Ehrenfeld Sessions – Ein Filmprojekt über die Kölner alternative Musikszene
von Redaktion,
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Was als Schnapsidee im Proberaum begann, wird nun tatsächlich Realität. In der neuen Serie “Ehrenfeld Sessions” berichten Kölner Bands exklusiv in der aktuellen Ausgabe von Sound&Recording für uns über ihre Reise vom Konzept bis zum fertigen Film, die unerwarteten Herausforderungen des DIY-Filmemachens und darüber, was man alles erreichen kann, wenn eine Musikszene gemeinschaftlich Hand in Hand zusammenarbeitet. “Ehrenfeld Sessions” − ein Film über den Musikstandort Köln, die aufstrebenden Bands der hiesigen Szene, die Irrungen und Wirrungen der heutigen Zeit und vor allem über ihre Musik.
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Die Band als Akteur
Die Zeiten, in denen Bands ausschließlich Platten aufgenommen und Konzerte gespielt haben, sind längst vorbei. Im Zeitalter von Homerecording, Social Media und Selfmarketing kommt es nicht selten vor, dass Musiker viele Aufgaben selbst in die Hand nehmen, die früher die Domäne großer Labels waren. Der Musiker wird immer mehr zum Akteur: Heute ist man häufig Bandmitglied, Produzent, Label- und Social-Media-Manager in Personalunion, verschickt eigenhändig Merchandise und führt Regie bei den eigenen Musikvideos. Die Kölner Band Astairre wird mit ihrem neuesten Projekt aber noch einen Schritt weiter gehen. Die vier Musiker haben sich dazu entschieden, einen Dokumentarfilm über die Bands und die Szene ihrer Stadt zu drehen. Komplett in Eigenregie. Einfach beflügelt von einer guten Idee und einem Konzept, welches sich umzusetzen lohnt. Denn eine Frage treibt sie an, und sie hoffen, mit ihrem Film Antworten zu finden: “Liebe Mitmusiker, warum machen wir das alles überhaupt?”
Der Plot
Der Film porträtiert zehn Bands im Sommer 2015. Anhand von Interviews und Live-Sessions werden verschiedenste Musik- und Lebensansätze in einer passenden Collage festgehalten. Darüber hinaus zeigt die Dokumentation anhand der Band Astairre exemplarisch, mit welchen Fragestellungen, Hürden und Herausforderungen sich junge Musiker in diesem Zeitraum auseinandersetzen müssen. Die Band führt durch den Film, trifft befreundete Bands in ihren Lebens- und Proberäumen und nimmt auf Augenhöhe auch die Rolle des Interviewers ein. Außerdem soll der Film den gemeinschaftlichen Umgang der zum Teil sehr unterschiedlichen Bands betonen, den man z. B. in der schnelllebigen und überlaufenen Musikmetropole Berlin garantiert vermisst, und er räumt auf diesem Weg gleichzeitig noch mit dem Klischee auf, Köln und Musik funktioniere nur im Karneval.
Am Rande der Dokumentation kommen darüber hinaus auch wichtige Figuren der lokalen Club-, Booking- und Veranstaltungsszene sowie weitere Musiker mit eigenen Statements zu Wort, um ein ganzheitliches, umfassendes und rundes Bild aus verschiedensten Perspektiven zu zeichnen.
Fragen an Anstairre
Im Gespräch mit Sänger und Gitarrist Philipp Kleinebrahm sowie Schlagzeuger Max Braun wird schnell klar, dass es Astairre hierbei nicht rein um Marketing geht. Vielmehr werden sie von der Liebe zur Musik und dem Bekenntnis zur Szene der eigenen Stadt angetrieben. Ein Film über Musiker und die Community in einer der lebhaftesten Musikstädte des Landes entsteht; ein Porträt darüber, was es bedeutet, in einer Band zu spielen, und was Musiker heutzutage bewegt und herausfordert. Die stilistische Bandbreite der vorgestellten Bands reicht dabei von sanften Folk- und Singer/Songwriter-Klängen bis zu Hardcore-beeinflusstem Punkrock.
Wann ist das Projekt “Ehrenfeld Sessions” entstanden, und wie seid ihr darauf gekommen?
Max: Das war gegen Ende 2014. Zu dem Zeitpunkt hatten wir gerade unsere ersten EP-Aufnahmen abgeschlossen und uns mit verschiedenen Partnern getroffen. Aufgrund verschiedener Gesichtspunkte haben wir dann entschieden, das Material noch nicht herauszugeben bzw. zu veröffentlichen; und so haben wir nach Lösungen gesucht, mit dieser Situation kreativ umzugehen.
Philipp: Wir waren gefrustet, weil wir in dem Jahr eine ziemliche Aufnahme-Odyssee in verschiedenen Studios hinter uns hatten. Wir fanden, wir hatten gute neue Songs geschrieben, und wollten damit rausgehen, das mit den Leuten teilen, Feedback kriegen. Leider spielen bei einer Veröffentlichung strategische Überlegungen ebenfalls eine Rolle. Einfach, damit sich die viele Zeit, die man in die Songs investiert hat, lohnt und die Songs nicht verpuffen − und ihren Weg zu den Leuten da draußen finden.
