Pure & Simple

Lewitt LCT 240 Pro & LCT 440 Pure Studio-Kondensatormikrofone im Test

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(Bild: Dr. Andreas Hau)

Vor wenigen Monaten überraschte der österreichisch-chinesische Hersteller Lewitt mit dem innovativen, technisch extravaganten Dual-Output-Studiomikrofon LCT 640 TS. Die hier vorgestellten Neuheiten LCT 240 Pro und LCT 440 Pure gehen in die entgegengesetzte Richtung: Reduktion aufs Essenzielle. Mit erfreulichen Nebenwirkungen für den Geldbeutel!

Lewitt-Studiomikrofone kamen bisher alle im gleichen Look: quaderförmiges Gehäuse mit gebrochenen Kanten und einem Haltestil am unteren Ende, der gleichzeitig die XLR-Buchse beinhaltet. Farbe: dunkles Anthrazit mit grünem Lewitt-Logo. Das zum Test gelieferte LCT 240 Pro unterscheidet sich vom gewohnten Look durch ein schneeweißes Gehäuse − wahlweise ist es jedoch auch in dunkel erhältlich. Das LCT 440 Pure hingegen kommt zwar im gewohnten Anthrazit, doch das sonst grüne Logo ist hier grau-schwarz. Der Herstellerschriftzug und die Typenbezeichnung sind − dezenter geht’s kaum − glänzend schwarz auf das matte Gehäuse aufgedruckt. Ob des geringen Kontrasts zur dunklen Gehäusefarbe erkennt man die Schrift nur bei seitlichem Lichteinfall. Der monochrome Look, der alleine durch den aus dem Mikrofonkorb giftgrün leuchtenden Membranring ein wenig gebrochen wird, soll wohl den puristischen Charakter des LCT 440 Pure unterstreichen. Es ist nämlich − wie auch das LCT 240 Pro − ein reines Nierenmikrofon, das komplett ohne Schalter auskommt.

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Näher betrachtet

Beide Mikrofone haben identische Abmessungen von 138 x 52 x 36 mm und wiegen exakt 310 g. Ihre Unterschiede liegen − neben der Gehäusefarbe − primär in der Kapselausstattung. Das LCT 440 Pure arbeitet mit einer klassischen, mittenkontaktierten 1-Zoll-Großmembrankapsel. Akustisch ist es eine Doppelmembrankapsel, doch weil das Mikrofon mit fester Nierencharakteristik arbeitet, konnte bei der rückseitigen Membran auf die Goldbeschichtung und dementsprechend auf eine Kontaktierung verzichtet werden. Als Passivmembran ist sie dennoch Teil des Kapseldesigns. In aller Wahrscheinlichkeit handelt es sich um die gleiche Kapsel, die Lewitt auch im vielfach teureren LCT 550 einsetzt (s. S&R 5.2015). Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 269,− Euro kostet das LCT 440 Pure deutlich weniger als die Hälfte − entsprechend wird herauszufinden sein, wo die Unterschiede zum größeren Modell liegen.

Beim Lieferumfang wurde jedenfalls nicht gegeizt: Mit im Pappkarton liegen eine elastische Halterung und ein clever konstruierter Poppschirm, der magnetisch an die Spinnenhalterung andockt, sowie ein Kunstlederetui.

Lewitt LCT 240 Pro
Das Lewitt LCT 240 Pro ist in Schwarz oder Weiß erhältlich; die passende Spinne muss separat erworben werden. (Bild: Dr. Andreas Haus)

Das LCT 240 Pro arbeitet mit einer kleineren randkontaktierten Kapsel, die dauerpolarisiert arbeitet; d. h., die Polarisationsspannung ist als statische Ladung in einer Elektret-Schicht auf der Gegenelektrode »eingefroren«. Solche Elektret-Kapseln sind nicht grundsätzlich schlechter als extern polarisierte Kondensatorkapseln, die zur Abgrenzung oft »Echtkondensator« bzw. »True Condenser« genannt werden. Auch bei Elektret Kapseln handelt es sich um »echte« Kondensatortechnik, und mit entsprechendem Aufwand bauen einige Hersteller wie DPA und Audio-Technica hervorragende Mikrofone in dieser Technik. Diese sind allerdings auch ähnlich teuer wie solche mit extern polarisierten Kapseln. Häufiger anzutreffen sind Elektret-Kondensatorkapseln in günstigen Mikrofonen, da sich diese Technik auch zur Massenproduktion eignet. So finden sich winzige Elektret-Kapseln beispielsweise in Handys, Laptops und Unterhaltungselektronik.

Eine solche massenproduzierte Kapsel ist die des LCT 240 Pro gewiss nicht, dafür ist sie schon zu groß. Der Hersteller spezifiziert den Membrandurchmesser mit 17 mm. Beim Blick in den Mikrofonkorb wirkt sie deutlich größer, doch bei näherer Betrachtung stimmt die Angabe: Die Kapsel steckt nämlich in einem Gehäuse, und was metallisch durch den Korb schimmert, ist nicht etwa die Membranfläche, sondern ein Metallgeflecht, das die kleine Kapsel im Innern schützt.

