Native Instruments Maschine: Neue Sound-Libraries im Test
von Bernhard Lösener,
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Ihr hängt nägelkauend im Studio ab und wartet auf die Erleuchtung? Dann solltet ihr mal aufs Essengehen verzichten und das Geld lieber in Soundfutter für Native Instruments Hybrid-Groovebox Maschine investieren. Die neuen Maschine-Expansions können nämlich ein wahres Inspirations – doping sein. Wir haben uns fünf davon mal näher angeschaut.
Es gibt nur wenige Sound-Sammlungen, die aktuelle Musikrichtungen so kompetent spiegeln wie die Maschine-Expansions. Native Instruments veröffentlicht regelmäßig neue Expansions; die von unterschiedlichen, oft namhaften Produzenten stammen, die Spezialisten für den jeweiligen Themenschwerpunkt sind. Sie enthalten nicht nur Sounds, sondern auch meist liebevoll programmierte Patterns und Presets für NI-Klangerzeuger. Alle Packages kosten je 49 Euro und sind auch als Mini-Version für iMaschine (für iPhone und iPad) zu haben.
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Hallo Schaltkreis
Circuit Halo ist das neueste Produkt für die Maschinenfutter-Reihe. Geboten wird eine universelle Sammlung von Sounds für Electronica jeglicher Coleur, die auf der Basis von Samples klassischer Analog-Synths und Drumcomputer erstellt wurde. Auch wenn die Klangquellen historisch sind, wirkt das klangliche Ergebnis sehr zeitgemäß. Zum Einsatz kamen legendäre Synthesizer (die z. T. als Multisamples vorliegen) wie etwa der SCI Prophet-5, Pro-One, Yamaha DX7, Roland Juno-60, Korg MS-20 und einige klassische Drumcomputer.
Der dänische Produzent Joel Krozer (6 Bit Deep) hat das 588 MB große Ausgangspaket sorgfältig mit hochwertigstem Equipment nachbearbeitet, auf Band überspielt und gemastert; die Patterns sind up to date, und der Ursprung der verwendeten Samples ist dank cleverer Effekte oft nicht mehr nachvollziehbar. Circuit Halo ist eine ergiebige Quelle für Produzenten vieler Stilrichtungen (von Dubstep über Minimal Wave bis zu Techno), die warm klingende und ungewöhnliche Sounds auch abseits der Konvention lieben. Dazu gibt es schöne Presets für Prism und Massive.
Musique Concrete
Arcane Attic ist ebenfalls kürzlich erschienen und basiert zum großen Teil auf Fieldrecording. Feder-bzw. Mikro-führend war hier das Boom-Team, das schon diverse Major-Filmproduktionen akustisch versorgte. Wer jetzt Vogelgezwitscher oder Waldesrauschen erwartet, liegt falsch; das Package enthält eine große Auswahl ausdrucksstarker, perkussiver Sounds und Texturen, die vor allem den innovativen Musiker erfreuen werden. Ob Klänge aus der Fabrikhalle, Gewehrschüsse oder Explosionen: Die Klänge wurden sorgfältig aufbereitet und lassen sich sehr gut einsetzen, egal ob man Dubstep, Electro, Industrial, Techno oder Experimentelles produziert. Toll sind auch die Sounds für Massive- und den Maschine-Drumsynth.
Massentanz
Mit Lucid Mission erhält man einen Werkzeugkasten für die Produktion kommerziellerer Tracks aus den Bereichen Trance und EDM. Neben genretypischen Grooves findet man hier auch Build-Ups und viele eindrucksvolle Bass-, Synth-, und Pad-Sounds, die auch in anderen Bereichen wie Dubstep, Pop oder Trap eine gute Figur machen. Neben 50 Massive-Sounds bietet die 319 MB große Library auch 32 druckvolle Drum-Synth-Presets. Die Expansion bietet nichts wirklich Neues, ist aber eine gute Tool-Sammlung für Dancefloor-orientierte Producer.
Schranz-Alarm
Deutlich schroffer geht es bei Grey Forge zu: Die 146 MB große Expansion punktet vor allem im Bereich von hartem, düsterem Techno, wo – bei der Schwerpunkt auf die Drum-Sounds gelegt wurde. Unter den 45 Drumkits, die z. T. mit speziell programmierten Effektketten ausgestattet sind, gibt es als Bonus 14 Drum-Synth-Sets mit speziell angepassten Makro-Reglern für böse Modulations-Orgien. Grey Forge kann daher für den Bühnen-orientierten TechnoPerformer eine wirkungsvolle Geheimwaffe sein. Abgerundet wird die Library durch eine Reihe stiltypischer Samples und Synth-Sounds.
Tiefergelegte Beats
Marble Rims lässt den Boomcar wippen: Hier wird Material zur Produktion von Westcoast-HipHop bereitgestellt. Die 52 Kits (1,87 GB) sind mit gesampelten, funkig-relaxten Bass-, Gitarren-, Brass-, Synth- und Philly-artigen Streicher-Sounds vollgepackt. Als SampleQuellen dienen u. a. ein Fender Rhodes MK 1, ein SCI Prophet-5 und ein Minimoog; eingespielt und designt wurde das Material von Leuten aus der ersten Liga des kalifornischen HipHops. Die Library groovt hervorragend und lässt sich auch in den Bereichen Soul, Funk und Pop einsetzen.
Fazit
Wie immer ist das Qualitätslevel der Expansions hoch, Ausreißer nach unten gibt es nicht. Die Favoriten sind aber ganz klar, Circuit Halo (das etwa die viel schwächere, auch auf Vintage-Sounds basierende Expansion »Vintage Heat« um Längen schlägt) und Arcane Attic. Hier wird viel nicht-alltägliches und inspirierendes Material geboten, das man so kaum findet oder nur sehr aufwendig erstellt werden kann. Konventionellere Sounds findet man in den anderen drei Libraries, die trotzdem sehr liebevoll produziert wurden und ihre jeweiligen Genres stilsicher präsentieren.