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Erin Tonkon gehört zu den Senkrechtstartern im Musikgeschäft. Die junge Dame hatte das Glück, schon relativ früh bei einem großen Major-Projekt involviert zu sein: das Album „Black Star“ von David Bowie. Wir trafen die 25-jährige auf der Musikmesse in Frankfurt auf ein kurzes Gespräch.
Du bist ja bereits 3 Jahre die Tonassistentin von Tony Visconti. Wie kam es zu diesem Kontakt?
Nach dem College habe ich in verschiedenen Recording Studios gearbeitet. Danach bin ich zum Clive Davis Institute in New York gegangen. Da ich meine Praktika ja bereits absolviert hatte riet man mir, einen Mentor zu suchen. Zufälligerweise konnte einer der Professoren Kontakt zu meinem persönlichen „Hero“ Tony Visconti herstellen und nach einem kurzen Gespräch bot der Produzent mir den ersten Job an: David Bowie. Anfangs war ich sehr nervös, aber David besitzt ein Talent Menschen zu beruhigen.
Du warst somit auch bei der Produktion des Albums „Black Star“ beteiligt. Beschreib doch mal die Arbeitsweise von David, Tony und dir.
Die meiste Zeit waren wir nur zu dritt im Studio und haben an den Demos gefeilt, welche dann Donny McCaslins Band einspielte: Drums, Saxophon, Keyboards, Bass. David kannte die Band zuvor nur von einem Youtube-Video und war total begeistert. Die Scratch Vocals sang David bei Magic Shop in New York ein. Danach nahmen Tony und ich Gesang und Gitarren-Overdubs auf und haben an der Mischung gearbeitet. Auch wenn Tony und David als Co-Produzenten fungierten, war es ein sehr kollaboratives Verhältnis zwischen uns drei. Sehr cool, dass auch meine Meinung zählte.
Auf dem Album erscheint dein Namen sogar bei den Credits für Backing Vocals…
Ja, das erste Mal sang ich für die Bonus Tracks „The Next Day – Atomica“. Damals war ich nur ein paar Monate dabei und David fragte, ob ich singen könne. „Ich treffe den Ton ganz gut“ war meine Antwort und schon schickte er mich in die Vocal Booth. Das war eine interessante Erfahrung, da ich sonst nur auf der anderen Seite der Glasscheibe bin.
Später bei „’Tis A Pitty She Was A Whore“ auf „Black Star“ lief das ganz ähnlich ab. Allerdings musste ich bei meinen Spuren mit vielen Tricks und Crossfades nachhelfen, während David, der viel älter als ich ist, das alles problemlos ohne Editing schaffte. Aber es war mir eine große Ehre und ich habe viel gelernt, denn David ist wirklich gut im Vocal Coaching.
Tom Elmhirst hat das Album im Electric Lady Studio gemischt. Warst du auch oft dabei?
Ja, die grundlegenden Mixes haben wir selbst gemacht und dann die Pro Tools Session zu Tom gebracht. Ich bin für jeden Song mit einer Festplatte durch New York gelaufen, wie ein Geheimagent. Ich habe immer gebetet, dass ich doch bitte gerade jetzt nicht ausgeraubt werde.
David referenzierte sehr oft das Album „To Pimp A Butterfly“ von Kendrick Lamar. Die Sounds darauf knallen wirklich sehr. Vielleicht ist es nicht ganz einfach, Ähnlichkeiten herauszuhören, aber wir alle wussten auf was zu achten war. Der Mix war ein sehr fließender Prozess, bei dem wir Elemente nach mehreren Durchgängen noch hinzugefügten oder entfernten. Letztendlich haben Tom und sein Assistent einen sehr guten Job gemacht und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Das Mastering fand danach bei Sterling Sound statt. Erzähl doch mal.
Tony und ich waren bei der Session von Mastering-Engineer Joe LaPorta dabei. Dort wurden natürlich auch separate Master für Vinyl ausgespielt. Joe ist ein brillanter Engineer, der wirklich auf den Produzenten hört und dessen Vision versteht.
Sehr tolle Arbeit, besonders weil es sich um ein relativ kompliziertes Album handelt. Zwar sind viele Rock-Elemente dabei, die sehr druckvoll klingen sollen. Auf der anderen Seite ist der fein nuancierte Anteil ebenso wichtig.
Du hast eine eigene Website, auf der du deine Dienste als Musikproduzent und Engineer anbietest. Hast du vor, dich demnächst selbstständig zu machen, oder bleibst noch ein paar Jahre bei deinem Mentor?
Ich versuche beides zu vereinen. Tony unterstützt mich sehr, in seine Fußstapfen zu treten. Als er noch selbst einen Mentor hatte, Denny Cordell, ging Tony auf die Suche nach Bands, die er eigenständig produzieren konnte.
So mache ich das auch, da ich das Gelernte in die Praxis umsetzen möchte – als Produzent. Meine Arbeit mit Tony konzentriert sich ja eher auf Engineering und Mixing, dennoch arbeite ich gerne weiterhin mit ihm solange er möchte.
Tony hat zusammen mit Eventide ein neues Plug-In auf den Markt gebracht. Was weißt du darüber?
Das Plug-In heißt „Tverb“ und ahmt das Vocal-Setup von „Heroes“ nach. Es simuliert die Hansa Studios und drei Mikrofone, die frei im Raum zu positionieren sind. Da bei der Aufnahme des legendären Songs nur noch eine Spur frei war, entwickelte Visconti eine besondere Technik um Davids Performance einzufangen. Ein zweites Mikrofon stand damals etwa 4,5 Meter vom ersten entfernt. Das dritte Mikrofon befand sich noch weiter hinten an der Rückwand des Studios. Tony schliff Noise Gates auf dem zweiten und dritten Mikrofon ein, die sich nach und nach öffneten, je lauter David sang.
Ich benutze Tverb aber nicht nur für Vocals, sondern auch gerne um Drums, Bläser oder Gitarren räumlicher zu gestalten. Da auch Kompressoren mit an Bord sind, bestehen sehr viele Möglichkeiten. Mir als Engineer ist es besonders wichtig, dass die CPU-Auslastung möglichst niedrig bleibt. Im Gegensatz zu vielen anderen Raumsimulationen kann ich von Tverb eine Vielzahl von Instanzen öffnen, ohne dass mein Computer abstürzt.
www.erintonkon.com
Interessante Arbeitsinfo. Schade, dass die hübsche Frau so rein schaut, als hätte sie bitteres gegessen:-) Danke für das Interview!
ist doch scheissegal wie sie dreinschaut, scheinbar macht sie nen guten Job – das wär eigentlich die main info hier