Bei EZmix handelt es sich um ein Plug-in, das für diverse Elemente eines Song angepasste Effektkombinationen bietet. Von manchen Mixprofis vielleicht belächelt, für andere wiederum ein großer Segen. Denn die Effekt-Presets sind auf bestimmte Sounds und Anwendungen vordefiniert.
In folgendem Video wird eine Gitarre mit verschiedenen Effekten des Plugins angereichert und erhält dadurch einen wirklich atmosphärischen Klang:
Anzeige
Hier gibt’s versandkostenfrei das komplette Heft zu diesem Artikel…
Man muss wohl kaum erläutern, dass kein Plug-in die langjährige Erfahrung, die für einen professionellen Mixdown nötig ist, ersetzen kann. Allerdings erfreuten sich einige Multi-Effekte, die sich auf spezielle Kategorien konzentrieren, in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. So auch EZmix, dessen Grundprinzip ist, dem User nur ein extrem abgespecktes Angebot von Parametern − genauer: zwei − in die Hand zu geben. Im Gegensatz zu der Serie „One Knob“ von Waves stehen dabei aber nicht mehrere Instanzen des Plug-ins zur Verfügung, sondern nur eine Arbeitsumgebung mit vorgegebenen Signalketten.
Toontrack liefert deshalb regelmäßigen Nachschub an Presets, teilweise von etablierten Mix-Engineers erstellt, welche je nach Musikrichtung die Arbeit erleichtern sollen. Nach zahlreichen „Packs“ für Rock, Metal oder Pop ist jetzt mal Ambient dran. EZmix trägt das Prädikat „Powered by Overloud“. Der italienische Hersteller, besonders durch den Hallprozessor „Breverb“ bekannt, entwickelte also die Effekt-Algorithmen. Neben der VST-, AU- und RTAS-Schnittstelle ist sogar eine Standalone-Version mit dabei, was recht praktisch ist, möchte man zwischendurch mal eine Gitarre durch Verstärker-Emulationen jagen, die schon zur Grundausstattung von EZmix gehören.
Basics
Zunächst aber ein paar Worte zum Plug-in selbst, das wir bereits in Ausgabe 7.2011 unter die Lupe genommen hatten. Version 2 ist in drei Sektionen unterteilt. Hauptbestandteil ist der Browser, der alle Presets nach Name oder Pack auflistet. Auch lässt sich die Tabelle nach Kategorien wie „Instrument“, „Type“ oder „Genre“ sortieren, um die Suche nach dem passenden Effekt etwas zu beschleunigen. Per Rechtsklick kann man Presets den eigenen Favoriten zuweisen, die sich allesamt in einem separaten Tab sammeln. Eine weitere Spalte im Browser nennt sich „FX“ und gibt die Anzahl der verwendeten Module innerhalb eines Presets an. Um welche Effekte es sich genau handelt, zeigt der rechte Bereich im Fenster. Dort sind alle verfügbaren Module abgebildet: Stereo Enhancer, Delay, Reverb, Equalizer, Tape Saturation und diverse Stompboxes, wie WahWah, Octaver, Chorus oder Tremolo.
Nur die gegenwärtig aktiven Module sind dabei ausgeleuchtet, während die nicht verwendeten Kandidaten im Dunkel dieser virtuellen Studio-Abstellkammer bleiben. Klicken auf diese Kisten ist zwecklos, denn alles dient nur dem Augenschmaus. Die Einstellungen hingegen nimmt man im dritten Bereich unter dem Browser vor. Die früher vorhandenen Schieberegler sind inzwischen als Drehregler ausgelegt, das Konzept bleibt dennoch gleich. Je nach Preset wechselt die Parametrisierung der beiden Regler. So übernimmt der linke mal die Intensität des Nachhalls oder die Geschwindigkeit einer Amplitudenmodulation, während sich der rechte um Verzerrungsgrad, Kompressionsschwellwert oder die Grenzfrequenz eines Hochpassfilters kümmert. Häufig sind einem Regler auch mehrere Parameter gleichzeitig zugewiesen − auf den zwei gelben Feldern daneben kann man die exakte Effektkombination ablesen.
