Mit dem Trigon-6 stellt Sequential dem Prophet-6 und OB-6 einen weiteren Synthesizer zur Seite, der mit kompakten Abmessungen, einer 4-Oktaven-Klaviatur und sechsfacher Polyfonie aufwartet. Die analoge Klangerzeugung setzt auf je drei Oszillatoren und ein Kaskadenfilter, was eine andere Geschmacksrichtung verspricht. Wir haben uns das letzte Werk von Dave Smith näher angesehen.
Der monotimbrale Trigon-6 ist bühnentauglich robust in ein schwarzes Metallgehäuse gehüllt und mit etlichen stabilen Reglern und Tasten sowie hellen Birkenholzapplikationen versehen. Wie bei seinen Geschwistern wurde auf ein Klartext-Display verzichtet, nicht jedoch auf einen Arpeggiator, Step-Sequencer und eine Effektsektion. Bezüglich der Klangerzeugung hat sich das Team um Dave Smith Inspiration beim Memorymoog geholt; versteht das Instrument aber nicht als Nachbau. So sind die VCOs diskret und nicht mit Curtis-Chips aufgebaut, das Ladder-Filter in der Flankensteilheit zwischen 12 und 24 dB/Okt. umschaltbar und die Modulationen digital über einen Prozessor berechnet.
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Anschlussseitig bietet der Trigon-6 einen Stereo- und ergänzenden Kopfhörerausgang sowie Pedalanschlüsse für Sustain, Lautstärke und die Filterfrequenz. Eine weitere Buchse erlaubt die Fernsteuerung des Step-Sequencers und kann diesen sogar schrittweise triggern. Natürlich fehlen auch MIDI-Schnittstellen nicht (DIN, USB). Das Netzteil ist dankenswerterweise intern verbaut.
Signalfluss
Jede Stimme wartet mit drei Oszillatoren auf. Deren Wellenformen (Dreieck, Rechteck, Sägezahn) sind kombinierbar, und das Rechteck ist in der Breite variabel. Es gibt Oktavlagenschalter sowie für VCO 2 und 3 einen Regler zur Verstimmung um ±7 Halbtöne. VCO 1 und 2 sind hart synchronisierbar, während sich VCO 3 von der Tastatursteuerung entkoppeln und als LFO nutzen lässt. Hierzu stellt er eine besonders tiefe Oktavlage und Sägezahnwellenformen in auf- und absteigender Variante bereit.
Im Mixer werden die Oszillatoren gepegelt und um weißes Rauschen ergänzt, ehe das Signal in das Tiefpassfilter mündet. Die Resonanz ist in beiden Flankensteilheiten bis zur Selbstoszillation aufregelbar und ein Tracking über die Klaviatur in zwei Stufen zuschaltbar. Weiterhin hat Sequential einen Regler ergänzt, mit dem sich der Filtereingang wahlweise leicht übersteuern oder für Kippschwingungen rückkoppeln lässt.
Es folgt der VCA, der neben der Pegelkontrolle eine regelbare Verteilung der Stimmen im Stereopanorama offeriert. Schließlich mündet das Signal in die per Knopfdruck überbrückbare doppelte digitale Effektsektion, die identisch zum Prophet-6 und OB-6 ausfällt. Jeder Bereich bietet eine Auswahl von Algorithmen, die in zwei Parametern und im Mischungsverhältnis regelbar sind. Es finden sich jeweils Modulationseffekte, ein Ringmodulator und temposynchronisierbare Delays sowie zusätzliche Hallprogramme in Sektion 2.
Modulationen
Zwei Hüllkurven steuern die Filterfrequenz und den VCA, während ein globaler, temposynchroniserbarer LFO mit sechs Wellenformen, dessen Geschwindigkeit bis in den Audiobereich reicht, zyklische Modulationen liefert. Hinzu kommt der stimmbasierte Polymod-Bereich, mit dessen Hilfe sich die Filterhüllkurve und VCO 3 zusätzlich als Modulatoren nutzen lassen. Komplexere Abläufe und Verfremdungen im Audiobereich sind hier leicht möglich und eröffnen eine Spielwiese zu experimentellen und aggressiven Klängen. Weiter nutzen lassen sich die Anschlagsdynamik, der Channel-Aftertouch, das Modulationsrad und der Pedaleingang ebenso wie die umfassende MIDI-Implementation.
