Digitalpult, MIDI-Controller und FireWire-Interface

Korg ZERO8 im Test

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Ein Mischpult, das gleichzeitig als Interface dient, zeitgemäße Effekte an Bord hat und noch dazu als leistungsfähiger MIDI-Controller punktet, steht vielleicht auch auf Ihrer Wunschliste. Korgs ZERO8 zeigt, wie es geht.

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(Bild: Dieter Stork)

Schick ist es allemal, mit der schwarz-weiß gestalteten Front und den Lichtakzenten von Display, Tastern und den LED-Ringen um die Regler, die je nach Funktion orange oder blau leuchten. Aber auch ansonsten hat es der ZERO8 faustdick hinter der Frontplatte. Diese ist modular aus mehreren Teilen zusammengesetzt – praktisch, falls mal ein Fader zu tauschen ist. Die Seitenteile sind wie Kühlluft spendende Lochbleche gestaltet – allerdings aus Kunststoff gefertigt. Die Rückseite des sanft angeschrägten Pultgehäuses birgt bis auf die Kopfhörerbuchse die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten für Plattenspieler, Mikrofone, Line-Quellen und den Rechner.

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Die Kanalzüge

Die Front wird beherrscht von den acht identischen Stereokanalzügen. Pro Kanal sind individuelle Line-Eingänge in stereo mit symmetrischen Klinkenbuchsen und unsymmetrische Cinch-CD/Aux-Eingänge vorhanden.

Weitere Verbindungen, auf die alle Kanäle (auch gleichzeitig) zugreifen können, werden über den Quellen-Wahlschalter aktiviert: zwei Mikrofoneingänge, jeweils mit Klinken- und XLR-Anschluss, Pad-Schalter und PhantomPower-Switch, drei Plattenspieler-Anschlüsse und ein hochohmiger Instrumenten-Eingang stehen zur Wahl. Über diesen Wahlschalter kann jeder Kanal auch in den FireWire- bzw. MIDI-Modus geschaltet werden. Steht er auf „Audio”, dient der Kanal als Ausspielweg für rechnerinterne Audioströme, die von Klangregelung und FX-Sends genutzt werden können.

In der Schalterstellung „Audio/MIDI” verwandeln sich Panorama-Regler und Effekt-Sends in MIDI-Controller, was durch die nun blau leuchtenden LED-Kränze verdeutlicht wird. Schaltet man auf MIDI, stehen alle Regler und Buttons samt Fader für MIDI-Aufgaben bereit. Eine Ausnahme bildet der Gain-Regler, über den auch in dieser Betriebsart ein Audiosignal vom Rechner zugespielt werden kann. Hat man im Audio- bzw. Audio/MIDI-Modus Aux-Send- oder Panorama-Einstellungen gemacht, sind diese auch im reinen MIDI-Betrieb des Kanalzugs wirksam.

Neben der weiter unten beschriebenen EQ-Sektion verfügt jeder Kanal über drei StereoAux-Wege. Ext. 1+2 führen, wie der Name schon andeutet, in die Außenwelt, „Zero FX Send” bedient das interne Effektgerät. Ein Cue-Taster pro Kanal dient zum Vorhören über Kopfhörer, der Solo/Cut-Schalter rastet in der Solo-Position ein, während die Cut-Funktion als Taster ausgeführt ist. Über den sehr leichtgängigen 50-mm-Fadern befinden sich A- und B-Taster, mit denen die Kanäle einer der beiden Crossfader-Seiten zugeordnet werden können.

Für jeden Fader lässt sich eine individuelle Regelkurve einstellen. Links neben jedem Fader gibt eine LED-Kette Auskunft über die Pegelstände. Solange alles im „blauen Bereich” bleibt, ist man immer auf der sicheren Seite. Selbst wenn die oberen beiden LEDs hin und wieder orange aufleuchten, besteht noch kein Grund zur Sorge. Erst wenn die oberste LED rot wird, was leider nicht besonders gut zu erkennen ist, sind die letzten Grenzen erreicht.

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Bestens ausgestattet: Das Zero8 bietet Line-Eingänge in Stereo mit symmetrischen Klinkenbuchsen und unsymmetrischen Cinch-CD/Aux-Eingängen, zwei Mikrofoneingänge (jeweils mit Klinken- und XLRAnschluss), drei Plattenspieleranschlüsse und einen hochohmigen Instrumenteneingang. (Bild: Dieter Stork)

Filter-Variationen

Auf den ersten Blick scheint jeder Kanal mit einer typische 3-Band-Klangregelung mit parametrischen Mitten- und High/Low-Shelving-Filtern ausgestattet zu sein. Tatsächlich hat Korg dem ZERO8 aber gleich eine ganze Palette an Filtern spendiert. Rechts neben dem Gain-Poti befindet sich ein Drehschalter, der einen der insgesamt elf Filter-Typen aktiviert. Neben 3-Band-EQs mit verschiedenen Frequenzbereichen und Klangcharakteristiken von seidig-dezent bis markant zupackend, gibt es auch drei Isolator-Filter mit 12 dB Flankensteilheit und einige Highpass/Lowpass-Kombinationen mit dem Mittenband als Peaking-EQ. Sehr praxisgerecht – es gibt sowohl präzise Korrekturwerkzeuge als auch musikalisch-charaktervolle Klanggestalter.

