Die amerikanische Hardwareschmiede mit Sitz in Washington ist für ihre kompakten Mischpulte weltbekannt. Besonders die Modelle der Onyx- und VLZ-Serie erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch auch die digitalen Features werden stets weiterentwickelt.
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Der Markt für spezialisierte Podcast- und Streaming-Mixer ist noch relativ jung. Allerdings tauchen hier immer mehr spezialisierte Geräte auf, etwa Boss Gigcaster, Zoom LiveTrak oder Rode Rodecaster Pro. Mackie ist jedenfalls kein Neuling in diesem Segment, hat der Hersteller doch schon Produkte wie die M-Caster-Serie im Repetoire.
Hardware.
Das Gehäuse des DLZ Creator besteht vollständig aus Kunststoff und bringt ein Gesamtgewicht von knapp 2,8 Kilogramm auf die Waage. Mit Maßen von 330 × 381 × 103 mm (B × T × H) ist der Mixer relativ kompakt gehalten.
Auf der Rückseite findet man rechts vier XLR/TRS-Combobuchsen. Die Eingänge 5 und 6 sind hingegen als 1/4″-Klinkenbuchsen ausgelegt, und eine 1/8″-Klinkenbuchse kümmert sich um den Stereo-Eingang 7/8. Dazwischen befinden sich sechs Ausgänge – ebenfalls als 1/4″-Klinkenbuchsen –, ein Stereo-Paar zum Anschluss der Abhörmonitore sowie vier Buchsen für Kopfhörer.
Die Schnittstelle zum Computer wird über eine USB-C-Buchse realisiert. Dank einer USB-A-Buchse kann zudem ein Flash-Speicher angeschlossen werden. Zudem spendierte Mackie sogar einen Einschub für eine microSD-Karte. Die Stromversorgung erfolgt über ein mitgeliefertes 18V-Netzteil (1,5 A), dessen Stecker sich an der Buchse fest verschrauben lässt.
Die Oberseite verfügt über insgesamt neun Fader mit einer Länge von je 100 mm, die sich wie folgt aufteilen: vier Mono- und drei Stereo-Eingänge, eine Sampler-Spur sowie ein Master-Fader. Die Haptik macht einen guten Eindruck, lediglich das Seitenspiel der Fader könnte etwas geringer ausfallen. Auf der rechten Seite befinden sich sechs großzügig dimensionierte Sampler-Buttons mit mehrfarbiger Hintergrundbeleuchtung.
Den Großteil des Platzes oben nimmt ein 10,1″-Touchscreen ein. Rechts daneben hat Mackie fünf Encoder und drei Navigations-Buttons eingebaut, welche wir uns später noch genauer ansehen.
Im Betrieb.
Nach dem Anschalten beträgt die Boot-Zeit in etwa 30 Sekunden. Das ist nicht gerade schnell, allerdings läuft das System, zumindest während des gesamten Testzeitraums, absolut stabil. Zu Beginn stellt der sogenannte »Mix Agent« die Frage, in welchem Modus das Gerät betrieben werden soll: Standard, Enhanced, Pro oder doch lieber erst mal ein Tutorial? Da wir den Creator mit vollem Funktionsumfang testen möchten, entscheiden wir uns für den Modus Pro.
Die GUI ist in sechs Tabs unterteilt: Overview, Channel, FX, Media, Snaphots, Samples. Diese Tabs lassen sich über das Touchscreen auswählen. Je nach selektiertem Tab und Funktion ändern die Encoder ihre jeweilige Aufgabe.
Im ersten Tab »Channel« wählt man den gewünschten Kanal in der untersten Zeile des Touchscreens aus. Dieses Tab ist wiederum in fünf Reiter unterteilt: Setup, EQ, Gate, Compressor und De-Esser. Das DLZ bietet also eine sehr ausgiebige und gut konzipierte Processing-Einheit, die im Podcast-Bereich absolut keine Wünsche offenlässt. Im ersten Reiter lassen sich die Kanäle benennen und einfärben. Neben einem Panorama-Regler findet man hier auch zwei Regler für den Reverb- und Delay-Send. Um auch Kondensatormikrofone betreiben zu können, ist hier ein Schalter für die Phantomspeisung vorhanden. Zwar liefert diese am Testgerät nur 47,2 Volt, liegt jedoch immer noch erlaubten Toleranzbereich von ±4 Volt. Darunter befindet sich der Gain-Slider, welcher übrigens auch auf dem ersten Encoder gespiegelt wird. Satte 80 dB an Vorverstärkung sind keine Selbstverständlichkeit und ermöglichen selbst das Integrieren von Mikrofonen mit schwachem Ausgangssignal. Einsteiger können alternativ den Button »Set Level Automatically« betätigen, sodass die Vorverstärkung während einer Sprechprobe auf einen passenden Wert gesetzt wird, und zudem auch aus einer Liste von Presets wählen. Natürlich lassen sich auch eigene Presets erstellen, was besonders nützlich bei wiederkehrenden Talk-Gästen sein kann.
