Der innovative Aero RhythmTrak der japanischen Firma Zoom ist ein Traum für alle, die konventionelle Musikmaschinen satt haben; das Gerät sieht aus wie der Diskus aus dem Film Tron und bietet ein völlig neues Konzept mit Sci Fi-Appeal.
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Der Zoom ARQ vereint einen samplebasierten Drumcomputer, einen Sequenzer, einen Synthesizer, einen Looper und einen MIDI-Controller in einer Hardware, die aus zwei eigenwillig-spacig-designten Komponenten, der Basisstation und dem Ring, besteht.
Ring me up, scotty
Der absolute Hingucker ist der leuchtende Ring, der mit 96 anschlags- und drucksensitiven Pad-Sensoren und 160 LEDs für die optische Rückmeldung bestückt ist. Die Farben der LEDs lassen sich im Programmer Mode übrigens ändern. Mit den am Ring befindlichen Pads werden die Patterns in Realtime oder mit Lauflichtprogrammierung eingespielt. Einige essentielle Bedienelemente der Basisstation gibt es auch auf dem Ring. Er liegt normalerweise auf der Basisstation, kann aber auch abgenommen und z. B. auf der Bühne effektvoll bewegt werden. Der Ring besitzt einen internen, auswechselbaren Akku, der maximal fünf Stunden hält und an der Basisstation aufgeladen wird; er kommuniziert per Bluetooth (4.0 LE) mit der Basis-Station oder anderen Bluetooth-kompatiblen Geräten und lässt sich auch als abgefahrener MIDI-Controller nutzen.
Major Tom ruft Ground Control
Die ebenfalls runde Basisstation ist in nüchternes Schwarz gehüllt und bietet 468 samplebasierte Drum- und Instrument-Sounds, außerdem digitale Effekte und einen 16stimmigen Synthesizer mit hunderten von Oszillator-Typen. Die Sounds lassen sich vielfältig editieren; es stehen diverse Hüllkurven, LFOs, Pegel- und Panning-Parameter zur Verfügung.
Neben Stereoausgang und -Eingang und Kopfhörerbuchse verfügt das Gerät anschlussseitig noch über eine USB/MIDI-Buchse und einen Cardslot (bis 128 Gb SDXC); schade, dass man auf eine konventionelle MIDI-Schnittstelle verzichtet hat. Eigenes Audiomaterial kann mit der immer zur Verfügung stehenden Capture-Funktion problemlos on-the-fly über den Audioeingang aufgenommen (16 Bit, 44,1 kHz) und auf der SD-Karte abgespeichert werden, Resampling ist auch möglich. Im Looper-Modus lässt sich das aufgenommene Material 16fach schichten und mit Effekten verfeinern; Tempo und Pitch können modifiziert werden. In der Effektsektion stehen drei thematisch gegliederte Effektblöcke (Filter, Delay, Reverb) und eine Mastereffekt-Sektion zur Verfügung, die Effektqualität ist zeitgemäß und bietet alles was man von einer Groovebox verlangen kann. Die Patternlänge des Sequenzers ist leider auf 32 Steps begrenzt. Die Patterns können bis zu 32 Spuren haben und lassen sich zu Songs verketten.
Loops zum Anfassen
Das Arbeiten mit dem ARQ gestaltet sich nach kurzer Eingewöhnungszeit als eine inspirierende Erfahrung. Wenn es auch manchmal schwierig ist, die Pads auf dem Ring richtig zu treffen und zielgerichtet Grooves, Basslinien oder gar Melodien einzuspielen, ist die Erfahrung, einen quasi materialisierten Loop in der Hand zu halten und in Echtzeit (z.B. mit Filterfahrten durch Kippen des Rings) verändern zu können, außergewöhnlich. Im Ring hat man zudem einen intelligenten 3D-Accelerometer verbaut, der merkt wie man das Gerät hält und auf Bewegungen, wie etwa das Schlagen eines Schellenkranzes reagiert. Die crispe und punchige Klangerzeugung ist auf der Höhe der Zeit und macht einen guten Job. Bis zu drei Parameter pro Pattern können als Motion-Sequence aufgenommen werden. Die Presets bieten eine meist gelungene Auswahl aktueller Musikstile von Trap bis Footwork. Etwas problematisch ist die Tatsache, dass das Gerät beim Aufladen, also wenn der Ring auf der Basisstation liegt und über USB an einen Computer angeschlossen ist, einen leisen hohen Ton am Output erzeugt; nimmt man den Ring von der Basisstation ab oder trennt man die USB-Verbindung, tritt das Problem nicht auf. Hier sollte Zoom nachbessern.
Fazit Zoom ARQ
Mit dem ARQ hat Zoom eine der gewagtesten Hardware-Innovationen der letzten Zeit an den Start gebracht. Eine gewisse Hürde muss man schon überwinden, um sich auf das neuartige Gerät einzulassen, und wer sich damit auf der Bühne blicken lässt, benötigt eine Portion gesunden Narzissmus. Aber dafür ist einem die Aufmerksamkeit des Publikums gewiss und die Möglichkeiten der Maschine sind wirklich erstaunlich. Für Johnny Cash-Coverbands ist der ARQ nicht wirklich geeignet, aber fortschrittliche Elektronik-Acts werden damit glücklich werden. Dafür muss man auf liebgewordene Standards wie die klassischen MPC-Schlagflächen verzichten. Ärgerlich ist der Verzicht auf eine konventionelle MIDI-Schnittstelle, dafür überzeugt das ARQ klanglich und bietet eine durchdachte, schnell durchschaubare Bedienphilosophie auf kleinstem Raum.
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innovatives Konzept
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leistungsfähige Klangerzeugung
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MIDI nur über USB
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Nebengeräusche beim Aufladen und gleichzeitiger USB-Verbindung