3-Wege-System

Focal Trio6 Midfield-Monitor im Test

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Mit dem Trio6 erweitert man bei Focal in Frankreich die ST6-Serie um ein weiteres Modell. Die Trio6 ist, wie der Name es schon andeutet, ein klassisches 3-Wege-System, das sich für Nahfeldanordnung an ausgedehnten Mischpulten oder auch als Abhöre für größere Entfernung sowie in Multikanalanordnungen eignet.

Vorder- und Rückseite(Bild: Archiv)

Selbstverständlich verfügt auch die Trio6 über die bekannten Markenzeichen der Focal Top-Modelle in Form eines Hochtöners mit inverser Beryllium-Membran und Konustreibern mit speziellen Sandwich-Membranen. Die handwerkliche Qualität und Verarbeitung des neuen Monitors erfüllen sowohl äußerlich wie auch im Inneren hohe Ansprüche. Das mattschwarze Gehäuse mit den rötlich furnierten Seitenteilen macht einen wertigen Eindruck und würde auch im Wohnumfeld einen gutes Bild abgeben. Die Trio6 kann sowohl aufrecht stehend wie quer liegend betrieben werden. Für Letzteres lässt sich die Mittel-Hochtoneinheit im Ganzen drehen, sodass Mitteltöner und Hochtöner immer übereinander angeordnet sind.

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Elektronik und Treiber.

Die massive Alu-Rückwand beherbergt alle Anschlüsse und Bedienelemente und trägt von der Innenseite die gesamte Elektronik. Über einen Schiebeschalter kann die Eingangsempfindlichkeit zu –10dBV oder +4dBu gewählt werden. Drei Potis mit einer Raste in Mittelstellung (LF- und HF-Shelving sowie LMF-EQ) erlauben die Einstellung des Hochton- und Tieftonpegels über Shelving-Filter mit einem Gain von jeweils ±3dB und eines 160Hz Bell-Filters mit einer Güte von 1, ebenfalls mit ±3dB Gain. Die zugehörigen Filterkurven finden sich in Abb.01.

Als Leistungsverstärker werden in der Trio6 für den Tieftöner und Mitteltöner Class-G-Endstufen mit jeweils 100 W Leistung eingesetzt. Der Hochtöner wird von einer 50 W Class-AB-Endstufe angetrieben. Hinter dem Class-G-Prinzip der Endstufe verbirgt sich eine herkömmliche Class-AB-Endstufe, deren Versorgungsspannung von einer vorgeschaltet Class-D-Endstufe, die hier als Bedarf geregeltes Netzteil agiert, zur Verfügung gestellt wird. Die Versorgungsspannung kann daher immer optimal dem gerade bestehenden Bedarf angepasst werden, was in einer niedrigen Verlustleistung resultiert.

Neben den Filtern für die Ortsanpassung gibt es auch noch ein schaltbares Hochpassfilter 2.Ordnung mit den Eckfrequenzen (‑6dB) 45, 60 oder 90Hz. Mit einer dazu korrespondierenden Einstellung am Subwoofer kann die Trio6 direkt über den Link-Ausgang des Subwoofers zu diesem parallel betrieben werden. Im Anschlussfeld fallen dann noch zwei Klinkenbuchsen, beschriftet mit Focus in und out, ins Auge. An den Klinkenbuchsen kann ein Fußschalter angeschlossen und über den Focus-Out zu anderen Monitoren oder einem Subwoofer weiter verlinkt werden. Betätigt man diesen Schalter, dann wird der je nach Einstellung des Focus-Wahlschalters (Stufe 1) nur der Mitteltöner im Fullrange-Modus betrieben oder (Stufe 2) nur die Mittel-Hochtoneinheit ohne Tieftöner. In der Stufe 1 entspricht der Frequenzgang der Trio6 dem eines guten Breitbänders, womit sich der Höreindruck eines TV-Gerätes, Autoradios oder Ähnlichem besser nachvollziehen lässt. Die Bezeichnung »Focus« zielt darauf ab, dass man mit dem mittenbetonten Frequenzgang (ca. 80Hz bis 15kHz) besser die wichtigen mittleren Frequenzbereiche beurteilen kann.

Rückseite
Die Rückseite der Trio6 mit diversen Anschlüssen und den Reglern zur Ortsanpassung. (Bild: Archiv)

Zur Elektronik in der Trio6 wäre noch zu erwähnen, dass man komplett auf rein analoge Schaltungstechnik setzt. Digitale Signalverarbeitung oder Eingänge für digitale Audiosignale gibt es nicht.

