Neue Zeiten, neue Wege

HDTV und Surround: Anixe Entertainment

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(Bild: Jörg Küster, Anixe Entertainment)

Mit einem frischen Konzept unter Ausnutzung sämtlicher Möglichkeiten der aktuellen Audio- und Videotechnik möchte das inhabergeführte Unternehmen Anixe Entertainment neue Wege beschreiten. Ein HDTV-Fernsehkanal, Handy-TV (DMB), Web-Services, Musikproduktionen in Stereo und Surround sowie Filmton-Mischungen stehen bei dem Mannheimer Start-up gleichermaßen im Fokus und lassen ausgeprägte Synergien erwarten.

Beheimatet ist Anixe Entertainment im „Musikpark Mannheim”, einem im März 2004 eröffneten Existenzgründerzentrum für die Musikwirtschaft im Hafengebiet des Stadtteils Jungbusch nahe der allseits bekannten Popakademie Baden-Württemberg. Auf 4.300 qm haben sich hier knapp 40 Unternehmen niedergelassen; das moderne Gebäude wurde mit Fördermitteln der EU, der Stadt Mannheim und des Landes Baden-Württemberg errichtet. Anixe Entertainment belegt im „Musikpark Mannheim” einen Großteil des weitläufigen Erdgeschosses, welches im Lauf des vergangenen Jahres aufwändig gemäß den Bedürfnissen des Unternehmens umgebaut wurde. Vom zentralen Korridor mit seinen hohen Sichtbetonwänden führen zahlreiche Türen zu den diversen Studio- und Verwaltungsräumen, in denen seit der Aufnahme des regulären Geschäftsbetriebs rund 30 Mitarbeiter tätig sind.

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Anixe HD

Anixe HD soll ab Anfang Mai 2006 unverschlüsselt über ASTRA 19,2 Grad Ost zu empfangen sein. Das Programm wird in SD und HD (Simulcast-Betrieb) ausgestrahlt; die Finanzierung erfolgt über Werbung im Gewand von Branded-Entertainment mit ungewöhnlich langen Spots. Im Zentrum des Programmangebotes stehen Musik, Kinomagazine, Reisereportagen, Sport und Spielfilme. Anixe HD zeigt HD-Material, das in 1.080i produziert oder von 35-mm-Film in entsprechender Auflösung abgetastet wurde, wobei die Tonwiedergabe in Surround erfolgt – bei Sat.1 und ProSieben wird das frei empfangbare HD-Material derzeit mit Ausnahme von Sondersendungen noch per Up-Conversion generiert. Das Sendesignal wird bei Anixe HD in MPEG4/H.264 codiert und via DVB-S2 ausgestrahlt. Zum Empfang des hochaufgelösten Videosignals ist ein aktueller HDTV-Receiver (derzeit Humax oder Pace, weitere Firmen sollen folgen) erforderlich; ältere Sat-Receiver oder herkömmliche DVB-S-Karten für den PC können Anixe HD nicht wiedergeben. Aktuelle Informationen finden Interessenten unter www.anixehd.tv.

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Im Gespräch mit Sound & Recording (von links): Stefan Müller (Toolbox Music), Hendrik Wilhelms (Toolbox Music), Nicolaas Jan Deiker (Digidesign, Sales-Manager EMEA), Marco Lapidakis (Anixe Entertainment), Kai von Garnier (SMM), Guido Apke (Tontechnik Guido Apke), Tim Harrison (Digidesign, European ICON Sales-Manager) (Bild: Jörg Küster, Anixe Entertainment)

Neue Business-Perpektiven

Betrieben wird Anixe Entertainment von Emmanouil Lapidakis (siehe auch Interview) und seinem Sohn Marco, die unlängst in der Reisebranche für Furore sorgten: Ausgehend vom einem der beliebtesten Reiseportale im deutschsprachigen Internet („www.lastminute.de”) unterhielten Vater und Sohn den zwischenzeitlich eingestellten Fernsehsender „lastminute.tv”, der mit einem eigenem Playout (digitale Ausstrahlung über ASTRA) in Eigenregie erstellte Produktionen (Filme über Hotels/Reiseziele) sowie hauseigene Kamerateams Teilbereiche des heutigen Geschäftsmodells bereits vorwegnahm. Mittlerweile sind die vorgenannten Unternehmen verkauft, und die Familie Lapidakis möchte sich neuen Herausforderungen stellen.

