Die Oberklasse

PSI A21-M – Großer Nahfeldmonitor im Test

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Die Anfänge des Schweizer Lautsprecherherstellers PSI Audio gehen bis in das Jahr 1975 zurück, als Firmengründer Alain Roux noch während des Studiums in Lausanne begann, seine ersten Lautsprecher zu entwickeln. Neben vielen Eigenprodukten im HiFi- und auch im PA-Sektor entwickelte und produzierte man fortan für diverse namhafte Marken, zu denen u. a. auch Studer gehörte.

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Mit dem Verkauf von Studer 2004 endete die bis dahin erfolgreiche Zusammenarbeit, und die Marke PSI Audio wurde gegründet. Seitdem konzentriert man sich auf Studiomonitore der gehobenen Kategorie. Die aktuelle Produktpalette besteht aus sieben Monitoren und zwei Subwoofern. Im aktuellen Prospekt zitiert man bezogen auf das hier zum Test gestellte Modell A21-M ganz unbescheiden Boris Blank von Yello mit dem Satz »They are just perfect loudspeakers«, womit auch direkt ein gewisser Anspruch definiert ist.

Äußerlich fallen die PSI Monitore durch ihre satte dunkelrote Farbe und ihr ansonsten eher unauffälliges und funktionales Design auf. Die quaderförmigen Gehäuse haben nur leicht gerundete Kanten, ein simples in die Front eingefrästes Waveguide für den Hochtöner und eine in die Rückwand eingelassene Elektronik. Alle Teile und die Oberfläche des Gehäuses sind hochwertig verarbeitet und erzeugen einen edlen Eindruck. Bestückt ist die A21-M als größtes 2-Wege-Modell im Portfolio von PSI mit einem 8″-Tieftöner und einer 27-mm-Hochtonkalotte aus eigener Entwicklung und Fertigung. Als typische Abhörentfernung gibt man 2 m an, womit sich der Monitor für Near- und Midfield-Einsätze eignet.

Bedien- und Anschlussfeld auf der Rückseite mit Trimmern für Gain und Roll-Off

Die gesamte Elektronik befindet sich auf der herausnehmbaren Rückwand, die auch gleichzeitig als Kühlfläche dient. Die Befestigung der Rückwand erfolgt über Gummipuffer, sodass möglichst wenig Vibrationen übertragen werden. Selbstverständlich ist das Luftvolumen für die Elektronik im hinteren Gehäuseteil auch durch eine solide Zwischenwand vom akustisch wirksamen Volumen des Tieftöners getrennt. Für die Endstufen werden im Datenblatt Leistungswerte von 280+55 Watt als »Potential Peak Power« angegeben. Die Werte für RMS-Power mit 60+10 Watt fallen im Vergleich deutlich geringer aus, was aber durchaus sinnvoll ist, da es bei der Musikwiedergabe primär um die verzerrungsfreie Übertragung von Signalspitzen geht.

Wie üblich bei PSI ist die gesamte Elektronik mit analoger Schaltungstechnik ausgeführt. Alle Filter und auch der Limiter sind mit Operationsverstärkern aufgebaut. Konsequenterweise bleibt man auch beim Schaltungskonzept der selbstentwickelten Endstufen konservativ und setzt auf klassische Class-G-Schaltungen. Class-G ist eine Weiterentwicklung der bekannten Class-AB-Schaltung mit einer mehrstufigen Versorgungsspannung, womit die Verlustleistung reduziert werden kann.

Die Elektronik der A21-M mit klassischer analoger Filtertechnik, Class-AB Endstufen und Trafonetzteil

Als weitere Besonderheit der PSI-Monitore werden das AOI- und CPR-System genannt. AOI steht hier für »Adaptiv Output Impedance« und bezieht sich auf eine Optimierung der Ausgangsimpedanz der Endstufe anhand einer Strommessung im Signalweg zum Lautsprecher. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Membranbewegung ziehen, und es kann bei Bedarf entsprechend gegengesteuert werden, was dann wiederum in einem besseren Impulsverhalten der einzelnen Wege resultiert. CPR ist das Kürzel für »Compensated Phase Response« und beschreibt, einfach ausgedrückt, eine mit analoger Schaltungstechnik ausgeführte Laufzeit und Phasenkompensation der einzelnen Wege. Daneben gibt es noch viele andere Funktionen der komplexen analogen Schaltung im der A21-M, die sich am besten anhand eines kleinen Blockschaltbildes aus dem Datenblatt (Abb. unten) nachverfolgen lassen.

A21M-Block
Blockschaltbild der A21M

Messwerte

Das Datenblatt der A21-M liefert ausführliche und aussagekräftige Messwerte und wird zudem noch durch einen beigelegten individuellen Frequenzgangschrieb der jeweiligen Box ergänzt. Beides darf als vorbildlich bezeichnet werden.