Die Hüllkurven bieten die typischen ADSR-Parameter und agieren durchaus zackig. Sie lassen sich einzeln in Abhängigkeit zur Anschlagsdynamik schalten – heute selbstverständlich, im Memorymoog noch nicht vorhanden.
Auf eine Modulationsmatrix wurde im Sinne einer höheren Übersichtlichkeit verzichtet. Sofern nicht festgelegt wie im Falle der Hüllkurven, erfolgt die Zuweisung der Ziele aus den jeweiligen Sektionen LFO, Polymod VCO 3, Polymod Filterhüllkurve und Aftertouch. Als Ziele stehen je nach Modulator die Tonhöhe und Pulsbreite der einzelnen VCOs, die Filterfrequenz, der VCA-Pegel sowie die Intensitäten von LFO und der Effektsektion zur Wahl.
Die Umsetzung ist geradlinig und erfolgt über kombinierbare Drucktaster. Leider ist dabei die Modulationsintensität durch die jeweilige Quelle für alle Ziele identisch. Das erweist sich etwa bei Tonhöhen- oder Pulsbreitenmodulationen als Nachteil. Deutlich sinnvoller hätte ich eine individuelle Einstellung durch gleichzeitiges Drücken der Taste und des Amount-Reglers in Kombination mit dem Display gefunden. Unabhängig von der Modulationsintensität lässt sich die LFO-Modulation auf die ausgewählten Ziele immer auch über den vollen Bereich über das Modulationsrad steuern.
Spielhilfen
Neben der Anschlagsdynamik, dem Aftertouch, Pitch- und Modulationsrad bietet der Trigon-6 mehrere Pedaleingänge sowie die bekannte Kombination aus klassischem Arpeggiator und polyfonem Step-Sequencer mit intuitiver Minimalbedienung. Letzterer ist besonders gelungen und dient mir immer wieder als schnelle Inspirationsquelle, zumal die Einstellungen mit jedem Preset gespeichert werden. Über den Trigger-Eingang lässt sich dieser Bereich auch kreativ mit anderen Sequenzern kombinieren. Dazu werden die Noten von Arpeggiator und Step-Sequencer auch über MIDI ausgegeben.
Weiterhin wartet der Trigon-6 mit polyfonem Portamento und einer konfigurierbaren Unisono-Funktion auf, die mehrere Stimmen übereinanderstapelt und noch mächtigere Klänge hervorbringen kann. Alternativ kann man diese Funktion auch als Akkordspeicher einsetzen.
Praxis
Der Trigon-6 ist trotz seines Kompaktformats mustergültig bedienbar. Die zahlreichen Regler und Tasten vollziehen den Signalverlauf nach und sind stets im direkten Zugriff. Notenspiel und Klangformung verschmelzen so zu einer Performance und erlauben das ständige Erschaffen neuer Klangvariationen. Die Tasten verfügen mehrheitlich über Status-LEDs, während sich die etwas schwergängigen Regler dank einer Markierung auf der Potikappe gut ablesen lassen. Mehrere Modi erlauben es, Wertesprünge durch unvermeidbare Fehlstellungen bei Programmwechseln zu vermeiden.
Etwas Kritik bleibt dennoch: So hätte ich ein Klartext-Display bei jeweils 500 Presets und Nutzerspeichern klar befürwortet. Hinzu kommt, dass das zentrale 2-Ziffern-Display die Hauptparameter nicht visualisiert, genau dies aber in der Effektsektion und die globalen Einstellungen dann doch möglich ist. Eine konzeptionelle Begrenzung ist die sechsfache Polyfonie. Größere Akkorde, lange Release-Phasen und ein Sustain-Pedal bringen das Instrument durchaus an seine Grenzen. Und schließlich wünsche ich mir, den dedizierten LFO auf einen stimmbasierten Betrieb umschalten zu können – er wird immer lediglich berechnet.
(Bild: Rob Villanueva, RVSF Inc.)
