Alles für den perfekten Song

Blake Slatkin über sine Arbeit am Megahit Unholy von Sam Smith

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(Bild: Adam Kargenian 2023)

Wenn es um den nächsten Megahit geht, kennt Blake Slatkin keine Kompromisse. Der Star-Producer aus L.A. spricht über Perfektionsanspruch, Teamwork und seine Lieblings-Tools.

Der Song Unholy von Sam Smith und Kim Petras galt im Oktober und November des vergangenen Jahres weltweit als die Nummer Eins. Mit seiner Trap-beeinflussten Kombination aus sehr reduziertem, basslastigem Arrangement und stark stilisierten Vocal-Melodien versteht sich dieser ungewöhnliche Song eher als Statement denn als gefühlvolle Vocal-Performance. Somit weist er auch für Sänger Sam Smith in eine neue Richtung, ist der US-Amerikaner doch bisher vor allem bekannt für Balladen mit – richtig – sehr gefühlvoller Vocal-Performance … Übrigens findet sich in Sound&Recording 01/23 ein De/constructed-Beitrag zu Unholy.

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Unholy wurde von insgesamt sieben Personen geschrieben und produziert: Sam Smith, Kim Petras, James Napier (aka Jimmy Napes), Ilya Salmanzadeh, Henry Russell Walter (aka Cirkut) sowie Omer Fedi und unser Gesprächspartner Blake Slatkin waren beteiligt. Letzterer gilt aktuell als einer der angesagtesten Songschreiber und Produzenten überhaupt. Sein Input findet sich in zahlreichen Tophits, darunter Lizzos About Damn Time, Lil Nas X’ Thats What I Want, The Kid Laroi and Justin Biebers Stay sowie 24kGoldn und Iann Diors Mood.

Wir trafen Blake via Zoom in seinem Studio in Los Angeles. Von dort berichtet er uns über seine Erfahrung, im Alter von gerade einmal 25 Jahren zu den vielversprechendsten Songwritern der Welt zu zählen. Darüber hinaus kommentiert Blake die Entstehung einiger Tophits mit seiner Beteiligung, angefangen mit Unholy:

»Sam zählt zu meinen absoluten Lieblingskünstlern. Bei unserer ersten Zusammenarbeit fühlte es sich an, als wären wir schon jahrelang ein Team. Sam schlug die Geejam Studios in Jamaica als Produktionsort vor. Dort verbrachte ich eine Woche mit Sam, Ilya, Cirkut, Omer Fedi und Jimmy Napes – eine Woche, in der wir kaum das Studio verließen. Eigentlich wollten wir in unterschiedlichen Räumen arbeiten. Da wir uns jedoch allesamt sehr gut kennen, fanden wir uns schon sehr bald im Main-Room wieder, und es entstand eine Art große Party.«

(Bild: Copyright (c) 2015 Andre Luiz Moreira/Shutterstock. No use without permission.)

Von Studio zu Studio. Die Geejam Studios befinden sich im traumhaft schönen Nordwesten Jamaicas und bieten spektakuläre Meerblicke. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass man das Studio nur ungern verlässt und sich stattdessen ungewöhnlichen Ideen und Produktionskonzepten hingibt. »Die erste Idee zu Unholy erschien uns witzig, aber komplett verrückt«, erinnert sich Blake. »Sie war jedoch so schräg, dass niemand auch nur einen Moment daran zweifelte. Es ging drunter und drüber. Wir schrien Melodien und Texte wild durcheinander, riefen Dinge wie: ›Der Sound muss dorthin!‹, oder: ›Lass uns die 808 und den Bass stacken!‹ Weil wir uns so gut verstehen, fühlte es sich total super an und setzte eine riesige Kreativität frei.«

Um aus den zahlreichen Entwürfen schließlich einen stimmigen Song zu machen, brauchte es mehrere Monate. »Wir haben den Song in den Capitol Studios fertiggestellt. Dort gibt es einen der besten Räume, in denen ich je gewesen bin. Ein Engineer hat uns zudem den Fairchild empfohlen – zurecht: Er liefert auf eine unglaublich natürliche Weise Obertöne und sorgt somit für mehr Leben und Ausdruck im Sound.«