Beginnen wir mit dem Frequenzgang in Abb.01, dann zeigt die A21-M einen sehr schön gleichmäßigen Verlauf, der von 33 Hz bis 23,5 kHz reicht und eine Welligkeit von ±2,1 dB aufweist. Im zugehörigen Phasengang aus Abb.02 verbirgt die A21-M erfolgreich ihre Frequenzweiche. Die sonst bei der Trennfrequenz von 2,2 kHz zu erwartende Phasendrehung von 360° gibt es hier dank der Phasenkompensation nicht. Am unteren Ende des Übertragungsbereiches verbleibt jedoch unvermeidlich die Phasendrehung durch das akustische und elektrische Hochpassfilter.

Vorbildlich geht es mit dem Spektrogramm aus Abb.03 weiter. Hier findet sich lediglich eine schmale Resonanz bei 427 Hz, die sich auch im Frequenzgang schon andeutete.

Nahfeldmessung vor der Membran des Tieftöners

Die erste Maximalpegelmessung mit Sinusburst Signalen liefert für maximal 3 % Verzerrungen einen weitgehend gleichmäßigen Kurvenverlauf in einer Größenordnung von 106 dB mit einem leichten Einbruch um 800 Hz. Erst unterhalb von 150 Hz beginnt die Kurve dann unweigerlich abzufallen, sodass zwischen 50 und 100 Hz im Mittel noch 100 dB erreicht werden. Die für die Praxis relevantere Multitonmessung aus Abb.05 und Abb.06 liefert einen maximalen Mittlungspegel (Leq) von 100,6 dB und einen Spitzenpegel (Lpk) von 113 dB. Beide Werte beziehen sich auf eine Entfernung von einem Meter im Freifeld unter Vollraumbedingungen. Das für die Messung eingesetzte Multitonsignal hat einen Crest-Faktor von 4 (12 dB) und eine spektrale Zusammensetzung nach EIA-426B (grüne Kurve in Abb.06). Die bei diesen Werten gemessenen Gesamtverzerrungen TD betragen –22 dB, wo der Grenzwert der Powercompression (Abb.05) von maximal 2 dB breitbandig erreicht wird.

Die Isobarenkurven aus Abb.07 und Abb.08 lassen einen mittleren Abstrahlwinkel von 110° × 84° mit einer über alles leichten Einschnürung zu den hohen Frequenzen hin (Abb.09) erkennen. Alle im Labor gemessenen Werte weisen eine hohe Übereinstimmung mit den Angaben aus dem Datenblatt der A21-M auf.


Aus dem Messlabor:

… unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt eine Messentfernung bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen mit Ausnahme der Störpegelmessung erfolgen mit einem G.R.A.S. 1/4″ 46BF-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem WinMF Audio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeldmessungen. Für die Störpegelmessung wird ein G.R.A.S. 1/2″ 40AF-Messmikrofon mit hoher Sensitivity und geringem Eigenrauschen eingesetzt.

01 Frequenzgang auf Achse gemessen in 4 m Entfernung. Die untere und obere Eckfrequenz (–6 dB, grüne Linie) liegen bei 33 Hz und 23,5 kHz. Die Welligkeit fällt mit 4,2 dB gering aus. Die blauen Kurven zeigen die Filterfunktion des Roll- Off Filters von 0 bis –10 dB.
02 Phasengang der A21-M mit einem weitgehend linearphasigen Verlauf ab 400 Hz aufwärts. Das kleine Bild zeigt die zugehörigen Sprungantwort.
03 Spektrogramm der A21-M mit einer kleinen Resonanz bei 427 Hz
04 Maximalpegel bezogen auf 1 m Entfernung bei höchstens 3 % Verzerrungen (rote Kurve) und bei höchstens 10 % Verzerrung (<300 Hz) (blaue Kurve)
05 Powercompression, gemessen mit einem Multitonsignal mit EIA-426B Spektrum beginnend bei einem Mittelungspegel Leq von 90,8 dB. Basierend auf dieser Referenzmessung wurde der Eingangspegel in bis auf +12 dB gesteigert, wo die Kompression durch den Limiter den 2-dB-Grenzwert (rote Kurve) überschreitet. Die Grafik aus Abb.06 wurde aus der Messung zur grünen Kurve bei +11 dB abgeleitet.
06 Messung der Gesamtverzerrungen (Harmonische und Intermodulation) mit einem Multitonsignal mit EIA-426B Spektrum und 12 dB Crestfaktor für maximal 2 dB Powercompression oder maximal –20 dB Verzerrungen. Auf 1 m im Freifeld bezogen wird dabei ein Pegel von 100,6 dB als Leq und von 113 dB als Lpk erreicht.
07 Horizontales Abstrahlverhalten in der Isobarendarstellung. Der Pegel ist beim Übergang von Orange auf Gelb um 6 dB gegenüber der Mittelachse abgefallen. Der mittlere Öffnungswinkel liegt bei ca. 100° mit einer Standardabweichung von 18°.
08 Vertikales Abstrahlverhalten in der Isobarendarstellung. Der mittlere Öffnungswinkel liegt bei ca. 80° mit einer Standardabweichung von 30°.
09 Spinorama Grafik der A21-M. Die obere rote Kurve zeigt den schon bekannten Frequenzgang auf Achse, die blaue Kurve den gemittelten Verlauf im typischen Winkelbereich der Hörposition, die grüne Kurve den gemittelten Verlauf im Winkelbereich der frühen Reflexionen und die rosa Kurve den über die gesamte Hüllfläche des Lautsprechers gemittelten Verlauf.

