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Ehrenfeld Sessions Episode #5 Ein Film über die Kölner alternative Musikszene

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Schon in der letzten Folge unserer Reportage-Reihe zur Entstehung des Dokumentarfilms »Ehrenfeld Sessions« haben wir uns mit der Bedeutung eines guten Sounds im Bereich Film und Video auseinandergesetzt. Hier folgen einige wichtige Ergänzungen zum Thema Filmton — oft sind es nun mal die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Und was man bei einer Aufnahme versemmelt hat, lässt sich nicht immer beim Editing wieder ausbügeln.

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(Bild: Matthias Zerres, Archiv)

Sind die Bildaufnahmen auch noch so gut und die Bildqualität dank teurer Kameras sowie noch teurerer Objektive bestechend, stellt man als angehender Filmemacher schnell fest, dass die gute Gesamtwirkung eines Films − egal ob YouTube-Clip oder Spielfilm − sehr von der Qualität der Tonspur abhängig ist. Das beste Bild gerät schnell in den Hintergrund, wenn man zum Beispiel dem Dialog der Akteure im Bild aufgrund eines verrauschten, undeutlichen Tons nicht folgen kann oder der Effekt einer actionreichen Sequenz einfach verpufft, weil die Soundeffekte nicht mit dem auf dem Bildschirm Gezeigten zusammenpassen wollen.

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>> Hier findet ihr den offiziellen Trailer << 

Selbstverständlich gilt auch im Amateurbereich in Sachen Bewegtbild, dass einfache technische Mindestanforderungen erfüllt sein müssen, damit dem ungetrübten Filmgenuss des Zuschauers nichts im Wege steht. Tatsächlich gibt es aber gerade konzeptionell einige Besonderheiten bei der Produktion und besonders beim Mix eines Films, die es zu beachten gilt. Und mit genau diesen Dingen wollen wir uns in dieser Ausgabe gesondert beschäftigen.

Quelle gut, alles gut

Wie bei jeder Tonaufnahme gilt auch beim Thema Video-Sound: Wer ein gut klingendes Ergebnis will, muss bei der Quelle anfangen. Besonders in einem Dokumentarfilm − um den es sich schließlich hier im Kern handelt − sind die Sounds, die man im Rahmen der Aufnahmen von der Situation erhält, vorgegeben. Während man im Studio den Gitarrensound einstellen oder den Drummer bitten würde, in manchen Parts die Becken leiser zu spielen, ist man gerade im dokumentarischen Bereich davon abhängig, was einem vor die Linse − bzw. vors Mikrofon − kommt. Hier gilt natürlich, wie auch im Livesound-Bereich: Vorbereitung ist alles.

Gerade in Situationen, die sich nicht wiederholen lassen – wie zufällig eingefangene Szenen auf der Straße, im Kontext einer Party, die man dokumentiert, oder einem Livekonzert – ist es wichtig, immer aufnahmebereit zu sein, um nichts zu verpassen. Auch wenn man manchmal freiwillige »Statisten« in solchen Situationen durchaus bitten kann, manche Handlungen oder Statements zu wiederholen, hat man oft nur eine Möglichkeit, ein gewisses Geschehnis in Bild und Ton festzuhalten. Die Tipps aus der letzten Ausgabe unserer Reportage können natürlich dabei helfen, auch in solchen Situationen das technisch beste Ergebnis zu erzielen. Wie bei der Musik gilt aber auch beim Film, dass besonders der Mix am Ende einen großen Einfluss auf den endgültigen Gesamteindruck hat.

Neufundland

Neufundland spielen Pop anders als die anderen. Sie spielen Pop mit Güte, Inhalt und musikalischer Raffinesse. Es handelt sich dabei um ein junges Quartett, welches es schafft, trotz aller popmusikalischer Eingängigkeit, die in diesem Genre notwendig ist, sich eine gewisse Ungeschliffenheit und Sperrigkeit zu bewahren — Ecken und Kanten, die charakteristisch sind und sie dabei einzigartig wie unverwechselbar machen. Dies manifestiert sich auch auf der Besetzungsebene: zwei Gitarren, Synthi/Bass, Schlagzeug.

