phaser auch zusätzlich Bewegung bekommen. Für solch einen Effekt-beladenen Sound müsste man, wenn man das nicht jeden Tag macht, schon eine Weile tüfteln.

»Clean DD Chorus« stammt aus dem Country Guitars und ist z. B. sehr gut für gemutete Linien á la Andy Summers geeignet. Der Chorus macht schön breit. Ein wenig mehr Kompressor hätte ich mir persönlich gewünscht, was aber Geschmackssache ist.

Vom Classic Amp-Paket kommt der Sound »California Slider«, der, egal ob mit Tele oder Paula, super funktioniert. Er klingt »richtig«, wenn ich das mal so sagen darf. Crunchig, leicht komprimiert, mit den richtigen Mitten und passendem Reverb macht der Sound echt Spaß!

Das nigelnagelneue Pack »Big Rock Guitars« hat ebenfalls einiges an Sounds zu bieten. So hab ich mit »Caliber 410« ein echtes Classik-Rock-Preset erwischt, welches nach kurzem Anpassen der zur Verfügung stehenden Bass- und Treble-Regler sofort stilgerechte Riffs entlockt.

Metallica haben in den 80ern einen Stil kreiert, der bis heute viele Metalheads begeistert, und so kommt man auch mit »Flying Puppets« nicht um die vier herum. Ich intoniere gleich mal den passenden Song, und es geht definitiv in diese Richtung.

Nun schnappe ich mir aus dem Ambient-Pack das Preset »Big Bitcruch Reverb« − ein wundervoller atmosphärischer Sound, der ein wenig an Soundgarden o. Ä. erinnert. Zu guter Letzt kommt auch mal der Bass dran. Wir wollen hier ja niemanden diskriminieren. 😉 Hierfür nehme ich meinen Sandberg California Ida Nielsen, was quasi ein Precision mit einem zusätzlichen Jazz-Bass-Pickup im Steg ist. Das von mir ausgesuchte Preset nennt sich »Mountain Queen« und rockt, was das Zeug hält. Das basst und röhrt, wie es sich für einen guten Rockbass gehört bzw. wie ich es mir vorstelle.

Das Plug-in läuft mit Logic Pro X und Reaper auf beiden Rechnern einwandfrei! Und auch die Rechner werden in Anbetracht der Tatsache, dass es ja meist mehre Effekte sind, die im Plug-in laufen, nicht soooo sehr belastet. Und eins ist Fakt: Solch ein Tool plus Rechner hätte ich mir als junger, unerfahrener Musiker gewünscht! Dann hätten meine Demos um Lichtjahre besser geklungen als die, die ich mit dem 4-Spur-Recorder fabriziert habe, der mir damals zur Verfügung stand.

Das Steuerteil mit den beiden Reglern, die je nach Preset mit anderen Parametern belegt sind und so nur das Nötigste anpassen.

+++ sehr übersichtliche GUI

+++ schnelles intuitives Arbeiten

+++ endlich auch mal moderne Metal Sounds

– je nach Preset etwas undynamisch und spröde im Gitarrensound


Fazit

Das Konzept ist sehr schlüssig, und somit ist das Plug-in auch intuitiv zu handeln. EZmix 2 inklusive seiner verschiedenen Gitarren-, Bass-, Master- oder Mixing-Packs finde ich fürs Songwriting oder für eine Vorproduktion ungeheuer praktisch und vor allem wegen seiner Bedienfreundlichkeit sehr gelungen. Man kommt schnell zu einem vorspielbarem Ergebnis, für das man sonst mehr Kenntnisse bräuchte und trotzdem länger schrauben müsste. Und der eine oder andere Sound wird es auch auf eine finale Produktion schaffen, aber ich würde nicht ein ganzes Album oder auch nur ausschließlich einen Song damit mischen wollen, so wie es auf dem obengenannten Video des Herstellers beworben wird. Dafür fehlen mir dann einfach doch die Möglichkeiten einzugreifen und in der Summe die Substanz. Auch wenn ich die EZ-Amps mit echten Verstärkern oder anderer Gitarren-Software vergleiche, sind sie teilweise sehr nah dran, aber es fehlt mir immer ein Mü an Dynamik oder Tiefe, was sich bei vielen gelayerten Gitarrenspuren dann doch bemerkbar macht. Wenn es aber darum geht, eine Idee auf die Schnelle gut in Szene zu setzen, ist dieses Plug-in samt seinen Packs Gold wert!


Hersteller/Vertrieb: Toontrack

Preise EZmix2: 139,− Euro / pro Pack: 39,− Euro / EZmix2 Bundles: 249,− Euro / EZmix Bundles: 129,− Euro

www.toontrack.com

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo, wunderbar erklärt, danke vielmals. Ich habe seit einigen Jahren EZMix und bekomme es jetzt mit meiner E-Gitarre nicht zum “klingen” (höre keine Effekte)!? Die Gitarre geht in das Yamaha Mischpult, das gleichzeitig meine Audioschnittstelle ist (funktioniert mit vielen anderen Anwendungen einwandfrei (EZKeys Garnd Piano von einem Keyboard aus, EZDrummer von E-Drums aus). Wenn ich die Gitarre ins Mischpult stecke und EZMix starte und die Treiberzuordnung mach, höre ich zwar die Gitarre, sehe sogar die Ausschläge im Eingang und am Ausgang des EZMix, ich höre aber nur die Gitarre ohne jegliche Effekte!? Ich hoffe inständig, dass das jemand liest, der mir meine Fragen beantworten kann!? Bei Toontrack kann ich nur in englisch anfragen, was mir fast unmöglich ist! >>> peter.bengelmann@onlinehome.de <<< Danke und musikalische Grüße Peter Bengelmann

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