Original Artikel aus dem SR-Archiv von 2007. Kenton Killamix Mini im Test. Ein Vorreiter der heutigen DAW-Controller:
Mobilität ist gefragt. Der moderne Laptopnomade möchte auch unterwegs nicht auf die komfortable Steuerung von Plug-ins und Softsynths verzichten. Kentons Killamix ist genau für diese Aufgaben prädestiniert.
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Der schlanke USB-Controller im stabilen Alugewand ist mit neun Drehgebern mit LED-Kranz und Tast-Funktion, neun beleuchteten Tastern sowie einem Joystick für vielfältige Steuerungsaufgaben gerüstet. Das gebürstet Alugehäuse misst gerade einmal 320 x 64 x 46 mm und ist mit 500 Gramm ein Leichtgewicht, das dank der Gummifüße rutschfest auf kleinstem Raum zum Einsatz kommen kann.
Sound&Recording 03/16 – DAW Controller Special
In der Sound&Recording-Ausgabe 03/16 stehen DAW-Controller im Fokus. Wir haben Ableton Push 2, NI Maschine und Komplete Kontrol S, Bitwig Surface Pro, das iPad Pro als Controller für euch getestet. In der StudioszeneD erfahrt ihr, wie die AVID S3 das Mixing von “Astronaut” von Sido und Andreas Bourani beeinflusst hat. Außerdem durften wir einen Blick hinter die Kulissen von „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ werfen. Studio-Story: Dave O’Donnell produziert Keith Richards drittes Solo-Album Crosseyed Heart. Außerdem im Heft: Testberichte zu den UAD-2-Plug-ins Eventide H 910, AKG BX20 und Cinematique Instruments Ensemblia − Update 1.5.In De/constructed nimmt Henning Verlage The Chemical Brothers – Go auseinander.
Simpel und effektiv
Das Bedienkonzept des Killamix Mini ist extrem einfach gehalten und belastet nicht mit umständlichen Konfigurationsprozeduren. Das Gerät lässt sich ohne Treiber an jedem USB-Port betreiben, vorausgesetzt, Ihr Rechner läuft unter Windows XP oder Mac OS X (ab 10.2). Dabei setzt Kenton ganz auf „lernfähige” Software – die Controller-Zuweisung der Regler und Buttons kann nicht verändert werden. Obwohl der Killamix Mini ohne Konfigurationssoftware auskommen muss, lassen sich am Gerät einige grundlegende Einstellungen, z. B. für Taster und Joystick vornehmen. Dazu wird bei Inbetriebnahme des Gerätes (durch Einstecken des USB-Kabels) eine Tastenkombination gedrückt. Mit Taster 6 und 8 beispielsweise konfiguriert man die „extra operational Modes”. Hier legt man fest, ob die Drehgeber normale Controller-Messages oder Encoder-Incremental-Messages senden. Zwei Modes werden in dieser Betriebsart unterstützt: Doepfer-Type (inc=cc#96 data= cc_number, dec=cc=97 data=cc_number) oder Ableton Signed 7-Bit (normal cc – data 1–64=inc, data 65–127=dec).
Des Weiteren kann die Arbeitsweise des mittenzentrierten Joysticks bestimmt werden. Im Normalbetrieb sendet der Joystick die Controller 19 und 20 im Wertebereich 0–127, wobei die Ruheposition (Mitte) für beide Controller den Wert 64 liefert. Im „alternate Mode” ist die Mittelstellung 0, und es gibt für jede der vier Richtungsachsen einen Controller mit vollem Wertebereich (cc# 19–23). Schließlich bestimmt Button 3, ob an den Killamix Mini gesendete MIDI-Befehle die Drehgeber und Buttons updaten.
Weitere Konfigurationsmodi erlauben einen Default-Value-Reset, ermöglichen die Kalibrierung des Joysticks oder dienen zum Empfang eines Firmware-Updates. Die Funktionsweise der neun Taster (cc# 11–18) lässt sich ebenfalls anpassen. Dazu braucht das Gerät nicht einmal neu verbunden zu werden: Drückt man Regler 9 und dazu Regler 8, kann man zwischen drei Funktionsweisen wählen:
– ON-Mode: der Button sendet immer den Wert 127,
– OFF-Mode: der Button sendet gedrückt 127, wieder losgelassen 0,
– Toggle-Mode: der Button sendet abwechselnd 0 und 127.
Die in den Tastern integrierte grüne LED zeigt dabei den zuletzt gesendeten Wert an (aus=0, 127=ein).
Die Praxis
Seinen moderaten Strombedarf (100 mA) bezieht der Mini-Controller vom USB-Port des Rechners. Das ist übrigens auch der einzige externe Anschluss am Gerät, MIDI- Buchsen zur Steuerung weiterer Geräte sind nicht vorhanden. Der Killamix Mini wird als MIDI Class-Compliant Device erkannt und auf dem Mac in der Audio-MIDI-Konfiguration von OS X angezeigt. In der MIDI-Eingangsauswahl der Hostprogramme erscheint er – wer hätte es gedacht – als Kenton Killamix Mini.
Die Drehgeber (cc# 1–9) weisen eine Rasterung von 30 Klicks per Umdrehung auf. Durch ein gut gewichtetes, zweistufiges ballistisches Verhalten lassen sich auch größere Wertebereiche ohne Kurbelei gut überstreichen, ohne dass man über das Ziel hinausschießt. Die integrierte Tastfunktion schaltet zwischen den MIDI-Kanälen um. Die ersten neun Kanäle lassen sich direkt anwählen, alle weiteren werden durch zusätzliches Drücken des neunten Drehgebers aufgerufen. Somit lassen sich bis zu 16 Geräte unabhängig voneinander steuern. Bei der Kanalumschaltung werden alle Werte der Taster und Regler gespeichert, sodass bei Rückkehr auf einen Kanal sprungfrei weitereditiert werden kann. Sämtliche Werte bleiben auch nach Ausschalten des Gerätes erhalten, sofern man vor Trennen der USB-Verbindung einmal den entsprechenden Kanalschalter betätigt hat.
Das Killamix Mini lässt sich auch zur Steuerung der DAW nutzen. Bei Cubase oder Nuendo beispielsweise ruft man unter „Geräte konfigurieren” einen generischen Controller auf und kann dort den neun Tastern und Drehgebern verschiedene Aufgaben zuweisen.
Fazit
Mit einem Preis von knapp 400 Euro ist der Killamix Mini zwar nicht gerade ein Schnäppchen, in Anbetracht der hochwertigen Komponenten und des intuitiven Bedienkonzepts aber durchaus sein Geld wert. Kommt man mit einer festgelegten Controller-Zuordnung und der damit verbundenen beschränkten Anzahl an Controllern pro Kanal zurecht, ist der Killamix ein unkompliziert zu nutzendes Werkzeug, das unterwegs, auf der Bühne oder im Studio gute Dienste leistet.