Die Firma Millennia steht mit den Mikrofon-Vorverstärkern der HV-Serie schon seit über 20 Jahren für höchste Qualität und klangliche Transparenz. Gerade bei Klassikaufnahmen wird gerne auf deren Mehrkanal-Flagschiffe HV-3D und HV-3R zurückgegriffen. Für den mobilen Einsatz stellt Millennia zwei neue Modelle vor, die wir uns in diesem Test genauer ansehen.
Übersicht
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Die mobile Serie besteht aus dem zweikanaligen Mikrofon-Vorverstärker HV-32P und dem einkanaligen HV-35P mit zusätzlichem Instrumenten-Eingang, Lowcut-Filter und Phasendreher. Ganz neu scheint die Idee des mobilen Millennia-Preamps jedoch nicht. Neben den 19“-Lösungen hat Millennia auch den HV-35 als Modul für die 500er-Serie im Programm und bietet als Custom-Modell den HV-32 in APIs 200er-Format an. Diese Module wurden nun also mit eigener Spannungsversorgung über ein externes Netzteil ausgestattet und werden mit dem Zusatz „P“ in der Bezeichnung (für „portable“), als eigenständige Geräte angeboten.
Die beiden kleinen Kisten kommen trotz unterschiedlicher Ausstattung im gleichen Gehäuse daher. Optisch wirkt dieses zunächst sehr massiv, was sich jedoch beim Auspacken der Testgeräte als etwas anders herausstellt. Aufgrund der Aluminium-Gehäuse bringen beide Modelle knappe 750 Gramm auf die Waage, sind dennoch sehr hochwertig verarbeitet und wirken stabil. Die Breite des Gehäuses entspricht einem Drittel von 19“ und so können drei Geräte dieser Serie zu „einem“ 19“-Gerät kombiniert werden. Die gebürsteten Platten an der Ober- und Unterseite des Gehäuses stehen etwas über und schützen damit die Knöpfe und Regler auf der Front sowie die Ein- und Ausgänge auf der Geräterückseite.
Allround-Künstler
Egal mit welchem Mikrofon die Mikrofon-Vorverstärker gepaart werden, die optimale Anpassung ist garantiert. Beide Modelle stellen im Normalbetrieb 15dB bis 60dB Verstärkung zur Verfügung. Benötigt ein Mikrofon mehr Gain, so sind weitere 10dB durch das Betätigen des „Ribbon“-Schalters verfügbar. Sollte das Mikrofonsignal schon zu „heiß“ sein, lässt sich eine Vordämpfung mit 14dB aktivieren und die Verstärkung beträgt somit lediglich 1dB. Der große Bereich von 1dB bis 70dB wird somit abgedeckt und lässt das Arbeiten mit jedem Wandler-Typ und Mikrofon-Modell zu. Eine Phantomspeisung mit +48V je Kanal ist natürlich ebenfalls vorhanden.
Musterschüler und Klangwunder
Es ist kein Zufall, dass das Millennia Preamp-Design ein hohes Ansehen in der Audiobranche genießt. Die technischen Daten allein sind nur von wenigen Herstellern in einem ähnlich hochwertigen Bereich angesiedelt. Das Eigenrauschen ist äußerst gering (-130dBu EIN) und der Frequenzumfang geht mit geringen Abweichungen von maximal 3dB deutlich über die hörbaren 20kHz hinaus.
Klanglich verändert oder färbt der Vorverstärker das Mikrofonsignal nicht, sondern weist eine saubere und transparente Verstärkung auf. Impulse werden originalgetreu übertragen und selbst etwas „träge“ wirkende Mikrofon laufen zur Höchstform auf. An der Akustikgitarre und dem Klavier war der Klang besonders eindrucksvoll, doch auch Schlagzeugsignale und Stimmen werden sehr differenziert dargestellt. Auf die hochauflösende Aufnahme akustischer Instrumente scheinen die Millennia Mikrofon-Vorverstärker spezialisiert zu sein, denn dort machen sie die beste Figur. Deren Klangneutralität sollte allerdings nicht als hart oder kalt interpretiert werden. Ganz im Gegenteil – der Klang ist eher als weich, seidig und durchsichtig zu verstehen.
In der Praxis fallen jedoch einige Nachteile auf, die sich speziell auf die beiden neuen Familienmitglieder beziehen. Zum Einen ist dabei das recht einfache externe Netzteil zu nennen. Wenn wie bei den Testgeräten die Mobilität eines Modells im Vordergrund steht, sollte die Stromversorgung auch entsprechend ausgelegt sein und nicht zu einfach während des Betriebs aus der Buchse rutschen können. Zum Anderen stellt das sehr grobe Metering einen Nachteil dar. Dieses wurde unverändert von den beiden modularen Geschwistern HV-32 und HV-35 übernommen. Beim HV-32P sind -30dB, +8dB und +20dB als LEDs ausgelegt und geben eine grobe Richtung an. Der HV-35P weist lediglich eine grüne und eine rote LED ohne Beschriftung auf, was für ein genaues Arbeiten viel zu gering ist. Zudem verlaufen die Signale von rechts (geringer Pegel) nach links (Übersteuerung), was sehr untypisch und gewöhnungsbedürftig ist.
Millennia im Lauschangriff
Für die Aufnahme der Beispiele zur Sound & Recording Reihe „Lauschangriff“ wird ein Millennia HV-3R Mikrofon-Vorverstärker genutzt. Dieser Preamp wurde ausgewählt, um die Klangunterschiede der Mikrofone klar herauszustellen, ohne eine klangliche Beeinflussung durch den Preamp vorzunehmen. Zudem gewährleistet der HV-3R das höchste Qualitätsniveau, bietet sogar acht Vorverstärker auf 2HE im 19“-Format und ist via Midi fernsteuerbar.
Elf Kanäle in höchster Qualität – im Vergleich zum HV-3R sind eindeutige technische und klangliche Parallelen zu erkennen.°
Fazit
Millennia hat es geschafft ihr gewohntes Qualitätsniveau zu halten und liefert zwei neue Modelle für den mobilen Einsatz in entsprechender Qualität ab. Sowohl der Mono-Preamp HV-35P als auch die zweikanalige Version HV-32P machen im Test eine gute Figur und weisen lediglich kleinere Nachteile auf. Wenn nur ein oder zwei Mikrofonsignale auf höchstem Niveau verstärkt werden sollen und kein 500er oder 200er-Rack verfügbar ist, lohnt der Blick auf die neue Millennia Modelle. Im Test haben beide Geräte einen guten Eindruck gemacht und bieten klanglich bei der Aufnahme akustischer Instrumente ein echtes Erlebnis.