Feingeist

Ultrasone Signature Studio – Geschlossener Studiokopfhörer im Test

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(Bild: Dr. Andreas Hau)

Das in Wielenbach, Bayern, ansässige Unternehmen Ultrasone gehört zu den jüngeren Kopfhörerherstellern Deutschlands. Seit dem Jahr 2000 werden auf dem Gut Raucherberg im Manufakturbetrieb Kopfhörer der gehobenen Klasse gefertigt, sowohl fürs Studio als auch für Hi-Fi. Für diesen Test haben wir uns den brandneuen Signature Studio ausgesucht.

Dem Preisniveau von knapp 500 Euro entsprechend, wird der Ultrasone Signature Studio mit reichhaltigem Zubehör geliefert. Zum Lieferumfang gehört ein formschönes Kunststoff-Case in Lederoptik, das den Kopfhörer bestens schützt und dabei recht platzsparend ist. Der Ultrasone Signature Studio ist nämlich so »gelenkig«, dass die Muscheln im Case flach zu liegen kommen. Und es bleibt sogar noch Platz für die beiden beigelegten Kabel, ein 1,2 m kurzes gerades Kabel mit Miniklinkenstecker für den mobilen Einsatz und ein längeres Spiralkabel mit Großklinke für den Einsatz im Studio. Befestigt werden die Kabel an der linken Muschel mittels eines verriegelbaren Steckers.

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Kontaktaufnahme

Während die Hi-Fi-Kopfhörer von Ultrasone mit edlen Oberflächen und teils recht auffälligem Design protzen, gibt sich der ProfiKopfhörer Signature Studio eher nüchtern und funktional. Die Gabelaufhängung der Ohrmuscheln besteht aus Kunststoff der »unkaputtbaren« Sorte. Die Optik wird von mattschwarzen bzw. schiefergrauen Oberflächen bestimmt. Der einzige »Luxus« sind die Muschelabdeckungen in hochglänzendem Schwarz mit dem Ultrasone-Logo und einem silbern glänzenden »Signature«-Schriftzug. Der Kopfhörer wirkt durchweg solide verarbeitet, was der Hersteller mit einer immerhin fünfjährigen Garantiezeit untermauert.

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Dank mehrerer Gelenke lässt sich der Signature Studio platzsparend falten. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Der Ultrasone Signature Studio ist ein geschlossener Kopfhörer mit ohrumschließenden Muscheln. Der Anpressdruck ist recht hoch, wird aber von den weichen Kunstlederpolstern ohne unangenehme Druckstellen gleichmäßig verteilt. Auch, weil die Muscheln dreidimensional beweglich sind und sich so automatisch der Kopfform anpassen. Der Kopfbügel ist ebenfalls gepolstert, allerdings spürte ich nach einer gewissen Zeit ein leichtes Druckgefühl, da der Bügel einen weiten Radius hat und nur zentral auf der Kopfmitte aufliegt – jedenfalls auf meiner zitronenförmigen Rübe. Mit nur 290 g ist der Ultrasone-Kopfhörer angenehm leicht.

Die Schallwandler des Signature Studio messen 40 mm im Durchmesser und arbeiten mit titanbeschichteten Mylar-Membranen, die laut Hersteller einen extrem weiten Frequenzbereich von 8 Hz bis 40 kHz ermöglichen. Demnach reicht die Höhenwiedergabe bis weit über den menschlichen Wahrnehmungsbereich. Mit einer Impedanz von 32 Ohm gehört der Ultrasone Signature Studio zu den niederohmigen Kopfhörern, und obwohl der Schalldruck mit 98 dB SPL für die heutige Zeit nicht übermäßig hoch ist, hatte ich selbst an energiesparenden Geräten mit nicht allzu kräftigen Kopfhörerendstufen (Mobilrecorder, MacBook, Smartphone) keinerlei Probleme, auf mehr als ausreichende Lautstärke zu kommen. Die Schallisolation nach außen ist sehr gut, Außenschall wird dagegen nur mäßig gedämpft.

