Kopf-Karussell

New Audio Technology Spatial Audio Designer im Test

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Mit dem Siegeszug von iPod und Tablet-Computern hat die Zahl der Endnutzer, welche die Tonspuren von Musik, Filmen oder Games auf dem Kopfhörer konsumieren, ein sagenhaftes Ausmaß erreicht. Ein dreidimensionales Klangerlebnis, wie es ein gutes Lautsprechersystem leistet, bleibt dabei weitgehend auf der Strecke.

Mit dem Spatial Audio Designer präsentiert die junge Softwarefirma New Audio Technology ein flexibles Tool für den dreidimensionalen Mix im Audiorechner. Für Producer und Musiker ergeben sich hier sensationelle Möglichkeiten …SPATIAL-AUDIO-DESIGNER-

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Und genau dieses Versprechen macht Tom Ammermann, Geschäftsführer von »New Audio Technology«. Sein Plug-in »Spatial Audio Designer« ist ein System, das zum Abhören und Erstellen von Audiomischungen nicht nur auf Lautsprechern, sondern in erster Linie auf Kopfhörern geeignet ist − in jeder DAW.

Wenngleich Mehrkanalformate zunächst für Film und Games konzipiert wurden, ist das Thema gerade für Elektronikmusiker und Laptop-Producer von großem Interesse, die ihren Mixes einen besonderen Twist geben wollen. Aktuelle Genres wie z. B. DubStep schreien förmlich nach mehr Raum. Ebenso kann ein Live-Mittschnitt nach der Bearbeitung mit dem Spatial Audio Designer ein ganz anderes Erlebnis werden.

Surroundformate auf CD, DVD und auch das mehrkanalige MP3-Format konnten sich letztendlich nicht wirklich durchsetzen − der Grund: das Wiedergabesystem! Wer sich in den eigenen vier Wänden ein 5.1-System installieren möchte, muss auch mehr Aufwand einplanen. Da kommt virtuelles 3D-Audio im Stereoformat wie gerufen − auch wenn es nur mit Kopfhörern funktioniert.

Einen sehr guten Eindruck kann man sich bereits auf www.headphone-surround.de selbst verschaffen. Stereomischungen diverser Atmos oder Musikstücke stehen ihrer HPSR3D-Variante direkt gegenüber − den Hörvergleich können wir nur wärmstens empfehlen.

SAD ist als Download in den Formaten VST, AU und RTAS sowie in drei Versionen erhältlich. »Producer« (289 Euro) ist als einzige auf acht physikalische Ausgänge begrenzt, enthält aber wie »Producer Plus« (389 Euro) Lizenzen für zwei Systeme. Für eine 8-SystemLizenz sollte man sich für »Film Stage« (1.349 Euro) entscheiden.

Die Software ist per Challenge/ResponseVerfahren kopiergeschützt.


Die Möglichkeiten und Einsatzgebiete von Immersive Audio – Tom Ammermann

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In dieser Episode ist Immersive-Audio-Spezialist Tom Ammermann zu Gast. Als Geschäftsführer von New Audio Technology ist er maßgeblich für die Entwicklung des 3D-Audio-Tools „Spatial Audio Designer“ verantwortlich. Wir sprechen mit dem Produzenten und Engineer über die Möglichkeiten von Immersive Audio und die Anwendungsgebiete sowohl in als auch abseits der Produktion von Musik, Film, TV und Computerspielen. 

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Konzept / Modulares System

Das Arbeiten mit SAD gestaltet sich recht einfach, es ist in etwa eine dem DAW-Mixer zwischengeschaltete Mixebene, die sich aus drei Modulen zusammensetzt: »Send«, »Mix« und »Channel Out«.

Die Send-Module werden direkt auf den Einzelkanälen oder vereinzelten Bussen als letzter Insert-Effekt eingeschleift. So wird die Mixing-Engine der Host-DAW umgangen und der Einzelkanal in das hauseigene Mix-Modul geschickt. Für HPSR3D reicht es, eine Instanz auf einem herkömmlichen Stereo-Bus zu laden. Je nachdem, für welches Send-Modul man sich auf einem Kanal entschieden hat, erscheint der Send mit der entsprechenden Lautsprecherkonfiguration im Mix-Modul. Von dort kann es mit der Mischung losgehen!