Für den Hörtest erfolgte der Aufbau, wie in letzter Zeit üblich, im reflexionsarmen Raum. Die Abhörentfernung betrug ca. 2 m und entsprach damit einem typischen Einsatz der A21-M. Erwartungsgemäß für einen kompakten, aber dennoch kräftigen Nahfeldmonitor spielte die A21-M groß auf, was speziell unter den Bedingungen ohne Unterstützung durch einen Raum nicht einfach ist und dem Lautsprecher viel abverlangt. Die Wiedergabe stellte sich als makellos dar und lieferte neben der tonalen Ausgeglichenheit für die Größe des Monitors überraschend tiefe und kräftige Bässe ebenso wie eine feine Höhenwiedergabe. Sehr gut im Sinne von stabil klar erkennbar gelang der A21-M auch die räumliche Abbildung einzelner Quellen im Musikmaterial.

Um an dieser Stelle nochmal auf das Zitat von Boris Blank zurückzukommen, kann man sich nach der Hörprobe gut vorstellen, dass der A21-M auch für die bekannt perfekten und mit kräftigen Bässen unterlegten Produktionen von Yello ein gutes Bild abgibt.

Fazit

Der A21-M des Schweizer Herstellers PSI Audio unterstreicht den bei PSI definierten hohen Anspruch und liefert ein rundum gutes Bild ab. Die bei PSI immer noch komplett analoge Schaltungstechnik wird heutzutage schon fast zu einem Alleinstellungsmerkmal, wobei man mit der A21-M wiederholt den Beweis antritt, dass sich mit guten Treibern und analogen Schaltungen ebenso perfekte Monitore bauen lassen wie mit DSP-Systemen ausgestatteten Modellen. Beides hat sicherlich seine Rechtfertigung und dürfte bei der Auswahl eines Monitors vermutlich mehr durch geschmackliche oder grundsätzliche Präferenzen für analoge oder digitale Technik geleitet werden. Unabhängig davon bekommt man mit der A21-M ein hochwertiges und edles Werkzeug für die alltägliche Arbeit, dass viel Freude bereitet, aber mit einem Straßenpreis von 6.200 Euro für das Paar auch nicht gerade günstig zu haben ist.

Hersteller/Vertrieb: PSI Audio / Audiowerk

UvP/Straßenpreis pro Paar: 6.652,– Euro / ca. 6.200,– Euro

Internet:
www.psiaudio.swiss
www.audiowerk.eu

Unsere Meinung:
++ Messwerte
+++ Klangqualität
+++ Einsatzmöglichkeiten
+++ Verarbeitung und Wertigkeit
+ Preis/Leistungs-Verhältnis


Profil PSI Audio A21-M

Frequenzbereich: 33 Hz – 23,5 kHz (–6 dB)
Welligkeit: 4,2 dB (100 Hz – 10 kHz)
hor. Öffnungswinkel: 110 Grad (–6 dB Iso 1 kHz – 10 kHz) STABW: 18°
ver. Öffnungswinkel: 84 Grad (–6 dB Iso 1 kHz – 10 kHz) STABW: 30°
max. Nutzlautstärke: 106 dB (3 % THD 100 Hz – 10 kHz)
Basstauglichkeit: 100 dB (10 % THD 70 – 120 Hz)
Maximalpegel in 1 m (Freifeld) mit EIA-426B Signal bei Vollaussteuerung: 100,6 dB Leq und 113 dB Lpk
Paarabweichungen: 0,46 dB (Maxwert 100 Hz – 10 kHz)
Störpegel (A-bew.): 28 dBA (10 cm)
Maße/Gewicht: 250 × 400 × 300 mm (B × H × T) / 13,2 kg

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich betreibe seit knapp einem Jahr ein Paar A 21 von PSI Audio. Ein völlig entschlackter Ton im gesamten hörbaren Frequenzspektrum. Sehr detailliert bei entsprechender Aufnahme. Gutes klinkt gut. Herausragendes klingt herausragend, Schlechtes schlecht. Spielt auch bei geringer Lautstärke mit all seinen Stärken und kann laut unverzerrt und kraftvoll. Ein ganz herausragender Lautsprecher. Unbedingt anhören!

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