Keine beweglichen Teile

Livid Instruments Base MIDI-Controller im Test

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Livid Instruments ist seit 2004 aktiv und besonders für seine hochwertigen MIDI-Controller und DIY-Kits bekannt. Mit »Base« wagt sich der Hersteller aus Texas auf neues Terrain: ein Desktop-Gerät, das ganz ohne Drehregler und traditionelle Fader auskommt sowie zur Steuerung von MIDI-Equipment und natürlich auch von DAWs gedacht ist. Die zum Zeitpunkt des Tests bereits verfügbare Anpassung an Ableton Live haben wir uns genauer angeschaut.

Livid-Instruments-Base-MIDI-Controller
(Bild: Archiv)

Dieses stabile Konzept kennt man ja bereits von Controllern wie beispielsweise dem »Novation Launchpad« − gerade für unterwegs eine sichere Lösung, denn beim Verstauen in Gigbag oder Rucksack brechen bewegliche Teile wie Regler und Fader schnell mal ab. Der große Unterschied beim Livid Base aber ist, dass sich hier eben doch »Fader« eingenistet haben − diesmal in Form von Touch-Strips, die nicht nur Lautstärke, sondern jegliche Parameter stufenlos steuern. Wie immer bei Livid lässt sich auch »Base« frei für jede MIDI-Anwendung konfigurieren. Der Hersteller bietet gegenwärtig allerdings schon ein recht ausgereiftes Skript an, das den Controller für den Einsatz mit Ableton Live optimiert. Eine komplette Anpassung der Steueroberfläche durch kostenlose Skripts? Das macht neugierig!

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Hardware

Das ordentlich verschraubte Gehäuse hat die Maße 260 x 279 x 19 mm und besteht vollständig aus Aluminium, die Deckplatte hin gegen ist aus sehr festem Kunststoff. Eine derartig gute Verarbeitung sieht man selten, ist bei Livid aber fast schon eine Selbstverständlichkeit. Das 1,3 Kilogramm leichte Gerät steht fest auf den vier Gummifüßen.

Im unteren Bereich sind 32 druckempfindliche Pads bündig eingelassen. Am rechten Rand besitzt Base noch acht Mode-Buttons, die etwas mehr in die Höhe ragen und weicher ausgelegt sind, sodass der Druckpunkt deutlich zu spüren ist. In der oberen Hälfte sind neun Touch-Fader mit Maßen von 20 x 6,3 mm angebracht, von denen acht mit je einem Touch-Button darüber abgeschlossen werden.

Einrichtung

Durch den »Class Compliant«-Treiber wird Base automatisch am MacBook erkannt. Über die MIDI-Learn-Funktion in Ableton Live ging es blitzschnell, Touchstrips, Touch-Taster, Buttons und Trigger-Pads zu mappen. Letztere wollen anfangs erst mal kein verlässliches, visuelles Feedback geben. Kein Grund zur Panik, denn für eine einwandfreie Kommunikation sollte man das dedizierte Skript, welches ab Ableton Live 8.2.2 oder 9.0.4 kostenlos auf der Seite »Livid Apps« bereitseht, herunterladen. Dieses Skript beinhaltet vier Modi namens »Launch«, »Send«, »Device« und »User«, welche die Elemente in Live dynamisch auf den Controller mappen. Sobald die Inputs und Outputs der Bedienoberfläche in Live ausgewählt sind, erscheint der rote Rahmen in der »Session View«, wie man ihn auch von Push oder der APC-Serie kennt.

»In The Box«

Base befindet sich beim Start im »Launch«- Modus, wie das Display spartanisch mit einem »L-« verrät. Alle geladenen Clips in der Session werden durch weiß erleuchtete Pads auf dem Controller gespiegelt. Drückt man eines, wechselt die Farbe zu grün, und der entsprechende Clip startet. Bei einer Aufnahme leuchtet das Pad rot. Die acht Touch-Buttons dienen zum einen zur Track-Auswahl, zum anderen erscheint die rechte Pad-Spalte in Blau, wenn man einen Button gedrückt hält − das soll die »Scene-Start-Taster« repräsentieren, welche komplette Zeilen der Session-View abfeuern.

