Kopfhörerverstärker Lake People Phone-AMP G109-A im Test
von Axel Latta,
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Die Firma „Lake People“ aus Konstanz hat sich mit hochwertigen Kopfhörerverstärkern seit 1986 einen Namen gemacht. Das dreißigjährige Bestehen muss natürlich gefeiert werden – mit einer Spezial-Edition des „G109“.
Wer bereits hochwertige DA-Wandler und ebenso gute Kopfhörer besitzt, sollte in der Mitte der Übertragungskette nicht gerade sparen. Ein Kopfhörerverstärker muss bestmögliche Übertragungseigenschaften bieten, und der G109-A erledigt dies gleich für nieder-, mittel- und hochohmige Kopfhörer.
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Das Modell „G109“ gab es bereits in zwei anderen Varianten, wobei das Kürzel „P“ damals für „Pro“ und der Zusatz „S“ für „Standard“ stand. Diesmal soll das „A“ wohl „Anniversary“ abkürzen und die lange Firmengeschichte von 1986 bis 2016 betonen.
Das Gehäuse besteht vollständig aus schwarz eloxiertem Aluminium und ist stabil verschraubt. Mit Maßen von 165 x 145 x 58 Millimetern (BxTxH) bringt das Chassis ein Gewicht von 920 Gramm auf die Waage. In die Höhe mit eingerechnet sind die goldenen Gehäusefüße, die mit ihrer Gummierung einen guten Halt auf glatten Oberflächen bieten. War der Vorgänger „G109-P“ noch mit zweierlei Eingangstypen bestückt, findet man an der Rückseite des „G109-A“ leider keine symmetrischen XLR-Buchsen mehr, sondern nur noch ein Paar vergoldeter Chinch-Buchsen.
Neben einer Kaltgerätebuchse und einer Erdungsschraube ist das hintere Panel auch schon abgehakt. Vorderseitig befinden sich zwei 6,3“-Klinkenbuchsen zum Anschluss der Kopfhörer. Links ist der fein gerasterte Lautstärkenregler angebracht, welcher mit 25 Millimetern Durchmesser und einwandfreier Achsstabilität einen hervorragenden Eindruck macht.
Ein Power-Schalter ist das zweite und zugleich letzte Bedienelement am Gerät. Eine grüne LED darunter signalisiert im eingeschalteten Zustand die Betriebsbereitschaft. Eine gedruckte Bedienungsanleitung in deutscher Sprache liegt bei. Sehr ausführlich, auch wenn hier noch der Schaltplan des „älteren“ Modelles inklusive der symmetrischen Eingänge abgelichtet ist. Ebenso gehört ein Kaltgerätestecker zum Lieferumfang.
In dieser Episode ist Fried Reim, der Mastermind von Audio-Hersteller Lake People zu Gast. Mit ihm sprechen wir über den Einsatz von Kopfhörerverstärkern im Studio, warum man sie überhaupt braucht und welche Vorteile sie gegenüber den Verstärkern im Audio-Interface bieten!
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Am Drehregler hängt das Poti „RK27“ von ALPS, welches Lake People erstmalig 2005 im G99 verbaute. Die interne Betriebsspannung liegt bei 60 Volt. Somit verfügen die Verstärker über genügend Reserven, um auch höhere Lasten bis 600 Ohm zu meistern. Durch die verschiedenen Wirkungsgrade bei Kopfhörern ist es jedoch nicht immer möglich, den Regelbereich eines Lautstärkenpotis praxisgerecht zu nutzen. Manchmal klirren die Ohren schon, sobald man ein Poti nur ein Viertel aufdreht, während die Nutzung des gesamten Regelbereichs bei anderen Kopfhörern überhaupt nicht ausreicht und der Pegel viel zu leise ist.
Insofern hat der Hersteller eine Funktion namens „Pre-Gain“ integriert. Eine Vorstufe dämpft bzw. verstärkt das Eingangssignal in drei möglichen Schritten: „-12 / 0 / +6 dB“. Die Werkseinstellung liegt bei „0 dB“ und kann mit Jumpern geändert werden. Ebenso steht ein Jumper für den „Ground Lift“ bereit, der zur Unterdrückung von Brummschleifen dient und standardgemäß aktiv ist. Während der Frequenzgang des G109-A über 200 kHz stets gefiltert wird, besteht in die andere Richtung des Frequenzspektrums eine optionale Begrenzung. Um Gleichspannungen bzw. sehr tiefe Frequenzanteile, die zwar nicht hörbar sind, aber den Kopfhörer unnötige belasten können, zu entfernen, gibt es nämlich eine weitere Jumper-Sektion. Die Jumper namens „Lo-Cut“ aktivieren werksseitig einen Hochpassfilter bei 4 Hz, der sich durch einfaches Umstecken jedoch ausschalten lässt.