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(Bild: Matthias Zerres, Archiv)

Die Songs sind filigran und berührend, gleichzeitig wachrüttelnd und nachdenklich stimmend. Wer Zeilen wie Nur wo? Wo sollen wir uns unterstellen — wenn uns der Himmel auf den Kopf fällt? schreibt, setzt sich automatisch von der Beliebigkeit gängiger Mainstream-Formeln ab und bläst mit »The beauty of good pop songs« nicht nur dem eigenen Genre neuen Wind in die Segel. Gerade hat die Band ihre selbst betitelte EP herausgebracht, die sich zu hören lohnt. Wer auf deutschsprachige, alternative Musik steht, die eingängig und gleichzeitig anspruchsvoll ist, kommt an dieser Band nicht vorbei.

Nüchterne Dokumentation vs. Sound-Ästhetik

Wenn es an die Nachbearbeitung des Tons geht, was meistens im Rahmen des Editings des Films geschieht, gibt es besonders einige konzeptionelle Gedanken, die man im Hinterkopf behalten sollte. Wir wissen, dass wir uns gerade beim Mixing von Musikaufnahmen stark an den Hörgewohnheiten der Rezipienten orientieren, also dass die Stimme, Bassgitarre, Kick und Snare meistens aus der Stereomitte kommen und gerade im Pop/RockBereich die Gitarren häufig hart links und rechts im Stereobild liegen.

Das entspricht natürlich nicht wirklich der Realität! Eine Band im Proberaum oder beim Konzert, selbst ein Drumset klingt im echten Leben ganz anders als auf Platte. Jedoch wollen oder erwarten wir in gewisser Weise, dass eine Platte so oder so ähnlich klingt. Beim Film ist es nicht anders: Gerade im Dokumentarfilm versuchen wir, Dinge audiovisuell abzubilden, deren Klang uns aus dem alltäglichen Leben bekannt ist. Wir wissen, wie es sich anhört, wenn sich zwei Menschen in einem Raum unterhalten oder wie es klingt, wenn man eine Getränkedose öffnet oder eine Straßenbahn vorbei fährt. Nur hören Mikrofone anders als das menschliche Gehör, das bestimmte Signalanteile fokussieren und andere ausblenden kann.

Außerdem haben wir auch hier Hörgewohnheiten, die wir aus dem Fernsehen und aus Filmen erlernt haben und die es zu berücksichtigen gilt. Auch die Gestaltung des Tons für einen Film ist die Erschaffung einer künstlichen Klangwelt. Hier ist die Arbeit am Mix eher mit der an einem Hörspiel zu vergleichen als mit der an einer Studioaufnahme einer Band.

Ein Beispiel wäre die räumliche Darstellung des im Bild zu Sehenden beim Dialog zwischen einem oder mehreren Protagonisten. Auch hier kann man z. B. das Panning an die Position der Charaktere im Bild anpassen: Person A ist im Close-Up zu sehen und wahrscheinlich in der Mitte des Stereobildes, Person B beginnt seine gesprochene Zeile im Off (also außerhalb des Bildes), noch bevor das Bild auf Person B wechselt. Der Dialog könnte, während Person B noch im Off ist, zu einer Seite gepannt sein und erst beim Umschnitt des Bildes in die Stereomitte springen. So emuliert man den gewohnten, natürlichen Eindruck, den man bekommt, wenn man selbst bei dieser Konversation anwesend wäre: Man hört Person A zu, jemand beginnt zu sprechen, und man dreht erst in diesem Moment seinen Kopf zur neuen Person B und hört, was diese sagt. So verstärkt man ein möglichst plausibles Bild, welches versucht, die Realität nachzubilden.

Mit dem gezielten Einsatz eines EQs kann man diesen Effekt noch verstärken. So wirken Geräusche mit mehr Bassanteil zum Beispiel näher am Betrachter als Geräusche, die eher »dünn« klingen und weniger Bass haben. Generell gilt: Was im Bild zu sehen ist, sollte lauter und deutlicher sein. Dies kann (und sollte) sich je nachdem, was im Bild zu sehen ist, natürlich dynamisch andauernd ändern.

Um solche Ansätze verfolgen zu können und die nötige Flexibilität zu bekommen, benötigt man im besten Fall natürlich auch entsprechendes Soundmaterial. Am besten liegt dieses Material auch getrennt vor und nicht nur auf der Masterspur der Kamera oder des Fieldrecorders. Je mehr separate Audioclips man in der Post-Production zur Verfügung hat, desto kreativer kann man im Mix werden. Das gilt für die bereits angesprochenen Atmo-Aufnahmen einer jeden Location (also längere Mitschnitte der natürlichen Hinter grundgeräusche einer Szenerie) sowie für auf getrennten Spuren aufgenommene Sprach – mikros. Eine Auswahl verschiedener Geräusche vor Ort aufzunehmen (nehmen wir hier das vorbeifahrende Auto als Beispiel) hilft später bei der Montage des Materials dabei, jeder Szene die richtige Soundkulisse zu verpassen.

