Endlich das perfekte Legato?
Die Ursprünge dieser Veröffentlichung sollen bereits über 15 Jahre zurückliegen und mithilfe dieser Erfahrung soll nun eine Streicher-Library mit einem überzeugenden Legato erstanden sein. Viele Nutzer vorheriger Libraries des englischen Herstellers bemängelten gerade das Legato trotz der sonst gefeierten Qualität der Produkte. Dies gilt aber auch für andere Hersteller und die Qualität der Legati wird in den Foren vielfach emotional diskutiert oder verglichen und ist tatsächlich oft die Achillesferse sonst hochwertiger Produkte.
Beim Legato geht es um die natürliche Verbindung zweier aufeinander folgender Noten einer Tonfolge. Dieser Übergang ist im Gegensatz zu einzeln und nacheinander gespielten Noten (wie z.B. beim Klavier) bei vielen Instrumenten auch als „ineinander übergehend“ spielbar. Dieser Übergangsmoment klingt je nach Intensität, Tempo oder Intervall immer unterschiedlich und macht es deswegen sehr schwierig und in der Programmierung aufwendig, ein überzeugend realistisches Ergebnis zu erhalten.
Spitfire möchte nun mit dieser neuen String-Library den Stein der Wiesen gefunden haben und verspricht einen „echten“ Streicher-Klang ab Werk – ohne langwierige Anpassungen. Der erste Eindruck: Tatsächlich klingt die Library sehr gut und das Legato ist wirklich überzeugend, ohne dass man erst in den Einstellungen fummeln muss.
Die Eckdaten: 30 Spieler liefern mit 8 ersten Geigen, 6 zweiten Geigen, je 6 Celli und Bratschen sowie 4 Bässen (8,6,6,6,4) das Klangmaterial dieser Bibliothek. Das entspricht einem mittelgroßen Orchester und liegt damit zwischen den großen symphonischen Streichern (16,14,12,10,8) und den Chamber Strings (4,3,3,3,3) von Spitfire.
Es gibt fünf dynamische Abstufungen mit vier Round-Robins und jeweils 11 einzeln verwendbare Signale (fertige Mixe und einzelne Mikrofone).
Die Auswahl an Artikulationen ist für eine moderne Streicherbibliothek übersichtlich. Der klare Schwerpunkt ist das Legato, das es in zwei monofones Varianten gibt (Standard und „Slurred“). Dazu kommen noch ein sehr schönes polyfones Sustain, kurz gespielte „Glancing Attacks“ und eine Auswahl sogenannter „Hairpin“ Artikulationen (ein Ton, der erst lauter, dann wieder leiser wird).
Für eine universelle und umfassende Library fehlen aber eine Vielzahl an wichtigen Artikulationen (wie z. B. Staccato, Pizzicato oder Flautando). Die Samples belegen trotzdem über 80 GB auf der SSD, was sicherlich an der Vielzahl von aufgenommenen Legato-Übergängen liegt. Appassionata Strings könnte man deswegen auch als Erweiterung beispielsweise für die Kontakt-Library Spitfire Symphonic Strings oder andere Streicher von Spitfire sehen, die auch in den Air Studios aufgenommen wurden. Die Libraries sollen trotz unterschiedlicher Orchestergrößen klanglich gut zusammen passen, wenn man z. B. ähnliche Mikrofon-Signale verwendet und einige Anpassungen z. B. bei der Dynamik vornimmt. Das klappt tatsächlich ganz gut! Das GUI des Players, das bereits bei vielen Libraries von Spitfire in Variationen verwendet wird, finde ich noch immer gewöhnungsbedürftig.
Zum einen ist das Interface riesig, ohne dabei viel vom verwendeten Platz sinnvoll zu nutzen. Gleichzeitig sind wiederum viele Einstellungen eher verschachtelt und versteckt. Ich würde mir eher zwei Ansichten wünschen: eine übersichtliche und kompaktere Ansicht und eine mit allen anderen Einstellungen, wie ein kompakter Mischer mit allen Signalen und den Effekten übersichtlich auf einen Blick. Da müsste man viel weniger suchen und klicken. Davon angesehen überzeugt diese Library vor allem natürlich durch das hervorragende Legato, das auch wegen des großartigen Klangs der Air Studios und der hohen Qualität der Samples nicht enttäuscht.
Bei Kauf sollte man im Hinterkopf haben, dass man sicher schnell eine weitere Library brauchen wird, um das ganze Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten von Streichern im Arsenal zu bekommen. Aber Streicher kann man ja nie genug haben!
Ich bin gespannt, wann Spitfire Audio diese neue Legato-Technologie auch für die anderen Instrumente des Orchesters anbieten wird.
Hersteller: Spitfire Audio
Website: www.spitfireaudio.com/shop/a-z/spitfire-appassionata-strings/
Plattform: eigenes Plug-in (Mac nativ M1/Win AU/VST2/VST3/AAX) (NKS Support)
installierte Größe: 82,4GB
Listenpreis: 249€ (Rabatte durch Bundles und Sales möglich)
Bonus Library: Cinematic Frozen Strings
Als neuester Zugang hat Spitfire Audio Anfang des Jahres die Cinematic Frozen Strings in der Originals-Reihe veröffentlicht. Diese preiswerten Libraries sind spätestens mit diesem Release nicht mehr nur eine gute Wahl für Einsteiger.
Vielmehr ist es auch eine willkommene Erweiterung für die Soundpalette bereits verfügbarer großer Libraries, von denen vor allem Albion Tundra sofort einfällt. Die ähnlichen Klangästhetiken passen wunderbar zusammen, wobei Tundra das große nordische Orchester bereitstellt und die Frozen Strings ein Ensemble mit nur acht Spielern bietet.
Alle 12 mitgelieferten Artikulationen haben den rauen und kühlen Klang leiser Spielweisen, die zum Teil sehr speziell sind. Aber gerade das macht diese Library prädestiniert für das Layern mit großen Orchestern für einen individuelleren Gesamtklang. Auch für sich allein überzeugen die Frozen Strings – vor allem das wunderschöne Flautando inspiriert sofort. Alle Patches bieten drei Signale, wovon das eine von einem direkt am Instrument angebrachten Mikrofon stammt und damit ein ultranahen und detaillierten Sound liefert.
Für mich sind die Frozen Strings eines der Highlights der Originals-Reihe und die 29€ unbedingt wert!
Am besten lädt man sich direkt noch die kostenlosen Spitfire LABS Frozen Strings dazu und dreht die Heizung etwas höher… 😉
Hersteller: Spitfire Audio
Website: www.spitfireaudio.com/info/faq/spitfire-originals/cinematic-frozen-strings
Plattform: eigenes Plug-in (Mac nativ M1/Win AU/VST2/VST3/AAX) (NKS Support)
installierte Größe: 2,8GB
Listenpreis: 29€ (bisher keine Sales in der Originals-Reihe)