Der japanische Hersteller Zoom, primär für Effektprozessoren und Field-Recorder bekannt, hat ein neues Audio-Interface im Repertoire. Beim UAC-232 stehen diesmal die extravaganten Wandler im Fokus.
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Das neue UAC-232 richtet sich an Musiker und Podcaster, die nach einem günstigen USB-Interface für den Betrieb im Homestudio oder für unterwegs suchen. Das Kistchen baut dabei auf den älteren Modellen UAC-2 bzw. UAC-8 auf.
Das Chassis besteht vollständig aus dunkelgrauem Kunststoff mit blau lackierten Seitenteilen, insofern ist das Interface mit nur 360 Gramm ein ziemliches Leichtgewicht. Aus jedem der Seitenteile ragt oben und unten eine Erhöhung mit integrierter Metallstange heraus. Diese Konstruktion kennt man bereits von einigen Field-Recordern aus dem Hause Zoom. So lassen sich die Geräte mithilfe von Schlaufen fest in Equipment-Taschen fixieren. Warum das Gestänge allerdings bei einem Desktop-Interface verbaut wurde, ist erstmal fraglich. Der Hersteller schlägt vor, hier etwa eine Zugentlastung für Kabel oder eine Befestigung am Mikrofonstativ mithilfe der zwei mitgelieferten Klettbänder zu realisieren.
Die Rückseite ist mit zwei USB-C-Buchsen versehen. Während die eine den klassischen »Bus-powered«-Betrieb am Rechner übernimmt, ermöglicht die zweite Buchse eine separate Stromversorgung, u. a. während dem Betrieb mit iOS-Geräten. Gleich daneben ist ein traditionelles MIDI-I/O mit zwei 5-pol-Buchsen zu finden. Ein Stereo-Audioausgang ist hier dank zweier symmetrischer Klinkenbuchsen vorhanden.
Die Frontplatte zieren zwei XLR-/TRS-Combobuchsen. Diese stammen weder von Neutrik aus Liechtenstein, noch vom amerikanischen Fabrikanten Amphenol, sondern von einer chinesischen Marke namens »Zwee«. Da uns dieser
Name in über 15 Jahren noch nicht untergekommen ist, lässt sich aktuell nicht abschätzen, wie es um Langlebigkeit und Stabilität steht. Während beide Eingänge sich unabhängig voneinander mit Phantomspeisung, am Testgerät gemessene 48,93 Volt, versorgen lassen, kann man nur den ersten Eingang in einen hochohmigen Instrumenteneingang per dediziertem Drucktaster verwandeln.
Laut Hersteller sind im UAC-232 die gleichen Vorverstärker wie im Zoom F6 verbaut. Sehr auffällig jedoch ist, dass keine Gain-Regler an Bord sind. Den Grund dafür sehen wir uns gleich genauer an. Natürlich hat man auch an einen Kopfhörerausgang mit eigenem Lautstärkenregler gedacht – inklusive Button namens »Direct Monitor«. Abschließend findet man auf der rechten Seite einen zweiten Drehregler für die Regelung der beiden rückseitig eingebauten Audioausgänge. Beide Drehregler bestehen ebenfalls aus herkömmlichem Plastik, machen aber einen stabilen Eindruck auf ihren Achsen.
Mit zum Lieferumfang gehören noch ein Kabel, konfiguriert als USB-C-zu-USB-A sowie eine gedruckte Kurzanleitung, u. a. in deutscher Sprache.
Software und Treiber.
Für Windows 10/11 steht ein Treiber bereit. Beim Betrieb unter MacOS ab Version 11 integriert sich das Interface selbstständig in das CoreAudio-System. Für beide Plattformen steht die Steuer-Software »UAC-232 Mix Control« zur Verfügung, die wir uns später noch genauer ansehen.
Des Weiteren gibt das sogenannte »Control Panel« Zugriff auf grundlegende Parameter: Das UAC-232 unterstützt alle gängigen Abtastraten zwischen 44,1 und 192 kHz und bietet Puffergrößen von 16 bis 2.048 Samples. Hier lässt sich zudem das »Format« von 24 Bit auf 32 Bit Float umschalten, was zusätzlich durch eine entsprechende LED an der Hardware bestätigt wird.
Im Betrieb.
Keine Gain-Regler an Bord! Hat man also gar keinen Zugriff auf die Vorverstärkung? Doch, in »Mix Control« ist diesbezüglich für jeden Kanal ein Schieberegler auf der GUI zu finden. Die Wellenformanzeige daneben gibt einen Überblick, ob ein passender Arbeitspegel erreicht ist. Zudem ist je eine LED über den beiden Eingangsbuchsen angebracht, die darüber informiert, ob Signal anliegt (blau) oder ein Signal zu stark ist (rot).
Machen wir aber zuerst einen kurzen Ausflug in die Welt der digitalen Signalwandlung. Analoge Audiosignale, welche theoretisch eine unendliche Anzahl von Amplitudenwerten annehmen können, also wertekontinuierlich sind, müssen in ein digitales System, sprich in diskrete Werte übertragen werden. Ausgehend von einem digitalen System mit einer Wortbreite von 16 Bit, stehen 65.536 Stufen für die Darstellung der Amplitude zur Verfügung. Dadurch ist eine Dynamik von maximal 96 dB gegeben – die klassische CD-Qualität.
