Modulations-Monster

Modal Electronics Argon 8 – Wavetable Synthesizer im Test

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(Bild: JON ROWLEY)

Mit Argon 8 zeigt Modal Electronics einen achtstimmigen Synthesizer mit rein digitaler Klangerzeugung, die auf einer erweiterten Version des Craftsynth 2.0 basiert und im Oszillatorbereich auf Wavetables zurückgreift. Gleichzeitig spielt das Instrument in einer deutlich günstigeren Preisklasse als die ehemaligen Flaggschiffe 002 und 008. Und inzwischen ist der Synthesizer sogar in drei Varianten zu haben …

Optisch erinnert mich der kompakte, bühnentauglich verarbeitete Argon 8 an eine miniaturisierte Ausgabe des 008. Design und Verarbeitung gefallen mir. Der Umfang der dynamischen, Aftertouch-fähigen Fatar-Klaviatur beträgt drei Oktaven, während Argon 8X mit fünf Oktaven und Argon 8M im Desktopgehäuse daherkommen. Die zahlreichen Endlosregler sind entsprechend des Signalpfads angeordnet. Links finden sich die LFOs, rechts die drei umschaltbaren Hüllkurven. Spielhilfen, weitere Parameter sowie der integrierte Arpeggiator und Sequenzer gruppieren sich beidseitig des kleinen Schwarzweißdisplays mit schneller Grafikumsetzung. Hier lassen sich neben der Wertedarstellung auch die Kurvenformen der Oszillatoren, LFOs und Hüllkurven visualisieren. Über die Regler hinaus gibt es eine Reihe von Tasten mit Status-LEDs sowie einen dekorativen Joystick als Spielhilfe. Auf der Rückseite finden sich Stereo- und Kopfhörerausgänge, ein Stereo-Audioeingang, MIDI-In/ Out, Sync-In/Out, zwei Pedaleingänge sowie die MIDI-fähige USB-Schnittstelle für die mögliche Anbindung zum Rechner, für den ein kostenloser Editor bereitsteht. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil.

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Auf der Rückseite sind zahlreiche Anschlüsse vorhanden: Kopfhörer- und Stereo-Ausgänge, zwei Pedal-Eingänge, Stereo-Audio-Eingang, Sync-In/Out, MIDI-In/Out (DIN), USB-MIDIBuchse sowie der Netzteilanschluss und Ein/Aus-Schalter.

Die Klangerzeugung nutzt stets die acht Stimmen des Argon 8 für einen Klang. Die Basis stellen die beiden grob und fein stimmbaren Oszillatoren dar, die unabhängig auf eine von 24 bzw. 28 Bänken à fünf Wellenformen zugreifen, zwischen denen in 127 Schritten gemorpht wird. Im Unterschied zum alten PPG hat ein Wavetable deutlich weniger Einträge, dafür aber eine leistungsstärkere Überführung – die Ergebnisse sind anders und überzeugen durch gleitende Spektralveränderungen. Die Klangbasis darf man als außerordentlich flexibel bezeichnen, wobei nur Oszillator 2 Rauschen bevorratet.

Pro Oszillator lassen sich 32 alternative Wave Modifier zuschalten, die den Wellenformausgang statisch und ohne regelbare Parameter umformen. Hier finden sich Bitcrusher, Waveshaping, Umkehrungen in unterschiedlichen Ausprägungen und Intensitäten, die die Klangbasis erweitern und rauere Sounds ermöglichen. Weiterhin können die Oszillatoren gemischt und um das externe Audiosignal ergänzt werden. An dieser Stelle lassen sich die Oszillatoren in acht Varianten in Interaktion bringen. FM, AM und verschiedene Varianten der Ringmodulation und Synchronisation sorgen für veränderte, teils disharmonische Spektren, deren Intensität regel- und modulierbar ist. Bemerkenswert ist schließlich das regelbare Stacking der Oszillatoren mit acht virtuellen Kopien, mit denen sich die Klänge ohne Stimmeinbußen gewaltig aufblasen lassen.

Das Filter ist in vier Modi – Standard, Classic und zwei Notch-Modi – umschaltbar und zweipolig ausgelegt. Per Morphing-Regler durchfährt man bei erstgenannten Modi Tiefpass, Bandpass und Hochpass, natürlich mit regelbarer Resonanz, und erreicht so eine beachtliche Vielfalt.

Nach der ADSR-Hüllkurve folgt abschließend eine globale Verzerrereinheit und eine dreifache Effektsektion, die jeweils Modulations- und Delay-Effekte, Reverb- und LoFi-Algorithmen bereithält – allesamt über bis zu sechs Parameter steuer- und modulierbar. Zur schnellen Steuerung sind drei Encoder für diese Sektion abgestellt.

