HOFA ist seit 2010 in der Software-Entwicklung tätig. Das Unternehmen aus Karlsruhe hat seitdem eine Vielzahl an Plug-ins auf dem Markt gebracht. Dabei wird das Repertoire der sogenannten »IQ-Series«, welche u. a. De-Esser, Reverb, Equalizer oder Analyser umfasst, stetig ausgebaut. Nun geht auch der hauseigene »IQ-Series Limiter« in Version 2 an den Start.
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Die Installation erfolgt, wie bei HOFA stets üblich, mithilfe des hauseigenen Plugin-Managers. Ein USB-Dongle ist nicht notwendig. Stattdessen setzt der Hersteller auf einen Kopierschutz durch das Challenge/Response-Verfahren. Das Plug-in unterstützt die Schnittstellen VST2/3, AU und AAX.
GUI und Konzept. Der Limiter erscheint im klassisch-dunklen HOFA-Design, allerdings mit einer komplett überarbeiteten Oberfläche. Sehr schön ist, dass man das Fenster nun stufenlos auf eine beliebige Größe skalieren kann.
Auf der rechten Seite hat man Zugriff auf sechs verschiedene Algorithmen, auf die wir später noch genauer eingehen. Darunter befindet sich ein Input- und ein Output-Regler – auf einen Schwellwert- bzw. Ceiling-Regler verzichtet dieser Limiter.
Einen großen Teil der GUI beansprucht das XY-Pad für sich. Der vertikalen Achse ist hier der Parameter Pump, der horizontalen Achse hingegen der Parameter Clip zugewiesen. Alternativ lassen sich die Parameter mit den beiden Schiebereglern außerhalb des XY-Pads einstellen.
Nicht wenige Tonschaffende folgen dem Konzept, zuerst eine Clipping-Stufe zu beauftragen, um spitze Transienten zu zähmen und abzurunden, sodass der nachfolgende Limiter entlastet wird und nicht übermäßig »Löcher« in das Programmmaterial reißt. Der IQ-Limiter integriert diese Arbeitsweise effizient unter einer Haube.
IM BETRIEB. Zum Einstieg macht es Sinn, erstmal einen Blick in den Preset-Browser zu werfen. Neben einer User-Bank stellt HOFA eine Auswahl an Factory-Presets für verschiedene Szenarien zur Verfügung. Unter »Mixing« findet man Presets wie »Overhead Tamer« oder »Fat 808s«, unter »Mastering« hingegen »Acoustic Transparent« oder »Electro Set & Forget«.
Nehmen wir als Nächstes die frisch vorgestellten Algorithmen unter die Lupe. Der Algorithmus »Transparent« eignet sich gut, um sich erst einmal mit dem Vibe des Plug-ins vertraut zu machen. Wie der Name schon sagt, arbeitet der Limiter in diesem Modus möglichst unauffällig und konzentriert sich primär darauf, das Signal unter Kontrolle zu halten und Färbungen oder gar Verzerrungen zu verhindern.
Wechselt man bei sonst gleichen Einstellungen zum Algorithmus »Electronic«, passiert schon deutlich mehr. Während die Lautheit des komplexen Programmmaterials zuvor –9,5 LUFS (integrated) betrug, misst das Signal nun –7,0 LUFS. Es wirkt fast so, als hätte das Signal vor dem Limiting noch einen Boost im Bass- und Höhenbereich erfahren, während perkussive Elemente im mittleren Frequenzbereich etwas ausgeprägter erscheinen. Der Ausdruck »druckvoll« trifft es ganz gut.
Der Algorithmus »Hard« zeigt ohne Änderung der Start-Parameter einen LUFS-Wert von –8,2. Neben Rock-Mischungen macht dieser Modus besonders auf der Schlagzeug-Gruppe oder Room-Mics eine sehr gute Figur. Des Weiteren sind noch die sog. »Legacy Modes« an Bord, also »Fast, Medium, Slow«, welche bereits aus Version 1 des Limiters bekannt sind und somit eine gewisse Abwärtskompatibilität gewährleisten.
Der Regler »Channel Link« ist bei Stereomaterial relativ selbsterklärend. Steht dieser auf 100 %, werden beide Kanäle gleich bearbeitet, wobei stets der lautere Kanal ausschlaggebend für die Pegelreduktion ist. Bei 0 % erfolgt eine komplett unabhängige Bearbeitung.
Auf einem Surround-Bus allerdings wird es richtig interessant. Hier hat man sehr detailreiche Einstellungsmöglichkeiten, wie das Multikanal-Format bearbeitet werden soll und welche Rolle Center oder LFE dabei spielen sollen.