Während dieses Aufnahmeformat in den Anfängen der digitalen Tonstudiotechnik noch für einige Probleme sorgte, ist der Standard inzwischen bei 24 Bit angekommen. Die deutlich höhere Anzahl von möglichen Werten, nämlich satte 16.777.216, erlauben es, Audiosignale mit einem Dynamikumfang von bis zu 144 dB verzerrungsfrei aufnehmen. Ist das nicht genug? Doch, absolut – wenn man den Pegel des Programmmaterials einigermaßen abschätzen kann und dementsprechend Headroom einplant. Doch dies kann sich gerade in Live-Situationen, etwa Interviews oder Konzert-Mitschnitten, die nun mal nicht wiederholbar sind, als etwas schwierig darstellen.
Zoom versucht, diese Herausforderung mit 32-Bit-Technologie zu lösen. So ist es möglich, dass unterschiedlichste Signalpegel mit einem sehr großen Dynamikumfang sowohl verzerrungsfrei, als auch mit geringem Grundrauschen abgebildet werden können. Das UAC-232 realisiert dies u. a. durch eine duale Wandlerschaltung, je Kanal. Ein Wandler ist niedriger ausgesteuert und ermöglicht eine verzerrungsfreie Verarbeitung von hohen Signalpegeln, während ein zweiter Wandler mit hoher Aussteuerung sich um die niedrigen Pegel kümmert.
Hochwertige (und meist sehr teure) Field-Recorder, etwa von SQN Electronics und manche Modelle von Sound Devices, entschärfen diese Gefahrenzone beispielsweise durch einen analogen Limiter, der dem Wandler vorgeschaltet ist. So kann man zumindest sichergehen, dass zu hohe Pegel vor dem Übergang in die digitale Welt auf einen akzeptablen Wert zurechtgestutzt werden und nicht später im »Clipping« resultieren.
Mit dem UAC-232 sind Übersteuerungen also rein durch die 32-Bit-Technologie unmöglich? Nein! Beispielsweise kann immer noch der maximale Schalldruckpegel des verwendeten Mikrofons überschritten werden oder der integrierte Vorverstärker zu »heiß« angefahren werden. Vor dem AD-Wandler, entstandene Verzerrungen, kann auch das UAC-323 nicht widerrufen. Das Verkaufsargument liegt bei also bei der dualen Wandlerschaltung, welche durch den hohen Dynamikumfang weitaus mehr verzeiht.
Auf der Webseite des Herstellers ist eine Übersicht zu finden, welche DAWs mit dem 32-Bit-Modus kompatibel sind. Lediglich Digital Performer (Windows) ist rot markiert und somit nur für den 24-Bit-Betrieb geeignet. Auch in Logic Pro kann es beispielsweise zu MIDI-Problemen kommen, falls UAC-232 Mix Control gleichzeitig ausgeführt wird. Zoom gibt außerdem an, dass ein Betrieb mit 32 Bit Float zwar möglich ist, allerdings Pegel über 0 dB in Logic nicht verarbeitet werden können. Nun fällt dieses Manko nicht unbedingt Zoom zu Lasten, sondern hat eher etwas mit den internen Prozessen der Apple-DAW zu tun. Startet man »Studio One« auf dem Mac, muss das Format im »Audio-MIDI-Setup« jedes Mal auf 32-bit-Float gesetzt werden. In dieser Liste sollte man also unbedingt (!) überprüfen, ob sich unter Umständen ein paar Besonderheiten hinsichtlich der eigenen DAW ergeben könnten.
In »Mix Control« stehen zwei Betriebsmodi zur Auswahl: »Music« und »Streaming«. Werksseitig startet das Interface im ersten Modus; so kann man zwei beliebige Signale auf zwei separaten Mono-Spuren in der DAW aufzeichnen. Zudem hat man die Möglichkeit, Pegel und Panorama unabhängig für den Kopfhörer-Mix einzustellen. Im »Streaming«-Modus hingegen werden beide Eingangssignale zu einem Stereo-Paar summiert und an den Computer via USB-Datenstrom weitergeleitet. Pegel und Panorama wirken sich hier auf den »Streaming«-Mix aus. Des Weiteren gibt es noch eine Schaltfläche namens »Loopback«. Diese ermöglicht es, Signale vom Computer mit in den Mix einzubeziehen und zusammen mit den beiden Live-Signalen wieder in den Stream zurückzuschicken.
Inzwischen sind ziemliche viele Interfaces dazu fähig, Eingangs-, Aux- und Return-Signale frei umzuleiten, allerdings ist dafür meist eine kleine Routing-Matrix nötig. Zoom hat diese Funktionalität in »Mix Control« sehr simpel und einsteigerfreundlich umgesetzt. Beim Direct Monitoring sollte man jedoch darauf achten, nicht verwendete Eingangskanäle mithilfe des »Level«-Reglers ganz nach unten zu drehen, da sonst relativ deutliches Rauschen sich im Monitor-Mix bemerkbar macht.
Der Kopfhörerverstärker besitzt jedenfalls genügend Leistung, um auch voluminösere Kopfhörer mit höherer Impedanz, etwa den Beyerdynamic DT-770 Pro, ausreichend zu versorgen.
Fazit.
Gute Arbeit hat Zoom hinsichtlich der Steuer-Software »Mix Control« geleistet. Die übersichtliche GUI stellt die wichtigsten Parameter für Direct Monitoring und grundlegendes Routing bereit. Dank MIDI-I/O und optionalen Hi-Z-Betrieb von Kanal 1 ist das Interface gut für den Homestudio-Betrieb gerüstet. Nichtsdestotrotz sollte man gegenwärtige Einschränkungen, abhängig von DAW und/oder Betriebssystem, anhand der eigenen Situation prüfen.
Unsere Meinung:
++ mobile Einsatzmöglichkeit
++ intuitiver Music- und Streaming-Modus
++ 32-Bit-Wandler
+ MIDI I/O
– Einschränkungen bei manchen DAWs, etwa Logic Pro, Digital Performer oder Studio One