Sams Management und Label reagierten zunächst etwas ratlos auf den Song. In einem Radiointerview berichtete Sam kürzlich, dass sein Team sagte: »Was ist das denn!? Wie kommst du dazu?« Sam erwiderte jedoch: »Hey, das ist eben nicht Stay With Me. Ich stehe zu meiner nichtbinären Gender-Identität. Ich kann sein und singen, was ich will!« Blake sagte dazu: »Für diesen Schritt verdient Sam die größte Hochachtung. Wenn eine so bekannte Persönlichkeit wie er den Mut hat, genau diesen Song zu machen und seinem Label sagt: ›Das ist meine Single, und es ist mir egal, was ihr davon haltet‹, ist das wirklich bemerkenswert. Und das Beste daran ist, dass es sogar ein Riesenhit wurde! Ich hoffe, dass dadurch noch andere Künstler den Mut finden, Risiken auf sich zu nehmen. Und ehrlich – selbst wenn der Song gefloppt wäre – auch dann wäre ich sehr stolz gewesen, daran teilgehabt zu haben.«

Die moderne Band

Die für Unholy beschriebene Arbeitsweise – kurze, intensive Writing-Sessions zusammen mit Freunden und anschließende Fertigstellung im Alleingang am Rechner – entspricht Blakes bevorzugtem Workflow. Der Großteil der oben erwähnten Hitsongs ist auf diese Weise entstanden. Dabei denkt man unwillkürlich an die heute so verbreitete Fließbandproduktion moderner Popsongs: Songwriting im Team und danach eine technisch perfekte, aber charakterlose Produktion. Blake vertritt jedoch einen ganz anderen Standpunkt und beruft sich auf seine Ansicht, die rechnerbasierte Musikproduktion sei endgültig erwachsen geworden: »Ich treffe mich mit mehreren Leuten, die ich sehr mag, in einem Raum und tue etwas, was wir alle lieben. Das ist ein gemeinschaftliches Erlebnis und eine Momentsache – die moderne Variante einer Band. Und das Tolle daran ist, dass ich in mehreren Bands gleichzeitig mitwirken kann!

Bei About Damn Time hatte ich solch ein Band-Ding mit Lizzo. Dadurch wurde ich auch Teil dieser ganz besonderen Kollaboration zwischen ihr und Ricky Reed. Die ständige Vielseitigkeit gefällt mir. Bei About Damn Time arbeiteten Ricky und ich im Studio an verschiedenen Ideen. Ich klimperte ein paar Akkorde am Piano, und er sagte plötzlich: ›Das ist es!‹ In diesem Moment entstand die Akkordfolge. Ricky schnappte sich den Bass und spielte dazu spontan die Bassline ein. Ich dachte: ›Wow, das funktioniert!‹ Lizzo hörte es und steuerte umgehend ihre Ideen bei. Das war wie eine einzige Performance. Danach verbrachten Ricky, Lizzo, Theron und ich mehrere Monate mit der Fertigstellung und Perfektionierung des Songs. Wir haben wirklich viel Aufwand betrieben, um About Damn Time perfekt werden zu lassen. Wir luden etwa eine ganze Bläser-Section ein – für genau zwei Noten! Im The Village nahmen wir ein bestimmtes Piano auf, welches Ricky besonders mochte. Im Westlake waren wir, weil wir dessen Energie lieben. Außerdem gibt es dort den ›Thriller-Raum‹… Zudem besuchten wir noch ein paar weitere Studios nach Lizzis Wahl.«

Alleskönner

Blake vertritt die Auffassung, dass sich die Mitglieder einer solchen »Ad-hoc-Band« mindestens ebenso gut gegenseitig motivieren können wie die einer klassischen Band-Konstellation. Allerdings sind sie eher bereit, ihre Egos zu Gunsten des gemeinsamen Projekts zurückzunehmen: »Es geht nicht darum herauszustellen, wer was gemacht hat. Und umgekehrt sollte niemand zögern, über seine ursprünglich zugedachte Rolle hinauszuwachsen. Meine Rolle wechselt ständig: Manchmal schreibe ich Texte, manchmal ausschließlich Melodien, bisweilen sitze ich am Rechner – oder auch alles in Kombination. Grundsätzlich gewinnt die beste Idee – alle wollen den bestmöglichen Song. Mein Lieblingsplatz ist eigentlich der am Rechner.«

Blakes Vorliebe für Engineering und Mixing liegt vermutlich in seiner Begeisterung für Musiktechnologie. Diese wiederum hat ihren Ursprung in der Lektüre von Musiktechnik-Magazinen. Blake hebt hervor, wie wichtig Veränderungen in der Musiktechnologie und Musikkultur für angehende Engineers sein können: Während Studioprofis früher ihre Kenntnisse gehütet hätten, sei es heute sehr viel einfacher, von den Top-Leuten zu lernen: »Neben der Sound-On-Sound-Lektüre habe ich viele Stunden mit Dingen wie Pensado’s Place auf YouTube verbracht. Ich finde es toll, dass heute nicht nur die Tools, sondern auch das dazu notwendige Wissen so einfach verfügbar ist. Zudem hat mittlerweile jeder verstanden, dass eine ganz bestimmte Plug-in-Einstellung nicht unwichtig ist, aber noch längst keinen tollen Song ausmacht.«

