Digitale Renaissance der Originale

Rhodes Plug-ins: Anthology und Chroma

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Rhodes hat in Sachen Plug-ins nachgelegt: Zum einen bringt das Unternehmen mit der Anthology Series gleich vier seiner früheren Modelle in Eigenregie heraus. Zum anderen erscheint das von Cherry Audio entwickelte Plug-in Chroma mit offiziellem Rhodes-Branding.

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Nach dem erfolgreichen Launch des Rhodes V8 Pro Plug-ins, das den Sound des aktuellen MK8 E-Pianos als Samples beherbergt und dessen ausgekoppelten Effekte als V-Rack-Plug-in scheint das Unternehmen Gefallen daran gefunden zu haben, die digitalen Instrumente nicht nur der Konkurrenz zu überlassen. Während das V8 Pro die moderne Rhodes-Ära repräsentiert, widmen sich die Neuzugänge den früheren Klängen des Herstellers.

Anthology Series: Vier Dekaden Rhodes-Geschichte

Die neue Anthology Series von Rhodes Music präsentiert sich als sorgfältig kuratierte Sammlung früherer Rhodes-Modelle. Das Plug-in umfasst vier einflussreiche Instrumente aus der Firmengeschichte: das vielseitige „Stage 73″ von 1976, das für seinen glockenartigen Klang bekannte „Sparkletop 73“ aus dem Jahr 1965, das technisch perfektionierte MK V 73 von 1984 und das MIDI-fähige MK 7 73 aus dem Jahr 2010.

Die Modelle im Detail

Fender Rhodes Silver Top (“Sparkletop”) 73 (1965)

Dieses erste echte Rhodes E-Piano zeichnete sich optisch durch seinen charakteristischen silbernen Deckel aus. Die 73-Tasten-Version wurde auf einem 50-Watt-Mono-Verstärker mit vier 12-Zoll-Lautsprechern montiert. Mit seinem eingebauten Equalizer für Bass und Höhen sowie einem Tremolo-Effekt bot es bereits grundlegende Soundgestaltungsmöglichkeiten. Der markant raue, glockenartige Klang prägte beispielsweise Aufnahmen von Miles Davis und Bill Evans.

Rhodes MK 1 Stage 73 (1976)

Nach der Trennung von Fender wurde dieses Modell als reines “Rhodes” vermarktet. Die technische Evolution brachte vollständig aus Kunststoff gefertigte Hämmer, was das Gesamtgewicht reduzierte. Die Stimmstäbe wurden deutlich langlebiger konstruiert. Die Hammerköpfe bestanden weiterhin aus Gummi unterschiedlicher Härte je nach Oktavlage, was für einen ausgewogenen Klang über die gesamte Tastatur sorgte. Im Vergleich zum Silver Top entwickelte sich der Klang weicher und weniger glockenartig.

Rhodes MK V (1984)

Als letztes Modell der klassischen Rhodes-Ära erschien das MK V ausschließlich als Stage-Version mit 73 Tasten. Es gilt unter Fans als technischer Höhepunkt der analogen Rhodes-Entwicklung. Die verbesserte Mechanik und der erweiterte Dynamikumfang ermöglichten eine noch expressivere Spielweise. Trotz seiner technischen Überlegenheit konnte sich das MK V gegen die aufkommenden digitalen Keyboards nicht durchsetzen.

Rhodes MK 7 (2010)

Das MK 7 kombiniert die klassische MK V-Mechanik mit modernen Features. Es verfügt über einen neu entwickelten Preamp mit integriertem Equalizer und Tremolo-Funktion. MIDI- und USB-Anschlüsse ermöglichen den Einsatz als Master-Keyboard. Die Keyboards hat sich das Instrument hier seiner Zeit in einem Test angesehen: https://www.keyboards.de/equipment/rhodes-mk7-elektromechanisches-e-piano/.

Erweiterte Klanggestaltung

Die Möglichkeiten der Klanggestaltung gehen weit über die reine Reproduktion hinaus. Nutzer*innen haben Zugriff auf eine umfangreiche Effektsektion mit Preamps, EQ, Vibrato, Chorus und Phaser – alles basierend auf der Technologie des Rhodes V8 Pro Plug-ins (bzw. V-Rack).  Zusätzlich gibt es eine Timbre Shift Funktion, mit der die Pianos in Echtzeit neu gestimmt werden können. Die Global Tune-Funktion erleichtert zudem die Integration in bestehende Produktionen.

