Luft zwischen den Muscheln

SPL Phonitor One – Kopfhörerverstärker im Test

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Warum brauche ich eigentlich einen Kopfhörerverstärker? Da sind beispielswiese die Faktoren optimierte Impedanzanpassung an die meines Kopfhörers, die Klangqualität und im Recording-Prozess natürlich auch die Anzahl der Ausgangskanäle. Aber warum brauche ich zum Mischen zusätzlich zu meinem Audio-Interface, was mir mindestens einen Kopfhörerausgang bietet, einen Kopfhörerverstärker? Der SPL Phonitor One macht da mit einem speziellen Feature, der Phonitor Matrix, den besonderen Unterschied aus!

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Der deutsche Audio-Hardware-Hersteller SPL bietet zwei Varianten des Kopfhörerverstärkers an: den Phonitor One und den Phonior One d. Der Unterschied liegt nicht nur darin, dass der Phonitor One d auch per USB 2.0 mit dem Rechner verbunden und dort direkt als Ausgabegerät angewählt werden kann. Er bietet außerdem auch einen symmetrischen Stereo-Line-Out in Form von 6,3-mm-Klinkenbuchsen, um beispielsweise einen Monitor-Controller anzuschließen, die dem Phonitor One fehlen.

Die Gemeinsamkeiten liegen bei den beiden Stereo-Line-Eingängen, die als unsymmetrisch über Cinch und in symmetrisch in Form von 6,3-mm-Klinkenbuchsen auf der Rückseite integriert sind. So lässt sich der Phonitor One von unterschiedlichen Quellen speisen.

Auf der Aluminiumfront des ansonsten schwarz gehaltenen Metallgehäuses der beiden Kopfhörerverstärken sitzen ein stufenloser analoger Lautstärkeregler, eine rote Power-LED, ein Kippschalter zur Auswahl der Line-Eingänge 1 & 2 sowie beim One d die Auswahlmöglichkeit USB zum Abspielen des Rechnersignals. Rechts sitzt der Kopfhörerausgang in der Ausführung als große Klinke, und links daneben liegt auch für mich das Main-Feature des Phonitor One: der stufenlose Crossfeed-Regler!

Crossfeed kennt man bereits von SPL-Hardware, die mit der Phonitor Matrix ausgestattet ist, wie beispielsweise den größeren Brüdern Phonitor 1 & 2 oder auch dem 2Control. Dort stehen neben dem Crossfeed auch die Parameter Angle, der die Breite der Sterebühne angibt, sowie Center, der den Pegel der Schallquellen in der Mitte des Stereobildes angibt, die beim Phonitor One allerdings fehlen. Hier sind Angle und Center konstant auf 30 Grad bzw. –1 dB festgelegt.

Die Phonitor-Matrix simuliert das Übersprechen der Lautsprecher.

Doch was macht Crossfeed? Grob gesagt wird durch Crossfeed mit einer analogen Schaltung das Übersprechen des linken bzw. des rechten Lautsprechers auf das linke bzw. rechte Ohr simuliert. Dieses Übersprechen entsteht im Raum durch Direktschall und unter anderem auch durch Reflexionen. Beim Hören über die Kopfhörer fehlt dieser Effekt üblicherweise, da das Links- bzw. Rechts-Signal direkt auf die jeweiligen Muscheln geht.

Mit dem Crossfeed-Regler kann hier die Intensität dieses Übersprechens angepasst werden, was dazu führt, dass sowohl ein Anteil des Rechts-Signals auf die linke Ohrmuschel und ein Anteil des Links-Signals auch auf die rechte Ohrmuschel gelegt wird. Für mich wird dadurch gefühlt etwas mehr Luft und auch mehr Räumlichkeit erzeugt.

Die Klangqualität spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle, wenngleich man von SPL sowieso eine hohe Qualität erwartet und die Erwartungen auch erfüllt werden. Der DA-Konverter im Phonitor One d arbeitet mit 32 Bit und einer Abtastrate von 768 kHz, die für jedes audiophiles Gehör ausreichend Klangqualität auf die Ohren geben.

Auffällig ist hier allerdings das Lautstärkeverhalten. Während ich den Lautstärkeregler des Kopfhörerausgangs meines Audio Interface Apollo X8 mit meinen Beyerdynamic DT990 Pro mit 250 Ohm auf etwas mehr als die Hälfte drehen muss, steht der Lautstärkeregler des Phonitor One mit demselbem Kopfhörer gerade einmal bei ca. 30 %, um auf die gefühlt gleiche Lautstärke zu kommen. Das bedeutet, dass hier nach oben noch eine Menge Pegelreserven zur Verfügung stehen und der Phonitor für ausreichend Dampf auf den Ohren sorgen kann!

Ein Klangvergleich zwischen meinem Apollo X8 und dem SPL Phonitor One d ergibt, dass die Auflösung über den Phonitor klarer ausgeprägt ist. Die Höhen sind deutlicher und die Bässe abgerundet. Dreht man allerdings den Crossfeed-Regler hoch, geht klanglich die Sonne auf. Und das ist deutlich wahrzunehmen!

