Things That Go Boom …

Love the Machines: Sample-Drumbox-Geheimtipp Ensoniq ASR-X

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(Bild: Dieter Stork)

Der ASR-X von Ensoniq gilt bei vielen Produzenten als Sample-Drumcomputer-Geheimwaffe und hat den Ruf, das unterschätzteste Sampling-Groove-Tool ever zu sein. Ist da was dran?

Vor allem Musiker, die aus der HipHop-Szene kommen, lieben das Gerät wegen seines kraftvollen, charakterstarken Sounds, der diese gewisse Rauheit liefert, die man ohne Hardware oft mit Plug-in-Frickelei mühsam zu rekonstruieren versucht. Ensoniq wollte mit der 1997 auf den Markt gekommenen ASR-X die japanische Übermacht auf dem Sampling-Drumcomputer-Sektor brechen, die insbesondere durch die Akai MPC-Geräte zementiert wurde. Der direkte Konkurrent war damals die Akai MPC-2000. Ensoniq hatte (auch beflügelt durch den Erfolg des günstigen Mirage) einen guten Ruf im Sampling-Segment und stellte eine Workstation vor, die es in sich hatte und deren Features sie bis heute attraktiv machen.

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Angesichts seiner tollen Klangeigenschaften ist es kein Wunder, dass der ASR-X von vielen Musikern als Geheimtipp gehandelt wurde und wird). Insbesondere in der HipHop-Szene wird das Gerät geschätzt; zum User-Kreis gehören Künstler wie RZA (Wu Tan Clan), Timbaland, Don Cannon, Young Jeezy (Go Crazy ), Twista, Beanie Sigal (Roc The Mic) und Oddisee.

Hands on

Optisch ging Ensoniq einen ganz anderen Weg als Akai und stattete das ca. 3.190 Mark teure Desktopgerät aus schwarzem Stahlblech mit eigenwilligen, fünfeckigen (anschlagsdynamischen) Plastik-Pads aus, die in Form einer Mini-Tastatur mit einer Oktave Umfang angeordnet sind. Akais Roger-Linn-inspiriertes 16-Pad-Quadrat ist hier natürlich in Sachen Spielgefühl überlegen, aber man kann sich mit den ASR-X-Pads durchaus anfreunden, auch wenn sie ein wenig klappern. Die Bedienoberfläche ist schnell durchschaubar und auch das Zuordnen der Samples auf die Pads geht schnell von der Hand. Es ist allerdings schade, dass die Designer auf Plus/ Minus-Taster und ein Zahlenfeld verzichtet haben. So schraubt man sich beim Anfahren größerer Werte manchmal einen Wolf. Übrigens sollte man beim Gebrauchtkauf auf die Funktionsfähigkeit der Encoder achten (Ersatz findet man aber bei www.syntaur.com).

Innere Werte

Die samplebasierte 32stimmige Klangerzeugung arbeitet im Format 16 Bit / 44,1 kHz (AIFF Stereo und Mono, Wav-Format wird auch gelesen), die sehr musikalisch klingenden Wandler arbeiten mit 20 Bit (A/D) bzw. 18 Bit (D/A). Gespeichert wird auf Diskette oder via SCSI auf eine externe Festplatte. Optimal ist hier der Austausch des internen Disketten-Laufwerks durch einen HXC-Disc-Simulator (www.hxc2001.com), um Samples und Daten auf SD-Card oder USB-Stick abzulegen. Die Basisversion des ASR-X wurde mit 2 MB RAM ausgeliefert, kann aber mit Standard-SIMMs bis 32 MB erweitert werden, der ASR-X Pro auf bis zu 64 MB.

Unser Testgerät (Turbo-Version) ist u. a. mit einer SCSI-Schnittstelle und acht Einzelausgängen (optionaler X-8 Output Expander, 480 Mark) ausgestattet. (Bild: Dieter Stork)

Resample-Monster

Zu den herausragenden Features des Gerätes gehört das intuitiv bedienbare Resampling, das den ASR-X zu einem Kreativ-Kraftwerk macht. Alles lässt sich mit wenigen Handgriffen resamplen und auf die Pads legen: Samples mit Effekten, Sequenzer-Grooves, Echtzeit-Rumkloppen auf den Pads und externes Audiomaterial.

Auch die Syntheseabteilung des ASR-X (die in mancher Hinsicht Ensoniqs ASR-Sampler und der MR-Serie ähnelt) macht eine gute Figur: Die Samples lassen sich vielfältig editieren (inkl. flexibler Loop-Optionen) und durchlaufen eine leistungsfähige subtraktive (digitale) Synth-Engine, die u. a. mit drei fünfstufigen Hüllkurven, einem LFO mit 18 Wellenformen und einer flexiblen Modulations-Matrix mit 12 Quellen und 23 Zielen ausgestattet ist. Auch Transwaves (= Wellenformsätze) lassen sich laden und verarbeiten.