Die Messwerte

… eines Monitorlautsprechers lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen. Das lineare Übertragungsverhalten mit dem Amplituden- und Phasenverlauf sowie dem Zerfallsspektrum, das räumliche Abstrahlverhalten mit den horizontalen und vertikalen Isobaren und dem Spinorama-Plot sowie die Verzerrungswerte, hier dargestellt über die Maximalpegelmessungen mit Sinusbursts und Multitonsignalen.

Der Frequenzgang aus Abb.01 reicht, typisch für Focal Systeme mit Beryllium-Hochtöner, bis zur Messgrenze von 40kHz. Die Welligkeit im Verlauf vom Minimum zum Maximum zwischen 100Hz und 10kHz beträgt in einer nicht geglätteten Darstellung ca. 5,2dB. Die –6dB-Eckfrequenzen liegen bei 33Hz am unteren Ende und bei 39kHz am oberen Ende des Frequenzbereiches. Die Trio6 kommt somit auch sehr gut ohne Subwoofer aus. Zur oberen Eckfrequenz von 39kHz wäre anzumerken, dass die gelegentlich genannten Bedenken der Anregung möglicher Resonanzen im Frequenzbereich jenseits der 20kHz auch für den hörbaren Frequenzbereich problematisch sein können, gelten hier nicht, da durch die Verwendung von Beryllium als Membranmaterial in diesem Frequenzbereich noch keine Resonanzen auftreten. Die Membran des Hochtöners in der Trio6 wird durch ein neuartiges Gitter geschützt, das in seiner Form dem Verlauf der inversen Kalotte folgt und mit sehr feinen Stegen eine große offene Fläche bietet.

Die weiteren Kurven in Abb.01 zeigen die am Monitor direkt schaltbaren Filter zur Ortsanpassung mit High- und Low-Shelf Filtern sowie einem sogenannten Meterbridge oder Desktop Filter bei 160Hz. Der Phasengang aus Abb.02 weist die für ein 3-Wege-Systeme mit minimalphasigen Filtern zur Trennung unvermeidlichen Phasendrehungen von 360° pro Trennung und weiteren 360° durch das Bassreflexgehäuse auf. Das Spektrogramm aus Abb.03 zeigt im Arbeitsbereich des Mitteltöners zwischen 400Hz und 2kHz drei kleine, weitgehend harmlose Resonanzen. Oberhalb von 2kHz ist das Ausschwingverhalten dann völlig frei von Resonanzen, wo der Hochtöner seine exzellenten Eigenschaften zeigen kann.

Abb. 01:Frequenzgang auf Achse gemessen in 4m Entfernung. Die untere und obere Eckfrequenz (-6dB) liegen bei 33Hz und oberhalb von 39kHz. Die Welligkeit vom Maximum zum Minimum beträgt 5,2dB. Im unteren Teil der Grafik finden sich die Filterkurven für die LF-Shelving (gr), LMF-EQ (ma) und HF-Shelving (bl) Einstellungen jeweils mit ±3dB.
Abb. 02: Phasengang der Trio6. Das kleine Bild zeigt die zugehörigen Sprungantwort.
Abb. 03: Spektrogramm der Trio6 mit kleinen Resonanzen im Ausschwingverhalten zwischen 400 Hz und 2kHz.

Abb.07 und 08 zeigen das Abstrahlverhalten der Trio6 für die horizontale und vertikale Ebene. Der –6-dB-Abstrahlwinkel beträgt im Mittel weite 120°, sodass ein hinreichender Bewegungsspielraum in beiden Ebenen bleibt. Speziell für die Vertikale würde man sich eventuell auch ein etwas engeres Abstrahlverhalten wünschen, um mögliche Reflexionen von einer Pultoberfläche oder eines Arbeitstisches zu reduzieren. Oberhalb von 10kHz schnüren sich die Isobaren bedingt durch die Membrangröße des Hochtöners ein. Im Bereich der Trennfrequenz bei 3kHz kommt es zudem durch Interferenzen der beiden Wege zu einer unvermeidlichen Einengung im Abstrahlverhalten.

Die Spinorama Grafik aus Abb.09 zeigt für das »Listening Window« einen fast idealen Kurvenverlauf zum »On Axis«-Frequenzgang. Die Kurven der »Early Reflections« und »Sound Power« verlaufen durch die vertikale Einschnürung bei 3kHz und die darüber folgende starke Aufweitung des Abstrahlverhalten etwas ungünstiger.

