Episode #82

Destruktive Aufnahmen mit analoger Technik – Julian Pfalsdorf

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In dieser Episode ist Engineer und Producer Julian Pfalsdorf zu Gast, der das Interface2 Tonstudio in Köln betreibt. Mit uns spricht er über destruktives Aufnehmen mit analoger Hardware bei Band-Recordings, womit er für sich die Aufnahmen schon auf den Mix optimal vorbereitet. Er erklärt dabei seinen Workflow und beschreibt, wie er Effekte wie Kompressoren, EQs, Gates und auch sein Mischpult in die Recordings auf Kick, Snare, Bass, Gitarren und Vocals anwendet und damit den Sound schon bei der Aufnahme prägt. Wir sprechen auch über die Recording-Philosophie dahinter und wie er mit der Unsicherheit umgeht, die viele mit dieser Recording-Methode haben. Viel Spaß beim Hören!

Destruktive Aufnahmen mit analoger Technik – Julian Pfalsdorf – #82

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Die Zusammenfassung: 

➡️ (00:19:00) – Drums destruktiv aufnehmen 

Kick 
Die Effekt-Kette beginnt beim Mikrofon. Hier setzt Julian, abhängig von der Musik, gerne ein RE20 von Electro Voice, ein Neumann U47 bzw. U87 oder ein AKG C414 an der Kick In/Kick Out ein. Die Drums werden nur über das Pult (Zähl AM1) aufgenommen und mit dem EQ bearbeitet. Am Kick Out werden damit Bässe geboostet. Kompression setzt er hier keine ein.    

Wichtig ist eine klare Abgrenzung zwischen Kick-in und -out. Bei der Kick-in ist der  Anschlag/Attack wichtig (Anm. d. Red. 5 bis 7 kHz), bei der Kick-out dafür die Tiefen im Bereich 30/40 Hz stark anheben.  

Snare
Julian komprimiert die Snare manchmal etwas mit einem SPL-Kompressor.  Bei Snare  Buttom die  Phase drehen (analog, damit man es nicht vergisst – geht aber auch in der DAW).  Low Cut auch für Snare Buttom setzen. Richtige Charakteristik wählen, um Bassdrum auszublenden. Nahbesprechungseffekt beachten. (nicht zu “klatschig”)

Julian setzt ein Sennheiser MD441 unten und ein MD 421 oben ein – dadurch erreicht er einen sehr natürlichen Snare-Sound. Alternativ auch ein AKG C414 am Snare Teppich und oben. Das U87 kommt dort auch gut. Alles abhängig von der Musik und auch der Snare (Holz- oder Messing-Snare).   EQ auch gerne mal über SSL-EQs (eher klinisch), Pult-EQs hingegen sind sehr musikalisch (eher zum Shapen).   Gelegentlich wird eine Resonanz rausgenommen – die, die immer mitschwingt. Ein Gate nutzt er nicht und hält sich damit die Entscheidung für den Mix auf, ob es eine  lange oder kurze Snare werden soll.  

Toms
Analoge Gates einsetzen, um Ton zu shapen – dafür muss der Drummer das ganze Set spielen. Mit dem Gate ist er sehr radikal (erst voll reindrehen und dann zurück).  

Raum
Kompression beim gesamten Set eher subtil. Langsam reindrehen. Rücksprache mit den Musikern (welche Richtung gefällt?).   Raumsignal eignet sich zum Ausprobieren. (z.B. ganz viel Höhen für die Becken oder Snare mit Charakter…)  

Dinge, die man bei Drums falsch machen kann? 
Mikrofonieren ist das größere Problem. HiHat-Mic zu nah an der HiHat. Abstand von 30 cm empfohlen. Bitte aufs Ohr verlassen und vorher eine Idee haben, wie es klingen soll.   

➡️ (00:50:30) – Bass destruktiv aufnehmen 

Nach  Absprache  mit dem Bassisten DI aufnehmen und  Reampen  (auch softwareseitig möglich). DI-Signale stark komprimieren, damit es keine Ausreiser in der Dynamik gibt. Auch bei Mikrofonierung komprimieren und EQ einsetzen. Grundton vom Bass boosten.  Für Kompression nutzt er den SSL-Kompressor. Wichtig ist: starke Kompression einsetzen ohne zu verzerren. Attack beachten: Wird der Bass mit Plek oder Fingern gespielt? Mikrofone: Electro Voice RE20 oder Neumann U87 je nach Musik.  DI-Signal über Mischpult oder SPL-Preamps. 

 ➡️ (00:58:00) – Gitarren destruktiv aufnehmen 

Effekte direkt im Bandkontext mit aufnehmen. DI wird nicht immer mit aufgenommen.   Bei verzerrten  E-Gitarren  bei 1,9 – 2,3 kHz leicht absenken. Klingt dann angenehmer und sauberer.   Der  Gain  ist verantwortlich für den Grundsound. Er ist selbst auch Fan von radikalen Einstellungen. Kompression: Attack und Release kann den Anschlag betonen 

➡️ (01:04:30) – Vocals destruktiv aufnehmen 

Bei Vocals am destruktivsten  . Bietet viel Platz zum Austoben bei ca. 1 – 1,7 kHz. Muff rausnehmen, Bass dazu, wenn es  wärmer sein soll.  Kompression auch bei der Aufnahme (Bei Rap/HipHop sehr stark; nicht beim Opern- Sänger).   Kein  De-Esser  beim Aufnehmen – dann lieber Mikro verstellen.  

Was kann man falsch machen  ?

EQ und zu starker Low-Cut (über 110 Hz). Low-Cut benutzt er eher nicht, da sie schon oft zu viel wegnehmen. Richtcharakteristik überprüfen! Set-up checken! Pad: bei ungünstigen Kombinationen kann es rauschen.  Nicht zu laut aufnehmen. Lieber etwas zu leise aufnehmen (lautermachen geht immer).    

➡️ (01:16:00) – Vor- & Nachteile 

Nachteile  

  • Klang nicht mehr beeinflussbar  
  • Total Recall – besonders bei Verwendung von mehreren Geräten ist das problematisch – Recall sheets.   
  • Kosteneffektiv  
  • Strom 
  • Anschaffungspreis  
  • Wartungskosten 
  • Digitaler Workflow schneller  

Vorteile 

  • Mix klingt dadurch besser  
  • Sound auf Mix vorbereiten - Mixing-Prozess dadurch schneller   
  • Finale Entscheidungen schon bei der Aufnahme treffen 
  • DSP- / Rechenleistung einsparen  

Shownotes: 

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