Mit dem XY-Pad kann man sich richtig austoben, und eine Vielzahl von verschiedenen Sounds zaubern. Toll eignet sich hier der Pump-Regler, mit dem man sehr viel Substanz und Raumanteil auf Overheads oder Schlagzeug-Gruppen charaktervoll heraus kitzeln kann. Der »Clip«-Regler fährt das Signal in die Sättigung. Übertreiben sollte man es auf der Stereo-Summe allerdings nicht, da die Clipping-Stufe sehr wohl fähig ist, deutliche Verzerrungen hervorzurufen, die gerade im Bass-Bereich unter Umständen auch störend empfunden werden könnten – auf Einzelspuren kann dies aber exakt gewünscht sein.
Gerade beim Limiting ist es wichtig, die Bearbeitung lautstärkenkompensiert abzuhören. Der IQ-Limiter besitzt zwar keine eigene Schaltfläche dafür, allerdings hat sich HOFA einen praktischen Shortcut ausgedacht. Hält man beim Erhöhen des Input Gains die [Alt]-Taste gedrückt, wandert der Output-Regler um den gleichen dB-Wert in die andere Richtung. Der Input Gain umfasst einen Regelbereich von –10 bis +36 dB.
Natürlich darf bei modernen Limitern auch eine »True Peak«-Funktion nicht fehlen. Diese verhindert sog. Intersample Peaks, also Pegelspitzen, die in manchen Fällen nach einer DA-Konvertierung mit zu wenig Headroom, besonders mit günstigen Wandlern, auftreten können. Wahlweise lässt sich das Oversampling mit dem Faktor 2, 4, 8, 16 oder 32 hinzuschalten. Die interne Abtastrate wird somit um den gewählten Wert multipliziert. Zum einen resultiert dies intern in einer feineren Auflösung, allerdings machen sich größere Werte auch durch eine deutlich höhere Prozessorauslastung bemerkbar.
Des Weiteren ist noch eine Schaltfläche zur Entfernung des DC-Offset vorhanden, welche ganz nebenbei auch Signalanteile unter 3 Hz herausfiltert. Auch ein »Dither« für 16 und 24 Bit ist mit an Bord. Leider gibt es keine Möglichkeit, auf das Noise-Shaping Einfluss zu nehmen. Auch fehlt ein Auto-Blanking, also eine Funktion, welche das Dither-Signal stummschaltet, sobald für eine bestimmte Zeit kein Eingangssignal anliegt. Gut, das sind Punkte, die nicht als kampfentscheidend gelten, wer den Limiter jedoch zum professionellen Mastering einsetzen möchte, sollte dies im Hinterkopf behalten.
Kommen wir abschließend noch zum Metering. Zwei Bargraphen visualisieren die Gain Reduction sowie den Ausgangspegel. Auch der untere Bereich stellt diese beiden Werte sehr aussagekräftig im zeitlichen Verlauf dar. Des Weiteren sind auch der Pegel des Eingangssignals sowie die Lautheit am Ausgang farblich als eigene Graphen abzulesen. Sehr gut! Leider wird eine optionale Anzeige des RMS-Pegels oder gar ein K-System vermisst.
Die Lautheit selbst wird nach dem Broadcast-Standard »EBU R 128« gemessen. Ganz klassisch werden hier für die Loudness Units (»LU«) die Werte Short Term, Integrated und Loudness Range aufgelistet.
Trotz des Kürzels »IQ« bietet der Limiter keinerlei automatisierte Hilfestellungen an. Wenn schon eine LUFS-Messung integriert ist, stellt sich die Frage, warum HOFA nicht eine Zielwertanalyse mit eigenständig angepasster Pegelreduktion anbietet.
Fazit: Mit der Integration der drei neuen Algorithmen hat HOFA seinem IQ-Limiter einen wohlverdienten frischen Anstrich verliehen. Besonders kann das intuitive XY-Pad mit der vielseitigen Clip- und Pump-Funktion Punkte sammeln. Die Clipping-Stufe kann neben dezentem Abrunden von Transienten auch übertrieben zum Sounddesign eingesetzt werden. Zusammen mit einer übersichtlichen Metering-Sektion inkl. LU-Messung und umfangreicher Surround-Unterstützung wird mit dem Update ein hübsches Paket geschnürt. Auf jeden Fall sollten Interessenten die Demo-Version antesten, welche für 14 Tage mit vollem Funktionsumfang arbeitet.