Eine dieser Herausforderungen hört auf die Bezeichnung „Anixe HD” (siehe auch eigener Info-Kasten) – ein voraussichtlich ab Mai 2006 via Satellit zu empfangender HDTV-Sender, für den mit einem Info-Trailer auf dem ASTRA-HD-Demonstrationskanal schon kräftig die Werbetrommel gerührt wird. In enger Zusammenarbeit mit SES ASTRA wird über die Testschleifen eruiert, in welcher Qualität das MPEG4-codierte Signal vom Satelliten auf die Settop-Boxen gelangt – alle Beteiligten betreten mit der HDTV-Übertragung unter technischen Gesichtspunkten Neuland!

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„Die Ausstrahlung wird bei Anixe HD gemäß des Sendernamens in HD-Qualität erfolgen – das ist der Mehrwert!”, erläutert Marco Lapidakis dazu, der von der Fußball-WM entscheidende Impulse für eine weitere Verbreitung von HDTV erwartet. „Ich rechne frühestens im Jahr 2008 mit Sendern, die pur in HD ausstrahlen”, führt der junge Geschäftsführer weiter aus und betont, dass er damit nicht lediglich „aufpolierte” SD-Signale meine. Laut Lapidakis ist das Feedback, welches bislang zu den Demo-Ausstrahlungen von Anixe HD eingegangen ist, durchweg sehr gut, und so blickt man in Mannheim optimistisch in die Zukunft. Der Name „Anixe” (griechisch: „öffnen”) steht laut Marco Lapidakis übrigens für einen „offenen Geist”, was als probate Metapher für den Spirit des inhabergeführten Unternehmens betrachtet wird.

Ein besonderes Faible von Marco Lapidakis stellt die Musikproduktion dar, für welche bei Anixe Entertainment eine perfekte Infrastruktur zur Verfügung steht. Neben der reinen Tonproduktion ist besonders die Möglichkeit interessant, gleich auch einen professionellen Videoclip für einen Song zu erstellen, der – selbstverständlich! – auf dem eigenen Sender in Dauerrotation zu sehen sein wird. Dass der Aufbau junger Künstler darüber hinaus gemäß den Maximen des Branded-Entertainments auf Schritt und Tritt begleitet und in Form entsprechender Dokus seinen Niederschlag finden wird, darf als gesichert gelten!

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Zwei übermannsgroße Racks im Maschinenraum (Bild: Jörg Küster, Anixe Entertainment)

Toolbox Music meets Anixe

Die Musikproduktion liegt bei Anixe Entertainment in den bewährten Händen von – Hendrik Wilhelms und Stefan Müller, die den Lesern dieses Magazins eventuell als das Produzententeam von Toolbox Music bekannt sind. Der Kontakt zu Anixe Entertainment kam über einen Mitarbeiter von Emmanouil Lapidakis zu Stande; eine weitere Querverbindung ergab sich über Christian Sommer, seines Zeichens Geschäftsführer von Musikpark Mannheim und ehemaliger Manager von Toolbox Music (sowie von Costa/Lucas Cordalis und Masterboy). „Von der chemischen Komponente her funktioniert es bestens zwischen uns”, sagt Hendrik Wilhelms über das Verhältnis der Toolbox-Produzenten zu Marco Lapidakis und berichtet ausgiebig über die Zeit vom ersten „Beschnuppern” bis zum aktuellen Teamwork im Anixe-Tonstudio.

