In der modernen Filmmusikproduktion gibt es glücklicherweise keine Grenzen mehr zwischen orchestralen und elektronischen Elementen. Wo die vorherige Library THE SCORE noch den Schwerpunkt auf dem Orchestralen hatte, erweitert Sonuscore die Palette mit dem neuen Tool THE PULSE nun in Richtung elektronische Klänge.
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Dieses Instrument ermöglicht Komponist*innen unkompliziert komplexe pulsierende Arrangements zu erstellen – mit oder ohne vorgefertigte Ideenskizzen und vor allem ohne Sorge vor einem leeren DAW-Projekt.
Mehr als nur „Pulse“
Mein erster Gedanke beim Namen „THE PULSE“ war, dass es sich dabei ausschließlich um einen kreativen Pulsgenerator handeln müsse. Damit würde man dem Instrument aber unrecht tun, auch wenn der klassische Puls ein zentraler Bestandteil des Sounds ist.
Das Skizzen-Archiv
THE PULSE gliedert sich grob in drei Instrumente. In der Haupt-Engine findet man 80 Song-Skizzen in einer durchdachten Benutzeroberfläche mit der dynamischen 10-Slot-Engine. Die Skizzen scheinen von Soundtracks wie “Tenet”, “Blade Runner 2049”, “The Social Network” und “Stranger Things” inspiriert zu sein. Es macht großen Spaß, sich davon treiben zu lassen und vielleicht auch mal die Zeit aus den Augen zu verlieren.
Die vollständig anpassbaren Sessions dienen als Ausgangspunkt für eigene Kompositionen oder als Ideengeber. Nützlich für schnelle Produktionen ist dabei auch die direkte MIDI-Export-Funktion für eine nahtlose Integration in jede DAW.
Individuelle Klänge
Wer es individueller mag, kann aber bei den „Singles“ alle in den Skizzen verwendeten Instrumente auch einzeln als Preset laden. Das Klangspektrum umfasst mehr als 125 sorgfältig gestaltete individuelle Instrument-NKIs, darunter Bässe, Plucks, Pads, Leads und Texturen.
Für das Schlagwerk-Fundament gibt es zudem eine spezialisierte, separate Drum-Engine mit einer vielfältigen Auswahl aus 39 Kits. Diese lassen sich bis ins Detail modifizieren, mischen und mit Effekten versehen. Auch hier kann alles auf die einzelnen Ausgänge von Kontakt geroutet werden.
Dynamische Steuerung
Ein zentrales Element für den kreativen Workflow ist das Modulationsrad. Mit ihm lässt sich nicht nur die Intensität z.B. aller zehn Instrumenten-Slots gemeinsam steuern, sondern auch das gesamte Arrangement nahtlos verändern – von mehrschichtigen Synth-Pads bis hin zu kompletten elektronischen Arrangements mit Beats und druckvollen Bässen. Dadurch können organische und sich entwickelnde Veränderungen aller Klänge, Pulse und Beats beim Wechsel der Intensität entstehen.
Ein weiteres praktisches Feature sind die Key-Switches, die einen schnellen Wechsel zwischen verschiedenen vorbereiteten Arrangement-Teilen ermöglichen. Mit ihnen lassen sich nahtlos die Sektionen für Intro, Main A, Main B und Main C ansteuern.
THE SCORE und THE PULSE – zwei Instrumente, eine Philosophie
Interessant ist der Vergleich mit dem bereits erhältlichen THE SCORE von Sonuscore, das seit seiner Einführung als leistungsstarker “Komponist*innen-Skizzenblock” für schnelle musikalische Ideenfindung fungiert. THE SCORE entstand aus einer Vision des Sonuscore-Mitbegründers Tilman Sillescu: Er wollte ein Tool schaffen, mit dem sich musikalische Ideen in dem Moment festhalten lassen, in dem sie entstehen – genau diese Philosophie scheint auch THE PULSE zu verfolgen.
Während THE SCORE das 10-Slot-System für orchestrale Arrangements nutzt, besiedelt THE PULSE diese Engine mit elektronisch-cineastischen Klängen. Beide Instrumente setzen auf ein ähnliches Bedienkonzept, bei dem die rechte Hand Klänge, Intervalle oder Akkorde spielt, während die linke Hand über das Modulationsrad die Intensität steuert.
Mit dem Update auf Version 1.2 wurde THE SCORE um wichtige Funktionen erweitert, darunter der “Free Mode”, der jeden Slot als frei spielbares Instrument nutzbar macht, und der “External Mode”, der es ermöglicht, den internen Sequencer zu umgehen und jede Spur direkt über separate MIDI-Kanäle anzusteuern.
Beide Instrumente ergänzen sich prima: die orchestral inspirierten Welten von THE SCORE können wunderbar mit den elektronischen Elementen aus THE PULSE kombiniert werden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass auch zukünftig noch weitere Updates für THE SCORE erschienen und es wäre toll, wenn auch THE PULSE auf diese Weise noch erweitert wird.
Fazit: Effizient und inspirierend
Für Komponist*innen und Produzent*innen, die unter Zeitdruck arbeiten und dennoch hochwertige hybride Scores erstellen müssen, bietet THE PULSE von Sonuscore eine effiziente Lösung. Die Balance zwischen Benutzerfreundlichkeit und kreativer Tiefe ist gut gelungen. Das Tool vermeidet unnötige Komplexität, ohne dabei die nötige Flexibilität einzubüßen. Auch wenn am Ende vielleicht gar nichts von der vorgeschlagenen Songidee im eigenen Werk übrig bleibt, so hat es doch die Kreativität beflügelt und viel Spaß an die Stelle des „leeren Notenblatts“ gesetzt – ähnlich wie schon bei THE SCORE.
Man darf dabei natürlich nicht vergessen, dass sich die eine oder andere Skizze sicherlich auch zügig „abnutzen“ könnte, wenn sie zu oft verwendet wurde. Deswegen sollten die Song-Skizzen nur sparsam im fertigen eigene Werk erkennbar sein. Zum Glück sind sie flexibel anpassbar.
Außerdem lassen sich die Klänge – und das gilt für beide Instrumente – auch außerhalb vom Score-Gefilden wunderbar einsetzen, da es alle Instrumente auch unabhängig von den Skizzen als einzelne NKIs gibt. So richtig ausnutzen kann man die beiden Tools aber nur zusammen mit den Skizzen.
THE PULSE läuft auf dem kostenlosen Kontakt Player (ab Version 7.10.7) und benötigt sparsame 3 GB freien Speicher auf der SSD (THE SCORE benötigt fast 21 GB). Regulär kostet THE PULSE 299 € und THE SCORE 399 €. Regelmäßige Sales können beim Sparen helfen. Hier weitere Infos.