GUI

Beginnen wir mit dem schlicht gestalteten Send-Modul. Nur zwei Felder sind hier zu beachten. Unter »Mix« wählt man das Mix-Modul aus, an welches das Send-Modul weiterleiten soll. Der Kanal meldet sich dann mit der unter »Name« angegeben Benennung an.

Da mehrere Mix-Module gleichzeitig einzusetzen sind, empfiehlt es sich, das Modul rechts oben aussagekräftig zu benennen. Darunter steht so ziemlich jedes gängige Format zur Auswahl: von mono und stereo über LCR und 7.1 bis hin zu DTS und Auro3D ist alles an Bord. Einen Großteil des Fensters beansprucht die Listen-Sektion, wo alle SendModule alphabetisch von oben nach unten sortiert vorliegen. Für diese kann man nicht nur Farben, sondern auch das Kanalformat weiter spezifizieren − für einen 6-Kanal-Send bietet SAD beispielsweise »2.2.2« oder »5.1 Music/Film« an. Bei normalen Musikmixes für den Kopfhörer reicht das Stereoformat, und mehr muss man eigentlich auch nicht wissen, um mit SAD loszulegen.

Es folgen drei Divergenz-Regler »Div X/Y/Z«, um das Signal auf der entsprechenden Achse zu dehnen, sowie drei Manning-Regler »L/R«, »S/F« und »L/H«, die sich um die Positionierung im dreidimensionalen Raum kümmern. Mit dem »Link«-Schalter kann man etwa beide Kanäle einer Stereoquelle oder alle Punkte eines 5.1-Submixes unter Beibehalt der Abstände zueinander verschieben. Ebenso sind Spiegel-Funktionen für jede der drei Achsen zu finden.

Die hier eingestellten Positionen werden in der »Panner-Sektion«, den zwei Quadraten im unteren Fensterbereich identisch wiedergegeben. Das linke Quadrat kümmert sich um das L/R- und S/F-Panning, das rechte hingegen um das L/R- und L/H-Panning der einzelnen Schallquellen.

Spatial Audio Designer macht das dreidimensionale Mixen…

…zum Kinderspiel. Durch die Virtualisierung der vordefinierten Lautsprecherkonfigurationen lassen sich Klangquellen virtuell im Raum positionieren und auch per Automation durch den Raum bewegen. Mit Spatial Audio Designer bearbeitete Mixe bekommen damit eine völlig neue Dimension.

Das Mix-Modul erlaubt Mehrkanalmischungen bis 13.1: Die obere Hälfte listet alle Send-Module, ...
... die untere Hälfte repräsentiert die Lautsprecher des Mehrkanal-Setups (hier 7.1), welche sich beliebig auf allen drei Achsen des virtuellen Raums verschieben lassen.
Automationsdaten des Mix-Moduls werden zurück in die Einzelkanäle geleitet und dort aufgezeichnet (hier in Cubase).
Für die Virtualisierung auf dem Kopfhörer muss man sich für einen der angebotenen Räume entscheiden.
Sechs Channel-Out-Module, jeweils mono, greifen die 5.1-Stems aus dem Mix-Modul ab.

Im Betrieb: Send & Mix

Da das Send-Modul die Mixing-Engine der DAW umgeht, sollte man darauf achten, das Plug-in nach den Effekten einzufügen. Routing, Lautstärke-Fader, Mutes oder Panorama-Regler des Kanalzuges lassen sich natürlich ebenfalls nicht mehr benutzen.

Etwas fraglich ist, warum man die Kanalkonfiguration nicht im Modul selbst »On-The-Fly« umstellen kann. Etwas umständlich ist es schon, gleich die ganze Instanz austauschen zu müssen, möchte man im Nachhinein etwa einen Mono- in einen Stereokanal umwandeln. Schön aber, dass die Send-Module auch im aktiven Zustand den Signalfluss innerhalb der DAW nicht abschneiden. Deaktiviert man das Mix-Modul auf dem Ausgangs-Bus, erklingt der zuvor erstellte Stereomix unverändert. So ist es auch möglich, zwei oder mehrere Send-Module hintereinander zu schalten, um einen Kanal an unterschiedliche Mix-Module zu schicken.