Warum man für einen Podcast Raumeffekte benötigt, mag sich vielleicht nicht jedem erschließen, nichtsdestotrotz offeriert das Tab FX je einen Reiter für Reverb und Delay. Um das Tab Media hingegen, wird vermutlich kein Nutzer herumkommen. Hier werden die Pfade und Ordnerstruktur für das USB- und SD-Medium im Stile eines simplen Datei-Browsers aufgelistet, d. h., Audiodateien im MP3-Format lassen sich hier auswählen und mit einem simplen Player wiedergeben. Leider erkannte das Testgerät keine WAV-Dateien auf dem USB-Stick.
Sehr praktische Funktionen verbergen sich auch im Tab Snapshot. Hier lassen sich hier Einstellungen für Kopfhörer, Eingangskanäle oder Effekte abspeichern und jederzeit wieder abrufen. Zwar speichert das DLZ keine Fader-Stellungen, aber bei so wenigen Kanälen ist das auch nicht unbedingt nötig.
Im Tab Samples verwaltet das DLZ je sechs Samples auf bis zu vier Bänken. Die Samples lassen sich entweder selbst aufnehmen oder von einem Speichermedium importieren und farbig markieren. Neben den klassischen Wiedergabe-Modi wie Play/Pause, Play/Stop, Retrigger und Looping kann besonders der Modus Bleep für manchen Podcaster interessant sein. Wird ein Sample in diesem Modus abgespielt, schaltet es automatisch alle Mikrofone stumm.
Im Tab Recording/Routing kann man das Disk Recording so konfigurieren, dass entweder der nur der Stereo-Mix oder zusätzlich noch die Multitrack-Spuren aufgenommen werden.
Zu guter Letzt kommen wir noch zum Tab mit dem Zahnrad-Symbol. Hier gelangt man zu den Reitern: System, Bluetooth/Disk und Computer/USB. Außerdem lassen sich mit den Encodern die Helligkeit für die Touchscreen sowie die Buttons im erhellten und gedimmten Zustand einstellen.
Dem einen oder anderen hätte es vielleicht mehr zugesagt, wenn sich eine oder zwei der Kopfhörerbuchsen auf der Vorderseite befinden würden. Allerdings bringt es bei einem Desktop-Gerät auch eine gewisse Ordnung mit sich, wenn alle Kabel konsequent nach hinten weglaufen.
Je mehr Mikrofone dicht nebeneinander im gleichen Raum stehen, desto problematischer kann sich Übersprechen auf das Programm auswirken. Hier kann der Button »Automix« Abhilfe schaffen. Diese Funktion mischt die ersten vier Eingangskanäle so, dass nur das lauteste Signal offen ist und die anderen automatisch im Pegel reduziert werden. Jeder der vier Mikrofon-Kanäle kann in das Automix-System wahlweise mit aufgenommen werden. Des Weiteren lässt sich jedem Kanal eine von drei Prioritäten zuweisen.
Neben der USB- und Schnittstelle entpuppte sich die Bluetooth-Option im Test als besonders praktisch. Sie ermöglicht es, Anrufe über ein Mobiltelefon direkt in den Mixer einzubetten. Die Verbindung ist bidirektional, d. h., die Kommunikation erfolgt in beide Richtungen. Die Stereo-Eingänge 5/6, 7/8, 9/10, welche wahlweise diese Bluetooth-Verbindung entgegennehmen können, verfügen zudem über eine sog. »Mix-Minus«-Funktion. So lassen sich Rückkopplungen bzw. Echos vermeiden, da das eingehende Telefonsignal nicht wieder zurück an den Anrufer geleitet wird.
Am Computer.
Für den Einsatz am PC muss man den entsprechenden »Mackie USB Driver« direkt von der Webseite des Herstellers herunterladen. Am Mac klappt die Kommunikation auch ohne weitere Installationen. Insgesamt erscheinen in der DAW, im Test Cubase, 14 Eingänge und 4 Ausgänge. Hinsichtlich der Puffergrößen hat das Gerät zwischen 32 und 2.048 Samples im Angebot. Etwas verwunderlich ist, dass sich am DLZ weder die Abtastrate noch die Wortbreite ändern lässt. Diese liegen fix bei 48 kHz und 24 Bit. Im Streaming-Bereich geht dieses Standard-Format aber in Ordnung.
Es ist empfehlenswert, über den SD-Karten-Slot die aktuelle Firmware zu installieren. Diese ist bis dato bei Version 1.0.2 angelangt.
Fazit.
Mackie greift beim DLZ auf seine langjährige Erfahrung im Mixer-Design zurück. Besonders im Standalone-Betrieb ist es erstaunlich, wie groß der Feature-Umfang ist. Die Bedienung ist sehr einfach, und selbst Neulinge sollten sich nach nur sehr kurzer Einarbeitungszeit gut zurechtfinden. Wirklich toll ist das großzügig dimensionierte Touchscreen, das mit einer intuitiv gestalteten GUI alle Funktion übersichtlich organisiert. Besonders die Bluetooth-Schnittstelle inklusive »Mix-Minus«-Funktion unterstreicht die gut durchdachte Konnektivität.
Übrigens kann man das Interface auch zum mobilen Band-Recording oder – wenn es sein muss – ausnahmsweise Mal für kleine Live-Gigs zweckentfremden. Processing und Effekte wären jedenfalls genug unter der Haube.
Angesichts des großen Feature-Sets und der erstklassigen Bedienoberfläche ist das Preis/Leistungs-Verhältnis total in Ordnung.