Yamaha gilt als weltweit größter Hersteller von Musikinstrumenten und ist »nebenbei« Eigentümer bekannter Marken wie Steinberg und Bösendorfer. Und das ist noch lange nicht alles: Der Konzern beinhaltet eigene Abteilungen für Consumer-Elektronik, Motorräder und vieles mehr, ja sogar Golf Carts. Dass Yamaha auch Kopfhörer fertigt, blieb indes bislang weitgehend unbemerkt. Zeit, diese Wissenslücke zu schließen!
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Als die Anfrage kam, ob ich den Yamaha HPH-MT8 testen möchte, habe ich sicherheitshalber gegoogelt, ob es sich nicht um ein Motorrad handelt, denn es gibt tatsächlich Yamaha-Motorräder mit der Bezeichnung MT-07 und MT-09. Ich schließe daraus, dass der weit verzweigte Yamaha-Konzern so langsam alle Buchstabenkombinationen für Gerätebezeichnungen aufgebraucht hat. Nebenbei werden ob der Produktbezeichnung Erinnerungen an meinen ersten VierspurKassettenrekorder wach, der da hieß: Yamaha MT-2X. Hach ja, mit dem hat damals meine Recording-Leidenschaft angefangen …
Ausgepackt
Genug der Nostalgie! Schauen wir uns das aktuelle Testgerät an: Der HPH-MT8 kommt entgegen dem Trend zu Edelverpackungen, die man sich nicht traut wegzuwerfen, in einem »normalen«, funktionalen Pappkarton mit Formeinsatz, ebenfalls aus Pappe. Beigepackt sind ein Kunstlederbeutel sowie ein gerades Kabel von ca. 3 m Länge und ein knapp halb so langes Spiralkabel. Das Kabel wird einseitig an der linken Muschel per verriegelbarem Steckverbinder zugeführt. Für den 3,5- mm-Miniklinkenstecker am anderen Ende des Kabels liegt der übliche 6,3-mm-Adapter bei. Somit ist für alle Szenarien gesorgt: Das kurze Spiralkabel bietet sich für portable Geräte an, während das längere gerade Kabel für die nötige Bewegungsfreiheit im Studio sorgt. Ein Kabeltausch geht leicht von der Hand. Der HPH-MT8 ist ein geschlossener Kopfhörer mit ohrumschließenden Muscheln. Das Design hat eine zeitlose, schlichte Eleganz. Bis auf das Yamaha-Logo auf den Muscheln und die metallenen Gabelaufhängungen ist der HPH-MT8 vollständig schwarz (genau genommen ist es ein dunkles Anthrazit). Die geschlossenen Hörermuscheln sind angenehm weich mit Memory-Foam gepolstert; die Kunstlederoberfläche wirkt hautschmeichlerisch. Gleiches gilt für den ebenfalls gepolsterten oberen Teil des Kopfbügels, was besonders Mitmenschen mit wenig Haupthaar freuen dürfte. Auffällig ist eine frappierende Ähnlichkeit zum Audio-Technica ATH-M50, der wiederum wie eine XL-Version des Sony-Klassikers MDR-7506 wirkt. Offenbar gibt es eine herstellerübergreifende japanische Kopfhörer- Ästhetik. Wie der Sony- und der AT-Kopfhörer verfügt auch der Yamaha HPH-MT8 über eine clevere Faltmechanik, die es erlaubt, ihn platzsparend in seinem Transportbeutel unterzubringen.