Die Filtersektion ist ungewöhnlich gestaltet und besteht aus einem einpoligen und einem zweipoligen MultimodeResonanzfilter, die hintereinandergeschaltet sind und subtile Einstellungen erlauben. Für ein Digitalfilter der 90erJahre macht das Filter des ASR-X eine wirklich gute Figur und ist den Akai-Filtern dieser Ära (und denen des ASR-10- Samplers) klanglich überlegen.

Die rote PRO-Version des ASR-X kann auf bis zu 64 MB RAM ausgebaut werden und verfügt über eine SCSI-Schnittstelle sowie ein erweitertes Sound-Set. (Bild: Dieter Stork)

Effektiv

Auch die Effektabteilung des Groove-Samplers hat einiges zu bieten: Es gibt 40 Insert-Algorithmen (inkl. EQ, Reverb, Chorus, Autowah, Decimator, Distortion, Vocal-Morph-Formantfilter) und acht globale Reverb-Typen. Die Effekte beruhen auf einem Chip des damaligen, ca. 1.000 Dollar teuren Ensoniq Top-Effektgeräts DP/Pro (der Sampler ASR-10 arbeitet mit dem Chip des qualitativ etwas niedriger einzustufenden DP/4+) und sind auch heute noch sehr gut einsetzbar; lange Edel-Reverb-Hall-Fahnen darf man natürlich nicht erwarten.

Das Design der ASR-X-Pads wurde vom Beat Thang Sample-Drumcomputer von BKE übernommen. (Bild: Dieter Stork)

Sequenzer-Blues

Der Pferdefuß des ASR-X ist der 16-Spur-Sequenzer. In frühen OS-Versionen war das Timing lausig, und auch mit neuerem Betriebssystem (die letzte Version 2.67 ist bei syntaur erhältlich) kann er bei größeren Datenmengen und überlastetem Prozessor schwächeln; lediglich bei einfacheren Grooves gibt es keine Probleme. Das Arrangieren von Songs wird zudem mit dem zweizeiligen Display zur Qual. Konkurrent Akai hatte da mit seinem supertighten MPC-Sequenzer die Nase vorn, obwohl der ASR-X mit besserer Effekt- und überlegener Synthese-Sektion punkten konnte. Am besten nutzt man ihn mit einem externen Sequenzer oder einer DAW.

Ensoniqs 16-Bit-Sampler ASR-10 kam 1992 auf den Markt und kostete 4.990 Mark.

Dirty old Bastard

Der ASR-X ist vor allem wegen seiner sehr guten Klangeigenschaften auch heute noch ein absolut relevantes Kreativ-Tool. Er liefert einen punchigen, angenehm warmen »amerikanischen« Basisklang und kann bei Bedarf auch eine böse Dreckschleuder sein. Im Bassbereich wirkt er nie schwammig, sondern agiert schön konturiert und druckvoll und wirkt auch in den hohen Lagen in der Regel nicht harsch oder »digital-steril«.

Das On-Bord Klangmaterial bietet einen typischen HipHop-lastigen 90s-Rundumschlag und konnte durch diverse, mit der MR-Serie kompatible Expansion-Boards (Urban, World etc.) ergänzt werden.

Der ASR-X wurde uns freundlicherweise von Thomas Schmidt zur Verfügung gestellt.

 

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hatte eine Ensoniq ASR-X Pro Turbo. Es war hoffnungslos. Der interne Sequencer war derart untight, dass man ihn im Studioalltag nicht einsetzen konnte. Eine ganze User Community wartete auf das erlösende Update, es wurde leider nie veröffentlicht, weil,Ensoniq von EMU aufgekauft wurden.
    Die Sample Sektion der ASR-X Pro war ein ausgewachsener Ensoniq Sampler mit allen Optionen. Sount Font Kompatibilität brachte Unmengen an frei downloadbaren Samples in meine Archiv, fast alle unbrauchbar, dh schlampig, oder nicht geloopte Sounds, verrauschte Samples, 8Bit Lofi aber auch tolle Überraschungen. Leider war es einenQual, den Parameter Wahnsinn an dem Minidisplay zu editieren.
    So hing man an einem nicht zuende entwickelten DJ Sampler fest, der sich mangels eines tighten internen Sequencers nur als Desktop Sampleplayer einsetzen liess. Lustig fand ich die Klappertasten aus gummierten Plastik, genau das richtige für Grobmotoriker…. Ansonsten waren die winzigen Parameter-Bedientasten eine wahre Qual….
    Fand das Konzept eines DJ-Samplers mit integriertem Midinotenspeicher interessant, aber die gleichzeitig erschienene MPC 2000 bot das richtige Verhältnis zwischen Funktionstiefe, Geräterobustheit und Bedienbarkeit.

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