iZotope hat im April die neuste Auflage der populären Restaurations-Software RX veröffentlicht. Die sechste Version bringt eine ganze Reihe neuer Features mit, die nicht nur für den Post-Produktionsbereich interessant sind, sondern ebenfalls die Arbeit in der Musikproduktion erleichtern können. Mit welchen Kniffen iZotope in RX 6 aufwartet und wie sich diese in der Praxis schlagen, erfahrt ihr hier.
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Seit der Veröffentlichung von iZotope RX im Jahr 2008 hat sich viel getan. Was zuvor nur mit sündhaft teurer Software zu realisieren war, wurde durch iZotope einer breiten Masse zugänglich gemacht, ohne Abstriche an der Klangqualität in Kauf nehmen zu müssen. Die Updates RX 2 bis RX 5 brachten viele nützliche Features mit, die jedoch in erster Linie auf die Anforderungen und Workflows in der Film- und Fernsehtonproduktion abzielten.
Genau deshalb hat iZotope sich mit RX im Bereich der Post-Produktion einen guten Namen gemacht, und de Software gehört als Problemlöser mittlerweile zum Standard-Arsenal vieler Produktionen. Im Musikstudio sieht dies allerdings anders aus, obwohl es auch dort viele Einsatzgebiete für Restaurations-Software gibt. Mit dem Update auf Version 6 scheint es nun, als würde sich iZotope nun auch dieser Zielgruppe zuwenden.
Die Zeiten ändern sich
In vielen Tonstudios, die auf Musikproduktionen spezialisiert sind, spielt iZotope RX bisher eine eher untergeordnete Rolle. Das liegt vermutlich daran, dass die klanglichen Probleme durch einen ausführlichen Soundcheck, die Wiederholung eines Aufnahme-Takes oder Veränderungen im Signalweg gelöst werden oder gar nicht erst auftreten. Im Gegensatz zu einer Film- oder Fernsehproduktion kostet die Zeit im Musikstudio deutlich weniger Geld, und man kann auf Probleme eingehen, die am Film-Set in Kauf genommen werden müssen.
Doch auch bei der Musikproduktion treten immer häufiger klangliche Probleme auf, die ihre Ursache meist in einer unzulänglichen Aufnahme haben. Durch RX lassen sich beim Editing der Aufnahmen nachträglich viele Probleme lösen, was die Gesamtqualität der Produktion verbessern wird.
Neuerungen in RX 6
Eine eindeutige Einteilung der Neuerungen in Post- oder Musik-Features macht nur bedingt Sinn, da viele Module in beiden Bereichen eine Verwendung finden können.
Zur Verbesserung von Sprach- und Gesangsaufnahmen wurden drei neue Module in RX 6 integriert. Als erstes Modul ist der De-Esser zu nennen, der die Bearbeitung entweder im »Classic«-Modus oder auf spektraler Ebene vornimmt. Das zweite Modul nennt sich »Mouth De-click« und dient der Reduktion von leisen Schmatzern und Lippengeräuschen. »Breath Control« ermöglicht die Verringerung von Atemgeräuschen, die nicht nur bei Stimmen, sondern auch in Spielpausen von Musikinstrumenten auftreten können.
Ein sehr interessantes Feature ist das neue »De-bleed«-Modul, das Übersprechungen bei Mehrspuraufnahmen nachträglich reduzieren lässt. Auf Mikrofonebene heißt dies, dass beispielsweise der Anteil der Hi-Hat- Übersprechungen auf der Snare-Drum-Spur verringert werden kann. Betrachtet man andere Anwendungsbereiche, kommen einem Live-Aufnahmen oder Interview-Situationen mit mehreren Gesprächspartnern in den Sinn, deren Einzelsignale durch De-bleed aufgewertet werden können.