Obwohl die Oberfläche des Argon 8 schon mit zahlreichen Bedienelementen gespickt ist, lassen sich einige Funktionen nur per Zweitoder gar Drittbelegung abrufen.

Apropos Modulation

Argon 8 wartet mit einem globalen und einem stimmbasierten LFO auf, bietet drei ADSR-Hüllkurven sowie eine Modulationsmatrix mit acht Slots, elf Quellen und 52 Zielen. Als weitere Quellen können die gespielte Note, Anschlagsdynamik, Aftertouch, das Expressionpedal und der Joystick genutzt werden. Die LFOs sind wahlweise freischwingend, trigger- und temposynchronisierbar. Auch sie bieten ein morphbares Spektrum von Wellenformen und erreichen bei der Maximalgeschwindigkeit den hörbaren Bereich. Die Hüllkurven sind konventionell aufgebaut und würden für meine Begriffe von längeren Attack- und Decay-Zeiten profitieren. Ein kleiner Wunsch: Es ist generös, die Achsen des Joysticks einzeln belegen zu können, um flexible Performance-Effekte zu erreichen. Andererseits beanspruchen sie so die Hälfte aller Slots. Es wäre schön, wenn man künftig die gesamte X- und Y-Achse auch über zwei Zielparameter erreichen könnte.

Schon der speicherbare Arpeggiator ist mit seinen verschiedenen Betriebsarten als Spielhilfe ergiebig. Noch spannender ist jedoch der polyfone Step-Sequencer, der über eigene, zu den Presets verlinkbare Speicherplätze verfügt und über acht Takte aufnehmen kann und dabei die 16 LEDs der unteren Taster nutzt. Die Besonderheit: Neben (oder statt) Noten lassen sich vier Parameter-Automationen aufzeichnen, die nochmals Leben in einen Klang bringen können.

In der Praxis bietet Argon 8 eine übersichtliche Bedienoberfläche mit etlichen ungerasterten, leichtgängigen Endlosreglern mit sinnvollem Abstand, ergänzt um Taster und Display. Grundsätzlich ist die Klangformung damit intuitiv und dazu treten keine Wertesprünge beim Preset-Wechsel auf. Als Tribut an den günstigen Preis ist die Bedienoberfläche aber nicht so vollständig, dass man ohne Zweit- und Drittbelegungen der Potis auskommt. Hieran muss man sich gewöhnen, denn eine Shift-Taste zu drücken, ein Poti zu bewegen und gleichzeitig einen Ton zu spielen, erfordert Übung – auch weil die eigene Hand allzu oft das Display verdeckt. Toll gelöst sind dafür wieder die Modulationszuweisungen, die über lokale Taster und ein Bewegen des Zielparameters erfolgen.

Die Funktionen der Bedienoberfläche und weitere Parameter sind ergänzend über das Menü zugänglich. Hier navigiert man geradlinig über zwei gerasterte Push-Encoder durch eine flach gehaltene Struktur. Auch der Sequenzer ist geradlinig: Er arbeitet wahlweise mit Quantisierung und Metronom: Aufnahme drücken, einspielen, fertig – allerdings ohne späteren Notenzugriff.

Die Parameter-Automationen lassen sich per Shift-Taster und Bewegen der jeweiligen Regler ebenso schnell umsetzen. Änderungen im laufenden Betrieb sind aber nicht möglich.

Wie erwähnt steht Argon 8 ein kostenloser Software-Editor zur Seite. Die skalierbare MODALapp läuft auf Windows und Mac sowie unter iOS und Android. Dazu arbeitet die Software nicht nur standalone, sondern auch als VST3- und AU-Plug-in. Das Design ist übersichtlich und umfasst auch Möglichkeiten zu Firmware-Updates (v1.2), der Preset-Sortierung und eine Editierung der Animationssequenzen. Fehlt eigentlich nur die Noten-Editierung und ein MIDI-Import – ansonsten großartig und problemlos nutzbar.

Klang

Unter den 300 Presets finden sich etliche interessante Einstiegspunkte in den Argon 8, der sich durch eigenständige Klangfarben auszeichnet. Zunächst ist er aufgrund seines Wellenformvorrats und des Verzichts auf Samples stets als Synthesizer erkennbar. Die morphbaren Wavetables spielen eine zentrale Rolle. Sie bieten ein Klangverhalten, das in der Tendenz weder betont roh und brachial daherkommt, nicht den Biss von FM aufweist und meist auf abrupte Klangsprünge verzichtet. Auch das Shaping und die Interaktion der Oszillatoren klingen selten böse, können die Klangerzeugung aber in einen unsauberen Bereich bringen. Ins Geräuschhafte kippt der Klang jedoch nur selten.