Wilhelms und Müller verfügen bei Anixe Entertainment über eine eigene Pre-Production-Suite, in der mit unzähligen Software-Sythesizern sowie Logic/Pro Tools kreativ gearbeitet wird. Als einzige Hardware sind ein Masterkeyboard von CME sowie der tastatur- und reglerbewehrte „Dongle” einer Korg „Legacy Collection” vorhanden, was sich künftig allerdings noch ändern soll: Eine Migration der Hardware-Bestände aus den Toolbox-Räumlichkeiten in Waldorf ist geplant, da sich laut Hendrik Wilhelms diverse analoge Klangerzeuger und Peripheriegeräte digital immer noch nicht in letzter (Klang-) Konsequenz emulieren lassen. Abgehört wird in der Pre-Production-Suite über ein 5.1- Lautsprecherset von Tannoy (Reveal), das via Monitor/Talkback-Unit (Estec MTU MK II) angesteuert wird. Neben Stereo-Mixes sollen künftig auch musikalische Surround-Produktionen erstellt werden, und als ein mögliches Fernziel werden Club-Tracks in Surround angepeilt, bei denen die Party-People laut Stefan Müller am Ende des Abends bei entsprechenden Visuals „im Sound-Gewitter den Klimax erleben” können.

Produktionen lassen sich bei Anixe Entertainment mit Blick auf eine effiziente Raumnutzung per Knopfdruck frei zwischen großer Regie und Pre-Production-Suite hin und her schalten, was auch für Videosignale gilt: Alle Räume sind via SDI-Kabel vernetzt, wobei die Videosignale dank einer zentralen Kreuzschiene mittels einer Browser-Bedienoberfläche beliebig geroutet werden können. Nicht ganz unerwartet denken die Musikproduzenten laut über eine Kooperation mit der nahe gelegenen Popakademie Baden-Württemberg nach: Absolventen sollen die Möglichkeit erhalten, das gut ausgestattete Studio von Anixe Entertainment zu nutzen, was den Studiobetreibern im Gegenzug einen direkten Zugriff auf hoffnungsvolle Talente in Aussicht stellt. Auch wird es möglich sein, dass Auszubildende der Popakademie ihre Festplatten mit Vorproduktionen zwecks finaler Bearbeitung ins Anixe-Studio mitbringen.

Regie

Die große Regie von Anixe Entertainment erreicht in Sachen „Wow-Faktor” Maximalwerte: Wenn das beliebte Bonmot, dass „schöne Studios besser klingen”, tatsächlich ein Körnchen Wahrheit in sich trägt, darf man auf die Musikproduktionen aus diesem Hause höchst gespannt sein! Für die Akustik in der Regie zeichnet die Münchner Akustikund Studioplanungs GmbH (ACM) unter Federführung von Michel Schreiber verantwortlich, die hier augenscheinlich ganze Arbeit geleistet hat: Der Raum wird den Anforderungen der Musikproduktion vollauf gerecht, aber auch Filmtonmischungen können hier ohne jede Einschränkung realisiert werden. Den Beleg für Letzteres liefern Zertifikate von Dolby (www.dolby.com) und THX (www.thx.com); die entsprechenden Plaketten werden von den Studiobetreibern stolz präsentiert und sind beim Eintritt in die Regie unübersehbar. Dass der Weg zur Zertifizierung auf Teilstrecken hürdenreich war, klingt im Gespräch an einigen Stellen durch.