Es gibt jedoch auch einige Neuerungen, die schon sehr deutlich auf die Nachbearbeitung von Film- und Fernsehton abzielen. Die – se Features stellen jedoch keine gänzlich neu – en Formen der Klangbearbeitung dar. Es handelt sich vielmehr um Automatismen, die iZotope in der Erkennung und Beseitigung von Störgeräuschen entwickelt hat, um dem User einen zeitsparenderen Workflow zu bieten.
Mit »Dialogue Isolate« können Umgebungsgeräusche verringert und somit eine Sprachaufnahme verbessert werden. »Derustle« eliminiert die Störgeräusche, die beim Einsatz von Ansteckmikrofonen auftreten können. Für die Reduktion von tieffrequenten Windgeräuschen ist das neue »De-wind«- Modul zuständig. Allesamt typische Anwendungsbereiche, die täglich in der Post-Produktion auftreten.
Abgerundet werden die neuen Funktionen durch die Bearbeitungsoption von MP3- Dateien sowie deren direkter Export.
Verbesserte Anwendungen
iZotope hat aber auch die bereits vorhandenen Funktionen konstant weiterentwickelt. Beispiele hierfür sind unter anderem die Funktionen »De-click«, »Ambience Match« und »Find Similar«. Neben klanglichen Verbesserungen zielt die Erneuerung teilweise auch auf eine Überarbeitung des Workflows ab. So ermöglicht das neue Find Similar nun die gleichzeitige Auswahl und Bearbeitung aller ähnlichen Klangaspekte, ein manuelles »Durchklicken« bleibt somit aus.
Praxis
Nach der reibungslosen Installation und Registrierung ging es in erster Linie um das Ausprobieren der neuen Features. Als Klangmaterial wurden einige problematische Stellen aus früheren Musikproduktionen und Set-Tondialogen herausgesucht, um den notwendigen Praxisbezug herzustellen.
Die neuen Bearbeitungsfunktionen: Für Gesangsaufnahmen kamen De-esser, Mouth De-click und Breath Control wie gerufen. Die Aufnahme einer leisen weiblichen Gesangsperformance konnte innerhalb von gerade einmal 10 Minuten erheblich verbessert werden. In der originalen Produktion wurde der Gesang damals manuell editiert, was mindestens eine Stunde Zeit in Anspruch nahm. Das Klangresultat der automatischen Korrektur ist gleichwertig zur manuell bearbeiteten Version, was den deutlichen Vorteil von RX 6 aufzeigt.
Ein weiteres Problem, das in meiner Arbeit häufig auftritt, ist das Entfernen des gleichen Störgeräuschs aus einer Mehrspuraufnahme. Vor RX 6 mussten dafür alle Mikrofonsignale in Mono- oder Stereo-Konfiguration geladen und individuell bearbeitet werden − bei den 15 Spuren einer Sound-Effekt-Session nimmt dies schon einige Zeit in Anspruch. Mit dem Composite View konnte ich alle Spuren gruppiert bearbeiten. So wurde zum einen kostbare Zeit gespart, zum anderen stellt dieser Workflow sicher, dass alle Edits exakt gleich sind. Durch Composite View kann also eine Mehrkanal-Bearbeitung in RX simuliert werden, die ansonsten immer noch nicht möglich wäre.
Großes Interesse weckte das De-bleed-Modul, das die Übersprechungen einer Schlagzeugaufnahme verringert. Genau bei diesem Szenario machte sich De-bleed bezahlt, und die Übersprechungen von Hi-Hat und Crash-Becken konnten auf der Snare-Drum-Aufnahme deutlich reduziert werden. Dies ist nicht nur bei guter Separation der Signale interessant, sondern ermöglicht zudem eine stärkere Kompression der Snare Drum, ohne die anderen Schlagzeug-Komponenten zu stark hochzupumpen.