Wie schon von den beiden vorherigen G109-Modellen her bekannt, muss man leider auch das Jubiläumsmodell immer aufschrauben, wenn eine andere Einstellung der Jumper gewünscht ist. Beim „HPA V100“ etwa waren die Jumper in Form von kleinen Schaltern leicht zugänglich auf der Rückseite angebracht. Nun ist ein Torx Schraubendreher T10 oder 3mm Imbus-Schlüssel vorausgesetzt.
Entfernt man die sechs Schrauben auf der Rückseite, lässt sich das Panel abnehmen. Die Verkabelung zu den Pins der Kaltgerätebuchse ist allerdings recht kurz. Ohne die Strippen zu trennen, kommt man zumindest gut an den „Ground Lift“ heran. Alle Jumper sind eindeutig durch ihre rote Farbe markiert. Für die beiden „Pre-Gain“-Jumper, weiter hinten auf der Platine eingelassen, bedarf es schon etwas mehr Fingerspitzengefühl.
Um allerdings an die die zwei „Lo-Cut“-Jumper zu gelangen, muss die Frontplatte und zuvor der Drehregler herunter. Einen derartigen Aufwand betreibt man definitiv nicht alltäglich, und die Arbeit wäre schlichtweg durch eine oben angebrachte Deckplatte stark vereinfacht – aber immerhin schön, all diese Optionen zu haben.
Beim An- und Ausschalten muss man sich keinerlei Sorgen um etwaige Spannungsspitzen machen, die Kopfhörer oder Trommelfell beschädigen könnten. Der G109-A ist mit einem Schutz-Relais ausgestattet, das die Ausgangsbuchsen der diskret aufgebauten Endstufen beim Einschalten verzögert aktiviert und beim Ausschalten sofort deaktiviert.
Für den Hörvergleich war der Lavry DA11 als Wandler und verschiedenste Kopfhörer im Einsatz. Im direkten Wechsel zu anderen Verstärken, fiel durch die Bank das sehr detaillierte Klangbild des G109-A auf. Das gute Stück überzeugt durch eine extrem rauscharme und transparente Wiedergabe. Transienten lassen sich sehr exakt analysieren und in den Tiefbässen sowie unteren Mitten ein leicht betonter aber sehr angenehmer Punch vernehmen.
Das hochwertige Poti erhält auch bei sehr niedriger Pegelstellung das Stereobild aufrecht, ohne auf eine Seite des Panoramas abzudriften – ein Problem, dass sonst vermehrt bei Verstärkern der günstigeren Bauform auftritt.
Fazit
Beim Jubiläums-Verstärker handelt es sich um edles Stück, das wahre Freude beim Hören bereitet. Die Klangqualität ist hervorragend und die hochwertigen Bauteile lassen in Verbindung mit dem variablen „Pre-Gain“ eine höchst rauscharme und an den Kopfhörer angepasste Lautstärkenregelung zu.
Warum man bei einem Preis von über 400 Euro auf symmetrische XLR-Eingänge verzichtet, ist allerdings fraglich. Nun gut, nichtsdestotrotz spielt der G109-A in der absoluten Oberliga mit und ist nicht nur für verwöhnte Ohren daheim, sondern in erster Linie ein erstklassiges Referenzgerät für das Profi-Studio „Made In Germany“. n
Produkt- & Herstellerinfos
Phone-Amp G109-A Hersteller Lake People
Straßenpreis ca. 410,– Euro www.lake-people.de
Die Beschreibung, wie man das Gehäuse zwecks Jumper-Änderung aufschraubt, ist leider völlig daneben.
Es geht so: Man löst hinten die oberen 2 Torx-Schrauben und auch vorne und hebt einfach die obere Gehäusehälfte ab. Dann liegen alle Jumper völlig frei
Die Beschreibung, wie man das Gehäuse zwecks Jumper-Änderung aufschraubt, ist leider völlig daneben.
Es geht so: Man löst hinten die oberen 2 Torx-Schrauben und auch vorne und hebt einfach die obere Gehäusehälfte ab. Dann liegen alle Jumper völlig frei