Die ersten drei Modi verfügen noch über eine zweite Ebene. Diese erreicht man durch Halten des gerade gewählten Mode-Buttons. Die erste Pad-Zeile wechselt ihre Farbe dann zu gelb, was eine Steuerung der »Mute«- Schalter ermöglicht. Die zweite und dritte Zeile übernehmen »Solo« und »Record Arm«, die unterste hingegen die »Clip-Stop-Taster«. Clever gelöst! Modus 2 zeigt »S_« im Display an, die Abkürzung für »Sends«. Die ersten vier Touch-Pads steuern nun den Pegel von vier Aux-Sends auf einer Spur. Die restlichen vier regeln währenddessen die Lautstärke der Aux-Returns.

Ist eine Audiospur selektiert, kann man deren Audio-Clips weiterhin starten. Bei einer MIDI-Spur hingegen stehen alle 32 Pads zum Spiel des geladenen Instruments zur Verfügung. Während die meisten Pads blau leuchten, ist der Grundton zur besseren Orientierung in Rot gehalten und wiederholt sich dementsprechend mehrmals auf der 8×4-Matrix.

Auch im Sends-Modus ist wieder eine zweite Ebene aufrufbar. Diesmal wechselt nicht nur die Funktion der Pads, sondern auch die der oberen Controller-Hälfte. Während die Touch-Strips wieder die Spur-Lautstärke übernehmen, wird den Touch-Buttons alles zum Thema »Harmonie« aufgetragen. Hier kann man den vertikalen Versatz der Pads definieren. Steht der Wert beispielsweise auf »0«, erzeugt Base vier Mal die gleiche Tonreihe übereinander. Das ist keine extravagante Spielerei, sondern vereinfacht zum einen das Übergreifen, denn bei einem Versatz von etwa »3«, kann man komfortabel nach eben drei Tönen in die nächste Spalte wechseln. Zum anderen ist auch das Spielen von Akkorden sehr praktisch umzusetzen. Danke dafür! Wer’s nicht braucht, belässt den Wert auf »8«− dadurch kann man jede Skala von links unten aufsteigend spielen.

Skala? Ganz recht. Zwei Buttons rufen eines von zahlreichen Presets ab, dessen Name im Display erscheint − mit zwei Zeichen. Bei »do« kann man ziemlich sicher auf eine »dorische« Skala tippen. Was sich Livid bei Kürzeln wie »Cp« oder »mH« gedacht hat, verrät erst ein Blick in das Livid-Wiki. Base bildet somit nur die Töne innerhalb der gewählten Skala auf den Pads ab.

Die letzten beiden Buttons verschieben die »Klaviatur« in Halbtonschritten nach oben oder unten. Des Weiteren kann man die Pad-Matrix splitten: 16 Pads zum Spielen, die anderen 16 zum Clips starten. Sehr praktisch!

Bei Mode-Button 3 werden die Touch-Strips automatisch den acht Macro-Reglern zugewiesen, sobald sich ein Rack in der Spur befindet.

Auch die Mode-Buttons 5 bis 8 ändern sich je nach aufgerufenem Arbeitsbereich, etwa zum vertikalen und horizontalen Verschieben des roten Rahmens, zur Navigation in Geräte-Ketten bzw. Drum-Racks oder zum Starten der Aufnahme.

Im vierten Modus namens »User« lassen sich schnell und bequem per MIDI-Learn beliebige Parameter auf die Base-Controller mappen. Das Highlight: Hält man ein Pad länger gedrückt, sendet es keinen On-/Off-Befehl, sondern CC-Werte. Ein erstklassiges Feature, um mit polyfonem Aftertouch wilde Filterfahrten und abgefahrene Modulationen beliebiger Parameter zu realisieren.