Eine zweite Anwendung von De-bleed war die Bearbeitung einer Bandaufnahme, die von fünf Musikern gemeinsam im Aufnahmeraum eingespielt worden war. De-bleed machte es möglich, die störenden Übersprechungen auf der Akustikgitarren-Spur deutlich zu verringern, ohne starke Klangeinbußen hinnehmen zu müssen. Auch bei den Audiofiles des akustischen Klaviers und des E-Gitarren-Amps konnte durch De-bleed eine Verbesserung erzielt werden. Dieses Feature hat meines Erachtens ein sehr großes Potenzial, sich zum gängigen »Fix it in the mix«-Werkzeug zu mausern.
Sehr nützlich für einen verbesserten Workflow war der neue »Modul List Filter«. Alle verfügbaren RX-6-Module sind in drei Menüs kategorisiert, welche die Prozessoren jeweils ein- oder ausblenden lassen. Der eigentliche Clou ist dabei jedoch das Erstellen von eigenen Listen, die auf bestimmte Arbeitsschritte angepasst werden und die nicht benötigten Module ausblenden lassen. So können eigene, auf den Workflow angepasste Werkzeugpaletten abgespeichert werden.
Elementar bis Advanced
Die aktuelle Version der Software ist in drei Varianten verfügbar, die sich in Funktionsumfang und Preis unterscheiden. »RX Elements« löst mit dem Release von RX 6 das 2016 vorgestellte »RX Plug-In Pack« ab und ist, wie der Name schon verrät, die abgespeckte Basisversion des aktuellen iZotope RX. Essenzielle Werkzeuge zur Restauration und dem Entrauschen von Audioaufnahmen sind in RX Elements vorhanden, jedoch fehlt das »Spectral Repair«-Modul.
In der nächst höheren Variante »RX Standard« sind viele weitere Funktionen vorhanden, doch bleibt die Einbindung in den Workflow etwas umständlich, da entweder die Plug-in-Versionen einiger Prozessoren oder der umfangreiche Stand-alone-Editor zur Verfügung stehen.
Den vollen Funktionsumfang und schnellsten Workflow erhält man mit »RX Advanced«, muss dafür allerdings mit 1.200,− Euro schon tief in die Tasche greifen.
Upgrade-Pfade sind zu den jeweils höheren Versionen vorhanden, weshalb der Einstieg in die Welt der Audiorestauration mit iZotope RX skalierbar gestaltet ist. Am Ende der Reihe steht mit der »RX Post Production Suite 2« ein Bundle, das neben RX Advanced die Software-Lösungen Neutron Advanced, RX Loudness Control und das Insight beinhaltet.
Fazit
iZotope RX 6 kommt mit einem sehr umfangreichen Feature-Set daher und rückt die Restaurations-Software näher in Richtung der Musikproduktion, ohne dabei die Kundschaft aus dem Post-Produktionsbereich zu vernachlässigen. Viele der neuen Module schaffen es, bestimmte Arbeitsschritte der Restauration nun automatisch vorzunehmen, und ermöglichen somit eine zeitsparendere Bearbeitung des Audiomaterials. Zudem lassen sich nun weitere Workflow-Aspekte optimieren, was in erster Linie der »Composite View« und den Filter-Listen der Module geschuldet ist.
RX 6 bietet ein sehr umfangreiches Update der beliebten Restaurations-Software, und sowohl ein Upgrade von älteren Versionen als auch die Neuanschaffung einer RX-Variante wird sich schon bei kleinen Projekten schnell bezahlt machen. Und genau das macht einen zuverlässigen Problemlöser aus. Von meiner Feature-Wunschliste für die nächste RX-Version habe ich jedenfalls einige Einträge streichen können.
Wer die aktuelle Version von RX selbst ausprobieren möchte, kann bei iZotope eine voll funktionsfähige 30-Tage-Demoversion downloaden, bei der lediglich die Speicherfunktion deaktiviert ist. Zusätzlich finden sich auf der Website von iZotope einige Übungsdateien und zugehörige Tutorial- Videos, mit denen sich die neuen Features auf einfache Weise ausprobieren lassen.