Auch das zweipolige Morphingfilter arbeitet eher sanft. Der stufenlose Übergang von Tief- zu Hochpass birgt durchaus ungewöhnliche Sweep-Möglichkeiten.  Gleichwohl hätte ich mir noch eine kräftigere Alternative gewünscht.

Man findet Anleihen von Piano- und Orgel-artigen Klängen, perkussive Sounds, diverse Bässe und Solo-Sounds mit Glide. Seine wahre Stärke entfaltet Argon 8 aber bei digitalen Flächen, die von den vielfältigen Modulationen und dem Zugriff auf die Bedienoberfläche leben. Daneben sorgt das virtuelle Oszillatorstacking für Wärme und Breite. So gelingen immer wieder interessante Farbtupfer, die ein Arrangement vielleicht nicht allein tragen, analoge und samplebasierte Klänge aber bestens ergänzen.

Klangbewegung ist auf vielen Ebenen möglich, und dabei profitiert der Sound von langsamen LFO-Verläufen. Hier hätten es gern ein, zwei Einheiten mehr sein dürfen. Insbesondere, wenn man Klänge von Grund auf konstruiert, baut man über die Modulationsmatrix eine wachsende Komplexität auf, die letztlich interessante Klänge schafft.

Integrierte Effekte sind heute kaum verzichtbar und können auch hier das Gesamtergebnis aufwerten. Dennoch bin ich zwiegespalten: So sorgt die Distortion für den Rotz, um Argon 8 in aggressivere Richtungen zu navigieren. Auch das synchronisierbare Delay ist gern gesehen. Hingegen sorgen die Modulations-Effekte zwar für Breite und Charakter, gehen aber teils mit Pegelverlusten einher. Der Hall ist bestenfalls brauchbar.

Über Arpeggiator und Sequenzer erschließt sich Argon 8 aber auch andere Bereiche. Hier kommen perkussive Klänge und Bässe zur Geltung. Insbesondere kurze animierte Tonfolgen überzeugten mich immer wieder mit leichtem Lo-Fi-Charme. Insbesondere der Sequencer entpuppt sich beim Erschaffen von Bass- und Melodielinien sowie für Klanganimationen als echter Mehrwert. Die nötige Einarbeitung nimmt man gern in Kauf, zumal die Bedienung durchaus Spaß bereitet.

Fazit

Mit Argon 8 präsentiert Modal Electronics einen polyfonen Synthesizer mit eigenständiger Funktionalität und Klängen. Die drei Versionen platziert der britische Hersteller in einer attraktiven Preisklasse zwischen 600 und 800 Euro, wobei die einhergehenden Abstriche bei der Bedienoberfläche kein Grund zum Mäkeln sind. Es klingt einfach spannend, und der Umgang mit den animierten Wavetables macht auch trotz Mehrfachbelegungen der zahlreichen Encoder schlichtweg Spaß. Bei Bedarf hilft der kosten lose Editor, den man sich auch bei manchem Mitbewerber wünschen würde. Natürlich gibt es auch Kritikpunkte und Wünsche, die aber angesichts des positiven Klangeindrucks und des überzeugenden Preis/Leistungs-Verhältnisses kaum ins Gewicht fallen. Weiter so!

Firmware-Update:

Kurz vor Redaktionsschluss kündigte Modal Electronics ein Firmware-Update für die Argon-8-Modelle an. So darf man sich vermutlich schon beim Lesen dieses Tests über längere Hüllkurvenzeiten mit wählbaren Skalierungen freuen, hinzu kommen ein verbessertes Delay, ein erhöhter Ausgangspegel sowie ein überarbeiteten Step-Sequencer mit 64 Schritten, optimierter Automation, möglicher schrittweiser Eingabe, Editierbarkeit und verschiedenen Wiedergabe-Modi. Auch der im Test nicht erwähnte Akkordspeicher soll erweitert werden. Ein weiteres Highlight wird schließlich die Unterstützung von MPE sein.

Preise:
Argon 8: 676,04 Euro
Argon 8M: 603,13 Euro
Argon 8X: 780,21 Euro

Internet: www.modalelectronics.com

Vertrieb: Tomeso

Unsere Meinung
+++ Modalapp für macOS, Windows, iOS, Android und als VST3/AU zur DAW-Integration
++ eigenständiger Digitalklang
++ vielfältige Modulationen
++ üppiges Bedienfeld mit Endlosreglern
+ Sequencer mit Parameterautomation

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