Kult
VINTAGE-FX: AKG BX 25 (*1980) – Stereo-Federhall
von Matthias Fuchs, Artikel aus dem Archiv
AKGs BX-Serie stellt den unbestrittenen Höhepunkt der Federhall-Entwicklung dar. Das legendäre BX 20 gehört zu den wenigen Geräten dieser Art, die professionellen Ansprüchen genügen konnten. In seinem Schatten entstand dessen Weiterentwicklung, das BX 25.
Im prä-digitalen Zeitalter beschränkten sich die Möglichkeiten der künstlichen Hall Erzeugung auf Hallkammern und Platten, beides vor allem für transportable Anwendungen denkbar ungeeignet. Als man gegen Ende der 60er-Jahre im Hause AKG über mögliche Alternativen − vor allem für den Rundfunkbereich − nachdachte, verwarf man den Gedanken an ein Federhallgerät zunächst wieder. Die klanglichen und technischen Eigenschaften wurden als durchweg ungeeignet bewertet. Stattdessen ersannen die AKG-Cheftechniker Werner Fidi und Dr. Görike einige bisweilen fast bizarr anmutende Konzepte, wie etwa eine aus Glas bestehende Hallplatte sowie komplexe Anordnungen von Resonatoren aus perforierten und mit Walzenkörpern versehenen Messing- und Alustangen. Da die gesteckten Ziele − ausreichend lange Hallzeiten bei hoher Resonanzfrequenzdichte − so nicht erreicht wurden, verfiel man schließlich doch wieder auf Experimente mit Spiralfedern.
Die Hallfeder wird studiotauglich
Langwierige Bemühungen führten schließlich zu einem Weg, lange Hallfedern durch mehrfache Faltung in einem recht kompakten Gehäuse unterzubringen. Der »Antrieb« der Federn geschah mittels aufwendig entwickelter Magnetsysteme. Aber selbst Federn von bis zu 2,5 m Länge lieferten keine befriedigenden Klangergebnisse. Der Zufall soll Werner Fidi schließlich zu einer Lösung geführt haben, welche die Höhenwiedergabe des Systems entscheidend verbesserte: Durch kontrolliertes Erhitzen (Tempern) ließ sich der Frequenzgang deutlich erweitern. Um die Diffusität bzw. Dichte des Hallsignals zu erhöhen, behandelte Fidi die Federn zudem mit gezielten Verätzungen. Den Klang in tiefen Lagen optimierte er mittels eingedellter Federwindungen in unterschiedlichen Abständen. Den letzten klanglichen Schliff lieferten speziellen Dämpfer-Elemente, die man über den Federweg verteilte. Nun musste das System »nur noch« transportsicher »verpackt« werden. Auch hier entwickelten Fidi und seine Kollegen eine aufwendige, aber funktionale Lösung, die schließlich ab 1971 in Form des 46 kg schweren »Kleiderschrankes« namens BX 20 zur Legende wurde.
Vom Schrank zum Würfel
Das BX 25 befindet sich in einem Vinyl-bezogenen Pressspanwürfel mit einem halben Meter Kantenlänge und 30 kg Gewicht. Die Signalverarbeitung erfolgt über zwei, voneinander unabhängige und identisch aufgebaute Wege: Jedes Signal passiert zunächst Abschwächer und Limiter sowie Aufsprechund Regelverstärker. Danach erfolgt die Verhallung über jeweils beide Feder-Enden. Der »Rückweg« verläuft über den Aufholverstärker, eine weitere Verstärkerstufe, die Klang – regelung und schließlich den Ausgangspegel – abschwächer. Der Frequenzgang reicht bis 8 kHz und entspricht damit den digitalen Hallgeräten dieser Zeit.
Digitales Pre-Delay inklusive
Optional wurde eine digitale Verzögerungseinheit mit der Bezeichnung »M 250« angeboten. Sie liefert pro Kanal zwei Rückwürfe mit getrennt regelbaren Pegeln und Laufzeiten von 6 bis 60 ms. Zudem lässt sich der Einsatz des Hallsignals bis 120 ms verzögern. Alle Einstellungen erfolgen schrittweise. Die Fernsteuerung erlaubt den stufenlosen Mix von Delay- und Hallsignal. Das M 250 stellte AKGs Einstieg in die Digitaltechnik dar. Es mutete mit seinem vollständig diskreten Aufbau schon 1981 recht »old-schoolig« an. Ein 12-Bit-Wandler bearbeitet wechselseitig beide Kanäle. Mittels Kompandersystem wird ein Störabstand von 87 dB erzielt, der Frequenzgang reicht von 20 Hz bis 12 kHz.
Sound
Der gigantische Entwicklungsaufwand, der dem BX 25 zugrunde liegt, hat sich hörbar bezahlt gemacht. Der Sound des Gerätes hat rein gar nichts mit dem metallisch scheppernden Effekt gemein, den man üblicherweise von einem »gewöhnlichen« Federhall erwartet. Stattdessen ist das Hallsignal erstaunlich dicht und homogen, sehr organisch und warm. Verhallte Signale erscheinen hörbar weicher und runder, bisweilen auch voller und mächtiger − besonders bei Betonung der Bassfrequenzen.
Dieser Effekt funktioniert mit nahezu sämtlichen Signaltypen. Auch kompletten Mixen verleiht der BX 25 einen gewissen »Schönklang«, ein Phänomen, das Parallelen zum legendären Hall-Übervater Lexicon 480 aufweist − selbstverständlich auf einem vollkommen anderen Level. Je perkussiver die Signale werden, desto problematischer klingen die Ergebnisse. Dennoch lassen sich bei sparsamer Verwendung sogar Drums durchaus brauchbar verhallen.
Seine Stärken spielt das Gerät bei Instrumental- und Vocal-Passagen aus. Hier kann das BX 25 seinen eigenständig dunklen Sound am besten ausspielen. Der Klang des Digital Delays ist sehr sauber und verträgt sich gut mit dem schmalen Frequenzgang der Hall Sektion. Er macht das Signal zwar nicht räumlicher, sorgt aber vor allem bei niedrigem Rückwurfpegel für einen sehr gut nutzbaren Effekt.
Unser Testgerät wurde uns freundlicherweise vom Berliner Mikrofon- und Equipment Verleih Echoschall zur Verfügung gestellt. Mehr Infos unter www.echoschall.de
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