Zugegeben, ich habe Universal Audio bislang weitestgehend gemieden. Einzig eine Ox – die Amp-Top-Box mit Lastwiderstand und Speakersimulation – kann ich mein Eigen nennen. Für den Mix-In-The-Box waren UAD-Plug-ins somit für mich nicht verfügbar – man musste schließlich deren Hardware besitzen, um deren Software nutzen zu können.
Das hat sich seit kurzer Zeit geändert. Mit UAD Spark steht auch solchen Usern fortan eine Auswahl an UAD-Plug-ins zur Verfügung, die bislang auf die – zugegebenermaßen – nicht ganz günstige Hardware verzichtet haben.
UAD Spark gibt es derzeit nur im Abonnement und nur für den Mac, wobei Windows-Kompatibilität bereits für Herbst 2022 in Aussicht gestellt ist. Zahlt man monatlich, so werden $19,99 fällig, der jährliche Preis beträgt $149,99. Zwei Wochen lang darf man gratis ausprobieren, ob man das Geld dafür ausgeben möchte.
Was wird mir geboten?
Kurz gesagt: Von allem etwas. Das, was man in etwa als das ‚Brot und Butter‘-Werkzeug des Toningenieurs bezeichnen könnte.
Da wären:
Die 1176-Classic-Limiter-Collection, bestehend aus drei Variationen des beliebten FET-Kompressors
Die LA2A-Leveler-Collection, ebenfalls mit drei Versionen dieses klassischen Opto-Kompressors
Der API 2500 Bus-Kompressor
Der API Vision Channel Strip
Das Galaxy Tape Echo
Eine Lexicon 224-Emulation für digitalen Reverb
Pure Plate Reverb, also Plattenhall
Eine Neve 1073-Emulation mit Preamp und EQ
Die Plugin-Version des Studer-A800 Tape Recorders für entsprechende Bandsättigung
Neben diesen Effektplugins sind vier virtuelle Instrumente enthalten:
Moog Minimoog Synth
Opal Morphing Synth
Ravel Grand Piano
Waterfall B3 Organ
Zugegeben, für die moderne Hyper-Pop-Produktion fehlen bislang insbesondere ein Tuning-Werkzeug sowie ein feinbandiger, chirurgischer und gegebenenfalls dynamischer EQ. Abseits dessen jedoch würde ich behaupten, dass Universal Audio mit diesem Plugin-Bundle alles Nötige bietet, um eine solide Produktion In-The-Box hinzubekommen. Die Entwickler:innen haben jedoch bereits angekündigt, Spark stetig erweitern zu wollen. Setzt man voll und ganz auf Spark, heißt das im Umkehrschluss, mit der Zeit mehr Alternativen geboten zu bekommen, dass neben ‚Brot und Butter‘ auch noch ‚Croissants und Marmelade‘ verfügbar sein werden.
Und, wie gut klingt das?
Ja, Klang und Sound sind in ihrer Bewertung subjektiv, nichts und niemand könnte wohl absolut messen, was gut und schlecht klingt. Somit folgt mein subjektiver Eindruck: Die Dinger klingen wirklich gut! Mich überzeugen besonders die 1176- und LA2A-Emulationen, die ihren Job gegenüber Konkurrenzprodukten besonders gut machen. Zudem sei positiv angemerkt, dass UAD sich fürs Erste entschieden hat, einen API-Bus-Kompressor zu integrieren. Dieser klingt nicht nur gut, nein, er ist wahrscheinlich für viele eine willkommene Abwechslung, die bislang zahlreiche SSL-Bus-Kompressoren diverser Hersteller benutzen und somit eine höchst plausible Alternative erhalten.
DSP vs. Native
Usability
Um die Spark-Plug-ins herunterladen und nutzen zu können, muss wiederum UA Connect heruntergeladen und installiert werden. Zusätzlich bedarf es eines iLok-Accounts, um die Lizenzen zu verwalten. Dass ein weiteres Programm nötig sein würde, um UAD Spark zu betreiben, hatte ich mir zuvor schon gedacht. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es schlicht unbequem, umständlich und unübersichtlich ist, diverse Herstellersoftware zum Plugin-Management auf dem Rechner zu haben. UA Connect bildet hier keine Ausnahme. Der Ehrenrettung halber sei aber gesagt: Die Installation selbst geht mithilfe der Software schnell, einfach und problemlos. Da habe ich schon wesentlich schlimmere Interfaces benutzen müssen. Einmal in der DAW angekommen, funktioniert dann alles wie erwartet. Auch die CPU-Auslastung hält sich an meinem Mac in Grenzen. Einzig ärgerlich und hoffentlich ein bald gefixter Bug: Ist mein Mac mit geöffnetem Logic im Ruhezustand und wird daraufhin wieder von mir ‚erweckt‘, so bedürfen die UA Spark-Plug-ins eines Neustarts der DAW.
Ob es sich bei anderen DAWs gleich verhält, das mögen die geneigten Leser:innen selbst rausfinden, denn: Abseits dieser kleinen Makel kann ich UA Spark definitiv empfehlen.