Zudem weist Blake auf das Gemeinschaftserlebnis beim Musikmachen hin – es sei wichtiger als sämtliches, mit einem Button-Klick verfügbare Wissen: »Ich war ein großer Fan von Benny Blanco und wollte unbedingt mit ihm arbeiten. Eines Tages entdeckte ich auf Instagram ein Foto von ihm, gepostet von jemandem, den ich kannte. Ich tat mein Bestes, um ihm vorgestellt zu werden. Schließlich wurde ich sein Assistent. Das war ein riesiger Schritt nach vorne.«

Benny Blanco zählt zu den erfolgreichsten Songschreibern und Produzenten der jüngeren Generation. Seine Credits reichen von Justin Bieber bis Ed Sheeran. Zudem ist er selbst als Künstler erfolgreich. Blake verbrachte mehrere Teenager-Jahre in Bennys Studio, bevor er seinem Chef und Mentor erstmalig eigene Tracks vorspielte. Nur ein halbes Jahr später arrangierte Benny für Blake einen Deal mit Universal Music. Nach diesem Einstieg ergaben sich bald Kollaborationen mit Omar Apollo, Rod Wave und Lil Tecca. Kreativ rumhängen. Für kurze Zeit studierte Blake an der New Yorker Universität Musik, kehrte jedoch bald wieder zurück nach LA, um dort an zahllosen Writing- und Production-Sessions teilzuhaben. Während dieser Zeit arbeitete er u. a. mit Gracie Abrams, Melanie Martinez und Juice Wrld. »Session folgte auf Session, manchmal zwei pro Tag. Ich wollte unbedingt ein Gefühl für die Sache zu bekommen.« Die Sessions fanden lange Zeit im Haus von Blakes Mutter in LA statt. »Dort gab es eine tolle Atmosphäre. Meine Ma war total cool – die berühmtesten Künstler spazierten durch ihre Tür, und sie sagte einfach: ›Hey Jungs, wollt ihr ein paar Snacks?‹ Eine richtig tolle Session mit Omer Fedi, Kbeazy und 24kGoldn passierte genau eine Woche vor dem Lockdown. Danach machte plötzlich alles dicht, und wir fragten uns, was wir nun machen könnten. Nach einer Weile sagten wir uns: ›Lasst uns einfach weiter Musik machen.‹ Omer und Golden wohnten in einer Ferienwohnung. Weil ich Angst hatte, mich in einem Taxi anzustecken, holte ich beide zurück in das Haus meiner Mutter. Dort produzierten wir Mood – meinen ersten großen Erfolg.«

Hits wie etwa 24kGoldn und Iann Dior’s Mood, Justin Bieber und The Kid Laroi’s Stay, Lil Nas X’s That’s What I Want sowie The Kid Laroi’s Without You entstanden zumindest teilweise im Haus von Blakes Mutter. Blake selbst betont, wie wichtig eine entspannte Arbeitsatmosphäre für ihn ist: »Musikmachen hat für mich ganz viel mit Freundschaften zu tun. Man trifft sich, hängt zusammen rum, und dabei entsteht etwas. Ich erinnere mich an den Sonntag in 2021, an dem Stay entstand: Omer, Charie Puth und ich saßen zusammen in meinem Zimmer. Schließlich kam noch Laroi dazu. Am Ende des Tages schrieben wir diesen Song! Da war kein Manager, der uns zusammengetrommelt hatte. Es ist einfach passiert, während wir zusammen rumhingen und Spaß hatten.