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Die Pre-Production-Suite (Bild: Jörg Küster, Anixe Entertainment)

Für die gesamte Audioverkabelung des Studiokomplexes waren Guido Apke (Tontechnik Guido Apke, Düsseldorf) und sein Assistent Oliver Gregor verantwortlich, die jenseits einer 08/15-Lösung diverse kreative Ideen einbrachten und unerwartete Verkabelungshindernisse erfolgreich ausräumen konnten. Apke war im Auftrag der Firma SMM tätig, die als Generalunternehmer mit der audiotechnischen Planung und Ausstattung des Studios beauftragt war. „Unser Ausgangspunkt war ein festgelegtes Budget.Von dieser Summe X aus haben wir uns vorgetastet, verschiedene Modelle entwickelt und uns letztlich auf die nun installierte Basis versteift”, berichtet Marco Lapidakis über die Planungsphase. „Das erste Gespräch fand im Dezember 2004 statt”, ergänzt Kai von Garnier, der als Studioplaner und Projektleiter für die Planung und Umsetzung des komplexen Technikkonzepts verantwortlich war. „Das endgültige Setup wurde dann im März 2005 in Abstimmung zwischen Anixe Entertainment, den Leuten von Toolbox Music und SMM verabschiedet.”

Zentraler Blickfang der Regie ist eine riesige Digidesign D-Control mit 48 Fadern, bei der es sich um die bislang größte in Deutschland installierte Steueroberfläche eines ICON-Systems (siehe auch Info-Kasten) handelt. Von hier blicken die Toningenieure auf eine 2,8 × 5 Meter große Leinwand (Screen Research), die nicht nur als Projektionsfläche für Filme, sondern auch als elektronisches „Fenster” zum Aufnahmeraum dient. Bei unserem Besuch konnte man auf der Leinwand den oftmals unterschätzten Shaham Joyce (ehemals Brosis) beim Einsingen eines Tracks in mehrfacher Lebensgröße sehen, was im Gegensatz zur sonst im Tonstudio üblichen „Aquarium-Situation” ein durchaus ungewöhnliches Erlebnis ist.

„Das ICON-System war bei unseren Vorgaben unabdingbar, da wir bei Anixe Entertainment die Bereiche Post-Production und Musikproduktion gleichermaßen abdecken wollen”, sagt Hendrik Wilhelms. „Die Entscheidung mit beeinflusst hat Professor Udo Dahmen (Drummer von Kraan, Leiter der Popakademie Baden-Württemberg; Anm. d. Red.), der auch den Kontakt zu SMM anbahnte.” Zum ICON-System von Anixe Entertainment gehören neben der Mischpultoberfläche D-Control (in der Regie) und Pro Tools-HD Accel (im Maschinenraum) gleich fünf Wandlereinheiten des Typs 192 I/O sowie eine passende MIDI-I/O-Unit, ein SYNC-I/O-Interface und die Monitor-Einheit XMON. Im Aufnahmeraum sind vier Digidesign-Preamps des Typs PRE zu finden, deren Vorverstärkung via MIDI regelbar ist. Guido Apke berichtet, dass zur MIDI-Übertragung keine separaten Kabel verlegt wurden, sondern der Transport der Steuerdaten über die normalen Multicores erfolgt, was trotz einer Wegstrecke von immerhin 65 Metern problemlos funktioniert. Bei der Verkabelung des Studios kam laut Apke ausschließlich Material von Sommer Cable zum Einsatz.

Der umfangreichen Ausstattung mit hochwertigen Plug-ins für Pro Tools zum Trotz befindet sich in der Regie ein mit analoger Peripherie bestücktes Siderack, dessen Zusammensetzung Kenner in Verzückung versetzt: sechs API 525 Kompressoreinschübe plus vier 550b-Vierband-EQs in einem 19″- Frame (500V), ein Chandler TG-1-Limiter aus der Abbey Road Special Edition, ein Smart Research C2-Kompressor sowie zwei Tube-Tech CL 1B hätte wohl jeder Audio-Aficionado gerne im Rack. Die analogen Prozessoren sind im Maschinenraum über eine Patchbay frei verschaltbar und können sowohl bei der Aufnahme als auch beim Mixdown herangezogen werden, was auch für ein System 6000 mit Reverb- und Dynamik-Algorithmen von TC Electronic gilt.