Der erreichbare Maximalpegel

… eines Monitors wird primär durch die Treiber und die zur Verfügung stehende Endstufenleistung bestimmt. Für die Treiber erfolgt die natürliche Limitierung zum einen durch die maximale Auslenkung der Membran, was vor allem für Tieftöner zutrifft, und durch die thermische Belastbarkeit der Schwingspulen, wo der Hochtöner deutlich kritischer ist als der Tieftöner. Die Sinusburstmessung (Abb.04) der Trio6 liefert Werte zwischen 107dB bei tiefen Frequenzen, ansteigend auf 113dB im Arbeitsbereich des Hochtöners. Schwachstellen gibt es bei dieser Messung nicht. Die Kurven verlaufen sehr gleichmäßig ohne lokale Einbrüche. Das 10%-Limit für Frequenzen unter 300Hz wird hier kaum erreicht, da vorher der Limiter eingreift.

Abb. 04: Maximalpegel bezogen auf 1m Entfernung bei höchstens 3% Verzerrungen (rote Kurve) und bei höchstens 10% Verzerrung (<300Hz) (blaue Kurve).
Abb. 05: Powercompression gemessen mit einem Multitonsignal mit EIA-426B Spektrum beginnend bei einem Mittelungspegel Leq von 93,7dB bei -10dBu Eingangspegel. Basierend auf dieser Referenzmessung wurde der Pegel in 1dB Schritten um +13dB gesteigert, wo die Kompression durch den Limiter den 2dB Grenzwert (rote Kurve) überschreitet. Die Grafik aus Abb.06 wurde aus der Messung zur grünen Kurve (bei +2dBu Eingangspegel) abgeleitet.
Abb. 06: Messung der Gesamtverzerrungen (Harmonische und Intermodulation) mit einem Multitonsignal mit EIA-426B Spektrum und 12dB Crestfaktor für maximal 2dB Powercompression oder maximal 20dB Verzerrungen. Auf 1m im Freifeld bezogen wird dabei ein Pegel von 104,5dB als Leq und von 116,7dB als Lpk erreicht. Der Verzerrungsanteil beträgt -23dB (7%).

Etwas mehr Details liefern die Multitonmessungen aus Abb.05 und Abb.06. Die Kriterien für den Maximalpegel bei dieser Messung sind maximal –20dB Gesamtverzerrungen (THD+IMD) und nicht mehr als 2dB Kompression in mehreren benachbarten Frequenzbändern im Vergleich zu einer Messung im linearen Kleinsignalbereich. Die Kurven in Abb.05 zeigen, dass die Begrenzung primär durch den Limiter für den Tieftonweg erfolgt. Aus der Messung zur grünen Kurve wurde Abb.06 abgeleitet. Der Verzerrungsanteil liegt hier zwar mit ‑23dB noch 3dB unter dem –20-dB-Grenzwert, der Limiter lässt jedoch keine weitere Pegelerhöhung zu, wie sich an der im Frequenzbereich des Tieftöners parallel um 1dB nach unten verschobenen roten Kurve in Abb.05 gut erkennen lässt.

Bei der Multitonmessung erreicht die Trio6 einen Mittelungspegel Leq von 104,5dB und einen Spitzenpegel von Lpk 116,7dB. Alle Pegelwerte beziehen sich auf eine einzelne Box in 1m Entfernung im Freifeld und Vollraum. Der im Datenblatt aufgeführte Wert von 115dB als Maximum SPL kann somit bestätigt werden.

Abb. 07: Horizontales Abstrahlverhalten in der Isobarendarstellung; der Pegel ist beim Übergang von orange auf gelb um 6dB gegenüber der Mittelachse abgefallen. Der mittlere Öffnungswinkel (-6dB) liegt bei ca. 120°.
Abb. 08: Vertikales Abstrahlverhalten in der Isobarendarstellung; der mittlere Öffnungswinkel (-6dB) liegt bei ca. 120°. Die schmale Einschnürung bei 3,5kHz entsteht durch den Übergang vom Tieftöner zum Hochtöner an dieser Stelle, wo es in der vertikalen Ebene zu winkelabhängen Interferenzen kommt.
Abb. 09: Spinorama-Grafik der Trio6; die obere rote Kurve zeigt den schon bekannten Frequenzgang auf Achse, die blaue Kurve den gemittelten Verlauf im typischen Winkelbereich um die Hörposition, die grüne Kurve den gemittelten Verlauf im Winkelbereich der frühen Reflexionen und die rosa Kurve den über die gesamte Hüllfläche des Lautsprechers gemittelten Verlauf.

