Das Portfolio der Yamaha-Studiomonitore unterteilt sich heute in die MSP-Serie, die HS-Serie und den MS-101-III als Breitbandsystem. Alle Monitore sind aktiv und bis auf den MS101II als 2-Wege-Systeme aufgebaut. Die MSP-Serie mit einem 5″- und einem 7″-Tieftöner ist dabei preislich deutlich über der HS-Serie angeordnet. Konkret bedeutet das ungefähr einen Faktor zwei bis drei im Preis, wo sich dann für den potenziellen Käufer die Frage stellt, ob und wo man bei der HS-Serie womöglich Abstriche machen muss …
Ohne schon vorgreifend auf die Testergebnisse eingehen zu wollen, ist der Paarpreis von 650 Euro für einen aktiven 2-Wege-Monitor mit 8″+1″-Bestückung eines zudem noch sehr renommierten Markenherstellers mehr als günstig − was deutlich zeigt, wie umkämpft der Markt in dieser Klasse ist. Ob das für den Kunden im Endeffekt wirklich günstig ist oder nicht, sei einmal dahingestellt. Mithalten können hier auf jeden Fall nur die großen Hersteller, die über entsprechende Entwicklungs- und Fertigungsmöglichkeiten verfügen, die solche Preise überhaupt erst möglich machen.
Die HS8 mit einem 8″-Tieftöner ist der größte Monitor in der HS-Serie und bietet eine Gesamtleistung von 120 Watt, die sich mit 75 W und 45 W auf den Tieftöner und Hochtöner aufteilen. Als Hochtöner wird eine 1″- Kalotte eingesetzt, die schon in die Montageplatte der Kalotte eingearbeitet über ein recht großzügiges Waveguide verfügt. Ein ebenfalls schon fest in das Chassis eingebautes kleines Gitter schütz den Hochtöner vor Berührungen und möglichen Beschädigungen.
Das aus MDF gefertigte Gehäuse der HS8 ist mit einer schwarzen Kunststoffschicht überzogen und an den oberen und unteren Kanten abgerundet. Die Kanten der Frontplatte verfügen leider über keine Rundung, die gerade hier durchaus von Vorteil hätte sein können, um störende Kanteneffekte in Form von Phantomquellen zu verringern.
Messwerte
Schaut man sich den Frequenzgang der HS8 an, wird schnell klar, dass man es bei Yamaha ernst meint mit der Aussage des neutralen und professionellen Monitors. Mit einer Welligkeit von nur 3,8 dB vom höchsten zum tiefsten Punkt ohne Glättung zwischen 100 Hz und 10 kHz sowie Eckfrequenzen von 38 Hz und 24,2 kHz (−6 dB) wird diese Aussage sicher glaubwürdig. Bei der Maximalpegelmessung wird die HS8 durch ihre internen Limiter stramm begrenzt. Die rote 3 %-Kurve entspricht in ungefähr der Sensitivity der beiden Treiber nach oben verschoben, entsprechend des Leistungslimits für den jeweiligen Weg. Im Mittel kommt man mit dieser Messmethode auf einen Wert von 101,5 dB in 1 m Abstand bei höchsten 3 % Verzerrungen. Den gleichen Wert erhält man im Mittel zwischen 50 und 100 Hz für maximal 10 % Verzerrungen. Die Messung der Intermodulationsverzerrungen wurde wie üblich mit einem Mittlungspegel von 85 dBA in einer typischen Hörentfernung von 2 m unter Freifeldbedingungen durchgeführt. Der Spitzenpegel bei dieser Messung, ebenfalls in 2 m Entfernung, betrug 99 dB. Als Testsignal wird ein Multi – sinus mit 60 Anregungsfrequenzen und einer Gewichtung nach EIA-426B für ein mittleres Musiksignal genutzt. Das Signal hat einen Crestfaktor von 12 dB. Hier liegt die HS8 in weiten Frequenzbereichen zwischen den −40 und −30 dB(1 − 3 %)-Linien. Lediglich in den Mitten um 800 Hz steigt die Verzerrungskurve an. Die Summe aller Verzerrungskomponenten liegt bei 85 dBA Abhörpegel als Mittlungspegel in 2 m Entfernung bei ca. 2,7 % und damit in einem unkritischen Bereich.
Treibt man den Monitor an seine Grenzen, dann werden 97,5 dBA in 2 m Entfernung erreicht, was auf einen Meter umgerechnet 103,5 dBA bedeutet. Der dabei gemessene Spitzenpegel Pegel in 1 m Distanz betrug 116 dB. Wie der drastische Anstieg der blauen gegenüber der roten Kurve in Abbildung 4 schon andeutet, ist die HS8 hier dann aber auch an ihrer äußersten Grenze angelangt, die man im Alltag nicht ständig ausloten sollte.