Langzeit-Leser dieser Zeitschrift mögen sich erinnern, dass wir vor Jahren bereits ein Lewitt LCT 240 testeten (s. S&R 1.2012). Dieses Modell ohne den Zusatz »Pro« findet sich aktuell immer noch im Lieferprogramm. Von diesem unterscheidet sich das neue »Pro«- Modell in einigen technischen Feinheiten sowie den Wegfall der Pad- und Low-Cut-Schalter. Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 149 Euro ist das neue Modell dafür 50 Euro günstiger. Was ziemlich genau der Betrag ist, den man für die passende Mikrofonspinne LCT 40 SH anlegen muss, die passend zum Mikrofon auch in weißer Ausführung erhältlich ist − bzw. in Schwarz-Weiß, denn nur die Streben und Gummis sind weiß, der Rest der Halterung ist schwarz. Zum Lieferumfang des Mikrofons gehören eine einfache Gelenkhalterung, ein Schaumstoff-Windschutz und ein Kunstlederetui.


Technisch hochwertig zeigen sich beide Lewitt-Mikrofone, wobei das LCT 440 Pure die etwas hochwertigere Kapsel und einen deutlich besseren Rauschabstand bietet.


Klang & Praxis

Das Lewitt LCT 440 Pure hat den typischen Lewitt-Sound: klarer Bass ohne Mulm, unverfälschte Mitten und helle, strahlende Höhen. Die Messkurve belegt diesen Eindruck: Bis 1.000 Hz bleibt das LCT 440 Pure weitgehend linear; darüber steigt die Kurve bis etwa 5 kHz an. Auf diese breitbandige Präsenzanhebung folgt eine kräftige Höhenanhebung bei etwa 12 kHz. Für ein Großmembranmikrofon ist das Off-Axis-Verhalten recht ordentlich, sodass das Klangbild stabil bleibt, wenn sich etwa der Sänger vor dem Mikro bewegt.

Die technischen Werte sind ausgezeichnet. Das Eigenrauschen ist mit 7 dB-A praktisch unhörbar. Zwar gibt es inzwischen Mikrofone mit noch niedrigerem Eigenrauschen (u. a. das Lewitt LCT 550), aber den Unterschied kann man eigentlich nur in einem schalldichten Behältnis (»Rauschbombe«) messen. Unter realen Aufnahmebedingungen spielt Eigenrauschen des Mikrofons bis etwa 10−12 dB-A keine Rolle, weil selbst ein sehr ruhiger Aufnahmeraum ein höheres Grundgeräusch hat.

Auch am oberen Ende des Dynamikbereichs sollte es zu keinen Problemen kommen. Der Grenzschalldruckpegel ist mit 140 dB SPL spezifiziert. Das ist eine wirklich enorme Lautstärke, sodass es kein Verlust ist, dass das Mikrofon über keinen Pad-Schalter verfügt. Mit einer Empfindlichkeit von rund 27 mV/Pa liefert das LCT 440 Pure zudem einen satten Pegel; somit sind auch in Verbindung mit Einsteiger-Preamps rauscharme Aufnahmen gewährleistet.

In diesem Zusammenhang erfreulich ist auch die moderate Stromaufnahme von 2,63 mA. In der Vergangenheit fielen nämlich einige Lewitt-Mikros durch eine ungewöhnlich hohe Stromaufnahme auf, die zwar im Bereich des Erlaubten lag (max. 10 mA), aber in der Praxis dennoch Probleme bereiten könnte. Viele günstige Audio-Interfaces, insbesondere solche mit Bus-Powering, sind nämlich ziemlich »auf Kante genäht« und haben eine schlappe Phantomspeisung, die bei höherer Stromentnahme einknickt. Beim LCT 440 Pure sollte es da nicht so schnell zu Problemen kommen.

Ein Großteil des Gesagten trifft auch auf das LCT 240 Pro zu. Kein Wunder, denn beide Mikros arbeiten mit einer sehr ähnlichen Schaltung, einer modernen, hoch aussteuerbaren und übertragerlosen Impedanzwandler-Elektronik in diskreter Bauweise, d. h. ohne IC-Opamps. Diese Schaltung holt − jedenfalls was die technischen Daten angeht − alles aus der jeweiligen Kapsel heraus. Der geringere Membrandurchmesser beim LCT 240 Pro bedingt einen etwas niedrigeren Ausgangspegel im Vergleich zum LCT 440 Pure; dennoch liegt die Empfindlichkeit mit 16,7 mV/Pa in einem sehr günstigen Bereich. Der Grenzschalldruckpegel liegt beim LCT 240 Pro aufgrund des geringeren Pegels der Kapsel noch etwas höher, bei 142 dB SPL. Entsprechend wird man auch hier keinen Pad-Schalter vermissen. Leben muss man allerdings mit einem erhöhten Eigenrauschen. Auf der Mikrofonverpackung ist es mit 21 dB-A angegeben; das wäre schon unangenehm hoch. Dabei handelt es sich aber wohl um eine fehlerhafte Angabe. Auf der Lewitt-Website ist das Eigenrauschen mit 19 dB-A spezifiziert; das ist schon näher an der Realität. Das Testexemplar performte ein paar dB besser und war auch für leise Quellen gut zu verwenden. Trotzdem: Hier ist ein klarer Qualitätsunterschied zum extrem rauscharmen LCT 440 Pure.