In der ersten Version von EZmix wurde ein dedizierter Regler für die Eingangsverstärkung vermisst. Glücklicherweise hat Toontrack hier nachgearbeitet und dieses wichtige Bedienelement mit einem Regelbereich von −36 bis +12 dB integriert. Man kann das kleine Poti auch verriegeln, sodass der Eingangspegel unabhängig vom Preset gleich bleibt. Die Ausgangsverstärkung ist für jedes Preset bereits abgespeichert und passt sich automatisch an, sodass man sehr komfortabel einen Sound auswählen kann, ohne erwähnenswerte Pegelsprünge befürchten zu müssen. Ein Preset-Wechsel erfolgt leider nicht ganz lückenlos, sondern ist stets mit einem kurzen Aussetzer des Audiosignals verbunden.
Im Betrieb
Das neue Pack erfordert ein Update von EZmix zu Version 2.0.9. Egal ob das Plug-in mit 32 oder 64 Bit installiert ist, werden neu hinzugefügte Packs automatisch erkannt. Beim ersten Öffnen nach der Installation weist EZmix mit rotem Schriftzug „New“ darauf hin, dass ein neues Pack gefunden wurde, das auf Autorisierung wartet. Ein Klick auf dieses Symbol fordert zur Eingabe der Seriennummer auf, welche über das Internet (wahlweise auch offline) autorisiert wird. Auch das Ambience-Pack verwendet so ziemlich alle verfügbaren Prozessoren im Rack und macht selbst vor Gitarrenverstärkern und Verzerren keinen Halt. Stilgerecht liegt der Fokus jedoch auffällig oft auf Modulen wie „Stereo Enhancer“, „Reverb“ und „Delay“. Stereoverbreiterung wird hier großgeschrieben, wobei man bei der Erstellung stets auf Monokompatibilität achtete, denn selbst Presets wie „Phased Out“ machen ordentlich breit, bringen aber keine Probleme im Monomix mit sich.
Signale lassen sich mit den richtigen Presets angenehm verwaschen, wobei man oft die vorgegebenen Nachhallzeiten oder den Modulationsanteil nachregeln darf. Etwaige Delay-Rückwürfe synchronisiert EZmix zuverlässig zum Host-Tempo. Leider machen die beiden Regler keine Angaben zu den Notenwerten in numerische Form, sondern blenden immer nur den aktuellen Prozentsatz ein − wie immer gilt auch hier: hinhören! Es ist schon etwas verwunderlich, dass Toontrack mit dem neuen Ambient-Pack keinerlei Presets bietet, die ausschließlich dem Typ „Aux“ angehören, sich also per Send ansteuern lassen. Gerade räumliche Effekte mithilfe von Reverb oder Delay werden doch so gerne über Aux-Sends realisiert, um beliebig viele Spuren im Mix mit dem selben Heiligenschein eines Erstreflexionsprogramms oder identisch getrimmten Echorückwürfen zu versehen. Stattdessen listet das Pack nur die beiden Kategorien „Insert“ und „Amplifier“, die als Insert-Effekt direkt auf der Einzelspur oder einer Subgruppe eingefügt werden.
Auf der anderen Seite ist dies der einzige Weg, schnell komplexere Setups, die eine Vielzahl von Modulen verwenden − beispielsweise ein gefilterter Reverb, gefolgt von Bitcrusher und Tremolo −, per Mausklick aufzurufen. Warum auch nicht? EZmix zeigte sich in Anfangszeiten als sehr ressourcenschonend. Allerdings hängt dieser Faktor weniger vom Plug-in selbst, sondern vielmehr von der Bestückung des Presets ab. Während viele der bereits vorhandenen Packs gerne mal nur mit zwei oder drei Effekten zu Werke gehen, beauftragen die Presets des Ambient-Packs durchschnittlich eher sechs oder sieben. Fünf Instanzen mit dem Preset „Tremolos Vibrato Amp“, welches sogar neun Effektprozessoren aktiviert, verbraten knapp 25 Prozent der CPU-Leistung in Cubase (Windows 7, Intel i7-2600K @ 3,4 GHz).
Der Workflow ist dank drei neuer Features grandios!
Fazit
Gerade für Einsteiger oder DIY-Musiker, die schnell mal einen Demo-Song veredeln möchten, bietet EZmix beste Voraussetzungen. Auch Profis werden ihre Freude damit haben und sei es nur zur Ideenfindung. Toontrack bietet mit seiner neusten Erweiterung eine sehr praktische Preset-Sammlung, welche klassische Delay- und Reverb-Effekte charaktervoll mit teils sehr abgefahrenen Gerätekombinationen auffrischt. Waren die Packs früher noch für ca. 25 Euro zu haben, ist der Preis inzwischen um knapp 50 Prozent gestiegen, was sich nicht zuletzt durch das größere Repertoire der eingebauten Effektprozessoren rechtfertigt.