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Jeder Kanal verfügt über Quellen-Wahlschalter und EQ-Selektor. (Bild: Dieter Stork)

Master- und MIDI-Funktionen

Die den Master-Bereich krönenden weißen VU-Meter sind eher romantische Beleuchtung für Gear-Freaks als ernstzunehmende Kontrollinstrumente. Zum einen zeigen sie nur den Master-Out-Pegel, zum anderen bekommt man hier überhaupt nur eine Zeigerbewegung zu sehen, wenn man richtig Gas gibt und fast bis an die Pegelgrenzen geht (für den Master umschaltbar zwischen +4 dB und –10 dB). Immerhin warnt eine integrierte rot blinkende LED vor Übersteuerungen. Mit dem Konzept verhindert Korg Fehlbedienungen von DJs, im Studio wird man hingegen die rechnerinterne Pegelanzeige bevorzugen. Unterhalb der VUs finden sich links die StereoEffektrückwege für Ext. 1+2 und den ZERO8 FX-Send-Effekt. Alle Returns lassen sich mit Cue-Tasten vorhören.

Rechter Hand gibt es separate Regler für Monitoring und Main-Out, welcher auf der Rückseite sowohl auf symmetrischen Klinkenbuchsen als auch im XLR-Format anliegt. Darunter ein regelbarer Kopfhöreranschluss, mit einem Balance-Regler, der zwischen Cue-Signalen und Master überblendet.

Die vier Taster unter dieser Reglergruppe verzweigen ins Setup-Menü des Mischpults und steuern die BPM-Funktionen. Hier gibt es nicht nur einen Tap-Taster, der blau die Viertelnoten des momentanen Tempos blinkt. Die BPM-Taste öffnet eine Displayseite, über die die Geschwindigkeiten auf jedem der acht Kanäle oder dem Master automatisch erfasst werden können. So sind Tempo-Anpassungen zwischen unterschiedlichen Tracks ein Kinderspiel, und Beat-synchrone Effekte wie Delays oder LFO-betriebene Filter laufen immer im passenden Tempo mit.

Auch bei der Controller-Bank hat Korg Nägel mit Köpfen gemacht: Acht gerasterte Drehgeber mit Schaltfunktion, organisiert in vier Gruppen, sorgen dafür, dass insgesamt 64 Regel- und Schaltvorgänge in der MIDI-Welt möglich sind – ohne auf die schon erwähnten MIDI-Funktionen der Kanalzüge zurückgreifen zu müssen! Kanal, ControllerNummer, Min- und Max-Wert sowie das Regelverhalten (absolut oder relativ) lassen sich bequem über die Setup-Funktion und das Display einstellen. Alternativ und noch etwas übersichtlicher erledigt das auch die mitgelieferte Software. Hier können auch sinnspendende Namen für die Kontrollfunktionen vergeben werden.

Effekte

Angesichts des berührungsempfindlichen Displays fragen Sie sich sicher, ob Korg dem ZERO8 auch ein KAOSS-Pad spendiert hat. Nein … es sind derer gleich zwei an Bord! Sowohl als Insert für einen ausgewählten Kanal als auch als Master-FX kann man sich über die gleiche unabhängig kontrollierbare Effektauswahl freuen. Neben 72 Effekten aus dem KAOSS-Pad 3, bei denen das Display neben der Effektbezeichnung auch die X/Y-Parameterbelegung und deren Werte anzeigt, werden die weiteren 39 umfangreicher parametrisierten Effekte über die acht Regler der Controller-Bank gesteuert, während das Trackpad hier keine Funktion hat. Diese Effekte stehen auch für den internen FX-Send des ZERO8 zur Verfügung. Hier finden sich typische Send-Effekte wie Delays, Hall oder Kompressoren, aber auch beat-synchrone LFO-gesteuerte Effekte.

Interface und Software

Der FireWire-Anschluss transportiert Audio- und MIDI-Signale zwischen Rechner und ZERO8. MIDI-seitig sind drei separate Wege vorhanden: Plug 1, 2 und 3. Plug 1 dient der Kommunikation mit der ZERO-Konfigurationssoftware. Plug 2 transportiert die Daten, welche von den MIDI-Funktionen des Pultes erzeugt werden. Plug 3 verbindet den Rechner mit den physikalischen MIDI-In- und -OutBuchsen des Mixers. Diese Aufteilung ist beim Betrieb mit einer DAW-Software zu beachten. Sie sollten hier Plug 1 deaktivieren, sonst verweigert zumindest bei gemeinsamem Betrieb die EditorSoftware ihren Dienst.