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Im Aufnahmeraum: Die Musiker können das Geschehen in der Regie über einen TFT-Monitor verfolgen. Im Rack befinden sich u. a. vier PRE-Vorverstärker von Digidesign. (Bild: Jörg Küster, Anixe Entertainment)

Zum Abhören der Mischung stehen in der Regie zwei unterschiedliche Lautsprechersysteme bereit: Für Kinomischungen wird ein großes JBL-Setup bemüht, das zu den Formaten Dolby Digital Surround EX, DTS-ES und SDDS (www.sdds.com) sowie den „kleineren” Surround-Formaten von Dolby und DTS kompatibel ist. Hinter der akustische transparenten Leinwand des Studios verbergen sich fünf auf einem Unterzug platzierte JBL-Kinolautsprecher (L/LC/C/RC/R), die durch zwei voluminöse 18″-Subwoofer (JBL 4645 C) ergänzt werden. Seitlich und hinter dem Pult sind insgesamt sechs Surround-Lautsprecher (JBL 8340 A) angebracht, die über eine Matrix je nach gewünschtem Surround-Format adressiert werden. Die zugehörigen Endstufen (Crown) wurden wegen ihrer Lüftergeräusche in den Maschinenraum verbannt und nicht direkt neben die Boxen gestellt, wo sie im Sinne einer verlustfreien Signalübertragung optimal platziert gewesen wären. Guido Apke wählte für die Anbindung passend dazu Kabel mit besonders großen Querschnitten.

Dank angeflanschter Bryston-Endstufen wird die Musik-Abhöre von solchen Problemen nicht tangiert: Zum Einsatz kommt ein 5.1-System des englischen Herstellers PMC (5 × PMC IB2S-A plus SB100-Sub unter dem Pult), das in einer vergleichsweise geringen Entfernung zum Mischplatz gemäß ITU-Empfehlung angeordnet ist. Als stereophone Nahfeldlösung dienen zwei RevealActive-Monitore von Tannoy, die nahe der Meterbridge aufgestellt sind. „Der Vorschlag zur Installation der PMC-Systeme kam von SMM”, berichtet Stefan Müller. „Das Mischen mit diesen Boxen macht Spaß, Langzeithören strengt nicht übermäßig an.” Beide Surround-Abhören in der Regie sind ebenso wie der Raum von THX zertifiziert: Das JBL-System besitzt das „große” THX-Zertifikat, während die PMC-Systeme den Anforderungen des pm3-Programms (www.thx.com/mod/services/pm3.html) gerecht werden.

Eine besondere Überraschung hält der an die Regie angegliederte Maschinenraum bereit: Außer zwei mannshohen Technik-Racks ist hier ein 35-mm-Filmprojektor (Kinoton FP 38 EC II) zu finden, der über einen Synchronizer von Colin Broad vom Mischpult aus gesteuert werden kann. In den Racks befinden sich neben den bereits erwähnten Geräten zwei Apple-Rechner (Logic/Pro Tools mit 64-Bit Expansion Chassis) samt Massenspeichern von Glyph sowie ein Nanosyncs-Prozessor von Rosendahl als zentraler Taktgeber. Der obligatorische Dolby-Prozessor (CP 650 D inkl. 790-Surround-EX-Karte) darf ebenso wie die vorgeschriebene Mastermaschine (Tascam DA-88) nicht fehlen. Ob Letztere in Zeiten kostengünstiger Harddisks und hoher Audio-Auflösungen tatsächlich notwendig ist, sei einmal dahingestellt – ohne den digitalen Achtspur-Recorder und eine Möglichkeit zum Hinterband-Hören wird einem Studio jedoch nach wie vor keine Dolby-Lizenz erteilt.