Im Betrieb

Das Spielgefühl der Trigger-Pads ist erstklassig. Die Pads besitzen von Haus aus eine gut abgestimmte Empfindlichkeit, die schon leichtes Klopfen zuverlässig erkennt, und durch die robuste Bauweise kommt auch bei härteren »Schlägen« kein schlechtes Gewissen auf.

Punkteabzug gibt es allerdings hinsichtlich der Touch-Strips, deren Auflösung weniger glorreich ist. Selbst bei Berührung mit dem Fingernagel beträgt der kleinstmögliche Schritt des Lautstärke-Reglers in Live schon 2,2 dB. In Live-Situationen ist das sicher zu verschmerzen, für exaktes Mixing reicht das aber kaum. Der Vorteil aber ist, dass auch harte Wertesprünge nur durch Antippen möglich sind − ein super Feature, das sich dramaturgisch beim Steuern von Instrumenten und Effekten gut einsetzen lässt.

Wie jetzt? Waren die Touch-Strip-LEDs im Launch-Modus vorhin nicht weiß? Nach erneuten Aufruf leuchten diese nun pink, eigentlich als Farbe für den Send-Modus reserviert. Schnell einen Hot-Plug durchgeführt und voilá: Launch ist wieder weiß … und leider alle anderen Modi auch! Außerdem zeigen die Strips manchmal eine durchgehende LED-Reihe, manchmal nur die oberste LED an. Das schreit nach einem Firmware-Update! Auf der Windows-Plattform werden dazu die Software »BootLoader« und die neuste Firmware-Datei im »Hex«-Format benötigt. Nach dieser Prozedur verrichten auch die LEDs zuverlässig ihren Dienst.

Im Gegensatz zu Push oder den APCs muss man sich schon etwas länger mit den unterschiedlichen Modi beschäftigen, da die Buttons auf Grund der ständig wechselnden Funktionen natürlich nicht aussagekräftig beschriftet werden konnten. Auch das kleine LC-Display gibt nur höchst simple Informationen, aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich dran, und die Kombination aus DAW und Base lässt sich intuitiv handhaben wie ein Musikinstrument.

Fast quadratisch, aber praktisch & gut. Um die große Funktionsvielfalt des Controllers voll ausnutzen zu können, sollten ein paar Kniffe beachtet werden. Glücklicherweise bietet der Hersteller kostenlos Scripts an, mit denen sich der Base auf viele Sequenzer-Plattformen anpassen lässt.

Fazit

Online-Editor, Boot-Loader … das klingt nach Arbeit! Das stimmt allerdings nur, solange man die Anpassungen des Controllers selber in die Hand nehmen will. Damit Base kein Controller für MIDI-Tüftler bleibt, bietet der Hersteller kostenlos Scripts zum Download, mit denen sich das Gerät mit wenigen Handgriffen auf eine bestimmte Plattform anpassen lässt. Mit Ableton Live funktionierte das schon mal prima. Während des Tests noch nicht verfügbar, aber bereits in Vorbereitung waren Scripts für Cubase, Reason, Studio One und Bitwig Studio, die bei Erscheinen dieser Ausgabe vielleicht sogar schon erhältlich sind.

Verarbeitung und Robustheit sind top, die Pads performen auf Anhieb super. Im direkten Vergleich mit Abletons Controller Push kann er vielleicht in einigen spezifischen Details nicht ganz mithalten, dafür ist Base aber das eindeutig flexiblere Gerät zum ungefähr gleichen Preis.

+++ erstklassige Verarbeitung

+++ polyfoner Aftertouch

+++ tiefgreifende Konfiguration mit Online-Editor

–– unzureichende Auflösung der Touch-Strips bei Lautstärkeregelung

– »ältere« Firmware führt zu falschen LED-Darstellungen


 

Base

Livid-Instruments-Base-MIDI-Controller-2
(Bild: Archiv)

Hersteller/Vertrieb

Livid Instruments

UvP/Straßenpreis

510,51 Euro / ca. 430,− Euro

www.lividinstruments.com

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