Klang
Der Trigon-6 entpuppt sich als druckvoller Synthesizer. Durch sein Filter und den dritten VCO unterscheidet er sich hörbar von Prophet-6 und OB-6, steht ihnen aber mit seinem aufgeräumten, modernen Klang näher als Prophet-5/10 Rev 4, dem OB-X8 oder Vintage-Geräten. Auch einen zweiten Memorymoog sollte man hier nicht erwarten, sondern schlichtweg ein eigenständiges Instrument!
Mit drei VCOs schiebt der Trigon-6 ordentlich im Bass und bietet Kapazitäten für Oktavierungen und Intervallklänge. Er liefert analoge Wärme und klingt im Höhenbereich nie unangenehm. Im Bassbereich sollte man allerdings vorsichtig zu Werke gehen, um die Mischung nicht zu überfrachten.
Zweifellos klangprägend ist die Transistorkaskade, die dem Pro 3 entstammt. Sie packt kräftig zu und ist im Regelweg gut abgestimmt. Die Resonanz liegt insbesondere in der 4-Pol-Betriebsart plakativ und markant über dem Nutzsignal, geht aber mit einem Pegel- und Bassverlust einher. Dieser Effekt lässt sich in der seichteren Filtervariante abmildern, wobei man zusätzlich etwas Biss gewinnt. Anders als im Curtis-bestückten Prophet REV 2 geht der 2-Pol-Modus hier beherzt zur Sache. Ein echter Makel offenbart sich jedoch: Bei hohen Resonanzwerten hört man Stufen im Filterverlauf.
Erwartungsgemäß liefert der Trigon-6 vielfältige Bässe, die sich kräftig und definiert abstimmen lassen. Die Hüllkurven agieren schnell und druckvoll genug, um auch überzeugende perkussive Klänge und knackige Sequenzen umzusetzen. Auch Lead- und Melodiesounds finden sich in guter Qualität mit und ohne Portamento oder Sync und schließlich auch herrliche Akkord-Sounds.
Für Flächenklänge lohnt es sich, etwas Zeit zu investieren. Der Trigon-6 klingt zunächst weniger weich und lebendig als so mancher Klassiker. Das gilt insbesondere für die wenig lebendigen rechteckbasierten Klänge, denen es an der individuellen Modulation der Pulsbreiten mangelt. Dennoch: Mit Zweipol-Filter, Vintage-Regler, ergänzender Polymod-Modulation, der Stimmverteilung im Panorama und den integrierten Effekten gelangt man letztlich zu schönen Ergebnissen. Überhaupt stellen die internen Effekte einen Mehrwert dar: Chorus und Phaser sorgen für Breite, Flanger und Ringmodulator für kräftige Überprägungen, die temposynchronisierbaren Delays für zusätzliche Fülle und der Nachhall für Dichte.
Was mich schließlich erstaunte, war die spielerische Leichtigkeit, mit der ich dem Trigon-6 experimentelle und aggressive Klänge entlockte. Trotz seiner überschaubaren Modulationsverknüpfungen ergeben sich durch Übersteuerungen, der Feedback-Funktion, dem schnellen LFO, der Polymod-Sektion sowie dem Ringmodulator im Effektbereich diverse Optionen, den Synthesizer zum Fauchen zu bringen.
Fazit
Mit dem Trigon-6 platziert Sequential einen spannenden Synthesizer neben den Modellen Prophet-6 und OB-6. Der kompakte Synthesizer überzeugt sowohl klanglich als auch durch seine intuitive Bedienoberfläche. Seine Stärken liegen vor allem bei Bässen, Sequenzen und aggressiven Sounds. Dabei ist er gleichermaßen eine Empfehlung für das Studio und die Bühne. Mit seinem wuchtigen Klang aus drei Oszillatoren und dem Kaskadenfilter hat er im Portfolio von Sequential eine eigene Stimme, die zwar Richtung Moog schielt, aber hinreichend eigenen Charakter aufweist.
Mit einem Listenpreis von 3.999 Euro ist der Trigon-6 auf einer Höhe mit seinen Geschwistern – nicht günstig, aber mit gutem Preis/Leistungs-Verhältnis. Man darf abwarten, ob es auch hier eine Desktop-Variante geben wird. Konkurrenten gibt es einige, von Arturia bis hin zu Moog. Der eigene Klang ist dabei der entscheidende Faktor und ein Hörtest im Fachhandel somit unbedingt zu empfehlen.