Aller guten Dinge sind drei

Toontrack EZdrummer 3 – Drum-Sample-Library/Player im Test

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EZdrummer ist die erfolgreichste Lösung zum Erstellen realistischer Schlagzeugbegleitungen auf dem Computer. Die Windows- und macOS-kompatible Software geht nach ihrem Debüt 2006 und dem 2014er-Update auf Version 2 nunmehr in die dritte Runde.

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Der inzwischen M1-kompatible EZdrummer 3 bietet ein visuelles, funktionales und klangliches Rundum-Tuning. Herzstück ist die bewährte Sample-Engine, die dynamisch gestaffelte Drum- und Percussion-Sounds in verschiedenen Artikulationen über die DAW in allen gängigen Plug-in-Formaten, MIDI und einen internen Player abrufen kann.

Die neue Klangausstattung wurde in Kooperation mit Michael Ilbert (Coldplay, Adele, Taylor Swift, The Weeknd) in den legendären Berliner Hansa Studio produziert. Wer eine Zweitverwertung der SDX-Library »The Rooms of Hansa« wittert, irrt. Es handelt sich um Neuaufnahmen von sieben Drumkits, etlichen weiteren Drums, Becken und gesonderten Percussion-Instrumenten, die sich auf nahezu 18 GB Datenvolumen addieren. Diese verteilen sich auf drei Räume Main (Yamaha Absolute Hybrid Maple Kit, C&C Custom Kit), Bright (Gretsch USA Custom, Ludwig Classic Kit) und Tight (Ludwig Hollywood Maple Kit, Premier Resonator Kit, Gretsch USA Custom Kit), die in einer liebevoll fotorealistischen und skalierbaren Bedienoberfläche dargestellt werden. Die stimmbaren Instrumente der zahlreichen Presets lassen sich einzeln innerhalb des »Raumes« zumeist in mehreren Varianten austauschen und neuerdings auch durch importierte Einzelsamples ersetzen. Hinzu kommen drei Slots für die Percussion-Instrumente, etwa Claps, Snaps, Stomps, Kuhglocke, Tambourine, Maracas und mehr.

Der Mixer bietet neben den üblichen Funktionen auch sinnvolle Effekte zur Drum-Bearbeitung.
Bei der Suche nach dem perfekten Groove hat man die Qual der Wahl.
Per Replace-MIDI lassen sich Instrumente in anderen Patterns ersetzen.
Der neue Grid Editor
Auf Wunsch versieht EZdrummer 3 importierte Audio- und MIDI-Spuren mit einem Groove.

Im neu gestalteten Mixer können die Instrumente mitsamt Übersprechen abgestimmt werden. Instrumentendarstellungen über jeder Spur erlauben dabei ein praktisches Vorhören mit allen ergänzenden Bussen. Zur Steuerung stehen Lautstärke- und Panning-Regler bereit, die sich bei per Mehrfachauswahl auch kombiniert bewegen (und automatisieren) lassen. Hinzu kommen Mute und Solo sowie ein Routing auf bis zu 32 Einzelausgänge für eine Mischung in der DAW. Clever: Per Klick wechselt man das Panning von der Schlagzeuger- zur Hörerperspektive. Die Regler können per Lernfunktion über MIDI-Controller ferngesteuert und sogar in der DAW beziehungsweise dem neuen hauseigenen Grid-Editor (siehe unten) durch Controller-Zuweisung automatisiert werden.

Die gebotene Instrumentenauswahl ist konzeptionell durch das Preset festgelegt. Effekte sind vorgesehen, aber seitens Toontrack ebenfalls festgelegt. So trifft man etwa auf Kompressoren, Bandsättigung und Nachhall, die über vordefinierte Parameter sinnvoll und schnell angepasst werden können. Dabei können spezifische Effekte durchaus auf einzelne Instrumente wirken.

An dieser Stelle grenzt sich EZdrummer 3 also weiterhin klar von Superior Drummer ab. Die Software versteht sich als geradliniges Werkzeug für das Layout musikalischer Ideen, während Superior Drummer sich auf die Produktion fokussiert und wesentlich mehr Möglichkeiten zur Klangformung bereithält, etwa in Form von zusätzlichen Mikrofonierungen und einem flexibleren Mischpult. Allerdings ist auch EZdrummer 3 über seine Einzelausgänge und das DAW-Mischpult für die Produktion geeignet.

Die Groove-Abteilung, in der sich mehr als 2.500 editierbare real und durchweg kompetent eingespielte Rhythmen befinden, bildet den zweiten relevanten Part von EZdrummer. Die immense Auswahl von bewusst stilistisch breit aufgestellten Grooves – überwiegend eingespielt von Norman Garschke – geht von Pop/Rock über Country und Latin bis hin zu Metal, Hip-Hop, EDM und einem separaten Percussion-Bereich.

Der zugehörige Browser erlaubt ein mehrstufiges Filtern für eine zielgerichtete Suche nach Genre, Spielart und weiteren Aspekten. Half- und Doubletime-, 2/3- und 3/4-Varianten lassen sich direkt aufrufen, eigene MIDI-Dateien importieren, speichern und neue Grooves aus optionalen Packs ergänzen. Ebenfalls praktisch: Gängige E-Drum-Mappings lassen sich konvertieren, um eigene Aufnahmen komfortabel nutzen zu können.