Performance
Trotz optischer Ähnlichkeiten klingt der Yamaha HPH-MT8 deutlich anders als die Kollegen von Sony und Audio-Technica. Und zwar eindeutig besser! Viele geschlossene Kopfhörer leiden ja unter einem etwas topfigen Klangbild mit hörbar verfärbten Mitten. Das hat Yamaha seinem MPH-MT8 abgewöhnt; er spielt über den gesamten Hörbereich ungewöhnlich sauber und relaxt. Die Bässe wirken druckvoll, überschatten aber nicht die höheren Frequenzen. Prinzipbedingt kommen die Höhen nicht ganz so luftig und »losgelöst« wie bei einem guten offenen Modell, doch im Direktvergleich mit anderen geschlossenen Hörern macht der Yamaha eine ausgezeichnete Figur. Auch die wichtigen Mittenfrequenzen werden sauber und ohne störende Resonanzen abgebildet. Die Stereoabbildung ist detailliert mit recht präziser Ortung und nicht zu aufdringlicher Im-KopfLokalisation der Phantommitte. Mit seinem angenehmen, detailreichen Klangbild eignet sich der HPH-MT8 nicht nur fürs Musiker-Monitoring bei Aufnahmen, sondern taugt auch fürs Mixing. Zumal der Tragekomfort hoch ist. Zumindest, wenn man ihn gelegentlich auch mal absetzt, denn nach längerem Tragen tritt ein gewisser Hitzestau unter den Muscheln auf, was bei einem geschlossenen Kopfhörer kaum zu vermeiden ist. Dafür ist die akustische Isolation nach innen und außen recht hoch. Praktisch: Die rechte Muschel kann komplett umgeklappt werden, was z. B. Sängern entgegenkommt, die ein Ohr frei haben möchten. Eine automatische Signalabschaltung gibt’s jedoch nicht, d. h. die nach außen gedrehte Muschel muss man über den Kopfhörerverstärker stumm schalten, um Übersprechen ins Gesangsmikro zu unterbinden. Der HPH-MT8 ist ein sehr »lauter« Kopfhörer mit einer recht niedrigen Impedanz von 37 Ohm und einem hohen Schalldruckpegel von 102 dB/mW. In der Praxis konnte ich an jedem Kopfhörerausgang mehr als ausreichen – de Lautstärke erzielen. Der HPH-MT8 ist auch nicht besonders wählerisch; selbst an stromsparenden Geräten wie Diktiergerät und am Smartphone liefert der Yamaha-Hörer satten Sound und, bei Bedarf, hohe Lautstärke. Nebenbei sei angemerkt, dass der Miniklinkenstecker beider Kabel nicht mit der Kopfhörerbuchse meines MacBook Pro 13 (late 2011- Modell) kompatibel ist; der Yamaha-Kopfhörer blieb stumm − vermutlich weil der Stecker einen halben Millimeter länger ist als die meisten. An meinem Apple iPad Air trat dieser Effekt nicht auf; es handelt sich also nicht um ein generelles Problem mit Apple-Hardware.
Fazit
Der HPH-MT8 ist ein rundum gelungener Studiokopfhörer. Als Yamahas derzeitiges Spitzenmodell bietet er umfassende Ausstattung, u. a. mit zwei auswechselbaren Kabeln, und einen praktischen Faltmechanismus. Der Tragekomfort ist hoch für einen geschlossenen Kopfhörer, und vor allem stimmt der Sound: Der HPH-MT8 klingt druckvoll und ehrlich. Bässe, Mitten und Höhen werden ausgewogen und ohne störende Resonanzen abgebildet. Damit ist Yamahas Spitzenmodell nicht nur ein sehr guter Monitoring-Kopfhörer, er eignet sich auch fürs Mixing on-the-road bzw. in Live-Situationen, wo hohe Isolation nötig ist. Und auch zum entspannten Musikgenuss eignet sich der HPH-MT8 bestens, denn sein detailreiches Klangbild macht einfach Freude! Gemessen an der umfangreichen Ausstattung und der tadellosen Performance ist der Straßenpreis des Yamaha HPH-MT8 von unter 200,– Euro als günstig einzustufen. Damit gehört der Yamaha HPH-MT8 definitiv zu den empfehlenswertesten geschlossenen Kopfhörern der Preisklasse bis etwa 400,– Euro.
Ebenfalls ein Danke von mir. Ich hab zwar einen sehr guten offenen Sennheiser, aber für Aufnahmen vor’m Großmembranmikro such ich noch. Und besser als der 50er AT klingt schon mal interessant – werd ich mir anhören!
Danke für den informativen Test. Interessante Alternative, die ich mir anhören werde:-)
Ebenfalls ein Danke von mir. Ich hab zwar einen sehr guten offenen Sennheiser, aber für Aufnahmen vor’m Großmembranmikro such ich noch. Und besser als der 50er AT klingt schon mal interessant – werd ich mir anhören!