Apropos gesprochenes Wort

Bei der Klangbearbeitung des Dialogs sind im Mix eigentlich keine Grenzen gesetzt, solange die Sprachverständlichkeit und die gewünschte zum Bild passende Wirkung im Fokus stehen. In den meisten Fällen reichen hierfür einfache Mittel, wie EQ und Kompression. Falls es dem gewünschten Gesamteindruck und dem Setting zuträglich ist, kann man auch durch die gezielte Verwendung von nachträglich hinzugefügten Hall- Effekten den räumlichen Eindruck einer Szene weiter unterstützen, den die Bilder bereits suggerieren. Die Hauptsache bei jeder Mixentscheidung sollte aber immer sein: Unterstützt es die Bildwirkung? Hilft es der Stimmung und/oder der Story? Dann frohes Mixing.

Interview mit Max und Philipp von Astairre, der Band, die Ehrenfeld Sessions produziert — ein Update über die laufende Produktion:

Wie ist der Stand der Dinge? Wo in der Produktion befindet ihr euch gerade?

Max: Noch befinden wir uns in der konkreten Filmproduktion, also wo noch aktiv gefilmt wird. Wir haben den Spätsommer bis jetzt genutzt, um einiges an zusätzlichem Material anzusammeln und auch, um auf einige Dinge, die hier vor Ort passiert sind, reagieren zu können. Da wäre beispielsweise die c/o Pop zu nennen, das ist ja ein wichtiges Happening für den Standortfaktor Musik in Köln. Dort sind auch einige Acts und Künstler aufgetreten, die wir eh für die Dokumentation auf dem Schirm hatten. Sowas muss man natürlich einfangen, um für den finalen Schnitt eine gute Materialbreite zu haben.

Philipp: Darüber hinaus kann man nie genug coole Atmo-Shots sammeln. Das war uns auch insbesondere mit Blick auf den ersten Trailer wichtig, den wir bald veröffentlichen werden. Das ist ja quasi ein Abbild des Films, welches Lust auf mehr machen soll. Da bin ich schon sehr gespannt auf die ersten Reaktionen …

Max: Die Band-Sessions sind nun alle vollständig abgedreht, was schon mal super ist. Hier und da war die Terminierung und Koordination gar nicht so einfach, da musste man dann schon mal ordentlich anschieben. Da – bei hätten wir es eigentlich selbst wissen sollen: Es sind doch Musiker wie wir auch. (lacht)

Philipp: Zudem haben wir uns ein Team aus fixen Kameramann-Leuten organisiert, was sehr wichtig und hilfreich war. Alles alleine zu schaffen ist schlicht und ergreifend nicht machbar. Ein Großteil der Arbeit geschieht in den Abendstunden, also parallel zum eigentlich Job, und da ist es dann einfach unheimlich entlastend, wenn man ein paar fähige Leute an der Kamera am Start hat, die uns dabei helfen, die O-Ton-Interviews abzudrehen. Das ist auch der Großteil der Arbeit, die noch beim aktiven Filmen zu tun ist.

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Philipp Kleinebrahm, Gitarre und Vocals bei Astairre (Bild: Matthias Zerres, Archiv)

Welche Interviews habt ihr denn beispielsweise gedreht?

Max: Als wir als Band, also mit Astairre, auf der Get-Addicted-Party Ende September hier gespielt haben, war es natürlich naheliegend, mit Daniel, dem Veranstalter, zu sprechen. Die Get-Addicted ist in Köln eine Institution in Sachen Rockparty wie auch Daniel selbst. Dann haben wir beispielsweise den WahlKölner Ingo Knollmann von den DONOTS vor dem Sonic Ballroom, seiner Lieblingskneipe, zum Interview getroffen. Oder aber unsere Kumpels von AnnenMayKantereit bei ihrem Tourabschluss hier in der Gegend. Man kennt sich halt immer irgendwie über ein paar Ecken oder hat gemeinsame Freunde − das ist ja das Schöne hier vor Ort, es ist alles ein bisschen kleiner und persönlicher als vielleicht in Berlin oder Hamburg. Und das ist gleichzeitig auch ein Ansatz des Films.

