Vor rund einem Jahr sorgte iZotope mit dem Neutron Plug-in schon einmal für einen kleinen Aufschrei in der Branche. Dafür verantwortlich war das automatische Helferlein mit dem Namen »Track Assistant« — Mixing auf Knopfdruck. Nun ist der Nachfolger Neutron 2 erschienen, und die neuen Features wie Tonal Balance Control und Visual Mixer werden meines Erachtens einen ähnlichen Effekt verursachen. Ein guter Zeitpunkt, um das SPL-Meter zu zücken, um den nächsten Aufschrei zu messen!
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Zusammen mit Ozone 8 veröffentlicht iZotope die nächste Generation des Channelstrip-Plug-ins Neutron. Version 1 sorgte vor rund einem Jahr durch den sogenannten Track-Assistant für großen Wirbel in der Audioszene, da das Plug-in mit nur einem Knopfdruck das Eingangsignal analysiert, selbständig die bestmögliche Effektkombination aussucht und alle Paramaterer einstellt. Dadurch nimmt es einem einen großen Teil der Arbeit ab − wenn man so möchte, eine »Auto-Mix« Funktion.
Das Ergebnis klingt meistens dermaßen überzeugend, und die Zeitersparnis ist durch den Gebrauch der Automatik so enorm, dass sich die Meinungen zum Channelstrip in die Lager der Befürworter und Skeptiker aufteilen − ein Plug-in, welches selbständig fast alles erledigt, und am Ende klingt’s auch noch gut … darf man das benutzen? Man darf! War doch klar.
Mir persönlich war das bis vor ein paar Wochen alles auch irgendwie klar, genau so klar wie die Einsicht, dass es einfach unglaublich schwer ist, in komplexeren Mix-Situationen mit vielen Spuren und vielen kleinen internen Mix-Problemen den Überblick zu wahren. Besonders wenn man es gewohnt ist, sehr viel mit der Maus zu erledigen: Es ist nicht so einfach, in einer adäquaten Geschwindigkeit 124 Streicher-Spuren und neun Tröten gegeneinander nach »maskierenden Elementen« durchzuklicken. Wie wäre es also, wenn man ein Plug-in hätte, mit dem es möglich wäre, entspannt und elegant durch den Wust aus Spuren zu springen, um auftretende Probleme schnell zu erkennen und zu beheben? Ohne dabei den Vibe der Musik aus dem Auge zu verlieren, weil man die Augen zusammenkneifen muss, um den kleinen Solo-Knopf der roten Audio107-Spur von der drüber liegenden roten Audio108-Spur zu unterscheiden …? Und – tadaaaaah! – grandiose Überraschung nach diesem tiefschürfend-überzogenen Intro: Unser Protagonist Neutron 2 liefert für alle genannten Probleme tatsächlich die Lösung.
Track Assistant
Tonal Balance Control
Visual Mixer
Der Channelstrip
Was hat Teilchenphysik jetzt damit zu tun?
Ähnlich wie das zeitgleich erschienene Ozone-8-Advanced-Bundle ist auch Neutron 2 Advanced eine Sammlung von Tools, die allerdings zur Bearbeitung einzelner Spuren vor der Mischung gedacht sind. Zusätzlich zum eigentlichen Channelstrip mit den Brot-und-Butter Tools wie EQ, Kompressor und Co gehören das neue Analyse-Werkzeug Tonal-Balance-Control und der Visual-Mixer zum Plug-in-Paket. Wie bei Ozone 8 bedienen auch hier alle Plug-ins die Schnittstellen AAX, RTAS, VST2/3 und AU.
Der verbesserte Track-Assistant
Der Track-Assistant verhält sich ähnlich wie der Autopilot im Flugverkehr: Man gibt die Koordinaten des Ziels an, und der Autopilot kümmert sich darum, dass das Ziel erreicht wird. Aktiviert man nun den Assistenten, wird man kurz gefragt, um was es sich beim Input-Signal handelt und wie es klingen soll. Ab dann errechnet Neutron 2 das passende Ergebnis. So einfach und erschreckenderweise auch so gut. Die meisten automatischen Klangverbesserungen funktionieren einfach, und so ungerne ich es zugeben möchte, aber es gab im Laufe meines Tests kaum ein Signal, welches falsch analysiert und bearbeitet wurde − gespenstisch …
Tonal Balance Control
»Tonal Balance Control« ist ein Analyzer, der das eingehende Frequenzgemisch visualisiert und zusätzlich zum eigenen Spektrum eine ideale Kurve anzeigt, welche iZotope aus etlichen Messungen bekannter Titel herleitet. Optional kann man auch ein eigenes Stück Musik analysieren lassen, um eine eigene Kurve errechnen zu lassen. Falls Neutron 2 auf mehreren Spuren verwendet wird, lassen sich diese direkt aus dem Tonal-Balance-Control-Fenster ansteuern und verstellen.