Das eröffnet neue Dimensionen: Abgesehen von Cockos Reaper und seinen Kanälen, welche bis zu 64 Audioströme erlauben, haben die meisten DAWs hinsichtlich der Bus-Struktur bei acht Kanälen das Ende der Fahnenstange erreicht. Konfigurationen über 7.1 lassen sich also mit einer zweiten Instanz des Mix-Moduls auf einem weiteren Bus realisieren. Top!

Bei großen Projekten sollte man für bessere Übersicht auf eine sinnvolle Benennung der Sends achten. Diese lassen sich im Mix-Modul nicht in der Reihenfolge ändern. Mit »FX-Swoosh1, FX-Drone« hätte man beispielsweise schon mal die Atmo-Gruppe zusammengelegt.

Alle Parameter lassen sich automatisieren. Die im Mix-Modul erzeugten Fahrten werden dabei wieder in den Ursprungskanal zurückgeleitet und dort, sofern der Write-Modus aktiv ist, als separate Automationskurven aufgezeichnet.

Entfernt man das Häkchen neben »XAxis« ist es ein Leichtes, nur die S/F- und L/H-Werte in den Quadraten zu ändern, ohne versehentlich auf eine Seite zu verrutschen.

Möchte man beispielsweise eine Automation von »High Front Left« nach »Low Back Right« schreiben, muss dies in zwei Durchgängen in beiden Fenstern erfolgen. So hat man die Option, die erste Automationskurve im zweiten Durchgang nicht zu überschreiben.

In Cubase klappt das einwandfrei, in Ableton Live und Presonus StudioOne rührt sich momentan leider noch nichts. Einen weiteren Vorteil diesbezüglich haben Cubase-Nutzer ohnehin. Da die beiden letzten und sonst eher verschmähten Insert-Slots ja bekanntlich stets Post-Fader abgreifen, kann man Lautstärke und Mutes in dieser DAW auch komfortabel direkt im Kanalzug automatisieren.

Virtualisierung

Das auf dem Stereo-Bus eingefügte Mix-Modul gibt zuerst die blanke Mischung ohne jegliche Reflektionen aus. Erst durch Aktivierung von »Virtualize Speaker« kommt man in den Genuss der 3D-Wirkung. Ab dann berechnet SAD die eingestellte Lautsprecherkonfiguration im ausgewählten Raum. Momentan sind nur vier im Angebot: die »Luna Studios 1−3«, welche sich weiter in Lautsprecherabstände zwischen 80 und 180 Zentimetern unterteilen, sowie das »Konken Film Sound Studio« mit 5.1- und 6.1-Setup. Weitere Räume folgen laut Hersteller bald. Ein Preset-Wechsel kann schon mal über acht Sekunden in Anspruch nehmen. Aber wann hat man schon die Möglichkeit, einen Mehrkanal-Mix mit nur einem Mausklick in verschiedenen Räumen zu testen?

Man staunt nicht schlecht, wenn man zum ersten Mal eine Schallquelle im linken Panner hinter den stilisierten Kopf im Zentrum bewegt. Ein realistischer Höreindruck der Richtungs- und Entfernungswahrnehmung stellt sich ein, und es besteht zudem mehr Platz für die einzelnen Elemente als im gewöhnlichen Stereo-Setup.

Den exakten Prozess hütet der Entwickler als strenges Betriebsgeheimnis, doch eines ist klar: Bei HPSR3D ist es mit Lautstärkenunterschied und ein paar Reflexionen allein nicht getan. Das Plug-in macht sich selbstverständlich an Phase, Frequenzgang und Laufzeitunterschieden zu schaffen. Artefakte wie etwa Kammfiltereffekte fallen auf den Einzelsignalen zuerst schon auf, sind aber für eine dreidimensionale Räumlichkeit nötig und geben unter dem Strich ein stimmiges Gesamtbild ab. Eine zuverlässige Monokompatibilität ist allerdings nicht gegeben − was mit Fokus auf den Stereo-Kopfhörermix ja auch nicht stört.