Aufnahmeräume

Der große Aufnahmeraum von Anixe Entertainment gefällt mit Parkettboden, einem hellen Interieur und einer variablen Akustik: Schwere Molton-Vorhänge können hier beliebig drapiert werden, flexible Aufstellwände ermöglichen eine akustische Trennung der aufnehmenden Musiker, und rundum an den Wänden befestigte Breitbandabsorber lassen sich dank Klettband-Montage bei Bedarf leicht entfernen. Eine umfangreiche Mikrofonsammlung mit diversen Preziosen (Neumann, Brauner, Microtech-Gefell etc.) wurde anlässlich der Studio-Eröffnung neu angeschafft, so dass selbst Band-Konstellationen mit vielen gleichzeitig aufnehmenden Musikern bestens versorgt werden können. Die akustische Planung des Aufnahmeraums oblag Markus Bertram (MB-Akustik, Osnabrück) und Toolbox Music. Vorteilhaft ist sicher der trapezförmige Grundriss des Raums, dessen Höhe von etwa fünf Meter zudem auch ungewöhnlichere Mikrofonaufbauten ermöglicht.

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Sideracks im Regieraum: Erlesene analoge Peripheriegeräte (Bild: Jörg Küster, Anixe Entertainment)

Statt in eine Wallbox werden die Mikrofone im Aufnahmeraum auf ein Patchfeld in ein 19″-Rack gesteckt, das neben Kopfhörerverstärkern von Behringer gleich vier edle PRE-Vorverstärker von Digidesign enthält. Die vorverstärkten Signale werden aus den Preamps analog in den Maschinenraum geführt, damit eine Einbindung der bereits erwähnten Analogperipherie möglich ist. Während man in der Regie die Künstler bei der Aufnahme über die riesige Leinwand beobachten kann, lässt sich im Aufnahmeraum das Geschehen in der Regie über einen TFT-Monitor von Dell verfolgen: „Erstaunlicherweise finden die meisten Künstler diese Lösung toll!”, berichtet Stefan Müller. „Sie fühlen sich nicht so ausgeliefert und beobachtet, wie es normalerweise bei einer Scheibe zwischen Regie- und Aufnahmeraum der Fall ist.”

An den Aufnahmeraum angegliedert ist eine kräftig gedämmte Vocal-Booth, deren Boden mit Teppich belegt ist und deren Wände mit 14 Reihen zu je drei Breitbandabsorbern (MB-Akustik) „tapeziert” sind. Die praktische Ausführung lag ebenso wie beim Aufnahmeraum in den Händen von Toolbox Music und Anixe Entertainment; die zu Grunde liegenden CAD-Dateien kamen von Markus Bertram. Die visuelle Kommunikation zwischen Vocal-Booth und Regie wird ebenfalls per Kamera/TFT-Monitor gelöst.

Ausblick

Bei einem Besuch in den Räumen von Anixe Entertainment merkt man rasch, dass sich das Unternehmen in der „heißen” Startphase befindet: Im Mai 2006 soll der reguläre Sendebetrieb von Anixe HD über ASTRA aufgenommen werden, und entsprechend wird an allen Ecken und Enden emsig gearbeitet, eine Konferenz jagt die nächste, und nicht nur im Sekretariat klingeln die Telefone ohne Unterlass. Die besondere Faszination von Anixe Entertainment resultiert jenseits aller Technik zu einem großen Teil daraus, dass hier Kreation, Produktion und Distribution unter einem Dach vereint sind, wobei kurze Wege (im wahrsten Sinne des Wortes …) und augenscheinlich eher flache Hierarchien schnelle Reaktionszeiten ermöglichen sollten. Deutlich spürbar sind der Pioniergeist sowie der frische Wind, der in dem jungen Medienunternehmen durch alle Räume weht, und bei einer abschließenden Betrachtung aller Fakten sowie der Essenz aus Gesprächen mit diversen Mitgliedern des hoch motivierten Teams ist man durchaus geneigt, den breit gefächerten Aktivitäten von Anixe Entertainment einen durchschlagenden Erfolg zu prophezeien!


Gespräch mit Emmanouil Lapidakis

Herr Lapidakis, vor Ihrem aktuellen Engagement bei Anixe Entertainment waren Sie bereits erfolgreich in der Reisebranche tätig.

