Lewitt LCT 140 Air – Kleinmembran-Stereopaar im Test

Auf der Suche nach dem perfekten Partner lässt der Mensch nichts unversucht: Kontaktanzeigen, Partnerbörse, RTL-Showformate, und, und, und. Auch Mikrofone wollen bestmöglich verpartnert werden, wenn sie als Matched Pair in ein gemeinsames Etui einziehen und ihrem künftigen Besitzer perfekte Stereoaufnahmen bescheren sollen. Oft werden jedoch nur zwei Exemplare mit der gleichen Sensitivity zusammengewürfelt. Die Ingenieure von Lewitt haben sich ein clevereres Verfahren ausgedacht …

LCT 140 Air – hmm, kommt mir bekannt vor, dachte ich mir beim Öffnen des Pakets. Tatsächlich hatte ich dieses Mikrofonmodell schon einmal unter der Lupe, und zwar im Rahmen eines Doppeltests zusammen mit dem LCT 040 Match. Letztgenanntes kam als Stereopaar, während vom LCT 140 Air zwei Einzelexemplare geliefert wurden. Aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen ließ ich mich damals zu der Aussage hinreißen, dass auch das LCT 140 Air demnächst als abgeglichenes Stereopaar erhältlich sei. Was der Hersteller anschließend verneinte. Bei Internetveröffentlichungen berichtigt man so einen Fehler stillschweigend, bei einem Printmagazin benötigt man zur Korrektur eine Zeitmaschine, um vor die entsprechende Deadline zu reisen. Leider ist mein DeLorean gerade in der Werkstatt (der Fluxkompensator zieht auf der Zeitachse nach links). Doch nun hat mir Lewitt aus der Patsche geholfen und die Realität meiner Ankündigung angepasst: Das LCT 140 Air gibt’s nun wirklich als Stereopaar!

In diesem Nachtest geht es also primär um den Paarabgleich. Für eine eingehende Besprechung des LCT 140 Air verweise ich auf den Test in S&R 11.2019. Rekapitulieren wir aber kurz die wichtigsten Produkteigenschaften: Das LCT 140 Air ist ein Kleinmembran-Kondensatormikrofon in der üblichen Zigarrenform von 24 x 140 mm. Dank eines Gehäuses aus Aluminium wiegt es nur 66 g; das erleichtert die Positionierung an hohen Stativen, z. B. für Overheads. Bis auf das grüne Herstellerlogo und die weiße Beschriftung ist das Gehäuse vollständig schwarz. Ungewöhnlich ist, dass es gleich drei Schalter gibt: Pad (–12 dB) Filter,(Low Cut) und Sound (linear/bright). Das LCT 140 Air arbeitet mit fester Nierencharakteristik; die 17-mm-Kapsel ist nicht austauschbar.

Partnervermittlung digital

Das Matching-Verfahren, das Lewitt verwendet, wäre noch vor wenigen Jahren als Science-Fiction durchgegangen. Der Hersteller beschreibt es wie folgt: »Der Frequenzgang und die Empfindlichkeit jedes einzelnen Mikrofons werden analysiert. Ein Messsystem steuert die Polarisationsspannung der Kapsel, um die Empfindlichkeit so einzustellen, dass sie für alle LCT 140 Air gleich ist. Dann vergleicht ein Algorithmus den gemessenen Frequenzgang jedes einzelnen Mikrofons und findet die perfekten Paare.«

Dazu ist anzumerken, dass die Kondensatorkapsel des LCT 140 Air in Elektret-Technik arbeitet. Die Polarisationsspannung wird also nicht extern zugeführt, sondern ist als statische Ladung in der Elektret-Schicht eingefroren. Da sich die Ausgangsspannung der Kapsel proportional zur Polarisationsspannung verhält, lässt sich – in gewissem Rahmen – die Sensitivity durch die Höhe der aufgebrachten Polarisationsspannung verändern. Bei einer extern polarisierten Kondensatorkapsel müsste man den internen Spannungswandler justieren, was in der Produktion viel zu aufwendig wäre. Ein echter Vorteil der Elektret-Technik!

Meine Messungen zeigen, dass auch die spektrale Selektierung ausgezeichnet funktioniert. Die beiden Mikrofone des Stereopaars sind praktisch identisch; die Plots sind vollkommen deckungsgleich bis auf eine winzige Abweichung zwischen 15 und 20 kHz, die im Maximum (!) gerade einmal 1 dB beträgt. Das ist faktisch unhörbar. Wie angesprochen, lässt sich der Klang über die eingebauten Schalter variieren. Der Treble-Schalter erlaubt die Wahl zwischen einem weitgehend linearen Klang und einem helleren Klangbild mit einer kräftigen Höhenanhebung um knapp 6 dB. Unabhängig davon lässt sich ein Low-Cut aktivieren, der mit seiner Einsatzfrequenz von 80 Hz vor allem dazu dient, den Nahbesprechungseffekt zu kompensieren. Der Paarabgleich bleibt bei Einsatz dieser Filterschaltungen genauso perfekt. Was bedeutet, dass auch die Mikrofonelektronik sehr präzise und mit extrem geringen Toleranzen gefertigt wird.

Fazit

Mission accomplished! Das LCT 140 Air Stereopaar ist perfekt aufeinander abgestimmt. Das von Lewitt angewandte Verfahren gewährt eine Präzision, wie man sie selbst in höheren Preisklassen nur selten finden wird.

Auch klanglich wissen die LCT 140 Air zu gefallen. Ihr Sound ist transparent und lässt sich auf sinnvolle Weise formen. In der Schalterposition linear ergibt sich ein weitgehend neutrales, offenes Klangbild. Aktiviert man die Höhenanhebung, wird der Sound sehr luftig, ohne unangenehme Schärfe. Auch der Low-Cut arbeitet ohne unschöne Klangartefakte. Leichte Abstriche gegenüber der vielfach teureren Profiklasse muss man beim Rauschverhalten machen. Das Eigenrauschen von 20 dB-A liegt 5–7 dB über den Werten bei Schoeps, Neumann & Co. Der Grenzschalldruckpegel von 135 dB SPL ist für die angestrebten Anwendungen mehr als ausreichend. Zum günstigen Preis erhält man ein vielseitig verwendbares Mikrofonpaar mit gutem Sound – und sensationell gutem Matching für perfekte Stereoaufnahmen!

Hersteller/Vertrieb: Lewitt Audio

UvP/Straßenpreise
(Stereopaar):
289,– Euro / 279,– Euro
(einzeln):
149,– Euro / 130,– Euro

Internet:
www.lewitt-audio.com

Unsere Meinung
+++ hohe Fertigungsqualität
+++ perfekter Paarabgleich
++ praxisgerechte Klangabstimmung für Homestudio-Anwendungen
+ günstiger Preis
– leicht erhöhtes Eigenrauschen