Für alle drei Achsen lässt sich zudem die Divergenz stufenlos regeln. Was auf der Leinwand unter anderem für bessere Sprachverständlichkeit von Signalen fern des CenterLautsprechers sorgt, eignet sich im Kopfhörer zum subtilen »Aufblasen« von Monosignalen. Speziell für Musikmischungen wäre es vielleicht noch schön gewesen, genau das Gegenteil mit einem weiteren Bedienelement, etwa einem Dry/Wet-Regler, der Signalen etwas weniger Raumanteil beifügt bzw. Reflexionen ausschließlich hinter die Schallquelle packt − beispielsweise ist eine Bassdrum, deren Reflexionen von allen Seiten wiederkehren, manchmal schon sehr gewöhnungsbedürftig; in Stereomischungen kommen doch auch Mono-Reverbs gezielt zum Einsatz, um einen Kontrast in der Breite herzustellen.

Unter dem Location-Menü befindet sich ein weiterer Drehregler namens »Dense«. Dieser erhöht den Anteil des nichtkorrelierten Bassbereichs und reduziert die Lokalisierungsschärfe der einzelnen virtualisierten Lautsprecher im Raum. Der Mix wird, wie der Name schon impliziert, »dichter« und druckvoller. Der Parameter ist zwar stufenlos einzustellen, allerdings ist jede auch noch so kleine Änderung mit einer kurzen Funkstille verbunden.

Die Warnung in der Dokumentation, das Aktivieren der Virtualisierung könne die Prozessorlast um bis zu 15 % erhöhen, hat sich im Test nicht bestätigt, denn selbst bei den Setups »22.2« oder »Auro 13.1« schlug die CPU-Anzeige in allen Räumen um weniger als 3 % aus.

Channel-Out

Zu guter Letzt sei noch kurz das »Channel Output Modul« beschrieben. Die ersten beiden Felder gestalten sich wie im Send-Modul, allerdings entscheidet das Feld »Mix« logischerweise über das Mix-Modul, von dem die Signale empfangen werden sollen. Je nach Art der Instanz lassen sich dann zwischen einem und acht Kanäle frei dem Audiointerface zuweisen.

Das ausgewählte Array-Preset im Mix-Modul liefert die entsprechenden diskreten Signale, also jeden Kanal als separaten Audiostrom. Die Virtualisierung findet erst danach zum Stereoausgang des Mix-Moduls hin statt. Das Channel-Out-Modul in einem Ausgangskanal aber greift dieses Signal bereits davor aus dem Mix-Modul ab. Das heißt, die Klangfärbung der Lautsprechervirtualisierung wird sinnvollerweise umgangen.

SPATIAL-AUDIO-DESIGNER-2

Fazit

Mit Spatial Audio Designer ist New Audio Technology ein sehr interessantes System gelungen. Besonders die realistische Virtualisierung von Lautsprechern in frei wählbaren Räumen macht das Mischen auf und für Kopfhörer zu einem erstaunlichen Erlebnis. SAD ist ein tolles Werkzeug, um die Tonspuren von Hörspielen, Games oder Filmen in neuartige Klanglandschaften zu verwandeln.

Aber auch für die Musikproduktion steckt hier viel Potenzial. Warum sollte man nicht auch mal spezielle Headphone-Mixe von seinen Tracks anbieten? Auch für Selfmarketing-Zwecke kann das ein schönes Goodie für die eigene Website sein, was sich nicht nur bei elektronischen Spielarten, sondern z. B. auch gut für Live-Mitschnitte von Bands macht. Ganz zu schweigen davon, welche Türen sich für Sounddesigner öffnen.

Zwar gibt es mit ein paar Sequenzern noch Probleme hinsichtlich der Automation, die Möglichkeit aber, von jeder DAW Mehrkanalprojekte, die das 7.1-Format überschreiten, auszuspielen, sollte dieses Manko erst einmal ausgleichen.


 

Spatial Audio Designer

Hersteller/Vertrieb

New Audio Technology

UvP

289,− Euro

+++ unterstützt zahlreiche Mehrkanalformate

++ gute Lokalisation im Kopfhörer

+ übersichtliches Konzept

+ System ermöglicht Mischungen über 7.1 hinaus in herkömmlichen DAWs

– Automation nicht in allen DAWs unterstützt

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