Sobald es um virtuelle Modelle großartiger Flügel und Klaviere geht, führt kein Weg an der Software Pianoteq des französischen Herstellers Modartt vorbei. Seit vielen Jahren wächst das Portfolio an detailgetreu nachgebildeten Instrumenten. Nun sind zwei hochkarätige Instrumentenmodelle hinzugekommen: Zuletzt erschien der Flügel „Shigeru Kawai SK-EX Concert Grand“ und zuvor bereits der „Bösendorfer Concert Grand 280VC”. Beide sind von den jeweiligen Herstellern der Hardware-Originale autorisierte virtuelle Modelle und erweitern das Portfolio in diesem Bereich um zwei herausragende Instrumente.
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Shigeru Kawai SK-EX Concert Grand
Der Shigeru Kawai SK-EX ist der Spitzenreiter unter den Kawai-Flügeln und wird in aufwendiger Handarbeit von hochqualifizierten Meister-Klavierbauern in der japanischen Manufaktur Ryuyo gefertigt. Nur 20 Exemplare dieses Instruments verlassen jährlich die Werkstätten. Um den einzigartigen Charakter dieses Konzertflügels bestmöglich einzufangen, haben die Entwickler von Modartt in enger Zusammenarbeit mit Kawai ein detailgetreues physikalisches Modell für Pianoteq erstellt.
Bösendorfer Concert Grand 280VC
Bereits zuvor hatte Modartt den Bösendorfer Concert Grand 280VC als weitere Neuheit für Pianoteq 8 veröffentlicht. Dieses virtuelle Instrument wurde ebenfalls vom Hersteller autorisiert. Der Bösendorfer 280VC ist ein Konzertflügel, der von Legenden wie Franz Liszt, Arthur Rubinstein, Leonard Bernstein und vielen anderen Pianisten geschätzt wurde und wird. Modartt hat auch hier ein detailgetreues physikalisches Modell entwickelt, das den einzigartigen Charakter des Originals detailgetreu einfangen möchte.
Physikalische Modellierung oder Sampling?
Die Sampling-Technik, auf der die meisten virtuellen Pianos basieren, verwendet Aufnahmen der „echten“ Instrumente, während beim Modelling der Klang anhand eines aufwendigen physikalischen Modell in Echtzeit errechnet wird.
Sampling hat trotz der Authentizität der realer Aufnahmen einige Grenzen: So können Faktoren wie das Zusammenspiel der Saiten, Gehäuseresonanzen oder die Position der Hämmer immer nur den Moment abbilden. Zudem sind die aufgenommenen Samples – je nach dem Aufwand bei der Erstellung – in ihrer Dynamik eingeschränkt. Die vorhandenen Aufnahmen und die Klangfarbe sind festgelegt.
Die physikalische Modellierung, wie sie bei Pianoteq zum Einsatz kommt, bietet hier einige Vorteile: Der Klang wird in Echtzeit unter Berücksichtigung aller relevanten akustischen Einflüsse erzeugt. So entsteht ein lebendiger, reaktionsfreudiger Klavierklang, der sich dynamisch an die Spielweise anpasst und selbst feinste Nuancen hörbar macht – vom leisesten Pianissimo bis zum mächtigsten Fortissimo.
Darüber hinaus eröffnet die physikalische Modellierung ganz neue Möglichkeiten: Stimmung, Hammerposition, Obertonstruktur, virtuelles Alter des Instruments und vieles mehr lassen sich direkt in der Software anpassen. Eine Funktionalität, die für ein reales Klavier klassischen Klavierbauern vorbehalten ist oder erst gar nicht möglich wäre.
Ob nun die eine eine oder die andere Variante den authentischeren und lebensnäheren Sound erzeugt, wird im Netz intensiv diskutiert – ohne zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen. Es gibt gute Gründe für beide Seiten. Ich verwende gerne die echten Aufnahmen von aufwendig gesampelten Instrumenten, aber auch die Möglichkeiten, die z.B. das Sounddesign mit den Modellen bietet, machen viel Spaß.
Neuerungen in Version 8.4.0
Neben den neuen Modellen ist die Version 8.4.0 von Pianoteq erschienen. Zu den Verbesserungen und Erweiterungen gehören auch neue Mikrofon-Optionen wie das legendäre Röhrenmikrofon M49. Darüber hinaus wurden Bugfixes bei der Mikrotuning- und Mikrofoneinstellung im kompakten Anzeigemodus vorgenommen, und es gibt nun Kopieren/Einfügen-Optionen im Noteneditieren-Menü für iOS-Nutzer. Für iOS-Geräte wurde zudem ein optionaler Timeout für die Hintergrundton-Funktion sowie ein virtueller MIDI-Eingang zum Empfangen von MIDI-Events implementiert.
Pianoteq kann nicht nur Pianos
Neben den beiden neuen Konzertflügeln bietet Pianoteq eine breite Palette hochwertiger Klaviere und Flügeln an, darunter zwei autorisierte Steinway-Flügel der Model D-Serie, aber auch historische Instrumente von Vorgängern heutiger Flügel. Zudem gibt es unter anderem eine Gitarre, Celeste und Xylophone, Harfen und E-Pianos, sowie Steeldrum.
Pianoteq ist in vier Editionen erhältlich: Stage, Standard, Pro und Studio. Die Stage-Edition ist die Einstiegsvariante mit zwei beigelegten Instrumenten nach Wahl aus dem Portfolio. Die Standard-Edition bietet einen erweiterten Funktionsumfang und drei Instrumente. Die große Pro-Edition bietet den vollen Funktionsumfang zur Klanggestaltung sowie vier Instrumente nach Wahl.
Das alles umfassende Studio-Bundle enthält schließlich Pianoteq Pro und alle bisher erschienenen Instrumentenpakete plus alle, die ein Jahr nach Erwerb des Bundles erscheinen.
Fazit
Der Shigeru Kawai SK-EX und der Bösendorfer Concert Grand 280VC sind tolle neue und überzeugende Erweiterungen der Klangpalette von Pianoteq 8 und sie können wie alle Instrumente bis ins kleinste Detail angepasst werden. Dabei helfen auch die zahlreichen Presets, die von warm über heroisch bis experimentell viele Aspekte, Klänge und Räume abdecken.
Die Software ist trotz der neuen Modelle weiterhin nur knapp 60 MB groß, da keine Samples geladen werden müssen. Alle Modelle sind einzeln für 49 Euro im Handel erhältlich und können auch als kostenlose Testversion ausprobiert werden. Wer noch keine Lizenz für Pianoteq sein Eigen nennt, kann die beiden neuen Modelle bereits zusammen mit dem kleinsten Bundle „Stage“ für 139 Euro bekommen. Die beiden mittleren Editionen liegen bei 269 Euro bzw. 399 Euro.
Alle Instrumente in einem Rutsch als Studio-Bundle kosten dann allerdings stolze 929 Euro. Sicherlich ist für die meisten deswegen ein Erweitern der Klangpalette nach Bedarf die bessere Wahl. Hier können die seltenen Sales helfen.
Pianoteq läuft sowohl auf Windows/Mac und Linux in allen gängigen DAWs, als Standalone-Variante sowie auf iOS. Eine separate Lizenz ist dafür nicht nötig. Außerdem wird der NKS-Standard unterstützt.
Auf der Website findet man eine große Auswahl an Audio-Demos, sowie eine kostenlose Demo-Version des Programm mit einigen Einschränkungen.