Klang

Der Ultrasone Signature Studio klingt für einen geschlossenen Kopfhörer außerordentlich natürlich und hochauflösend. Die Basswiedergabe wirkt muskulös und druckvoll, aber keineswegs überzeichnet. Die Tonhöhe auch tiefer Bassnoten ist klar zu erkennen: So definiert und differenziert schaffen das nur wenige Kopfhörer, und die wenigsten davon sind geschlossene Modelle wie der Ultrasone! Auch die oberen Frequenzen werden präzise wiedergegeben. Besser als viele Konkurrenten entlarvt der Signature Studio scharfe Zischlaute und nervende Hi-Hats. Umgekehrt klingen perfekt gemischte Aufnahmen wirklich herausragend natürlich und real, ja dreidimensional. Auch die wichtigen Mittenfrequenzen werden ohne störende Resonanzen und jene pappige Färbung abgebildet, die viele geschlossene Modelle plagt.

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Der Ultrasone Signature Studio passt samt der Kabel ins mitgelieferte Transport-Case. (Bild: Dr. Andreas Hau)

Die Stereoabbildung ist ebenfalls ausgezeichnet. Gute Aufnahmen wirken räumlich perfekt aufgelöst mit präziser Ortung und Tiefenstaffelung. Ultrasone verwendet eine zum Ohrkanal versetzte Treiberanordnung (»S-Logic Plus«), die die Ohrmuschel mit einbezieht und bewirken soll, dass die Stereomitte nicht im Kopf, sondern etwas entfernt vor dem Hörer wahrgenommen wird. Ganz beseitigen kann auch Ultrasone die kopfhörertypische In-Kopf-Ortung nicht, aber sie wird doch gemildert und wirkt weniger aufdringlich als bei vielen anderen Konkurrenzmodellen. Was auch an dem entspannten, luftigen, räumlichen Klangbild liegt, das selbst bei längeren Hörsessions nie nervt. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Ultrasone die Schallwandler − die ja elektromagnetisch funktionieren − zum Ohr hin mit MU-Metall abschirmt. Laut Hersteller sei die ULE-Technologie (»Ultra Low Emission«) gerade im Profilager begrüßt worden, weil dort ja oft stundenlang mit Kopfhörern gearbeitet wird. Studien zu Langzeitschäden bzw. Grenzwerte für elektromagnetische Belastung durch Kopfhörer gibt es meines Wissens nicht, aber es kann gewiss nicht schaden, den Elektrosmog prophylaktisch zu begrenzen.

Was den Ultrasone-Hörer ebenfalls aus der Masse hervorhebt, ist eine hohe Impulstreue, die sein Klangbild wechselweise analytisch oder organisch erscheinen lässt, je nachdem wie gut die Aufnahme gelungen ist. Insofern ist der Signature Studio sehr gut zur Klangbeurteilung geeignet; auch die Lautstärkeverhältnisse im Mix werden sehr präzise abgebildet und Fehler schonungslos offengelegt. Der Signature Studio gehört somit zu den wenigen geschlossenen Kopfhörern, die man guten Gewissens auch fürs Mixing bzw. zur Nachkontrolle beim Mastering empfehlen kann. Musikalische Vorlieben kennt der Signature Studio nicht; dank seiner neutralen, transparenten Abbildung eignet er sich für alle Stilrichtungen von Folk über Rock bis Electro, selbst Klassik.

Fazit

Der Ultrasone Signature Studio ist ein echtes Arbeitstier. Er deckt praktisch alle Einsatzbereiche im Studio ab: Als Monitoring-Kopfhörer für Instrumentalisten und Sänger mag er ein bisschen teuer erscheinen, doch es spricht nichts dagegen (und vieles dafür) sich diesen Luxus einfach mal zu gönnen, denn guter, inspirierender Klang kann niemals Verschwendung sein! Als einer der wenigen geschlossenen Kopfhörer taugt der Ultrasone Signature Studio auch fürs Mixing, denn seine Abbildungsleistungen in Sachen Impulstreue, Stereobild, Klangtransparenz und Lautstärkebalance sind ausgezeichnet. Auch zum Gegencheck beim Mastering eignet sich der Ultrasone bestens, denn so toll er gute Aufnahmen ausleuchtet, so schonungslos deckt er Schwächen und Fehler auf. Kein billiger Kopfhörer, aber als Rundum-Sorglos-Paket gerade fürs Ein-Mann/Frau-Studio eine echte Empfehlung!


+++
transparentes, ausgewogenes
Klangbild
+++
natürliches Stereobild mit sehr
guter Ortung und Tiefenstaffelung
++
robuste Ausführung
+
elektromagnetische Abschirmung

Kopfbügel neigt zu Druckstelle auf
Kopfmitte

 

Hersteller/Vertrieb: Ultrasone AG / Synthax GmbH

UvP: 499,− Euro

www.ultrasone.com

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