Westwood Instruments Lost Guitar & Roots – Unhold Strings
von Thomas Schimmack,
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Westwood Instruments Lost Guitar ist bereits der dritte und gleichzeitig umfangreichste Teil der Lost-Serie und folgt damit Lost Synth und Lost Piano. Alle haben dieselbe Engine als Basis für das Sounddesign. Westwood Instruments betont, dass es sich bei Lost Guitar um keine Gitarren-Library im klassischen Sinne handelt, vielmehr findet man intensiv bearbeitet Klänge, die bisweilen kaum mehr an eine Gitarre erinnern. Tolles Sounddesign, teilweise rhythmisch, mal sphärisch oder als Textur – immer sehr geschmackvoll und flexibel.
Westwood Instruments Lost Guitar
Zum Erstellen der Klangbausteine wurden die Aufnahmen einer elektrischen Bariton-Gitarre bearbeitet und dafür in alte Sampler eingespielt, auf Tapes aufgenommen oder durch Pedale gejagt. Für einen ersten Überblick über die vielfältigen Klänge von Lost Guitar bietet sich die Kategorie „Start here“ an. Weitere acht Unterkategorien sortieren die restlichen Patches.
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Das Konzept ist einfach: Zwei von den über 100 mitgelieferten Klangquellen werden in die beiden Slots der Engine geladen. Diese Quellen sind in vier Kategorien sortiert: Notes (gehaltene Einzeltöne), Movements (einzelne, aber bewegte Töne wie Tremolo), Textures (Pads und synthartige Sounds) und Rhythms (120 bpm Loops, die sich dem DAW-Tempo anpassen).
Jeder Slot bietet auf der Übersichtsseite die grundlegenden Regler u. a. für Pan, Pitch, Attack und Release. In der Mitte befindet sich der Blend-Regler für die zwei Slots. Der untere Bereich lässt sich zwischen Mood und Motion umschalten und bietet entsprechende LFOs und sechs fertige Effekt-Ketten mit Reverb, Verzerrer, Delays, …., um den Sound weiter anzupassen. Alles ist sehr gut vorbereitet und liefert schnell auch individuelle Ergebnisse. Wer weiter ins Detail gehen möchte, findet zusätzliche Einstellmöglichkeiten auf der Seite „Places“, darunter Ambience, Reverb, Delay und Noise.
Eine schöne Idee, um sich so richtig zu verlieren, ist der schlaue Random-Knopf. Aber Vorsicht! Wenn man etwas Schönes gefunden hat: unbedingt gleich speichern – es gibt nur einen Undo-Schritt.
Einen lebendigen dritten Soundlayer kann man auf Wunsch mit der „Memories“-Engine erzeugen, wie dies auch schon bei den beiden Vorgängern der Lost-Series möglich war. Diese Engine erinnert etwas an die Particles bei Noire oder Piano Colors von Native Instruments oder an einige Instrumente von Heavyocity wie Avant oder das ganz neue Allure. „Memories“ fügt dem Signal neue zufällige, aber musikalische Noten hinzu. Dabei wird sich an den gespielten Noten orientiert. Die Memories-Engine hat dafür auch eigene Presets im Angebot. Diese lassen sich detailliert anpassen oder von Grund auf neu erstellen. Die Klangquellen für die neuen Noten-Events der Memories-Engine können auch hier aus der über 100 Klänge umfassenden Bibliothek gewählt werden.
Westwood Instruments Lost Guitar liefert – wie die Vorgänger der Serie – viele tolle Sounds von krachend bis völlig verträumt. Viele Klänge rufen bei mir sofort eine Stimmung hervor, kreieren Bilder im Kopf und könnten aus einem Sophia Coppola Film entstammen.
Für die Library benötigt man den kostenlosen Kontakt 7 Player, ca. 9 GB Platz auf der SSD und man bekommt dafür über 300 Presets aus 112 gesampelten Sound-Quellen. Die Library kostet wie die Vorgänger 139 €, bei Sales kann gespart werden. Ein Bundle aller drei Lost Instrumente ist für irgendwann später geplant, aber der Hersteller rät allen, die alle drei Lost-Instrumente kaufen möchte, sich doch einfach mal zu melden. Da scheint also etwas zu gehen!
Mittlerweile gehört es zum guten Ton, dass Sample Library Hersteller auch eine Reihe kostenloser Instrumente im Angebot haben. Nun hat auch Westwood Instruments das eigene Portfolio um die Reihe „Roots“ erweitert und mit der ersten Ausgabe die „Untold Strings“ veröffentlicht. Die Roots-Instrumente sollen eine lose Folge einfach zu bedienender und hochwertiger Klänge werden, die auch im kostenfreien Kontakt Player laufen, NKS unterstützen und regelmäßig erweitert werden.
In „Untold Strings“ findet man schöne Texturen, die aus den Aufnahmen von drei Bratschen (Violas) der „Novella Origin“-Session entstanden sind. Die bei jedem Roots-Instrument individuellen Reglern lassen einiges am Klang anpassen. Bei den Untold Strings gibt es beispielsweise Attack und Release, Snag (eine Art Tape-Effekt), Grit (Verzerrer), Transpitch, Flutter (eine Art Gate), Crystal (Shimmer) und schlussendliche einen „normalen“ Hall. Einfach, aber effektvoll. Die fünf beigelegten Presets zeigen, was mit dem kleinen Instrument möglich ist – und das gefällt mir sehr gut!
Roots – Untold Strings lässt sich auf der Website des Herstellers kostenlos „kaufen“, um die Native Access Serial zu bekommen. Ich freue mich schon auf die nächsten Roots und es soll schon bald weitergehen.