Ja, ich habe das Internet-Portal „lastminute.de” und parallel dazu den TV-Sender „lastminute.tv” betrieben. Mit Anixe HD möchte ich nun gemeinsam mit meinem Sohn Marco und meiner Tochter Jennifer einen neuen Sender aufbauen, der im Mai offiziell an den Start gehen wird.

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(Bild: Jörg Küster, Anixe Entertainment)

Sie versprechen sich im Hinblick auf HDTV wahrscheinlich positive Effekte von der im Sommer anstehenden Fußball-WM?

Wegen der Fußball-WM werden sich viele Konsumenten und auch Einrichtungen wie beispielsweise Sportsbars HDTV-fähige Receiver zulegen; viele Menschen möchten die WM in hoher Qualität und mit brillanten Bildern sehen.

Welche Marktdurchdringung erwarten Sie in welchem Zeitraum?

In unseren Hochrechnungen wird eine Zahl von 500.000 Receivern Ende 2007 erreicht; relativ schnell werden die Plasmabildschirme und Settop-Boxen dann nur noch die Hälfte ihres aktuellen Preises kosten, was für eine schlagartige Verbreitung von HD im Jahr 2008 sorgen sollte.

Auf welcher Frequenz sendet Anixe HD, und welche Settop-Boxen benötigt man für den Empfang?

Wir senden auf ASTRA 19,2 Grad Ost, wobei gleichzeitig SD- und HD-Programme ausgestrahlt werden. Um Anixe HD zu empfangen, benötigt man eine Box der neuesten Generation, die über einen integrierten MPEG4-Decoder verfügt. Diese Boxen sind seit Anfang Februar 2006 auf dem Markt. Branded-Entertainment wird dem Vernehmen nach ein großes Thema bei Anixe HD sein. Was unsere Music-Clips anbetrifft, werden wir über das Song-Video hinaus die gesamte Produktion in Form von Videotrailern begleiten. Die Werbeformate auf Anixe HD werden Längen von 1:15 Minuten haben, damit man genug Zeit hat, mehr Informationen besser zu verpacken. Bei den traditionellen kurzen Werbeclips lautet die Methode ja „Ich störe Dich so lange bei dem, was Du tust, bis Du mich wahrnimmst”. Bei Anixe HD gibt es hingegen für den Kunden viel mehr Informationen zu einem Produkt, und das Produkt wird auch glaubwürdiger dargestellt.

Sie wollen sich auch im Segment Handy-TV engagieren?

Wir haben an der Ausschreibung der Landessendeanstalten für eine DMB-Lizenz (Digital Multimedia Broadcasting, Anm. d. Red.) teilgenommen. Wir möchten unsere HD-Inhalte parallel zu Anixe HD derart konvertieren, dass sie auch über Handy empfangbar sind – sowohl die Musik-Clips als auch Kinotrailer und News.

Warum gerade DMB?

Samsung und LG haben DMB-fähige Endgeräte angekündigt, die jedoch in Deutschland noch nicht erhältlich sind. Beim Empfang von DMB auf Mobiltelefonen wird im Gegensatz zu UMTS nur wenig Energie am Endgerät verbraucht, so dass man sich mit DMB bis zu sieben Stunden Handy-TV anschauen kann.


Gespräch mit Tim Harrison und Nicolaas Jan Deiker

Die ICON-Installation bei Anixe Entertainment demonstriert recht deutlich, welche Vorteile das Digidesign-System bei einer Verbindung von Musikproduktion und Post-Production mit sich bringen kann. Wir sprachen über ICON mit Tim Harrison (Digidesign European ICON Sales-Manager) und Nicolaas Jan Deiker (Digidesign Sales-Manager EMEA), deren Ansichten zur Situation des deutschen Marktes vermutlich nicht überall auf Zustimmung stoßen werden.

