Red Sound DarkStar (*1999) − Virtuell-analoger Desktop-Synthesizer
von Bernhard Lösener,
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Um die Jahrtausendwende gehörte er zu den preisgünstigsten virtuell-analogen Synthesizern: der DarkStar aus der mittlerweile nicht mehr existenten britischen Hardwareschmiede Red Sound. Er kostete anfangs ca. 420,— Euro, wurde aber später zum Schnäppchenpreis von ca. 160,— Euro angeboten. Auch heute noch findet man ihn günstig auf dem Gebrauchtmarkt. Ist der eigenwillige Desktop-Synth auch jetzt noch ein nützliches Sound-Tool?
Die englische Firma Red Sound Systems wurde von abtrünnigen Novation-Mitarbeitern gegründet und machte sich in den 90er-Jahren mit DJ-Zubehör einen Namen in InsiderKreisen. Der DarkStar kam 1999 als erster Synthesizer der Firma heraus und erregte wegen seines günstigen Preises sowie seiner Features vor allem bei Elektronik-Produzenten Aufmerksamkeit − Analog-Modelling-Synths waren damals der heiße Scheiß.
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Dass das Gerät seine Wurzeln in der DJ-Szene hat, zeigen nicht nur seine Pultform und die knallroten Taster, sondern auch die rückseitigen Cinch-Anschlüsse. Eine weitere Version des DarkStar mit der Bezeichnung »XP 2« (unser Testgerät) kam kurze Zeit später auf den Markt, kostete ca. 500,− Euro und bietet neben einigen Verbesserungen auch ein etwas professionelleres Design und Abschlüsse für Klinkenkabel (s. u.).
Red Sound brachte dann mit dem Elevata noch einen Nachfolger des DarkStar heraus, der jedoch den Ruf hatte, anfällig und schlecht bedienbar zu sein, deshalb konnte er sich nie wirklich etablieren. Heute konzentriert sich Red Sound wieder auf DJ-Zubehör und hat neben einem populären DJ-Sampler auch einen pfiffigen »BPM to Loop«-Synchronizer am Start (www.redsound.com).
Äußeres
Das Gehäuse des Pultgeräts des DarkStar XP 2 ist aus stabilem Stahlblech. Mit entsprechenden Adaptern lässt sich der Synth auch ins Rack schrauben. Zentrales Bedienelement ist der unter dem vierstelligen Display befindliche Joystick aus Metall, der sich sehr gut und dosiert einsetzen lässt. Auch die neuen Potis machen einen soliden Eindruck und fahren sich schön cremig.
Alle Parameter sind übersichtlich gruppiert, und es macht Spaß, die Sounds, die aus bis zu fünf gestackten Parts bestehen können, zu tweaken. Allerdings sind einige Eigenheiten der Bedienphilosophie (und die etwas klein geratenen »Menü«-Taster) anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Die Regler-Bewegungen werden per MIDI ausgegeben, daher kann das Pultgerät auch als MIDI-Controller mit hochwertigem Joystick gute Dienste leisten.
Die Fertigungsqualität ist gut, aber beim Gebrauchtkauf sollte man alle Regler auf Funktionsfähigkeit überprüfen.
Klangarchitektur
Die DSP-gestützte Analog-Modelling Engine ist achtstimmig und arbeitet mit zwei Oszillatoren pro Stimme. An Bord sind Features wie Oszillator-Sync, Ring- und selbstverständlich Pulsweitenmodulation der Rechteckwelle. Zum Einsatz kommen außerdem ein Multimode-Filter mit 12 dB Absenkung pro Oktave, zwei ADSR-Hüllkurven und zwei temposynchronisierbare LFOs. Das Filter ist zwar nicht supergriffig und klingt deutlich kühler als ein Analogfilter, macht aber im Vergleich zu vielen Digitalfiltern dieser Ära eine gute Figur und dünnt den Klang auch bei höheren Resonanzwerten nicht aus. Die Hüllkurven sind wegen der betagten DSPs nicht wirklich schnell, perkussive Sounds lassen sich aber trotzdem erstellen. Alle Parameter können mit MIDI-Controller-Befehlen ferngesteuert werden.
Fünf Parts
Der DarkStar ist achtstimmig und fünffach multitimbral. Die fünf Parts lassen sich layern oder per Split-Funktion auf der Tastatur verteilen. Dass die DSPs nicht mehr die aller – neuesten sind, merkt man, wenn man einen neuen Sound anwählt; das Umschalten dauert dann ca. zwei Sekunden.
Vocoder
Die Red-Sound-Leute hatten noch eine innovative Idee, um den DarkStar zur flexiblen Plattform für unterschiedliche Funktionen zu machen: Durch das Auswechseln eines EPROMS, das optional erworben werden konnte, wurde der Synth zu einem Vocoder. Weitere Anwendungen waren geplant, wurden aber nicht mehr realisiert.
Dirty Old Man
Wer es liebt, Hand anzulegen und zu schrauben, ist beim DarkStar richtig. Seine Stärken spielt der Synth bei morphenden Sounds aus. Er bietet einen kräftigen Basisklang, der auch mal etwas harsch (aber nicht unangenehm) sein kann und dessen oberer Frequenzbereich begrenzt ist. Super-edle, schimmernde Pads oder das Nachahmen von Natur-Sounds gehören nicht zu seinem Repertoire, dafür lässt es der DarkStar im Bassbereich richtig wummern. Böse mutierende Lead- und druckvolle Sequenzer-Sounds lassen sich ebenfalls gut realisieren. Im Bereich Grime, Dubstep, Electro, Industrial und härterer Techno-Spielarten kann der Synth ein guter und auch wegen seines direkten Parameterzugriffs inspirierender Soundlieferant sein.
In Zeiten, in denen Hardware wieder auf dem Vormarsch ist…
…und viele Leute eine Sehnenscheidenentzündung von der Maus-Schieberei haben, könnte der Synth mit dem eigenwilligen Aussehen wieder ein interessantes Add-On sein. Dank seines externen Eingangs lässt sich das Gerät auch als cooles Filter oder Gater-Box für externe Signale nutzen.
Die langsamen Hüllkurven und die Pausen beim Laden der Sounds haben nichts mit den DSPs zu tun, das wird vom Hauptprozessor erledigt. Der ist dann entweder zu langsam oder schlecht programmiert. Schaut Euch bitte mal an, von wann die Nova/Supernova Reihe stammt, die kann schnelle Hüllkurven und dort wird der Sound beim nicht abgeschnitten, sondern ausklingen gelassen.
Die langsamen Hüllkurven und die Pausen beim Laden der Sounds haben nichts mit den DSPs zu tun, das wird vom Hauptprozessor erledigt. Der ist dann entweder zu langsam oder schlecht programmiert. Schaut Euch bitte mal an, von wann die Nova/Supernova Reihe stammt, die kann schnelle Hüllkurven und dort wird der Sound beim nicht abgeschnitten, sondern ausklingen gelassen.