Ich arbeite so gerne in meinem Homestudio, weil ich dort kaum Leistungsdruck verspüre. Ich habe nicht das Gefühl, etwas leisten zu müssen, nur weil jemand 5.000 Dollar für das Studio gezahlt hat. Arbeite ich darüber hinaus mit meinen Freunden, ist auch nach einem unproduktiven Tag niemand sauer. Wenn es einfach nicht ›klick‹ machen will, dann ist das eben so, und wir gehen ins Kino …«

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Blake inmitten seiner Lieblinge: Vor allem mit dem Roland Juno-60 arbeitet er sehr gerne. (Bild: Adam Kargenian 2023)

Lieblings-Synths

Stay wurde in 22 Ländern Nummer Eins und knackte in Rekordzeit die Zwei-Milliarden-Marke auf Spotify. Der Song gewann einen ARIAAward als bester Popsong und den APRA Music Award als bester Song des Jahres. Blake erinnert sich noch einmal an dessen Entstehung:

»Charlie spielte auf meinem Juno-60 das Haupt-Riff ein. Es landete unverändert auf der Platte. Danach hatte er die Idee zu diesen klickenden Double-Time-Drums, die wiederum Laroi spontan zu einer Melodie inspirierten – das ging rasend schnell. Der erste Entwurf stand nach nicht einmal einer Stunde. Die Produktion hat allerdings mehrere Monate gedauert. Auf meinem Rechner befinden sich noch 60 oder 70 unterschiedliche Versionen. Serban (Ghenea) hat schließlich 10 oder 15 Mixe erstellt. Dabei stellt sich ständig die Frage, wie man es schafft, den genialen Vibe der ursprünglichen Idee zu erhalten – und nicht etwa totzuproduzieren …«

Im Frühjahr 2022 richtete sich Blake schließlich ein Studio in seinen eigenen vier Wänden ein: »Im Wesentlichen handelt es sich um eine leicht verbesserte Version des vorherigen Studios. Der tolle Vibe ist geblieben, das Equipment jedoch etwas verändert. Neben dem Roland Juno-60 – übrigens mein absoluter Lieblings-Synth – habe ich jetzt auch einen Juno-106 sowie etwas Outboard. Ich mag Hardware-Synths! Neben meinen Junos stehe ich total auf den Prophet-5. Ich denke, das ist einer der besten Synths aller Zeiten. Moog Voyager und Minimoog sind ebenfalls super. Dann habe ich noch einen Prophet 600, ein Mellotron und einen ARP Omni – der liefert tolle Strings im Joy Division-Style. Mein aktuellster Neuzugang ist ein Oberheim OBX – auch richtig geil …

Tolle Gitarren und Mikrofone faszinieren mich ebenfalls. Abhängig vom Sänger verwende ich meist ein Sony C800 oder ein Heiserman H47. Das Heiserman ist mein bevorzugter U47-Clone, in einigen Aspekten halte ich es sogar für besser als das Original. Die Mikros hängen an BAE 1073 Preamps. Weitere Preamps sind ein Chandler TG2 und der Undertone MPDI-4. Von Spike Stent habe ich ein Rack mit alten Calrec Preamps bekommen. Die sind vor allem für Live-Drums super. Der Undertone macht die Synths richtig schön rund und fett. Gitarren und Bässe schicke ich immer durch DI-Boxen. Seit Kurzem habe ich auch ein Roland Chorus Echo, mit dem ich mich gerne beschäftige. Darüber hinaus passiert jedoch das Meiste im Rechner.«

(Bild: Adam Kargenian 2023)

Pro Tools forever

Blake ist überzeugter Pro-Tools-User: »Für Pro Tools hatte ich mich entschieden, weil meine Lieblings-Produzenten damit arbeiten. Manchmal erscheint es mir jedoch, als wäre ich der einzige Pro-Tools-User in meiner Generation. Da ich kaum MIDI nutze und fast ausschließlich mit Audio arbeite, passt Pro Tools für mich super. Ich glaube, die Arbeit mit Audio macht es leichter, einen eigenen Sound zu finden, der sich auch nicht so einfach kopieren lässt.

Während des Songwritings ist der Rechner immer aufnahmebereit. Ich habe ein paar Templates bereitliegen. Wenn die Muse erscheint, brauche ich nur noch auf Record zu drücken. Zunächst kümmere ich mich gar nicht sonderlich um Sounds und Plug-ins. Einzig Auto-Tune ist immer am Start – es sei denn, der Sänger will ausdrücklich darauf verzichten. Mit Auto-Tune braucht der Sänger nicht weiter auf seine Intonation zu achten. Stattdessen kann sie oder er sich ganz auf die Performance konzentrieren.«