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Alle Kanäle können per A- und B-Taster einer der beiden Crossfader-Seiten zugeordnet werden. (Bild: Dieter Stork)

Auf dem Mac wird der ZERO8 sowohl MIDI- als auch audioseitig als ClassCompliant-Device erkannt und benötigt keine Treiber. Das ZERO8 unterstützt die Samplerates 44,1, 48 und 96 kHz sowie auf PCs auch 192 kHz. Ab 96 kHz muss man auf einige Audiofunktionen verzichten: Die Effekte sowie die EQs der Kanäle 5–8 und die EffektReturns stehen hier nicht zur Verfügung.

Im Manual wird eine Start-up-Routine erwähnt, die den ZERO8 auf eine feste Samplerate festlegt, da es beim Umschalten derselben am Rechner zu Unstabilitäten kommen kann. Im Testfall war das jedoch kein Problem. Einen andere Tatsache, die im Handbuch noch keine Erwähnung findet, ist da eher zu beachten: Im Verbund mit einem Dual G5 mit RME Hammerfall-Interface beispielsweise musste der ZERO8 das Clock-Master-Gerät sein, damit es nicht zu seltsam klingenden Phänomenen kam. Diese Einstellung muss aber nur einmal getätigt werden: Öffnen Sie dazu das Programm Audio-MIDI-Konfiguration, und stellen Sie unter „Clock Quelle:” „Device” ein.

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Alle Systemparameter des ZERO8 lassen sich bequem mit dem Editor konfigurieren und verwalten. (Bild: Dieter Stork)

Bei der Verteilung der Audiowege im Rechner ist man sehr flexibel. Für die Kanäle 1–8 sind die Ausspielwege zwar entsprechend festgelegt, lassen sich aber Pre-EQ, PreFader oder Post-Fader abgreifen. Alternativ können auch alle drei Send- und Return-Wege, Crossfader-Bus A und B oder der Master auf beliebige Busse geschaltet werden. Die insgesamt 16 Wege lassen sich so auf vielfältige Weise nutzen. Man könnte z. B. die Aux-Send-Signale separat aufnehmen, um mit dieser Mischung später andere externe Effekte zu betreiben, oder den Ausgang des internen Effekts auf eigenen Spuren aufzeichnen.

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Das berührungsempfindliche Display steuert nicht nur Systemparameter, sondern dient auch als Touch-Pad für die KAOSS-Effekte. (Bild: Dieter Stork)

Handling und Sound

Der Umgang mit dem ZERO8 gestaltet sich einfach und intuitiv. Das innovative Konzept ermöglicht neue, vollständig integrierte Arbeitsweisen. Diese Flexibilität lässt sich mittels der beiliegenden Software bequem gestalten und verwalten – je nach Szenario lädt man das passende Konfigurationsfile, und es kann losgehen. Das ZERO8 ist zu allen aktuellen DAW-Programmen wie Reason, Cubase oder Cakewalk kompatibel, aber geradezu prädestiniert für den Einsatz mit Ableton-Live. Konsequenterweise liegt dem Softwarepaket eine Light-Version bei. Im Handumdrehen ließ sich hier ein Softsynth mit den MIDI-Parametern des zugeordneten Kanalzugs belegen. Dieser dient dann als Ausspielweg und kontrolliert gleichzeitig Parameter wie Filterfrequenz, Resonanz und Hüllkurven. Auch die Option, die gemeinsam genutzten Eingänge mit mehreren Kanalzügen abzugreifen, bietet vielfältige Möglichkeiten. Ordnet man diese Kanäle dem Crossfader zu, lässt sich beispielsweise zwischen unterschiedlichen Filter- oder Effekteinstellungen überblenden.

Der kleine Bruder des ZERO8, der ZERO4, wurde von NI bereits als „Traktor Scratch”-kompatible Hardware zertifiziert. Auch der ZERO8 selbst soll in Kürze zertifiziert werden. Beiden Pulten liegt für den Kauf von Traktor Scratch ein Gutschein über 50 % Rabatt bei.

Fazit

Mit dem ZERO8 setzt Korg neue Maßstäbe. Eine solche All-in-one-Lösung, die sowohl live als auch im Studio die nahtlose Integration von Mischpult, hochwertigen, zeitgemäßen Effekten und umfangreichen Steuerungsmöglichkeiten mit einem flexiblen Audiointerface verbindet, hat es bisher nicht gegeben. Diese Ausstattung macht den ZERO8 zum perfekten Werkzeug für Elektro-Musiker und DJs, die sich freuen können, dass ihr Reisegepäck um Dinge wie Fader-Boxen, Interfaces und externe Effekte erleichtert wird.korg-profil

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