In der Directivity gibt die HS8 ebenfalls ein gutes Bild ab. Dank des relativ großen Waveguides am Hochtöner verlaufen die Isobaren für die horizontale Ebene mit einem mittleren Öffnungswinkel von 134°sehr schön gleichmäßig gerade, was hinreichend Bewegungsfreiheit erlaubt. In der Vertikalen schnüren sich die Isobaren im Bereich der Trennfrequenz unweigerlich etwas ein. An der engsten Stelle bleiben noch ca. 40° Öffnungswinkel, wo der Pegel um nicht mehr als 6 dB gegenüber der Mittelachse abfällt. Die Einschnürung fällt aufgrund der steilen Trennung jedoch recht schmal aus. Die Paarabweichung der beiden HS8 erreicht mit 0,8 dB einen sehr guten Wert. Gleiches gilt für den Störpegel mit 25,3 dBA in 10 cm Entfernung.
Praxis
Für den Hörtest wurde die HS8 in einer typischen Position für Nahfeldmonitore mit ca. 2,5 m Abstand zum Hörerplatz aufgebaut. Der akustisch oberhalb von 150 Hz auf eine konstant niedrige Nachhallzeit getrimmte Hörraum erlaubt die klangliche Beurteilung der Monitore unter reproduzierbaren Bedingungen. Für tieffrequenten Raummoden werden spezielle Digitalfilter aus einem Four-Audio HD2-Controller genutzt, der auch zur generellen Frequenzgangkorrektur am Hörplatz und zur Pegel- und Laufzeitanpassung für bis zu vier Monitorpaare eingesetzt werden kann. Die Zuspielung erfolgt von der HD in Kombination mit einem RME Multiface als Ausgabemedium oder von einem C.E.C. CD-Laufwerk. Beide Quellen übertragen das Signal auf direktem Wege digital zum Controller.
Aus dem Messlabor unter reflexionsfreien Bedingungen stammen die folgenden Messungen zum Frequenzgang, zum Abstrahlverhalten und zu den Verzerrungswerten. Der Klasse-1-Messraum erlaubt Messentfernung bis zu 8 m und bietet Freifeldbedingungen ab 100 Hz aufwärts. Alle Messungen erfolgen mit einem B&K 1/4″-4939-Messmikrofon bei 96 kHz Abtastrate und 24 Bit Auflösung mit dem Monkey-ForestAudio-Messsystem. Messungen unterhalb von 100 Hz erfolgen als kombinierte Nahfeld-Fernfeld-Messungen.
Wie immer wurden zunächst für jeden Lautsprecher jeweils 30 Messungen im Umfeld der Hörplatzes gemacht, die dann energetisch gemittelt wurden und so für die Einstellung der Filter genutzt werden konnten. Die blaue Kurve in Abbildung 8 zeigt das Resultat der Messungen, wo sich bei den tiefen Frequenzen diverse Raummoden bemerkbar machen. Die Überhöhung bei 350 Hz wird durch die Arbeitsfläche zwischen Lautsprecher und Hörerplatz verursacht. Aus dieser Messung wurde ein Filter (grüne Kurve) abgeleitet, mit dem zusammen sich dann ein gemittelter Verlauf entsprechend der roten Kurven ergab.Eine Unterscheidung für den linken und rechten Kanal wurde nicht vorgenommen, da beide Seiten sehr ähnliche Ergebnisse lieferten. Unterschiedliche Filter für die beiden Stereokanäle sollten auch nur in Notfällen bei ausgeprägten Ungleichheiten zwischen linkem und rechtem Kanal eingesetzt werden.
Wie es die Messergebnisse schon erahnen ließen, folgt der HS8 seinen Ankündigungen bestens. Der Monitor ist sehr schön neutral, färbt nirgends und spielt unaufgeregt ohne Show-Effekte. Mit seinem 8″-Tieftöner und der tiefen Abstimmung ist der Frequenzgang umfassend und verschafft der Box eine gewisse akustische Größe, die keine Gedanken in Richtung Subwoofer aufkommen lässt, solange es nicht um Surroundsound-Setups geht. Die räumliche Abbildung ist großzügig differenziert, d. h., die HS8 bilden die Quellen auf einem großen Raumbereich ab. Diese Aussage ist jedoch ein wenig differenziert zu sehen, da nur selten klar ist, ob diese Art der Quellenabbildung jetzt einfach nur schöner oder auch besser und richtiger ist.
Fazit
Steigt man zum Fazit nach allen Messungen und Hörtests wieder in die Preisdiskussion ein, dann ist es schon mehr als erstaunlich und erfreulich, wie viel Lautsprecher und welche Qualität man hier für 650 Euro bekommt. Die HS8 ist mit guten Treibern bestückt, ordentlich verarbeitet, liefert in allen Disziplinen gute bis sehr gute Messergebnisse und erfüllt auch klanglich die Anforderungen eines Studiomonitors. Der Monitor bleibt dabei auf allen Ebenen unspektakulär, was den professionellen Anspruch noch unterstreicht. Davon ausgehend, dass die guten Ergebnisse der HS8 sich auf die komplette HS-Serie übertragen lassen, wird man bestimmt auch weiterhin viele weiße Membranen in den kleinen und großen Studios der Welt sehen, auch wenn es nicht mehr historische NS-10M sind.
Pro und Contra
++ Messwerte
++ Klangqualität
++ Einsatzmöglichkeiten
++ Verarbeitung und Wertigkeit
+++ Preis/Leistungs-Verhältnis
Produkt- und Herstellerinfos
HS8 Hersteller/Vertrieb Yamaha / Yamaha Music Europe GmbH Rellingen
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