Das Klangbild des »kleinen« LCT 240 Pro weiß durchaus zu gefallen. Der Grundsound ist ähnlich wie beim LCT 440 Pure und anderen Lewitt-Studiomikrofonen. Der gesamte Mittenbereich wird sehr verfärbungsarm und nahezu linear abgebildet. Eine Präsenzanhebung ist beim LCT 240 Pro kaum auszumachen, dafür hat es eine breite Höhenanhebung bei 7−14 kHz. Der ohrenfälligste Unterschied zu den größeren Lewitt-Modellen liegt aber am unteren Ende des Frequenzgangs. Der Bass des LCT 240 Pro wirkt etwas flach, was auch unsere Messungen belegen: Unterhalb 300 Hz fällt die Kurve ganz allmählich ab. Das ist für den angepeilten Einsatzort, nämlich Homestudios, aber gar nicht verkehrt. Denn ohne akustische Optimierung kommt es in Wohnräumen üblicher Dimensionen zu Bassresonanzen, die den Klang dumpf erscheinen lassen. Das LCT 240 Pro »entschlackt« diesen Frequenzbereich bereits bei der Aufnahme.

Lewitt LCT 440 Pure
Das Lewitt LCT 440 Pure wird inklusive elastischer Halterung und einem cleveren Poppschirm geliefert, der per Magnethalterung an die Spinne andockt. (Bild: Dr. Andreas Haus)

Beide Lewitt-Mikrofone eignen sich bestens für alle üblichen Anwendungen im Homestudio: Gesang und Sprache werden detailreich und mit gut ausgeleuchtetem Obertonbereich eingefangen. Anders als bei billigen Fernostmikros der unteren Preisklasse wirken die S-Laute nicht übermäßig spitz, was sicher damit zu tun hat, dass die Elektronik extrem sauber und übersteuerungsfest agiert, sodass die Sprachtransienten (d. h. Anlaute und Konsonanten) nicht verzerrt werden. Es ist allerdings kein ausgesprochen »großmembraniger« Sound, selbst beim LCT 440 Pure, und erst recht nicht beim LCT 240 Pro, das faktisch ja ein Kleinmembranmikrofon ist. Jener ominöse »Vergrößerungseffekt«, der flache Stimmchen voluminös und blasse Mitteleuropäer wie den seligen Barry White klingen lässt, ist bei diesen Lewitt-Mikros kaum auszumachen. Es sind also recht »ehrliche« Mikros, die die Realität abbilden. Wer romantische Verklärung sucht, sollte sich lieber nach einem (deutlich teureren) Röhren-Großmembranmikrofon klassischer Prägung umschauen.

Dafür taugen die Lewitts sehr gut als Allrounder. Außer für Gesang und Sprache eignen sie sich auch sehr gut für Akustikgitarre (spritzige Höhen), Amp-Abnahme (hoher Grenzschalldruckpegel), Drums & Percussion (hohe Impulstreue) und vieles mehr.

Fazit

Beide Lewitt-Mikros sind sauber verarbeitet und bieten einen klaren Sound, der sich im Mix bestens formen lässt. Das LCT 240 Pro ist ein vielseitig verwendbares Mikrofon für Einsteiger zu einem wirklich günstigen Preis. Das bessere Preis/Leistungs-Verhältnis bietet unterm Strich aber das LCT 440 Pure, das für einen überschaubaren Mehrpreis den »erwachseneren« Sound liefert und wertvolles Zubehör mitbringt. Die Mikrofonspinne, die man beim kleineren Modell optional erwerben kann, liegt dem LCT440 Pure ebenso bei wie ein praktischer, sehr klangneutraler Poppschirm. Zudem sind die technischen Werte, insbesondere das Rauschverhalten, für ein so preiswertes Mikrofon überragend. Insofern wird das LCT 440 Pure auch nicht obsolet, wenn man sich später beispielsweise ein teures Röhren-Gesangsmikrofon zulegt; für das Lewitt lassen sich dann immer noch jede Menge Anwendungen finden, in denen es auf sauberen Klang mit hoher Nebengeräuscharmut ankommt. Das Lewitt LCT 440 Pure gehört somit zu den wenigen Mikrofonen seiner Preisklasse, die auch längerfristig glücklich machen. Klare Empfehlung!

++
klarer, höhenreicher Sound
++
saubere Verarbeitung
++
sehr gutes Preis/LeistungsVerhältnis (insbesondere LCT 440 Pure)
+++
ausgezeichnetes Rauschverhalten des LCT 440 Pure
++
Spinne und Poppschirm beimLCT 440 Pure im Lieferumfang

 

 

Hersteller/Vertrieb: Lewitt / M&T Musik & Technik

UvP/Straßenpreis

LCT 240 Pro: 149,− Euro / ca. 149,− Euro;

LCT 440 Pure: 269,− Euro / ca. 265,− Euro

www.lewitt-audio.com

 

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