Hier kann man auch tiefer in den Beat eintauchen. Aus Version 2 kennt man die Power-Hand-Funktion, mit der man etwa eine Hi-Hat-Begleitung durch einfaches Ziehen in eine Ride-Variante verwandeln kann. Die einzelnen Instrumente lassen sich in ihrer Dynamik und der Anzahl der Schläge verändern. Das ist großartig, um Grooves aufgeräumter oder spielerischer zu gestalten. Version 3 ergänzt Mehrwerte mit instrumentenspezifischen Optionen, die mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) musikalische Resultate liefern sollen. So kann man einen starren Groove mit geschlossener Hi-Hat mühelos und ohne Editor in eine Variante mit gelegentlich geöffneter Hi-Hat transformieren. Auch kann man sich zwischen Artikulationen entscheiden und so etwa beim Ride-Becken auf eine Kombination von Edge und Glocke wechseln. Auch könnte man die Power Hand von der Hi-Hat auf ein Tom ziehen, die Anzahl der Schläge dort reduzierenund über die Variation »All Toms« den Groove über die vorhandenen Toms verteilen. Als weiteres Highlight lassen sich für die Snare sogar Ghost Notes zuregeln. Herrlich, denn so gelangt man wirklich zügig zu interessanten und flexibel nutzbaren Variationen und Steigerungen.

Schnell kommt man auf die Idee, die Variationen einzelner Instrumente nutzen zu wollen. Und genau das ist nun möglich: Als »Groove Parts« lassen sich die beteiligten Instrumente ab sofort auch einzeln nutzen und in die Timeline ziehen.

So lassen sich »Einzelspuren« einzeln nutzen und miteinander kombinieren, ideal etwa für Percussion. Wie gehabt kann man per Tap-2-Find-Funktion auch durch Eintappen nach Grooves fahnden. Neu ist jedoch die Möglichkeit, solche »Groove-Filter« auch zum Metronom einzuspielen und in einen Step-Sequenzer aufzunehmen oder einzuzeichnen.

Der Grid Editor erfüllt einen Herzenswunsch vieler Anwender. Bekannt aus DAW, Superior Drummer und EZbass bietet er das typische Raster, in dem Hits dargestellt beziehungsweise platziert werden. Das funktioniert wie erwartet und spielt seine Vorteile insbesondere bei Details aus oder bei Anwendern, die generell gern Beats »programmieren«. Per KI kann man diese Grooves per Humanize-Funktion »beleben« und so Dynamik- und Timing-Fluktuationen einfügen, die man von echten Schlagzeugern kennt. Auch Half- und Doubletime sowie eine Blast-Beat-Option stehen bereit. So passen eingespielte und programmierte Grooves schnell zusammen oder erhalten mehr Leben.

Norman Garschke hat die meisten Grooves eingespielt. Die Core-Library von EZdrummer 3 bietet sieben Drumkits und etliche Ergänzungen.

Song Creator

Bislang konnte man in EZdrummer nur  Patterns einspurig hintereinanderreihen. EZdrummer 3 ist hingegen mehrspurig. Zieht man ein Pattern aus dem Browser in den bekannten Song Creator, werden passende Grooves sowie eine Reihe möglicher typischer Songabläufe angeboten – praktisch, um Songs mit Instrumenten wie Gitarre auszutesten und Part-übergreifend Ideen zu entwickeln. Den Songablauf kann man natürlich in die Arranger-Spuren oder die DAW ziehen und dort weiterbearbeiten. Auch lassen sich Teile im Arrangement durch andere Grooves ersetzen. Und so erreicht man das Ziel einer gut klingenden Schlagzeugbegleitung schneller denn je.

Bandmate

Einen Schritt weiter geht die intelligente und lernfähige Unterstützung zum automatischen Erschaffen maßgeschneiderter Grooves: Bandmate. Hier zieht man MIDI- und sogar Audiodateien auf instrumentenspezifische Felder (Gitarre, Bass, Keyboards, andere). Der EZdrummer 3 sucht sodann mithilfe von KI und unter Hinzunahme der verwendeten und verfügbaren MIDI-Grooves (inklusive optionaler MIDI-Packs) eine passende Genre-übergreifende Groove-Auswahl. Dabei soll der virtuelle Schlagzeuger durch die Lernfähigkeit stetig an Treffsicherheit gewinnen.

Da die Analyse auf der Basis von Transienten erfolgt, ist es laut Toontrack sinnvoll, mit direkten, unverzerrten Quellsignalen zu arbeiten. Anschließend nutzt man den Amount-Regler, um Details im Groove zu ergänzen oder diesen auszudünnen. Die taktangebende Bassdrum kann aber auch aus den analysierten Transienten direkt übernommen werden. Das Tempo wird von der Software ermittelt, von der DAW übernommen oder händisch eingegeben, ehe man die Grooves in die Timeline oder DAW übernimmt. Für importierte MIDI-Dateien stellt Toontrack eine kleine Auswahl

Hersteller: Toontrack

Preise:
169,– Euro
99,– Euro (Update)

Internet: www.toontrack.com

Unsere Meinung:
+++ erstklassiges Preis/Leistungs-Verhältnis
+++ umfassende und klanglich hochwertige Core-Library
+++ musikalisch intelligente Methoden zur Groove-Bearbeitung

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