Der Hörtest

… für die Trio6 fand im reflexionsarmen Raum statt, der problemlos auch größere Hörabstände zulässt. Der Aufbau erfolgte in einem Stereodreieck mit ca. 3m Kantenlänge. Bedenken bezüglich des Raumes, der natürlich nicht der allgemeinen Praxis entspricht, sind nachvollziehbar, aber nicht unbedingt begründet. Der Raum mag im ersten Moment ungewohnt sein, verhält sich dafür aber absolut neutral und erlaubt Hörtests unter sehr gut vergleichbaren Bedingungen. Unter diesen Bedingungen stellte sich die Trio6 als souveräner großer Monitor da, der kaum Wünsche offenlässt. Einzig die Basswidergabe erschien ein wenig überzogen, was sich auch in der Messung schon andeutete, sich aber leicht durch eine kleine Absenkung mithilfe des Low-Shelf Filters (–3dB) korrigieren ließ. Darüber hinaus spielte die Trio6 sehr präzise mit klar zu differenzierenden und zu bewertenden Quellen. Einige schwierige Passagen mit EDM oder aus bekannt guten und anspruchsvollen Produktionen von Kraftwerk wurden auch bei gehobenem Pegel problemlos reproduziert. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass durch das nicht vorhandene Diffusfeld im reflexionsarmen Raum die Anforderungen an den Lautsprecher merklich höher sind als in normalen Hörräumen.

Fazit.

Mit der Trio6 erweitert Focal seine ST-Serie um einen 3-Wege Monitor für mittlere Hörabstände. Die optisch ansprechenden und sehr gut verarbeiteten massiven Gehäuse erzeugen spontan einen Eindruck von Wertigkeit, der sich sowohl bei den Hörproben wie auch im Messlabor fortsetzte. Focal beweist damit zum wiederholten Male, dass sich mit guten Chassis und ausschließlich analoger Schaltungstechnik sehr gute Monitore realisieren lassen. Ohne Frage wäre mithilfe eines DSP-Systems im Monitor noch mehr möglich von der linearphasiger Filterung bis hin zur automatischen Einmessung und vieles mehr, was aber nicht jeder möchte und womit auch andere Probleme auftreten können. Unabhängig davon erhält man mit der Trio6 für einen Straßenpreis von knapp unter 6.000 Euro pro Paar einen exzellenten Lautsprecher, der trotz seines professionellen Verhaltens auch viel Freude beim Hören macht.

Vorderseite(Bild: Archiv)

Hersteller/Vertrieb

Focal/Sound Service GmbH Berlin

UvP / Straßenpreis pro Paar

7.136,– /5.960,– Euro

Internet

>> www.focal.com

Unsere Meinung

++          Messwerte
+++        Klangqualität
+++        Einsatzmöglichkeiten
+++        Verarbeitung und Wertigkeit
+++        Preis/Leistungs-Verhältnis

Profil focal solo6

Frequenzbereich: 33Hz – >39kHz (–6dB)

Welligkeit: 5,2dB (100Hz – 10kHz)

hor. Öffnungswinkel: 120° (–6dB Iso 1kHz – 10kHz)

ver. Öffnungswinkel: 120° (–6dB Iso 1kHz – 10kHz)

max. Nutzlautstärke: 109dB (3% THD 100Hz – 10kHz)

Basstauglichkeit: 105,6dB (10% THD 50 – 100Hz)

Maximalpegel in 1m (Freifeld) mit EIA-426B Signal bei Vollaussteuerung: 104,5dB Leq und 116,7dB Lpk

Paarabweichungen: 0,6dB (Maxwert 100Hz – 10kHz)

Störpegel (A-bew.): 18,3dBA (10cm)

Maße/ Gewicht: 537 × 292 × 369mm (B×H×T) / 25kg


Aus dem Messlabor unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt Messentfernung bis zu 8m und bietet Freifeldbedingungen ab 100Hz aufwärts. Alle Messungen mit Ausnahme der Störpegelmessung erfolgen mit einem G.R.A.S. 1/4″ 46BF Messmikrofon bei 96kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem WinMF Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeldmessungen. Für die Störpegelmessung wird ein G.R.A.S. 1/2″ 40AF Messmikrofon mit hoher Sensitivity und geringem Eigenrauschen eingesetzt.

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