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Umfang der neuen Features
+++
Klangqualität und Handhabung
+
Gratis-Tutorials zu einigen neuen Funktionen
–
Mehrkanal-Formate nur bedingt unterstützt
Hersteller/Vertrieb: iZotope / Fachhandel
Preise: 129,− Euro (Elements); 399,− Euro (Standard); 1.199,− Euro (Advanced); 1.499,− Euro (Post Production Suite 2) www.izotope.com
RX 6 Restaurations-Software im Test? Ähm, und wo ist der Test? Ich lese nur Angaben was die SW können soll und was nicht. Wobei ich hier auch einen Widerspruch empfinde, den ich nicht ganz verstehe. Unter Bild 1 steht “…können bis zu 16 Audiospuren gleichzeitig bearbeitet werden…”. Unter Bild 3 wird angegeben “… nicht vorhandene Mehrkanal-Unterstützung…” Ob die vielen Spuren 3D-Daten oder nur mono Daten enhalten ist meiner Auffassung nach egal. Entweder kann die SW 16 Spuren gleichzeitig bearbeiten oder nicht. Unter einem SW Test verstehe ich etwas anderes, als widersprüchliche (oberflächliche) Funktionsbeschreibungen und die Versionspreisangaben.
zum Grundverständnis, es besteht ein Unterschied zwischen Spuren und Kanälen. Spuren sind keine Kanäle und umgekehrt.
Spuren und Kanäle haben zwar was miteinander zu tun im Recording, Mixing und Producing usw. Alltag, sind aber nicht ein und dasselbe.
Bei der Angabe der Kanäle, und der Angabe der fehlenden Mehrkanal-Unterstützung, handelt es sich um die Anzahl, die die Software am Ende ausgeben kann.
Also ob Mono = 1 Kanal, Stereo = 2 Kanäle, Surround = Mehrkanal. Und scheinbar können im Moment nur bis zu 2 Kanäle = Stereo ausgegeben werden.
Trotzdem können es aber bis zu 16 Spuren sein, die man gleichzeitig bearbeiten kann, die aber nur auf 2 Kanäle ausgespielt/gemischt werden nach Bearbeitung.
RX 6 Restaurations-Software im Test? Ähm, und wo ist der Test? Ich lese nur Angaben was die SW können soll und was nicht. Wobei ich hier auch einen Widerspruch empfinde, den ich nicht ganz verstehe. Unter Bild 1 steht “…können bis zu 16 Audiospuren gleichzeitig bearbeitet werden…”. Unter Bild 3 wird angegeben “… nicht vorhandene Mehrkanal-Unterstützung…” Ob die vielen Spuren 3D-Daten oder nur mono Daten enhalten ist meiner Auffassung nach egal. Entweder kann die SW 16 Spuren gleichzeitig bearbeiten oder nicht. Unter einem SW Test verstehe ich etwas anderes, als widersprüchliche (oberflächliche) Funktionsbeschreibungen und die Versionspreisangaben.
Unter den Bildern steht:
Den vollständigen Test findet ihr wie immer in der aktuellen Sound&Recording Ausgabe 06/2017.
D.h. dies hier ist nur ein Hinweis auf den Test, nicht der Test!
Hallo Robert,
zum Grundverständnis, es besteht ein Unterschied zwischen Spuren und Kanälen. Spuren sind keine Kanäle und umgekehrt.
Spuren und Kanäle haben zwar was miteinander zu tun im Recording, Mixing und Producing usw. Alltag, sind aber nicht ein und dasselbe.
Bei der Angabe der Kanäle, und der Angabe der fehlenden Mehrkanal-Unterstützung, handelt es sich um die Anzahl, die die Software am Ende ausgeben kann.
Also ob Mono = 1 Kanal, Stereo = 2 Kanäle, Surround = Mehrkanal. Und scheinbar können im Moment nur bis zu 2 Kanäle = Stereo ausgegeben werden.
Trotzdem können es aber bis zu 16 Spuren sein, die man gleichzeitig bearbeiten kann, die aber nur auf 2 Kanäle ausgespielt/gemischt werden nach Bearbeitung.
Gruß Sascha