Philipp: Es ist halt sehr spannend zu sehen, welche persönlichen Perspektiven es zum Thema »Köln und Musik« gibt. Da gibt es natürlich die Band-Seite, aber eben auch die Business-Seite. Interessanterweise fallen die gar nicht so unterschiedlich aus. Wenn aber beispielsweise AnnenMayKantereit erzählen, wie sie als junge Band in den Straßen dieser Stadt − wortwörtlich − groß geworden sind, dann ist das natürlich einfach eine außer – gewöhnliche Sache. Lustig fand ich auch ein Interview mit der Punkrockband Koeter. Das hatten wir spontan einfach noch mitgemacht, weil die im Sonic Ballroom gespielt haben, als wir das Interview mit Ingo von den DONOTS draußen vor dem Laden gefilmt haben. Die hatten einfach so eine klassische Anti-Alles-Attitüde, dabei kamen halt sehr polarisierende Statements raus. Auch wenn ich davon jetzt nicht alles geteilt habe, sind solche Positionen durchaus wichtig. Aus irgendeinem Grund scheint ihnen aber Köln durchaus als Stadt zum Musikmachen zu gefallen. Ist ja auch schön hier! (lacht)

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Max Braun, Schlagzeuger von Astairre (Bild: Matthias Zerres, Archiv)

Wie geht’s nun weiter?

Max: Wir haben den Großteil des aktiven Drehens in Kürze abgeschlossen. Ein paar Sachen wird man hier und da immer noch ergänzend abdrehen oder noch einmal zusätzlich einfangen müssen, das ist schon klar. Für den Abschluss der Dreharbeiten haben wir auch einen schönen Lichtblick geplant: einen Karaoke-Abend, wo sich Ehrenfeld-Sessions-Teilnehmer treffen und gemeinsam bei vielen Getränken nach Lust und Laune singen. Könnte auf jeden Fall ziemlich witzig werden und wird natürlich auch für den Film dokumentiert. Ich sehe mich schon Arm in Arm mit Fabi von Neufundland 80er-Klassiker trällern. Man darf gespannt sein − wird werden berichten!

Volley

Vier Typen und eine Dame machen schnörkellosen Garage/Surf/Pop-Punk. Wummernder Bass, rumpelige Drums, schrammelige Gitarren und 70s-Synth-Flächen — das Gute kann so einfach sein. Zur Bandgründung 2013 gab’s direkt ein Tape und eine Vinyl-EP, mit Songs wie Teenagers Fucked Up In Love, Wanna Wanna oder Have Fun, dem bandzugehörigen Leitmotiv. Denn: Volley is fun! Ihre Musik ist eine Konglomerat-artige Hommage an verschiedenste Dinge, beispielsweise die Vorliebe zum analogen Sound, der Hang zum Trash, zum Rock’n’Roll, zu San Francisco und Kalifornien, zum Psychedelic der 70er-Jahre — somit könnte ihre Musik bestens der Soundtrack eines Second-Hand-Schallplattenladens sein.

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(Bild: Matthias Zerres, Archiv)

Volley klingen unperfekt und organisch, was sie gleichzeitig sehr authentisch und erfrischend erscheinen lässt: Eben eine richtige Band mit Spielfreude und Bock auf das, was sie da macht und den Leuten teilt. Gemeinsam mit den anderen Session-Bands KMPFSPRT und Astairre, den Produzenten von Ehrenfeld Sessions, bilden sie die Rock-affine Seite des Films ab. Übrigens ist nach Bandeigener Aussage mit dem Kölner Quintett immer zu rechnen, wenn’s Bier gibt. Das sind die richtigen Wertmaßstäbe für eine Rockband!

Ehrenfeld Sessions

Auf der Suche nach kreativen Lösungsansätzen, die helfen sollen, einer stagnierenden Veröffentlichungssituation zu entgehen, kann manchmal etwas völlig Neues entstehen. So wie ich Falle der Kölner Band Astairre, die nun einen Dokumentarfilm über ihre lokale Musikszene dreht. Eine Geschichte über den Zusammenhalt einer Musikszene, über Selfmarketing und DIY-Produktion — mit 100% Lokalkolorit: die Ehrenfeld Sessions.

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