Alternativen zur Anthology Series

Bei den Sample-Libraries gibt es mittlerweile seit vielen Jahren eine große Auswahl an Rhodes-Libraries und Nachbauten. Auch wenn es reizvoll ist, jetzt auf das „Original“ zu setzen, lohnt sich ein Blick in die eigene Sammlung, ob der gesuchte Rhodes-Klangerzeuger nicht schon dort zu finden ist.

So bietet Arturia mit dem Stage-73 V eine virtuelle Variante an. Bei Native Instruments findet man diverse Rhodes im Programm, etwa ganz aktuell das „Diamond“ als Alternative zum Sparkletop 73 und das MK 1 unter dem Namen „Phoenix“. UVI hat in der „Keysuite Electric“ eine riesige Sammlung von Rhodes-Instrumenten zusammengetragen, darunter das MK 5, das MK 7 und diverse MK 1-Varianten. Auch IK Multimedia hat etwas Passendes im Portfolio: Das Stage 73 Mark V läuft unter dem Namen „Electromagnetik“.

Außerdem findet sich in der Addictive Keys-Reihe von XLN Audio auch eine Variante des MK 1. Tipp:  Bis vor kurzem unter dem Namen „Vintage Keys“ noch Bestandteil der Komplete Bundles von Native Instruments, dürfte sich eine weitere Emulation des MK 1 bereits auf vielen Rechnern befinden. Leider ist sie im aktuellen Bundle nicht mehr enthalten. Alle Varianten bieten diverse Optionen um den Sound anzupassen.

Wer ausschließlich die Klangveränderung durch die in der Anthology Series eingebauten Original-Rhodes-Effekte sucht, kann diese als „V-Rack“ separat beim Hersteller erwerben und so beliebig auf eigene Sounds anwenden.

Rhodes Chroma (1982)

Parallel zur Anthology Series erscheint das Rhodes Chroma Plug-in, das in Zusammenarbeit mit Cherry Audio entstanden ist. Ursprünglich erschien dieses Plug-in bereits im Mai, wurde nun aber offiziell unter dem Namen Rhodes neu gebrandet. Es handelt sich um einen Nachbau des 1982 erschienenen Rhodes Chroma Synthesizers, der mit seiner 16-stimmigen Polyphonie und dem mikroprozessorgesteuerten Modulationssystem damals neue Maßstäbe setzte.

Diese neue digitale Version bleibt dem Original treu und emuliert präzise dessen Oszillatoren, Filter, VCAs und LFOs. Moderne Features wie eine übersichtliche Bedienoberfläche mit Popup-Fenstern und Echtzeit-Feedback erleichtern das Sounddesign. Besonders praktisch: Das Plug-in unterstützt den Import von SysEx-Patches und Kassettendaten im WAV-Format des Originalinstruments.

Das Original Chroma wurde von ARP Instruments entwickelt und verband analoges Sounddesign mit digitaler Steuerung. Die Implementierung des Mikroprozessors ermöglichte komplexe Modulationspfade, die ihrer Zeit weit voraus waren. Das Plug-in bildet diese Architektur detailgetreu nach und erweitert sie um zeitgemäße Funktionen.

Alternative zu Rhodes Chroma

UVI bietet mit „Kroma 1.5“ eine gesampelte Alternative an, die auch als Teil des umfangreichen Vintage Vault 4 zu bekommen ist.

Fazit

Es ist schön zu sehen, dass man nun eine große Auswahl an betagteren Instrumenten virtuell nun auch direkt vom Rhodes Music bekommen kann. Es lohnt sich aber sicherlich, in der eigenen Sammlung zu schauen, ob diese Lücke nicht schon vorher von anderen Herstellern geschlossen wurde. Hat man aber Bedarf an den ikonischen Klängen, vor allem von Hersteller direkt, bekommt man hier alles aus erster Hand in hochwertiger Umsetzung und Klangqualität.

Die Anthology Series ist zum Einführungspreis von 115 Euro (später 160 Euro) erhältlich, das Rhodes Chroma Plug-in für knapp 55 Euro (regulär für 75 Euro). Beide Instrumente unterstützen gängige Plug-in-Formate (VST, AU, AAX). Die Effektsammlung „V-Rack“ ist momentan für 40 Euro zu bekommen, regulär werden 100 Euro fällig.

Website:

https://rhodesmusic.com/rhodes-anthology-plug-in/

https://rhodesmusic.com/rhodes-chroma-synthesizer-plug-in/

https://rhodesmusic.com/rhodes-v-rack-plug-in/

 

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