Visual Mixer
Über den Visual Mixer lassen sich nun alle Elemente in einem Koordinatenkreuz anzeigen − die horizontale Ebene repräsentiert das Stereo Panorama der Mischung, die senkrechte Achse steht für Lautstärke. Die einzelnen Quellen lassen sich nun innerhalb des Plug-ins einfach mit der Maus verschieben bzw. mischen. So lassen sich in Rekordzeit verschiedene Panning Anordnungen ausprobieren und die einzelnen Lautstärken einstellen.
Fazit
Für mich ist das »Neutron 2 Advanced«- Paket eine absolute Waffe, ob man den Track-Assistenten nun nutzt oder nicht − mit ihm lässt sich extrem viel Zeit sparen. Der Visual Mixer ist das perfekte Werkzeug, um Lautstärkeverhältnisse unter den Spuren exakt einzustellen, und mit Tonal Balance Control hat man stets die gesamte Balance des Projekts im Blick. Was den Klang, die Effizienz und die Ausstattung angeht, ist der Channelstrip für mich jetztschon zum Go-To-Werkzeug geworden, mit dem man ohne große Mühen unglaublich viele Arbeitsschritte einspart – es ist letztlich eine Gewissensfrage, ob man den Maschinen vertraut. In puncto Klang und Effizienz ist Neutron 2 Advanced für mich auf jeden Fall ganz weit vorne.
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Tonal Balance Control
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Track-Assistant
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Visual Mixer
Ein “Fluch und ein Segen”. Für Anfänger oder Leute die komplett “In The Box” mischen, ganz sicher sehr hilfreich. Aber…auch wenn es schon Autos gibt (Night Rider lässt grüßen) die von allein fahren, einen tollen Mix sollte man immer noch selbst im Griffe haben, wenn man es wirklich gut machen will!
Es ist schon beeindruckend (und manchmal erdrückend!) was alles per Software möglich ist. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass ein Mix für sich alleine ein kreatives Erschaffen ist und DAS möchte ich nicht dem Computer und plug ins überlassen. Es ist und bleibt mein menschlich künstlerischer Ausdruck.
Robert, das unterschreibe ich sofort so – und trotzdem bin ich persönlich absolut erstaunt, wie gut die künstliche Intelligenz des PlugIns funktioniert- man darf nicht vergessen, dass Tonal Balance Controll “nur” auf die Summe des “Frequenz-Gemischs” blickt – wie sich die Summe genau zusammensetzt bleibt natürlich Dir/mir/uns überlassen!
Alles klar. Computer hin und her. Alles Ansichtssache. Das Beste von allem ist, und bleibt dein OHR! IMMERHIN KANN MANN DOCH IMMER WIEDER SELBER EINGREIFEN. GESCHMACKSSACHE, OB IZOTOPR, WAVES USW.. LG MARCUS
Ein “Fluch und ein Segen”. Für Anfänger oder Leute die komplett “In The Box” mischen, ganz sicher sehr hilfreich. Aber…auch wenn es schon Autos gibt (Night Rider lässt grüßen) die von allein fahren, einen tollen Mix sollte man immer noch selbst im Griffe haben, wenn man es wirklich gut machen will!
Es ist schon beeindruckend (und manchmal erdrückend!) was alles per Software möglich ist. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass ein Mix für sich alleine ein kreatives Erschaffen ist und DAS möchte ich nicht dem Computer und plug ins überlassen. Es ist und bleibt mein menschlich künstlerischer Ausdruck.
Robert, das unterschreibe ich sofort so – und trotzdem bin ich persönlich absolut erstaunt, wie gut die künstliche Intelligenz des PlugIns funktioniert- man darf nicht vergessen, dass Tonal Balance Controll “nur” auf die Summe des “Frequenz-Gemischs” blickt – wie sich die Summe genau zusammensetzt bleibt natürlich Dir/mir/uns überlassen!
Alles klar. Computer hin und her. Alles Ansichtssache. Das Beste von allem ist, und bleibt dein OHR! IMMERHIN KANN MANN DOCH IMMER WIEDER SELBER EINGREIFEN. GESCHMACKSSACHE, OB IZOTOPR, WAVES USW.. LG MARCUS