Nicht immer geht es um ultimative Studioqualität, manchmal wollen einfach nur Ideen möglichst schnell und unproblematisch festgehalten werden. Und genau dafür gibt es nun das Samson Go Mic.
Dabei ist das Samson Go Mic mitsamt Klemmhalterung nicht viel größer als eine Streichholzschachtel. Das Mikrofon selbst misst gerade mal 68 x 29 x 12 Millimeter, und umso größer war meine Verwunderung, als ich feststellen musste, dass es sich bei diesem Winzling nicht einfach nur um ein weiteres USB-Mikrofon handelt, sondern um eines der ersten mit umschaltbarer Richtcharakteristik! Und das bei einem Verkaufspreis von rund 58 Euro …
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Klemmbrett
Das Design des Go Mic ist schon ziemlich clever: Die Klemmhalterung ist größer als das eigentliche Mikro und umschließt dieses beim Transport. Mit dieser Klemme ist das Mikro mittels eines Kugelgelenks verbunden, sodass sich das Go Mic in so ziemlich jede Position bewegen lässt. Da die Klemme größtenteils aus massivem Metall gefertigt ist, gibt sie dank der Gummifüßchen ein standfestes Mikrofonstativ auf den Schreibtisch ab. Der eigentliche Zweck der Klemme ist aber die Befestigung am Notebook, üblicherweise am Displayrahmen. Daneben ist aber auch eine Befestigung am Mikrofonstativ möglich. Die Grundplatte der Klemme hat eine Bohrung für ein (europäisches) Mikrofongewinde; eine passende Kontermutter wird mitgeliefert. Ebenso im Lieferumfang enthalten ist ein lustiges Transport-Case aus versteiftem Kunststoffgewebe, ein Mikro-Samsonite sozusagen.
Verbindung zum Computer nimmt das Go Mic über einen Mini-USB-Port auf. Das beiliegende Anschlusskabel ist mit 1,5 Meter nicht nur etwas länger als die meisten Mini-USB-Kabel, sondern auch von einer etwas weicheren Beschaffenheit, was Zugkräfte minimiert.
Praxis
Das Go Mic verwendet die Standard-Systemtreiber für USB-Audiogeräte und lässt sich somit auf Mac und PC installieren, ohne dass Treiberdateien nachgeladen werden müssten. Einen ASIO-Treiber gibt es nicht – bisher jedenfalls. Getestet wurde das Go Mic auf einem Desktopsystem mit Windows XP SP3 und einem Notebook unter Windows Vista. Auf beiden Rechnern lief das Go Mic völlig problemlos.
Anders als viele andere USB-Mikros besitzt das Go Mic einen Kopfhöreranschluss (3,5 mm Miniklinke) zu den Monitoren des Mikrofonsignals. Die Köpfhörerlautstärke lässt sich leider nicht einstellen, es befinden sich auch keine Ohrstöpsel im Lieferumfang. Dafür ist der Kopfhörerausgang aber mit einem Wandler-Rückkanal ausgestattet, sodass sich nicht nur das Direktsignal des Mikros, sondern auch die fertigen Aufnahmen abhören lassen.
Die Pattern-Umschaltung erfolgt über einen Schiebeschalter auf der linken Gehäuseflanke. Zur Auswahl stehen Nieren-und Kugelcharakteristik. In der Mittelposition des Schalters gibt es eine –10-dB-Vordämpfung für die Niere, um auch etwas lautere Signale verzerrungsfrei aufnehmen zu können. Als Grenzschalldruckpegel nennt das Manual 121 dB SPL.
Eine winzige LED an der Vorderseite zeigt eine Überschreitung der Clipping-Grenze an, die Vorverstärkung wird nicht am Mikro, sondern über den Soundkartenmixer des Betriebssystems eingestellt. Das funktioniert an sich prima, nur versteckt Windows das Mixer-Panel für die Aufnahmegeräte ziemlich gut. Dem Go Mic kann man das kaum anlasten, aber man würde sich schon ein dediziertes Mixer-Panel für den System-Tray wünschen, wie es manche Hersteller ihren USB-Mikros mitgeben. Das würde dann allerdings auch eine richtige Installationsprozedur erfordern.