Tim, warum sollten sich Anwender Ihrer Meinung nach für ein ICON-System entscheiden?

Tim Harrison: In ganz Europa ist eine Entwicklung weg von der großen Produktionskonsole und hin zu integrierten Systemen zu beobachten. ICON stellt hier für vergleichsweise geringe Kosten eine hochperformante Lösung mit integrierter DAW zur Verfügung. Das ICON-Konzept stößt überall auf größtes Interesse; in Deutschland lässt die Marktdurchdringung derzeit allerdings leider noch zu wünschen übrig. Anixe Entertainment ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie man ICON nutzbringend einsetzen kann; es handelt sich um die größte bisher in Deutschland installierte D-Control. Europaweit können wir mittlerweile auf 125 installierte D-Control-Einheiten verweisen; weltweit kommen wir auf mehr als 400 Installationen. Derzeit entfallen dabei 30 Prozent auf das Segment Musikproduktion, während 70 Prozent in den Bereichen Film und Post-Production zum Einsatz kommen, was sicher durch die starke Position von Pro Tools in den letztgenannten Bereichen zu erklären ist.

Halten Sie das Segment Musikproduktion für ausbaufähig?

Tim Harrison: Wir sehen ganz klar Potenzial im Musikbereich! Die kommerziellen Studios gehen im Moment durch harte Zeiten, und der Markt verändert sich: Die großen Vermietstudios machen Platz für kleinere Projektstudios, welche oft direkt von den Producern betrieben werden – die Pro-Tools-Anwender sehen wir hier als Zielgruppe für ICON. Wer ein Pult in der Preisregion von ICON erwirbt, erwartet nicht nur exzellente Technik, sondern auch einen qualifizierten Support. Tim Harrison: In Europa kümmert sich ein eigenes Team um die weitere Verbreitung von ICON. Wir haben ein eigenes Service-Department und Produktspezialisten, welche die gleichen Leistungen wie die Hersteller traditioneller Highend-Konsolen erbringen.

Sind bei ICON Modifikationen gemäß individueller Anwenderwünsche möglich?

Tim Harrison: Individuelle Modifikationen kosten eine Menge Geld und stehen nicht im Fokus unserer Tätigkeiten. Kosteneffektive Lösungen setzen heutzutage auf flexible Software-Modifikationen; Customization ist für Digidesign kein Thema.

Wie beurteilen Sie den Markt für ICON in Deutschland ganz konkret?

Tim Harrison: In Großbritannien oder in Frankreich ist die Akzeptanz von ICON weitaus höher als in Deutschland. In Soho (Londoner Stadtteil, Zentrum der europä- ischen Post-Production; Anm. d. Red.) gibt es geradezu einen Run auf ICON; alleine im letzten Quartal haben wir dort fünf große ICON-Systeme installiert. In Deutschland sind wir von so etwas weit entfernt, was uns ein klein wenig beunruhigt – Deutschland könnte den Anschluss verlieren! Natürlich gibt es hier einige Homegrown-Konsolen, die einen eher konventionellen Ansatz verfolgen.

Nicolaas Jan Deiker: Deutschland könnte in gewisser Weise tatsächlich den Anschluss verlieren, und große Production-Companies könnten sich anderweitig orientieren. Sogar in Polen,Tschechien und Russland ist die Akzeptanz von ICON höher als in Deutschland.

Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Nicolaas Jan Deiker: Deutsche Toningenieure scheinen auf gewisse Weise sehr traditionell ausgerichtet zu sein und können äußerst wählerisch agieren. Sie haben eine deutsche Arbeitsweise und eine deutsche Sicht der Dinge, weshalb die lokalen Pulthersteller auch Modifikationen und individuelle Anpassungen ihrer Produkte anbieten – die deutschen Toningenieure mögen das. So etwas lässt sich aber nur zu sehr hohen Preisen realisieren – sinken die Preise, geht der Hersteller pleite, und mit dem Support ist es dann natürlich auch vorbei …

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