In der Praxis kennt man vielleicht die Situation: Man sitzt abends im Homestudio an einem Mix, möchte wissen, wie der Mix sich auf den Speakern anhört, kann aber nicht mehr abhören, weil die Familie oder vielleicht auch die Nachbarn bereits schlafen. Für die Nachbarschafts- & Familien-Hygiene ist es ratsam, in diesem Fall auf Kopfhörer zurückzugreifen. Hier fehlt allerdings eben genau diese Art der Räumlichkeit, die durch die Luft, die zwischen den Membranen der Lautsprecher und dem Trommelfell bewegt wird.

In der Vergangenheit habe ich in diesem Fall auf Plug-ins wie Sienna von Acustica Audio (Straßenpreis 149 Euro) dearVR MIX (Straßenpreis 89 Euro) oder auch NX von Waves (Straßenpreis liegt Waves-artig irgendwo zwischen 29 und 109 Dollar) zurückgegriffen. Diese Plug-ins tun ihren Job, und das auch gut. Sie haben allerdings das Problem, dass sie oft auf sehr viel Rechnerperformance zurückgreifen, was bei großen Sessions zu Problemen und langen Ladevorgängen führen kann. Eine reine Hardware-Lösung sehe ich deshalb an dieser Stelle als sehr großen Vorteil an.

Hinzu kommt, dass man im Mixing- oder Mastering-Prozess nicht darauf achten muss, ob das jeweilige Plug-in auf dem Master-Bus aktiviert oder später beim Mischen auf Lautsprechern auch wieder deaktiviert ist. Man kann beruhigt die Kopfhörer anziehen und weiß, die Raumsimulation durch Crossfeed ist da, und man kann die Intensität am Regler sehen und hat direkten Zugriff auf den Wert. Setzt man die Kopfhörer ab, hört man die Speaker und muss kein Plug-in deaktivieren. Das mag vielleicht nach Bequemlichkeit klingen, allerdings ist es mir schon oft passiert, dass ich nach einem Mixing-Abend auf Kopfhörern und aktivierter Raumsimulation am nächsten Tag beim Mischen auf Lautsprechern vergessen habe, das Plug-in zu deaktivieren. Das Ganze ergab am Ende natürlich eine starke Klangverfälschung, weshalb ich die eine oder andere Stunde umsonst investiert habe.

Natürlich bringen Plug-ins oft auch die Simulation verschiedener Regien und Abhörsystemen mit. Beim Phonitor One d ist man auf die eine Klangcharakteristik festgelegt. In der Praxis griff ich bis dato allerdings bei den Simulationen immer auf dieselbe Regie zurück, ohne großartig etwas daran zu ändern, bis auf die Intensität, die mir beim Phonitor One mit Crossfeed ja ebenfalls gegeben ist.

Mein Fazit fokussiert sich am Ende neben der Klangqualität klar auf das Crossfeed-Feature. Wie bereits erwähnt, liegt der Nachteil bei Software-Simulationen von Lautsprechersystemen bei der Auslastung der Prozessorleistung, die bei der Nutzung eines Kopfhörerverstärkers eben nicht beeinflusst wird. Und mit einer Hardware-Lösung weiß man auch direkt, womit man arbeitet.

Mit einer UvP von 449 Euro für den Phonitor One  sowie 729 Euro für den One d muss man für den Kopfhörerverstärker schon etwas tiefer in die Tasche greifen. Der Preis ist durch die hohe Klangqualität, die hochwertige Verarbeitung der Hardware, der analogen Schaltung der Phonitor Matrix und des hochwertigen DA-Konverters im One d allerdings absolut gerechtfertigt.

In einer Zeit, in der UAD-Plug-ins auch bald nativ laufen, könnte man sich für das mobile Arbeiten einen Bus-gespeisten Phonitor One wünschen, was allerdings schon durch die Maße von 210 x 49,6 x 220 mm etwas sperrig wäre. Mobil muss man dann doch auf die Software zurückgreifen, vielleicht auch mal mit einer Phonitor-Simulation?

Gepaart mit einem hochwertigen Kopfhörer hebt der Phonitor One den Hörgenuss beim Mischen und nicht nur die Abhörsituation im Homestudio auf das nächste Level. Deshalb ist der Phonitor One d auch nicht mehr aus meinem Setup wegzudenken. Und auch das Musikhören macht mit ihm eine Menge Spaß!

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Der SPL Phonitor One d bietet reichlich Pegelreserven, falls man auf hohe Lautstärken steht.

Hersteller: SPL – Sound Perfomance Lab
UvP / Straßenpreis:
Phonitor One: 449,– Euro / 409,– Euro
Phonitor One d: 729,– Euro / 629,– Euro
Internet: www.spl.audio

Unsere Meinung
+++ Räumlichkeit durch Crossfeed
+++ Klangqualität
++ hochwertige Verarbeitung
– hoher Preis für Homestudios
– Länge des mitgelieferten Stromkabels

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