Auch bei der Fertigstellung sämtlicher Produktionen spielt Pro Tools eine wichtige Rolle. Da diese Arbeit zumeist in Blakes Studio stattfindet, achtet er dort auf eine optimale Abhörsituation: »Im Haus meiner Mutter hatte ich ATC SC45A-Monitore. Nun verwende ich stattdessen ein Paar PMC8-2-Monitore. Auch meine 15 Jahre alten KRK Rockit8 habe ich noch immer und höre damit gegen. In meinem früheren Studio war die Akustik nicht besonders. Da ich den Raum aber sehr gut kannte, was das kein Problem. Mein neuer Raum klingt dagegen richtig gut. Eine tolle Firma namens Unf*ck Projects hat ihn für mich ausgebaut. Mir war es sehr wichtig, den Raum nicht zu neutral klingen zu lassen. Ich hasse tote Räume. Das Studio sollte sich ein Stück weit wie ein Wohnzimmer anhören.«

Während der langen Produktionsarbeit ist Omer meist mit dabei: »Wir haben Jahre zusammen in meinem Studio verbracht. Es ist toll, mit jemandem zu arbeiten, der dasselbe Ziel verfolgt und dabei seine eigene Perspektive einbringt. Ich genieße die Produktionsarbeit sehr und höre auch gerne noch einmal alte Versionen an – auch wenn der finale Mix und das Master schon fertig sind.

Während des Schreibens geht es mir ausschließlich um den Song, die Melodien und die Texte. Die Sounds sind natürlich auch schon an dieser Stelle wichtig, nicht jedoch der Mix. Um den kümmere ich mich erst, nachdem das Songwriting abgeschlossen ist. Jeder Sound und jedes Produktionsdetail müssen irgendeinen Zweck erfüllen – oder wegfallen. Was schließlich übrig bleibt, muss perfekt klingen.« Rough-Mixe sollen laut Blake so perfekt wie möglich klingen: »Ich gebe mir damit richtig viel Mühe. Wenn ich schließlich den Final-Mix von Serban, Spike, Manny [Marroquin] oder Jon Castelli bekomme, staune ich immer, dass doch noch eine Verbesserung möglich war.

Beim Mix arbeite ich mit zahlreichen Plug-ins. SoundToys Plug-ins finden sich vermutlich in jedem meiner Mixe. Ich mag deren Sättigungseffekte und lege sie gerne auf Bässe, aber auch auf die Vocals. Alles, was den Sound nach vorne bringt, ist mir sehr willkommen. Immer dabei sind auch die Plug-ins von UAD und der FabFilter Pro-Q. Die neuen Sachen von BABY Audio sind auch super. Da gibt es ein tolles Delay und Reverb sowie das Super VHS. Einige Pro Tools Plugins zählen ebenfalls zu meinen Lieblingen. Der Spring-Reverb ist super, und Lo-Fi liefert schöne Sättigungen. Wie schon zuvor bemerkt, mag ich es nicht, wenn die Herkunft meiner Sounds zu offensichtlich ist. Ich versuche also, etwas möglichst Eigenständiges zu schaffen – auch wenn es sich dabei »nur« um den Bass oder eine gewöhnliche Gitarre handelt. Deshalb verwende ich gerne auch schrägere Plug-ins.«

Nie gut genug sein

Die vergleichsweise langen Produktionsphasen nutzen Blake und seine Mitstreiter, um jeden Song sehr individuell zu bearbeiten: »Die Produktion wird wesentlich interessanter, wenn wir jeden Song wie eine neue Erfahrung behandeln. Jeder Song ist anders, und jeder Song soll perfekt werden. Das setzt voraus, dass jeder Song unterschiedlich bearbeitet wird und nicht einfach dieselben Standard-Plug-in-Einstellungen erhält. Selbstverständlich gibt es Gemeinsamkeiten. So befinden sich immer der FabFilter Pro-L und ein SSL-ähnlicher Kompressor auf dem Master-Bus. Grundsätzlich mache ich meine Mixe ziemlich laut – aber eher aus Gewohnheit. Letztlich liegt es ja an Serban, Manny, Spike oder Jon, den Mix optimal laut zu machen. Und darauf kann ich mich voll und ganz verlassen.«

Trotz randvollem Terminkalender und anhaltendem Erfolg versucht Blake permanent, seine Fähigkeiten noch weiter zu verbessern: »Ich bin ein totaler Nerd! Ich lese weiterhin Fachmagazine, und es vergeht kaum eine Nacht, in der ich nicht Studio-Videos auf YouTube anschaue. Ich versuche ständig, dazuzulernen und noch besser zu werden. Ich will niemals an den Punkt kommen, an dem ich glaube ›gut genug‹ zu sein. Zweifellos habe ich den tollsten Job der Welt! Ich kann tolle Musik mit den tollsten Künstlern machen, mich von ihnen inspirieren lassen und dabei versuchen, selbst noch besser zu werden – eine wirklich glückliche Situation!«

 

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