Klang
Der Winzling klingt gar nicht mal übel. In Nierencharakteristik ist der Frequenzverlauf recht linear bis etwa 17 kHz. In den Bässen verschlankt sich die Wiedergabe unterhalb 100 Hz. Die Kugelcharakteristik bleibt bis in sehr tiefe Frequenzen linear und weist zwischen 3 und 10 Kilohertz eine breitbandige Höhenanhebung auf.
Linearität ist für kleine Kondensatorkapseln meist ein geringeres Problem als das Rauschen. Einen Wert für das Eigengeräusch gibt Samson nicht an, und da das USB-Kabel nicht lang genug ist, um das Go Mic in der Rauschbombe zu messen, müssen Sie sich auf mein Gehör verlassen.
Insgesamt sind Klang und Rauschverhalten mit der Audioperformance eines Fieldrecorders wie z. B. dem Zoom H2 vergleichbar. Natürlich zeichnet das Go Mic nur in Mono auf, dafür aber eben wahlweise in Omni- oder Nierencharakteristik. Auffällig ist, dass die Kugelcharakteristik, zumindest beim Testexemplar, deutlich „heißeren” Pegel liefert als die Niere, deren Empfindlichkeit etwa 6 dB geringer, aber immer noch völlig ausreichend ist. Leichtes Clipping steckt das Go Mic recht gutmütig weg, wie auf dem Klangbeispiel für die Kugelcharakteristik zu hören, bei dem einzelne Slaps der Akustikgitarre die Aussteuerungsgrenze überschreiten. Dennoch sollte man im Zweifelsfall lieber zu leise aufnehmen als zu laut.
Die Wandler des Go Mic lösen mit 16 Bit und 48 kHz auf. Übrigens sollte man USB- Audiogeräte, die wie das Go Mic mit den StandardSystemtreibern arbeiten, für optimale Klangqualität mit 48 kHz betreiben, weil die meisten dieser einfachen Wandlerchips nativ mit dieser Abtastrate arbeiten.
Positiv fällt auf, dass, anders als bei manch anderem USB-Mikrofon, keine pfeifenden oder britzelnden Nebengeräusche auftreten, die bei USB-Geräten gerne mal dazwischenfunken. Wie die Akustikgitarren-Klangbeispiele belegen, liefert das Go Mic gemessen am Preis wirklich saubere Aufnahmen. Die Kugelcharakteristik klingt, wie das Frequenzdiagramm nahelegt, etwas höhenreicher und frischer als die eher neutral wirkende Nierencharakteristik. Letztere ist eigentlich als Breitniere einzustufen; das Aufnahme-Pattern ist recht weit und zeigt in den tiefen Frequenzen eine Tendenz zur Kugel – fast wie ein Großmembran-Kondensatormikro, aber natürlich nicht ganz in derselben Klangqualität. Die Kugelcharakteristik ist dagegen sehr winkelunabhängig und nimmt rund um das Go Mic mit einem bemerkenswert konstanten Klangbild auf.
Fazit
Das Samson Go Mic hat für seinen unverbindlichen Verkaufspreis von rund 58 Euro so einiges zu bieten. Die Aufnahmequalität ist für Demos, Podcast oder Interviews mehr als ausreichend. Die Möglichkeit, zwischen zwei Richtcharakteristiken zu wählen, ist ein echtes Plus. So lässt sich die Kugelcharakteristik prima für Interview-Zwecke nutzen, während die Nierencharakteristik einen angenehm direkten Stimmklang bietet, etwa zum Nachvertonen von selbst gemachten YouTube-Videos. Wirklich pfiffig ist die Klemmbefestigung fürs Notebook, die gleichzeitig ein rutschfestes Tischstativ abgibt und das Mikro bei Nichtbenutzung schützt. Hervorzuheben ist außerdem der integrierte Kopfhöreranschluss inklusive Direkt-Monitoring und Rückkanal – das bieten selbst viele doppelt so teure USB-Mikros nicht. Vor allem aber klingt das Go Mic ungefähr tausendmal besser als die in Laptops üblicherweise eingebauten Mikros. Ein prima Mikro also, um spontane Ideen festzuhalten. Mit seinen kaum mehr als streichholzschachtelgroßen Abmessungen empfiehlt sich das Go Mic zudem als ständiger Reisebegleiter.