Max: Die Idee war zunächst, eine roughe, sehr authentische Live-EP im Proberaum einzuspielen und mitzufilmen. Weil unser Proberaum in Köln-Ehrenfeld liegt, wurde diese Überlegung um die Idee erweitert, dass man auch das räumliche Surrounding, also das Viertel, in eine Art Dokumentation integrieren könnte. Ehrenfeld ist multikulturell, an vielen Stellen verlebt und hat ein sehr lebendiges, urbanes Flair − was wir super als Kulisse fanden. Daher kam mir dann irgendwie dieser Name in den Sinn.
Philipp: Gleichzeitig waren wir uns aber alle schnell einig, dass wir die Idee, ein Making-of über uns selbst zu drehen, ein bisschen over the top fanden. Sowas können große Bands mit einer entsprechenden Fanbase machen, wo es Leute gibt, die sich wirklich für Hintergründe und Entstehungsprozesse im Detail interessieren. Das konnten wir uns dann in unserem Fall nicht so richtig vorstellen und waren eher der Meinung, dass wir einfach nur die Musik ohne Schnickschnack sprechen lassen sollten.
Max: Dann haben wir weiter überlegt. Meine Gedanken gingen dann in Richtung Feature, weil wir viele von den Bands vor Ort kennen, es dementsprechende Kontakte und mittlerweile einige gute Freundschaften gibt. Als Erstes fiel mir Fabi von Neufundland ein, der Sänger einer super talentierten Alternative-Pop-Band mit begnadeten Texten. Als wir durchgegangen sind, wer da in Frage kommen könnte, ist uns aufgefallen, wie lebendig und spannend diese Szene hier in Köln aktuell eigentlich ist und dass wir einen Großteil davon kannten. Genau das abzubilden und einzufangen, was hier gerade kreativ und musikalisch vor Ort passiert, war der ausschlaggebende Punkt. Der Name war eh schon da − und die Filmidee somit geboren.
Erst mal seid ihr ja eine Rockband und keine Filmemacher. Wie seid ihr also da herangegangen?
Philipp: Stimmt. Natürlich sind wir alle Filmfans − wir alle lieben Musik Dokus −, und genau mit diesem Laien-Verständnis sind wir auch an die Sache rangegangen. Eben ganz unbefangen, was vielleicht gut so war, weil wir es sonst gar nicht angepackt hätten. Uns war aber klar: Für die Hauptdreharbeit brauchen wir Profis an Bord, also Leute, die da wirklich wissen, was sie tun; im Alleingang konnten und wollten wir das nicht leisten. Neben der Frage, welche Bands involviert sein sollen und in das Konzept reinpassen, war also zu klären, wer uns da filmisch zur Seite steht.
Max: Relativ schnell war uns klar, dass wir “prettylivesesions.com” dabeihaben wollten. Das ist ein umtriebiges Duo aus der Gegend, welches schon viele unserer Kumpel-Bands − unter anderem City Light Thief, FJØRT oder die besagten Neufundland − visuell und soundästhetisch toll eingefangen und in Live-Video-Form produziert hat.
Philipp: Daniel, unser Gitarrist, der lange Zeit in Berlin gewohnt hat und immer noch oft dort ist, hatte den Draht zu “hndgmcht”, einem weiteren super talentierten Team aus zwei jungen Typen, die extrem geschmackvolle und hochwertige Akustik-Videos drehen. Die haben wir dann ebenfalls angefragt, und auch hier waren wir ganz verblüfft, dass sie − wie so ziemlich alle, denen wir von dem Projekt erzählt haben − sofort Bock drauf hatten und zugesagt haben.
In welchem Stadium der Produktion befindet ihr euch gerade?
Philipp: Ein Großteil der Akustik- wie Bandsessions ist mittlerweile abgedreht. Das ist wirklich durch die Bank klasse geworden, weil man da auch schon sehen konnte, wie unterschiedlich die Bands sind und wie sie sich aber gleichzeitig toll ergänzen. Da gibt es schon einen roten Faden, wir bewegen uns ja grob im Spannungsfeld Alternativer Musik. Es ist ein sehr rundes, musikalisches Bild, welches da gezeichnet wird. Wir sind damit bislang sehr zufrieden. Prettylivessions und hndgmcht haben da top abgeliefert. Was nun in erster Linie noch aussteht, sind einige BandInterviews und Gespräche mit vielen Figuren der Kölner Musikbranche, die wir aus ihren unterschiedlichen Perspektiven auch zu Wort kommen lassen möchten. Darüber hinaus sind wir alle sehr gespannt, weil wir demnächst in den ersten Schnitt gehen und dann zum ersten Mal sehen werden, wie alles in unserem Film zusammenkommt.
Drei junge Männer aus dem Herzen von Köln sind derzeit in aller Munde, machen handgemachte Straßenmusik irgendwo zwischen Blues und Pop, die beseelt und berührt. Genre: Pop-Rock-Singer/Songwriter.
Das Projekt scheint wohl beendet… Facebook sowie Instagram Seite offline.. Schade..